Neue archäologische Entdeckungen

Dieses Thema im Forum "Archäologie" wurde erstellt von Carolus, 4. August 2017.

  1. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Und neues aus der römischen Provinz Britannia:

    Bronze handle suggests 'lions used' in Roman Britain executions

    Dort wurde ein bronzener Schlüsselgriff gefunden, der einen Löwen zeigt, der einen Barbaren angreift. Laut Artikel deutet das auf die Hinrichtungsart "damnatio ad bestias" hin.
     
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  2. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

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  3. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

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  4. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Aus dem verlinkten Beitrag:

    Interessant sei zum einen der Aspekt, dass der Tote in einer Grabkammer beigesetzt und mumifiziert wurde, obwohl Tote damals eigentlich verbrannt wurden.

    Ja, nicht normal, aber eben auch nicht total ungewöhnlich. (Die Mumifikation ist ja noch ungeklärt, ob beabsichtigt, oder nicht).

    Außerdem steht auf einer am Grab entdeckten Steintafel, dass der ehemalige Sklave Aufführungen auf Griechisch und Latein abhalten ließ. Zwar gab es schon vorher Hinweise darauf, dass es in Pompeji Veranstaltungen auf Griechisch gab, der jetzige Fund ist jedoch der erste klare Beweis dafür. Die Tatsache, dass Aufführungen auch in griechischer Sprache stattfanden, sehen die Forschenden als Zeugnis für ein kulturell vielfältiges und offenes Klima, das das antike Pompeji prägte.
    Hier überrascht mich eher, dass das so herausgestrichen wird. Ich habe gestern noch mal bei Przesang (Magna Graecia, Halle 2009) nachgelesen, demnach war Pompei keine griechische, sondern eine oskische Gründung (S. 302). Allerdings war bei den Römern das Griechentum hoch im Kurs und griechische Bildung war bei den gehobenen Klassen gewissermaßen das non plus ultra und so auch bei allen - um mal den arroganten Ausdruck früherer Zeiten zu verwenden - bei allen Emporkömmmlingen und Parvenus.
    Ich zitiere aus Przesang, S. 46:

    Obwohl die lateinische Sprache längst zur Amtssprache [...] erklärt war, wurde in den Familien und im Geschäftsleben weiterhin griechisch gesprochen. In den römischen Familien galt es als selbstverständlich, dass die Kinder griechisch lernten, zumal viele Lehrer Griechen waren.
    So hielt sich das Griechentum noch weit bis in die römische Kaiserzeit. Das römische Leben inn Politik und Kultur war bis zum Untergang des Weströmischen Reiches [...] durch die Griechen maßgeblich geprägt.
    Man kann sicherlich darüber streiten, dass Przesang an dieser Stelle zu wenig zwischen Oberschicht und Plebs differenziert, aber grundsätzlich ist für mich überraschend, dass es dieses Beweises von der Grabinschrift bedurfte, dass in Pompeii auch griechische Theaterstücke gespielt wurden.
     
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  5. Eumolp

    Eumolp Aktives Mitglied

    ...zumal ja Nero 12 Jahre vor dem Unglück durch seine Griechenland-Tournee gr. Kultur hoffähig gemacht hatte. Nicht zuletzt durch seinen spektakulären Versuch, den Isthmus zu durchstechen, sondern auch seinen 1808 (!) Siegeskränzen in den verschiedenen Spielen, die er publizistisch ausschlachtete (indem er sie im Circus Maximus ausstellte). Entsprechend triumphal fiel die Rückreise nach Rom aus, ein Ereignis, das sich sogar in der Prägung von Münzen niedergeschlagen hat.
     
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  6. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Ich habe es so verstanden, dass dies der erste Nachweis ist, dass in Pompeji Aufführungen auf Griechisch gehalten wurden. Griechisch als Bildungssprache bei den Römern ist bekannt, und auch der Einfluß des Griechischen in vielen Bereichen der Literatur und Philosophie ist evident. Eine andere Frage wäre, wie groß das Zielpublikum in einer Kleinstadt für solch elitären Veranstaltung gewesen sein mag.

    Das Griechische als Bildungssprache mag vielleicht mit dem des Französischen in jüngerer Vergangenheit (und natürlich noch Gegenwart) vergleichbar sein. In "Buddenbrocks" von Thomas Mann sprach man in der Familie in Lübeck auch bei bestimmten Gelegenheiten Französisch.
     
  7. Stilicho

    Stilicho Aktives Mitglied

    Aber auch als Umgangssprache zumindest von Teilen der Bevölkerung. Pompeji gehörte doch durchaus zur Magna Graecia, auch wenn sich im Gegensatz zu Kalabrien das griechische nicht bis heute gehalten hat
     
  8. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Mich überrascht eher die Reichweite des Schlusses. Dass der Freigelassene Aufführungen auf Griechisch abhalten ließ, bedeutet nicht zwangsläufig, dass das üblich war. Im Gegenteil könnte man auch meinen, dass er es deswegen in seiner Inschrift erwähnte, weil es etwas Außergewöhnliches war.
     
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  9. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Interessanter Gesichtspunkt.
     
  10. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Die Gegend gehörte zwar zur Graeca Magnia. Das nahe gelegene Neapel zeigt noch in seinem Namen Nea Polis (Neue Stadt), dass es von Griechen gegründet wurde. Das Grabmal selber stammt wohl aus den letzten Jahrzehnten* vor dem Untergang der Stadt. Aber Inschriften oder Graffiti auf Griechisch in Pompeji sind mir jetzt nicht bekannt (was aber nichts heißen muß). Bei Griechisch als Umgangssprache von Teilen der Bevölkerung würde man auch Inschriften oder Graffiti auf Griechisch erwarten.

    * The tomb structure, which dates to the final decades in the life of the city s. The tomb of Marcus Venerius Secundio discovered at Porta Sarno with mummified human remains - Pompeii Sites

    Bei den griechischen Sprachinseln in Süditalien ist es wohl strittig, ob es da eine Kontinuität zur Antike gibt, oder ob diese erst durch Flüchtlinge oder Zuwanderer im MA entstanden sind. Irgendwo haben wir auch einen Thread dazu.



    In der Tag, das scheint mir auch so. Leider konnte ich auf die Schnelle nicht den Originaltext der Inschrift finden. Auf der Pompeji-Seite (die ich vorher verlinkt habe) finde ich die folgende Information:

    as the epigraph recalls he “gave Greek and Latin ludi for the duration of four days”.​
     
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  11. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Nachtrag: auf der nachfolgenden Seite findet sich ein kurzes Video auf Italienisch, wo bei ca. 1:00 min. die Inschrift zu sehen ist und auch vorgelesen wird.

    Découverte archéologique spectaculaire à Pompéi : "Une surprise pour tout le monde" (video)

    Die Inschrift ist auf Latein.
     
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  12. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Also "hic solus ludos Graecos et Latinos quadriduo dedit". ("Dieser gab allein / als einziger an vier Tagen griechische und lateinische Spiele.")
    Für mich ist damit nicht einmal zwingend gesagt (wenngleich es sicher am wahrscheinlichsten ist), dass Aufführungen in griechischer und lateinischer Sprache gemeint waren. "Ludus" kann grundsätzlich ein "Spiel" bzw. eine Veranstaltung jeder Art bedeuten. Es könnte wohl auch gemeint sein: "ludi" griechischer und lat(e)inischer Art.

    Laut Strabon wurde die Stadt nacheinander von Oskern, Etruskern und "Pelasgern" sowie Samniten dominiert. Später wurde die Stadt römische Kolonie. Der griechische Einfluss dürfte also eher oberflächlich gewesen sein.
     
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  13. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Das steht zu vermuten, auch wenn man sich hier in der Kontaktzone zur Magna Graecia befand:

    In der Wiki findet sich etwas zu Neapel und seiner griechischen Vergangenheit:

    Im 4. Jahrhundert v. Chr. begann Neapel eine Stadt der Italiker zu werden, wenn auch die Griechen blieben und weiterhin eine einflussreiche Volksgruppe bildeten.[1] Um Christi Geburt schildert Strabon Neapel als eine kampanisch-griechische Stadt, die noch über viele Institutionen einer Polis verfügte (Strab. Geograph. 5,4,7), und noch als Kaiser Nero den Ort besuchte, sprach er zu den Einwohnern Griechisch (Sueton, Nero 20,2f.). Inschriften belegen, dass Griechisch auch zur Zeit der Römer lange die Amtssprache blieb, erst im 2. Jahrhundert n. Chr. begann sich Latein durchzusetzen.​

    Geschichte Neapels – Wikipedia

    Also gab es auch noch zu Zeiten des Untergangs von Pompeji in unmittelbarer Nähe (keine 25 km) noch eine graecophile und graecophone Polis.
     
  14. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    geht nix verloren - hier der entsprechende Thread zum Griko:

    Wie latinisiert war Sizilien vor den Aġlabiden?
     
  15. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

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  16. Pardela_cenicienta

    Pardela_cenicienta Aktives Mitglied

    Nichts Neues, sondern ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 2010:

    Auf den Kanarischen Inseln fand der Schmutzgeier ("alimoche") etwa ab 2.500 v. Chr. neue Nahrungsquellen, blieb dort dauerhaft und entwickelte eine deutlich vom Festland abweichende Population.

    https://www.csic.es/es/actualidad-d...as-islas-canarias-gracias-la-presencia-humana

    Dies infolge der Rodung und der Ziegenhaltung durch die Guanchen, hier im besonderen auf der Insel Fuerteventura.

    Zwei Dinge berühren mich: wie überrascht ich war, als ich einen Geier über der Kanareninsel La Palma sah, da wo sie nicht brüten.
    Zum anderen, als ich ein riesiges mutmassliches Geiernest mit weißen Kotspritzern auf fingerdicken Ästen sah, auf der Burg Greifenstein in Hessen, im Verbindungsgang zwischen zwei Türmen, der wohl nur in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg ohne Dach war, das Nest also hunderte Jahre alt ist: Tiere als Zivilisationsfolger, die uns wie die Archäobotanik Rückschlüsse auf menschliche Nutzung der Landschaft ermöglichen.
    Im vorliegenden Artikel wird allerdings nicht Bezug genommen auf genetische Untersuchungen.
     
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  17. Apvar

    Apvar Premiummitglied

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  18. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

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  19. Reinecke

    Reinecke Aktives Mitglied

  20. zaphodB.

    zaphodB. Premiummitglied

    Pardela cenicienta,das mit den Geiern in Hessen ist nicht verwunderlich.Bestand und Verbreitung in Europa waren in historischer Zeit weit größer als heute und das Verbreitungsgebiet reichte auch viel weiter nach Norden. Für die schwäbische Alb ist ein Brutvorkommen im Mittelalter nachgewiesen und im Hunsrück gibt es eine Felsformation namens Geierlay.Auch andere Flurnamen (Geierskopf bei Dillenburg usw.) deuten auf ein verbreitetes Vorkommen der Vögel in Deutschland hin. Erst mit stärkerer Bejagung und klimatischen Veränderungen im 18. und frühen 19.Jhdt verschwanden hier die Geier bis zu den Alpen und Vogesen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 29. September 2021
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