Nach der Schlacht im Teutoburger Wald/Kalkriese

Hallo Aragorn,

ich denke du machst es dir etwas schwer mit deiner Eingrenzung der Romanisierung. Diese umfasst weitläufig den kulturellen Übergang von römischen Imperium auf dessen germanischen Nachfolgereiche. Weiterhin ist darin selbstredend der kulturelle Einfluß der römischen Welt auf die germanischen Stämme enthalten, bevor diese das römische Imperium ablösten. Romanisierung beinhaltet nicht zwingend die von dir postulierte Aufgabe der eigenen Identität. Marbod und Arminius waren romanisierte Germanen, aber nicht in dem Sinne, den du ihnen verpassen würdest. Es ist kein "Schimpfwort" und auch nichts verwerfliches sie als romanisiert zu bezeichnen, sondern aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll!

Gruß

Marbod
 
Zuletzt bearbeitet:
Marbod schrieb:
Hallo Aragorn,

ich denke du machst es dir etwas schwer mit deiner Eingrenzung der Romanisierung. Diese umfasst weitläufig den kulturellen Übergang von römischen Imperium auf dessen germanischen Nachfolgereiche. Weiterhin ist darin selbstredend der kulturelle Einfluß der römischen Welt auf die germanischen Stämme enthalten, bevor diese das römische Imperium ablösten. Romanisierung beinhaltet nicht zwingend die von dir postulierte Aufgabe der eigenen Identität. Marbod und Arminius waren romanisierte Germanen, aber nicht in dem Sinne, den du ihnen verpassen würdest. Es ist kein "Schimpfwort" und auch nichts verwerfliches sie als romanisiert zu bezeichnen, sondern aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll!

Ich hab auch nie behauptet, dass "Romanisierung" ein Schimpfwort ist. Ich wollte hier nur den Grad der Romanisierung bei Arminius, Marbod und beispielsweise bei gallo-romanisierten Franken die nach Toxandrien und ins heutige Nordfrankreich eingewandert waren, differenzieren.
 
Aragorn schrieb:
Ich hab auch nie behauptet, dass "Romanisierung" ein Schimpfwort ist. Ich wollte hier nur den Grad der Romanisierung bei Arminius, Marbod und beispielsweise bei gallo-romanisierten Franken die nach Toxandrien und ins heutige Nordfrankreich eingewandert waren, differenzieren.

Klang aber gar nicht nach einer Differenzierung ;) Eher nach Ablehnung. Aber wenn du den Grad meinst, dann gebe ich dir da durchaus recht. Wenngleich du bei Marbod meiner Meinung nach etwas falsch liegst. Der war ziemlich "durchtrieben".
 
Cherusker schrieb:
Eine kleine Ausführung zu diesem Thema:

Zu dem Thema "Moorleichen" gab es kürzlich im Fernsehen einen Bericht. Hier wurde festgestellt, daß die angebliche Mädchenleiche höchstwahrscheinlich gar kein Mädchen war, sondern ein Junge. Auch die Handhaltung soll später zugefügt worden sein.
Dr.Kehne hat zu diesem Thema einen Bericht über die Schwierigkeit der Kategorisierung germanischer Moorleichen verfaßt. Der Tod durch Ertränken ist nicht die reservierte Hinrichtungsart für Frauen gewesen. Die Moorleichen geben keinen Beleg für Ehebruch oder Hurerei wieder. Ganz auszuschließen ist das jedoch nicht, da der Begriff "corpore infames" auch mit ehebrechischen Frauen verwendet werden kann. Allerdings gibt es dann ein weiteres rechtliches Problem. Wer sollte diese Frauen vor der Thingversammlung anklagen, da diese nur für Verbrechen und Schandtaten, die die Gesamtheit des Stammes betrafen, zuständig war? :confused:

Lieber Cherusker,
soviel ich weiß wurde Ehebruch nicht vor die Thingversammlung gebracht, sondern der betrogene Ehemann hatte das recht zu machen, was er wollte. Manche ließen es dabei, ihre untreue Ehefrau den Kopf zu scheren und sie durch das ganze Dorf mit Schlägen zu treiben und manche versenkten sie auch im Moor.
Es war nie die Aufgabe der Thingversammlung, die Bestrafung vorzunehmen, sondern sie wurde dem Betroffenen immer selbst überlassen. :thx:
 
Auch hier wäre die Quelle interessant. Eine so detaillierte Beschreibung des Alltags- und Rechtswesens wäre für mich von schwerem Interesse.
 
heinz schrieb:
Ich glaube auch man soll mit dem Begriff Romanisierung etwas vorsichtiger sein. :thx:

Man kann ja an deinen Aussagen sehen, dass du nicht gerne belehrt wirst, aber bevor du "vorsichtig" wirst, halte dich einfach mal an Definitionen, die kannst du in jedem wissenschaftlichen Lexikon nachlesen! ;)
 
heinz schrieb:
Lieber Cherusker,
soviel ich weiß wurde Ehebruch nicht vor die Thingversammlung gebracht, sondern der betrogene Ehemann hatte das recht zu machen, was er wollte. Manche ließen es dabei, ihre untreue Ehefrau den Kopf zu scheren und sie durch das ganze Dorf mit Schlägen zu treiben und manche versenkten sie auch im Moor.
Es war nie die Aufgabe der Thingversammlung, die Bestrafung vorzunehmen, sondern sie wurde dem Betroffenen immer selbst überlassen. :thx:

Tja, in einigen "Germanenbücher" stehen so einige Erklärungen und Deutungen über das Moralverhalten der Germanen. Allerdings muß man hier auch wohl einige Deutungen der Moralapostel wegstreichen. Meines Wissens nach hat sich nur Tacitus in seiner "Germania" über die Lebensart der Germanen ausgelassen. Einige Forscher sehen in dem Werk eine Idealisierung eines fremden Volkes, damit die Römer ihren dekadenten Lebensstil überdenken und zu alten Tugenden zurückkehren. :king:
Aber auch die Germanen hatten ein eigenes Rechtssystem... ob hier der Ehemann so einfach über das Leben seiner Frau entscheiden konnten und wollten (bei den Kelten und Römern war es so, allerdings nur theoretisch)? In einer Zeit, in der es auch eine hohe Sterblichkeitsrate bei Frauen zu beklagen gab und Hungersnöte und Unterernährung sowieso schon die Lebenserwartung verminderten.... Meiner Ansicht nach können die Urteile über "Verfehlungen" je nach Stamm verschieden ausgefallen sein. Eine Pauschalisierung kann ich nicht aus den Quellen erkennen.

Anders sind hier die Quellen über das Volk der Kelten. Hier wird zwar beschrieben, daß die keltischen Frauen nicht gleichberechtigt waren, aber es wurde ihnen Promiskurität nachgesagt, so daß Rom in helle Empörung entstand (über was die sich wohl aufregten? :) ).
Ein Beispiel:
Die Frau des kaledonischen Fürsten Argentocoxus soll der Kaiserin Julia Augusta geantwortet haben: "Wir erfüllen die Notwendigkeiten der Natur viel besser als ihr römischen Frauen; denn wir verkehren ganz offen mit den Besten, während ihr euch heimlich von den Minderwertigsten mißbrauchen laßt." (Dio77,16,5).
Wenn diese Quelle stimmt, dann kommt es anscheinend auch darauf an, mit wem die Frau Ehebruch begangen hatte.... :confused:
Trotzdem besaßen die keltischen Frauen Stolz und Ehrgefühl und jede Beleidigung oder Verletzung verlangte nach Rache (siehe die Geschichte von Chiomara, Frau des Galateradligen Ortiagon; die erzähle ich jetzt aber nicht... :p ).

Allerdings kann man nicht von Kelten auf Germanen irgendwelche Rückschlüsse ziehen.
Und das Thema gehört ja nicht in den Beitrag "Nach der Varusschlacht..." :rolleyes:
 
Kalkriese

Lange ist spekuliert worden, wo die Varusschlacht denn nun stattgefunden habe. ich kann nur das Museum Kalkriese bei Osnabrück sehr empfehlen. Dort wird sehr anschaulich argumentiert und belegt, warum dieser Ort der Ort der Varusschlacht war und natürlich werden, wie sich das für Archäologen gehört, auch die Quellen ausführlichst dargestellt und diskutiert.

Andreas

http://www.kalkriese-varusschlacht.de/
 
Salve Andreas,
natürlich ist das Kalkrieser Ausstellungsgelände sehr spannend und weist einige sehr gute Stücke auf, die gute Argumente zulassen.
In dem Zusammenhang sei erwähnt das 14. und 15.05. dort wieder eine Großveranstaltung läuft, die ein reiches Rahmenprogramm bietet.

Aber: mittlerweile ist auch kalkriese nicht mehr unumstritten. Wenn du dich etwas einliest wirst du auf einige Themen hier stoßen, die dies diskutieren. So brachte ein Mitglied Namens Cherusker die Vermutung ein, dass es sich bei Kalkriese um die Schlacht der "Langen Brücken" handelt...
Schau dich etwas um, vor allem im römisch - germanischen Komplex. Du wirst dort das ein oder andere gute Argument für oder gegen Kalkriese finden.
 
Verteidigung der Varusschlacht in Kalkriese

Hallo,
da ich ja leider nicht direkt in den einzelnen Foren agieren kann,schreib ich nach dem Querlesen einiger Themen meine Meinung noch einmal hier herein. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass ich aus dem Gedächtnis argumentiere, die Quellen nur beim Besuch in Kalkriese gelesen habe und mein Besuch dort schon ein halbes Jahr oder länger her ist. Dieses Post ist daher als Ergebnis eines überfligenden Querlesens verschiedener Threads zum Thema in diesem Forum zu sehen.
Andreas

Warum sollte das Museum Kalkriese für die Varusschlacht optieren, wenn eine andere wahrscheinlicher wäre?
Mir fällt nur ein – wenn auch gewichtiger – Grund ein: weil die Varusschlacht bekannter ist, und man sich so öffentliches Interesse und Fördergelder sichern möchte.
Dennoch halte ich diesen Grund nicht als Motivation für einen Wissenschaftsbetrug ausreichend. Umgekehrt ist natürlich auch bei unbekannteren Archäologen und Althistorikern die Motivation da, einen Gegenbeweis zu erbringen, um sich in der Fachwelt einen Namen zu machen - aber auch das halte ich für eine zu geringe Motivation.

Viele hier im Forum führen die Schlacht an den Brücken als das wahrscheinlichere Ereignis an, das in Kalkriese stattfand und berufen sich dabei auf dendrologische Untersuchungen von Bohlwegen, die in der Nähe aufgefunden wurden. Wenn ich das aber richtig sehe, dann haben die Legionen des Germanicus bei ihren Strafexpeditionen auch Überreste der verloren gegangenen Legionen des Varus gefunden.
Dafür sprächen die Massengräber im Bereich entlang des Wiehengebirges in denen ganz offensichtlich römische Soldaten einige Jahre nach ihrem Tod bestattet wurden. Dem Museum zufolge sollen die Gebeine, die sowieso unzusammenhängend sind, Spuren davon aufweisen, dass sie mehrere Jahre an der Luft gelegen haben und erst später in diesen Massengräbern verscharrt worden sind. Das spräche also dafür, dass sowohl Varus’ Legionen, als auch Germanicus’ Legionen hier gewesen sind. Die Bohlwege wären also, obwohl dendrologisch richtig auf 15/16 datiert, kein Widerspruch zur Varusthese.
Als kritische Anmerkung darf hier noch erlaubt sein – wer beweist uns, dass die zitierten Bohlwege auch wirklich römischen Ursprungs sind und nicht germanischen Ursprungs? Schließlich haben auch die Germanen Bohlwege gebaut. Doch wie gesagt, auch ein römischer Ursprung ist kein Gegenbeweis zur Varusschlacht, wenn Germanicus’ Soldaten die des Varus 6 oder 7 Jahren nach der Schlacht tatsächlich beerdigt haben, wie es zumindest das Museum in Kalkriese darstellt.

Weitere Argumente für die Varusschlacht: Die bisher im Schlachtgebiet gefundenen Münzen sind alle vor 9 n. Christus geprägt worden, keine später. Dies ist zwar kein Beweis dagegen, dass die Münzen von Soldaten des Germanicus stammen, aber schon ein gutes Indiz für Varus.

Dann wurde mit dem Grassodenwall argumentiert: Das Maultierskelett konnte als im Herbst verschieden bestimmt werden. Ein Argument für Varus, da die Schlacht auf dem Weg ins Winterlager stattfand.
Die meisten römischen Gegenstände wurden unterhalb des Walls zu Sumpfseite hin gefunden, nur wenige oberhalb zur „Berg“seite. Warum sollten die römischen Soldaten unterhalb des Walls gekämpft haben, wenn sie selber den Wall angelegt haben? Warum sollten sie den Heimvorteil aufgeben? Also auch das spricht für Varus.
Die Römer waren eine Armee die in Feldschlachten überlegen war. Sie hatten schweres Marschgepäck und sollten deshalb tunlichst Sümpfe meiden. Diese Stelle bot also den Germanen, der Umgebung, die kein Marschgepäck und keine Schwere Rüstung trugen einen strategischen Vorteil. Die Germanen waren es auch, die eine Feldschlacht vermeiden mussten.
Die bisherigen Fundorte ziehen sich entlang des Wiehengebirges über eine Strecke von 29 km und verstreuen sich im Westen. Sie lassen also auf ein heilloses Durcheinander schließen und darauf, dass die römischen Truppen sich auf der Flucht befanden und nicht mehr in der Lage waren sich zu sammeln. Das spricht im Übrigen auch dafür, dass das Offizierkorps (ist das eigentlich ein Anachronismus? Vermutlich ja...) als Autorität nicht mehr da war (weil tot) oder nicht mehr funktionierte. Auch das würde m.E. für Varus und gegen Germanicus sprechen.

Und: wo soll das in einem Thread angesprochene Römerlager sein?

Was spricht für Detmold? Eine einzelne römische Speerspitze. Ein bisschen wenig, oder?

Ich freue mich auf Eure Zustimmungen, Richtigstellungen und Widersprüche!

Andreas
 
Salve Andreas, eine wirklich schöne Argumentation. Im großen und ganzen möchte ich ihr nicht widersprechen, ich selbst verfechte keinerlei "Ansicht". Ich werde einfach nur ein wenig kriteln.
Andreas schrieb:
Warum sollte das Museum Kalkriese für die Varusschlacht optieren, wenn eine andere wahrscheinlicher wäre?
Mir fällt nur ein ? wenn auch gewichtiger ? Grund ein: weil die Varusschlacht bekannter ist, und man sich so öffentliches Interesse und Fördergelder sichern möchte.
Da kommen noch einige mehr dazu: Etwa das ansehen derjenigen, die damals bestätigten oder "behaupteten" es handele sich um Varus. Deren Reputation würde etwas leiden, sollte die Fachwelt anderes behaupten.
Auch der Tourismus und das in den "Varusschlachtpark" geflossene Geld ist ein Thema.

Dennoch halte ich diesen Grund nicht als Motivation für einen Wissenschaftsbetrug ausreichend.
Keiner spricht von Wissenschaftsbetrug. Damals glaubten fast alle, der Platz sei gefunden und nur wenige kritische Stimmen kamen auf. Aber man kann sich irren.
Umgekehrt ist natürlich auch bei unbekannteren Archäologen und Althistorikern die Motivation da, einen Gegenbeweis zu erbringen, um sich in der Fachwelt einen Namen zu machen - aber auch das halte ich für eine zu geringe Motivation.
Vorsicht mit solchen Formulierungen. Zum einen sind auch renomierte Fachpersonen unter den Kritikern, zum anderen nimmt jeder Akademiker sowas sehr persönlich.

Viele hier im Forum führen die Schlacht an den Brücken als das wahrscheinlichere Ereignis an, das in Kalkriese stattfand und berufen sich dabei auf dendrologische Untersuchungen von Bohlwegen, die in der Nähe aufgefunden wurden. Wenn ich das aber richtig sehe, dann haben die Legionen des Germanicus bei ihren Strafexpeditionen auch Überreste der verloren gegangenen Legionen des Varus gefunden.
Dabei geht es um Zeit - und Geographische Räume. Tacitus verzeichnet nicht all zu viel von derartigen Bautätigkeiten, wenn dies also nur eine weitere Stelle römischer Bohlen wäre, so wäre sie zumindest nicht verzeichnet. Daraus schließen die Vertreter, zu recht oder unrecht, der Brückenschlachtidee, das es keine weiteren gab bzw. es diese jenige welche sein muß. Die Kapitel dazu lesen sic übrigens recht schnell, ich lege sie dir hiermit ans Herz.

Dafür sprächen die Massengräber im Bereich entlang des Wiehengebirges in denen ganz offensichtlich römische Soldaten einige Jahre nach ihrem Tod bestattet wurden.
Dem Museum zufolge sollen die Gebeine, die sowieso unzusammenhängend sind, Spuren davon aufweisen, dass sie mehrere Jahre an der Luft gelegen haben und erst später in diesen Massengräbern verscharrt worden sind. Das spräche also dafür, dass sowohl Varus? Legionen, als auch Germanicus? Legionen hier gewesen sind.
Nicht unbedingt. Es handelt sich bislang nicht um eine wirklich beeindruckende Leichenmenge. Es könnte sich also durchaus auch um eine verspätete Auffindung zu einem späteren Zeitpunkt handeln. Auch andere, derartige Theorien existieren, ich bin aber nicht geneigt sie alle aufzuzählen.

Wichtig auch: es fand sich bislang nichts, auf dem eine der untergegangenen Legionen eindeutig nachgewiesen werden konnte. Die Soldaten der Legionen neigten nicht selten dazu irgendwo ihre Legion, deren Initialen oder die Schutzgötter / Gestalten einzuritzen. Derartiges ist nicht aufgetaucht. Auch ist das Fundgut relativ rar, selbst für ein "aufgeräumtes" Schlachtfeld.

Die Bohlwege wären also, obwohl dendrologisch richtig auf 15/16 datiert, kein Widerspruch zur Varusthese.
Sie sind sehr wohl ein kritisches Element, das zu beachten gilt und die 100%ige Sicherheit, und nur darüber können wir reden, zerstört.
Auch muß man bedenken, dass die Darstellung des Tacitus, auf die sich wieder mal so viel stützt, ehr als ein halbes Jahrhundert später geschah, über die Authenzität kann also wieder nur spekuliert werden und örtliche Verbindung sind fast auszuschließen, da schmilzen Wochenmärsche zu Tagesreisen.
Eines der größten Probleme der Varuslokalisation ist eben die Literaturauswertung. Daran kann man sehr viel passende Argumentationen rekonstruieren.

Weitere Argumente für die Varusschlacht: Die bisher im Schlachtgebiet gefundenen Münzen sind alle vor 9 n. Christus geprägt worden, keine später. Dies ist zwar kein Beweis dagegen, dass die Münzen von Soldaten des Germanicus stammen, aber schon ein gutes Indiz für Varus.
Münzen sind immer ein mehr als schlechter Datierungsanhalt, auch wenn es auf den ersten Blick anders wirkt. Was man aus ihnen schließen kann: es kann nicht vorher in den Boden gekommen sein, also sind die Funde über und um die Münzen herum def. nach Varus zu datieren.

Dann wurde mit dem Grassodenwall argumentiert: Das Maultierskelett konnte als im Herbst verschieden bestimmt werden. Ein Argument für Varus, da die Schlacht auf dem Weg ins Winterlager stattfand.
Und einiges dagegen. Wo ist die Ausrüstung, wieso nur ein Maultier, wo es doch sehr viel mehr sein müßten...

Die meisten römischen Gegenstände wurden unterhalb des Walls zu Sumpfseite hin gefunden, nur wenige oberhalb zur ?Berg?seite. Warum sollten die römischen Soldaten unterhalb des Walls gekämpft haben, wenn sie selber den Wall angelegt haben? Warum sollten sie den Heimvorteil aufgeben? Also auch das spricht für Varus.
In der Tat.


Die Römer waren eine Armee die in Feldschlachten überlegen war. Sie hatten schweres Marschgepäck und sollten deshalb tunlichst Sümpfe meiden. Diese Stelle bot also den Germanen, der Umgebung, die kein Marschgepäck und keine Schwere Rüstung trugen einen strategischen Vorteil. Die Germanen waren es auch, die eine Feldschlacht vermeiden mussten.
Die Ereignisse, die zur Brückenschlacht führten sind besonderer Natur, insofern kann man sie passend "formulieren".

Die bisherigen Fundorte ziehen sich entlang des Wiehengebirges über eine Strecke von 29 km und verstreuen sich im Westen. Sie lassen also auf ein heilloses Durcheinander schließen und darauf, dass die römischen Truppen sich auf der Flucht befanden und nicht mehr in der Lage waren sich zu sammeln. Das spricht im Übrigen auch dafür, dass das Offizierkorps (ist das eigentlich ein Anachronismus? Vermutlich ja...) als Autorität nicht mehr da war (weil tot) oder nicht mehr funktionierte. Auch das würde m.E. für Varus und gegen Germanicus sprechen.
"Offizierkorps" paßt in der Tat nicht ganz. Der Stab war vermutlich tot oder von der Truppe getrennt, die Centurionen deckten ihren fliehenden Männern den Rücken, waren tot, oder mitten drin und nicht mehr in der Lage etwas zu ordnen, wenn es denn Varus war.
Die weite Verteilung ist ein gutes, aber kein eindeutiges Argument. Gründe gibt es auch hier einige, die alle nicht so wirklich toll klingen, die eindeutige Sicherheit aber ins wanken bringen. Bspw. die ohnehin große Gebietsverteilgung einer Schlacht, das Fluchtverhalten der Germanen auch in den anderen bedeutenden Schlachten, der Charakter des Einzugsweges usw. usf.

Wie gesagt, damit will ich nicht für oder gegen Kalkriese sprechen, ich möchte nur auf begründete Zweifel hinweisen, ohne selbst zu spekulieren, wo es denn nun sein soll.

Nochmal an der Stelle lege ich das neueste Büchlein zum Thema ans Herz. Kostet auch unter 10 Euro, von daher eine erschwingliche Leistung.
 
[/QUOTE]

Hallo Andreas,
ich war auch in Kalkriese. Diese von Germanen umfestigte Lichtung schien mir doch ein wenig klein für die Vernichtung dreier Legionen. Auch fehlen germanische Fundstücke fast gänzlich. Hatten diese denn keine Verluste?
Klar, die Schlacht dauerte drei Tage und ein zerschlagener römischer Troß dieser Größenordnung dürfte in der Länge wohl eine zweistellige Kilometerzahl betragen haben, so daß es mehrere Scharmützel an ungezählten Orten in ganz Ostwestfalen gegeben haben dürfte.
Eine Aussage der Geschichtsschreiber wird meiner Ansicht nach aber immer ein wenig vernachlässigt. Nämlich, daß außer den drei Legionen auch sechs Kohorten vernichtet wurden. Da diese immer extra erwähnt werden, gehe ich davon aus, daß diese auch geographisch von den Legionen getrennt marschierten. Sechs Kohorten samt Troß bedeutet ca. 3500 bis 4000 Mann. Zur Vernichtung dieser Menge an römischen Feinden würde die Kalkrieser Lichtung tatsächlich ausreichen.
Kurzum, meine These (ohne jeglichen Wahrheitsanspruch): Im Dreieck zwischen Horn, Herford und Paderborn die Vernichtung der drei Legionen und in Kalkriese die Vernichtung der sechs Kohorten.
 
Noch ein Zusatz zu meiner vorhergehenden Anmerkung.
Es scheint mir seltsam, da doch bekannt ist, daß Tiberius sechs Jahre nach der Schlacht das Schlachtfeld von seinen Legionen aufräumen ließ, aber daß dennoch in Kalkriese fast ausschließlich römische Funde gemacht wurden. hat Tiberius denn nur die germanischen Reste/Funde räumen lassen? Wohl eher nicht.
Kalkriese ist genauso ein Rätsel, wie die Schlacht als solches!
 
Andreas schrieb:
Viele hier im Forum führen die Schlacht an den Brücken als das wahrscheinlichere Ereignis an, das in Kalkriese stattfand und berufen sich dabei auf dendrologische Untersuchungen von Bohlwegen, die in der Nähe aufgefunden wurden. Wenn ich das aber richtig sehe, dann haben die Legionen des Germanicus bei ihren Strafexpeditionen auch Überreste der verloren gegangenen Legionen des Varus gefunden.
Dafür sprächen die Massengräber im Bereich entlang des Wiehengebirges in denen ganz offensichtlich römische Soldaten einige Jahre nach ihrem Tod bestattet wurden. Dem Museum zufolge sollen die Gebeine, die sowieso unzusammenhängend sind, Spuren davon aufweisen, dass sie mehrere Jahre an der Luft gelegen haben und erst später in diesen Massengräbern verscharrt worden sind. .....

Dann wurde mit dem Grassodenwall argumentiert: Das Maultierskelett konnte als im Herbst verschieden bestimmt werden. Ein Argument für Varus, da die Schlacht auf dem Weg ins Winterlager stattfand.....

Die meisten römischen Gegenstände wurden unterhalb des Walls zu Sumpfseite hin gefunden, nur wenige oberhalb zur „Berg“seite. Warum sollten die römischen Soldaten unterhalb des Walls gekämpft haben, wenn sie selber den Wall angelegt haben? Warum sollten sie den Heimvorteil aufgeben? Also auch das spricht für Varus.
Die Römer waren eine Armee die in Feldschlachten überlegen war. Sie hatten schweres Marschgepäck und sollten deshalb tunlichst Sümpfe meiden. Diese Stelle bot also den Germanen, der Umgebung, die kein Marschgepäck und keine Schwere Rüstung trugen einen strategischen Vorteil. Die Germanen waren es auch, die eine Feldschlacht vermeiden mussten. ....

Und: wo soll das in einem Thread angesprochene Römerlager sein?

Was spricht für Detmold? Eine einzelne römische Speerspitze. Ein bisschen wenig, oder?

Ich freue mich auf Eure Zustimmungen, Richtigstellungen und Widersprüche!

Andreas

Hallo Andreas,
es wäre nicht schlecht, wenn Du Dir meine Kommentare zu diesem Thema durchliest. Es geht hier nicht um den Konflikt "Detmold-Kalkriese". Dieser Konflikt ist eher peinlich und in einigen Vorträgen mußte ich schon miterleben, daß diese Gegner sich nur mit Polemik bekämpfen. :motz:
Aber das KALKRIESE defintiv die Varusschlacht ist....das bezweifeln immer mehr anerkannte Wissenschaftler. Auch wird zunehmend bei Vorträgen von einer Römerschlacht gesprochen und nicht von der Varusschlacht! Es gab damals eine vorschnelle Festlegung, die die Detmolder Fraktion z.Z. genüßlich auseinandernimmt (ich habe mir auch dort einen Vortrag angehört).

In der Beschreibung von Tacitus steht, daß eine ausgewählte Truppe unter Führung des Arminius bei der "Schlacht bei den Langen Brücken" durch die römischen Truppen durchgebrochen ist. In Kalkriese findet man einen Wall der gen Sumpf umgefallen ist und nicht gen Wald! Das deutet hier auf einen Sturmangriff hin. Ansonsten fällt so ein Wall in der Breite nicht um.

Welche Massengräber? Die Knochengruben deuten auf ein Verscharren hin und keine pietätsvolle Angelgenheit. Außerdem hat man keine Massen gefunden! Behaupten denn die Kalkrieser Archäologen nicht heute noch, daß ein römischer Legionär tierische von menschlichen Knochen nicht unterscheiden kann und sie deshalb zusammen bestattet hat?

Soviel ich weiß, war der Toten- und Ahnenkult den Römern sehr wichtig. In Kalkriese findet man Knochengruben, in denen die menschlichen und tierischen Knochen hereingeworfen wurden.....das ist keine anständige Bestattung, sondern deutet eher auf ein Aufräumen des Schlachtfeldes zu einem späteren (wann immer das war, z.B. 2Jahre nach dem Ereignis) Zeitpunkt hin. Die Behauptung, daß die Knochen genau bis in das Jahr 15 dort lagen ist wissenschaftlich gar nicht beweisbar. Es kann nur eine Zeitspanne angegeben werden und in diese paßte auch das Jahr 15. Das ist die Argumentation der "Kalkriese-Leute". Außerdem wurde in Kalkriese kein Hinweis auf die Anwesenheit von Germanicus gefunden? Woher willst Du dann wissen, daß er dort die Reste der Legionen bestattet hat?

Auch Caecina hatte keine Zeit die Toten aus dem Engpaß standesgemäß zu beerdigen, sondern er mußte sehen, daß er möglichst schnell an den Rhein kommt.

Und was wurde gefunden? Eine Schließe, auf dem eine Beschriftung eingeritzt / eingepunzt wurde. Wenn Du in Kalkriese warst, dann hast Du sie vielleicht gesehen? Aber leider liegt sie falsch herum in der Vitrine. Auf der Rückseite ist eine Beschriftung, die man auch als Hinweis auf die 1.Legion deuten kann. Aber leider war die 1.Legion nicht bei Varus dabei, sondern bei Caecina ("Schlacht bei den langen Brücken"). Aber dafür wurde auch schnell eine fadenscheinige Begründung gefunden....es sei die 1.Kohorte. Interessant ist hier, was andere "Römerkenner" dazu herausfinden.

Wieso gibt es eigentlich noch keinen offiziellen Grabungsbericht aus Kalkriese? Oder habe ich ihn verpaßt? :grübel:

Wenn ich mir einige Vorträge aus dem "Kalkrieser Lager" anhöre, dann kommen da abenteuerliche Thesen, die die Römer als ziemlich dämlich dastehen lassen. So behauptete ein "Helfer", daß die Germanen sich hinter dem Wall versteckt haben und immer wieder hervorbrachen um den Römerzug anzugreifen. Und zwar ließen sie etliche Römer durchziehen, um dann wieder anzugreifen. Das bedeutet, daß die Römer sich wie die Lemminge abschlachten ließen. Hätten da die Römer nicht einen Angriff auf diesen "germanischen" Miniwall unternommen (er war ja nur 1,50m hoch und ca. 6m breit)? Wie hat Cäsar bloß in Avaricum die ca. 20m hohe keltische Mauer bezwungen, wenn in Kalkriese ein 1,5m hoher Wall für Römer unüberwindbar war? :S
Und waren es nur 1.000 Römer? Man hat hier den Anschein, daß eine mittelalterliche Schlacht zwischen 2 Adligen von den "Kalkriese-Leuten" beschrieben wird? Aber hier sollen 3Legionen mit Hilfstruppen gewesen sein...können da ein paar hundert Germanen hinter dem Wall eine Gefahr darstellen? Und warum wurde früher behauptet, daß in Kalkriese die Vernichtungsschlacht war, während jetzt davon ausgegangen wird, daß dort ein Troß durchzog....und woher kommt der Troß? Die Römer haben doch beschrieben, daß Varus den Troß verbrennen ließ, um schneller marschieren zu können....aber warum findet man soviele Sachen des täglichen Gebrauchs (z.B. Glas...von einer Schale?), die man bestimmt auf einer Flucht entbehren konnte?


...
Viele Grüße
Cherusker

P.S.
Die Germanen unter Arminius haben bei Idistaviso eine offene Feldschlacht gegen die Römer ausgeführt. Sie ging nur durch die Nichteinhaltung der germanischen Taktik verloren.
 
Also, ein Maultier was im Herbst starb is kein Problem da auch Caecina möglichst schnell verduften sollte, da der Winter vor der Tür stand.

Es kann nicht die Varusschlacht gewesen sein:autsch: Tacitus schreibt das der Bohlenweg erst wieder gangbar gemacht werden mußte,(alter Weg) in diesem Fall wäre es ja bekanntes Terrain gewesen und nicht wie immer behauptet weit ab von bekanntem.

Aber noch was, es heißt alle Lager sind überrannt worden (außer Aliso), wer war in den anderen Lagern ? waren das vielleicht nicht doch einige der Varus Legionen ? würde Heißen die Schlacht selbst war wohl etwas anders als, 3 Legionen rennen durch den Wald in langer Schlange ! =)
 
Na wir haben falls Aliso wirklich Haltern war da mindestens noch Anreppen (Legionslager) und Kneblinghausen ca. halb so Groß, nicht zu vergessen die Römische Niederlassung bei Minden die ebenfalls dagegen spricht das das Gebiet von Kalkriese den Römern unbekannt war. Wenn man nun die kleinen Posten mit einrechnen würde käme man auf mind. 5 Legionen die dann den Bach runter gegangen sind. Hätte das denn keiner der Schreiber erwähnen sollen ?:grübel:
 
Ohne selbst Archäologe zu sein, habe ich mich kurz eingelesen und folgende Sätze in der Publikation von Tilmann Bechert gefunden:
"Dendrochronolgische Daten von Holzpfosten und Brunnenhölzern ergaben nahezu übereinstimmend ein Fällungs- und Verbauungsdatum von 11. v. Chr. Damit scheint sicher, daß es sich hier um das von Cassius Dio (54,33,3) genannte Lager handelte, das Drusus auf seinem Rückmarsch von der Weser am Zusammenfluß von Lupia/ Lippe und Elison/ Sesecke? als Winterlager anlegen ließ. Es spricht vieles dafür, daß diese Lagergründung gegen die Sugambrer gerichtet war, die den Römern wiederholt schwer zu schaffen machten. Mit ihrer Unterwerfung und Deportation an den linken Niederrhein durch Tiberius 8 v. Chr. war die Funktion in Feindesland erfüllt. Das neue Dendrodatum von Hölzern eines Brunnens, der noch um die Jahreswende 8/7 v. Chr. eingetieft wurde, bestätigt diese Enddatierung. Hinzu kommen die Fundmünzen, unter denen sog. Lugdunumprägungen, die nach 10 v. Chr. in Umlauf kamen, nach wie vor nicht vertreten sind."

Das Lager Oberaden-Bergkamen also steht nicht im Kontext mit Drusus. Zudem scheint es zwei Legionen gefasst zu haben.

Zudem solltest du bei deinen Berechnungen bedenken, dass die Lager nicht voll belegt gewesen sein müssen. Eine Legion war durchaus in der Lager Wachen zurück zu lassen, Abordnungen, sog. Vexillatio zu stellen und Vexillatio anderer Legionen aufzunehmen.

Sprich: In einer langen Schlange werden die drei Legionen sicher nicht marschiert sein, es kann gut sein, dass einzelne Abordnungen fehlten und die Lager müssen nicht oder nur geringfügig besetzt gewesen sein, wenn sie überhaupt in die nötige Zeit datieren.


Wären 5 Legionen untergegangen, hätte dies sicherlich einzug gehalten. Sowohl in die Antike, wie die moderne Literatur, denn dann würden uns nicht "nur" einfach 3 Legionen nach 9. n. Chr. fehlen.
 
Detlef schrieb:
Wenn man nun die kleinen Posten mit einrechnen würde käme man auf mind. 5 Legionen die dann den Bach runter gegangen sind. Hätte das denn keiner der Schreiber erwähnen sollen ?:grübel:

Also.....Varus hatte 5Legionen und Hilfstruppen unter seinem Befehl. 3Legionen (17.,18. und 19.) befehligte er selbst, während er die restlichen 2Legionen unter dem Befehl von Asprenas stellte. Es wurden nur die 3Legionen des Varus vernichtet. Dagegen hat Asprenas seine 2Legionen z.Z. der Schlacht etwas südlich, höchstwahrscheinlich im Land der Chatten, befehligt. Sie lagen somit wenige Tagesmärsche von Varus entfernt. Asprenas hat nicht in die Varus-Schlacht eingegriffen (höchstwahrscheinlich aus Unkenntnis) und führte seine Legionen in die Winterlager.
Außerdem hat Varus bei seinem Sommerlager im Cheruskergebiet eine atypische Verhaltensweise für Römer an den Tag gelegt. Er teilte seine Truppen auf und verteilte sie im Land. Aufgrund dieser römischen Beschreibung kann es auch kein 3Legionenlager des Varus gegeben haben.

Das Lager Aliso muß eine ausreichende römische Besatzung aufgewiesen haben, da sie die Sturmangriffe der Germanen auf das befestigte Lager abwehren konnten. Die Zahl der Römer muß aber zu gering gewesen sein, um sich einer offenen Feldschlacht zu stellen. Daher kam nach einem Nachlassen der germanischen Belagerung der erfolgreiche nächtliche Ausbruch. Auf Frauen und evtl. Kinder wurde dabei keine Rücksicht genommen.

Über den Verlauf der Varusschlacht gibt es unterschiedliche römische Aufzeichnungen aus verschiedenen Jahrhunderten. Da wären zu nennen:
Vellius Paterculus (ein Reiteroberst von Tiberius, der ein Zeitzeuge von Arminius). Er hat Arminius höchstwahrscheinlich gesehen bzw. gekannt. Paterculus hat eine ausführliche Beschreibung der Varusschlacht vorgehabt. Ob sie verschollen bzw. nie geschrieben wurde, das ist nicht bekannt. Jedenfalls gibt es sie nicht. :mad:
Ansonsten wären dort noch Strabo, Sextus Julius Frontinus, Gajus S.Tranquillus Suiton, Publius Annaeus Florus, Dio Cassius Cocceianus und der byzantinische Schriftsteller Johannes Zonaras zu erwähnen.

Der bekannte Cornelius Tacitus berichtet zwar im Zusammenhang von genauen Ortsangaben und nachprüfbaren Einzelheiten, aber seine Annalen beginnen erst im Jahre 14n.Chr. und seine Angaben erfolgen nur durch den Besuch von Germanicus auf dem Varusschlachtfeld. Somit hat Tacitus die eigentliche Varusschlacht nicht beschrieben!!! :winke:

Von der Varusschlacht gibt es 2Versionen:
Die älteren Aufzeichnungen berichten von einer Lagerschlacht im Sommerlager, die dadurch entstanden ist, daß die Germanen nicht das römische Recht und Steuern akzeptierten.
Das deutet daraufhin, daß die Germanen die verteilten römischen Stützpunkte einzeln angegriffen und das restliche fliehende Varusheer dann auf dem Rückzug vernichtet haben.
Allerdings widersprechen hier teilweise die Aufzeichnungen des Tacitus (z.B. ein großes 3Legionenmarschlager auf dem Rückweg).

Erst Dio Cassius hat ca. 200Jahre nach der Schlacht einen anderen Schlachtverlauf (eine Marschkolonne, die sich auf dem Rückweg zu dem Winterlager durche eine "germanische Umleitung" in unwegsames Gelände begibt) dargestellt. Kritiker werfen hier ein, daß er nur von Cäsar abgeschrieben hat, der eine Vernichtung von römischen Verbänden durch Kelten dargestellt hat (düstere Wälder, Troß der in einen Hinterhalt gerät, ...).

Der "Helweg vor dem Santforte", der auch durch die Kalkrieser-Niewedder Senke führte, war eine der zentralen West-Ost-Verbindungen. So ein Weg wird den Römern nicht unbekannt gewesen sein. :grübel:
Zwar wird der römische Hauptverkehrsweg von West nach Ost über die Lippe verlaufen sein, aber der Helweg, der sich am Wiehengebirge entlang zieht, wird auch von Römern benutzt worden sein (z.B. Ahenobarbus).
 
Dann lieg ich ja mit meinen Vermutungen nicht schlecht ! Ich habe da noch was, und zwar ist gängige Archäologen Meinung, die Rhein Weser Strecke wäre entlang der Lippe und dann wohl der Emmer entlang zur Weser verlaufen.
Dies glaube ich nicht mehr, wenn man den Zufussweg von Anreppen über Kneblinghausen folgt kommt man ins Möhnethal von dort zur Hoppecke bzw. Diemel und von dort wunderbar zur Weser. Schön durchs Land der Marsen und der beste Weg nach Hedemünden, größere Truppen kann man nun auch entlang der Weser bequem Transportieren. Warum sollte man Nördlich zur Weser stoßen um dann Flußaufwärts unnötig schwerr sich seinen Weg zu bahnen. Als Rückweg kommt am Idealsten dann der Weg über Kalriese in betracht.
Und noch eine Kleinigkeit, wenn die 2 Legionen im Land der Chatten stationiert waren warum bemerkten die dann nicht das die Chatten wohl alle weg waren um an der Varusschlacht teil zu nehmen ?
 
Detlef schrieb:
Und noch eine Kleinigkeit, wenn die 2 Legionen im Land der Chatten stationiert waren warum bemerkten die dann nicht das die Chatten wohl alle weg waren um an der Varusschlacht teil zu nehmen ?

"Stationiert" ist hier nicht der richtige Ausdruck. Varus zog mit 5 Legionen nach Germanien, davon hat Asprenas 2Legionen befehligt, die er höchstwahrscheinlich auf einem südlichen Weg wieder zu den Winterlagern führte. So waren Asprenas und Varus noch im Sommerlager des Varus zusammen. Erst dann trennten sich die Wege.
Warum Asprenas nicht bemerkt hat, daß das Varusheer angegriffen wird, das ist nicht einfach zu klären. :grübel:
Vielleicht hat er sich zu weit weg befunden.
Für die Germanen bestand immer die Gefahr, daß diese 2Legionen noch in die Schlacht eingreifen könnten. Daher werden sie auch Vorkehrungen getroffen haben, um den Asprenas nicht direkt auf das Ereignis aufmerksam zu machen. :still:
In den Berichten heißt es, daß immer mehr Germanen zu den Kämpfen dazukamen. Die Chatten werden somit nicht in einem großen Heerbann losgezogen sein, sondern in einzelnen Kontingenten.

Vielleicht gibt es doch einen Hinweis im alten Teil der Nibelungensage: die Stelle mit dem Lindwurm, dem Bruder vom Lindwurm und Siegfried. Dort heißt es, daß der Lindwurm sich immer auf bekannten Wege zum Fluß bewegte. Es aber auch einen Verrat des Bruder vom Lindwurm gab. ... Aber vielleicht hat das gar nichts damit zu tun. :winke: =)
 
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