Und etwas neues aus Spanien:
Dort wurden in Chiclana de Frontera (bei Cádiz in Andalusien) phönizische Baustrukturen, die bis in das 7. Jh. v. Chr. zurückreichen, entdeckt.
El pasado fenicio de Chiclana sigue dando sorpresas (spanisch)
Witzig fand ich die Aussage der Archäologin Paloma Bueno, dass kurz nach den Feierlichkeiten zu 700. Geburtstag von Chiclana sie mitteilen konnte, dass die Stadt in Wirklichkeit aus dem 7. Jh. v. Chr. stammt.
(Allerdings ist noch die Frage, ob diese Siedlung der Phönizier wirklich in Siedlungskontinuität zum heutigen Chiclana steht, oder ob lediglich Chiclana am gleichen Standort einer schon lange zur Wüstung gewordenen Siedlung der Phönizier entstanden ist.)
Es gibt schon Gründe, die man dafür anführen könnte, dass der Ortsname Chiclana auf einen antiken (allerdings römischen) Ortsnamen zurückgeht. Chipiona (wohlgemerkt, Chipiona, nicht Chiclana) führt man z.B. auf einen bei Strabon erwähnen
Kaipíōnos pýrgos zurück, was man ins Lateinische als
Caepionis Turris (also Turm errichtet von Caepius) rekonstruiert (Francisco Antonio García Romero, Klassischer Philologe, promoviert, arbeitet als Lehrer an einem Instituto [entspricht unserem Gymnasium], Centro de Estudios Históricos Jerezanos [das klingt zwar professionell, scheint aber eher ein Verein [gewesen?] zu sein). Chiclana wird von Joaquín Pacual Barea (Uni Cádiz, Latinist) auf den Namen Caecilius zurückgeführt. Der nimmt an, dass es dort ein Landgut gab. Eine gens Caecilius ist nach Pacual Barea in der Baetica mehrfach dokumentiert, die Caecilii wären ihm zufolge mit dem Seehandel (er führt das nicht weiter aus, aber vermutlich baetischer Wein und baetisches Olivenöl) verbunden gewesen.
http://rodin.uca.es/xmlui/bitstream/handle/10498/15695/NietoBallester.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Wayback Machine
Edit: Vom Spanischen ausgehend, müsste man aus Caeciliana eigentlich ein Ceciliana [θɛθiljana] anstatt Chicklana [t͡ʃɪklana] erwarten, nur kommt das Spanische ja aus Nordspanien, hat sich aus den dortigen eher rudimentären lateinischen Dialekten gebildet, wohingegen in der Baetica ein feineres, lateinischeres Latein gesprochen wurde, dessen Fortsetzer, das Mozarabische/Romance Andalusí, vermutlich dem Italienischen ähnlicher war, als dem Spanischen. So kann ich zwar den Latwandel [ae/aj] > [ɛ] > über das Arabische < Romance Andalusí < baetisches Latein erklären, aber das [t͡ʃ] erklärt sich mir nicht, da das arabische <š> und <ǧ> zu altspanisch [d͡ʒ] zusammenfielen und dies zu neuspanisch [χ] geworden ist (vgl. Bach [baχ]; hoch [hoːχ]).
Das aus aber aus [-θil-] bzw. mutmaßlich [-t͡ʃɪl-] (ich unterstelle hier hypothetisch die Form [t͡ʃɪt͡ʃiljana] , die niemals existiert haben dürfte) [-kl-] wurde, würde für einen sehr frühzeitigen Ausfall des interkonsonantischen -i- sprechen, so dass das zweite -c- seinen Lautwert [k] beibehalten konnte, wie -c- vor -a/o/u- und Konsonanten und nicht wie -c- vor -e- und -i-, wo es zu [ts/[t͡ʃ/θ/s] wurde.