Tatsächlich vacuas:@El Quijote welche Variante ist denn philologisch/historisch korrekt: vacuas oder vagas? (ich weiß es nicht) es geistern beide umher
47 recto des Codex Laurentianus 68.1
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Tatsächlich vacuas:@El Quijote welche Variante ist denn philologisch/historisch korrekt: vacuas oder vagas? (ich weiß es nicht) es geistern beide umher
Die Rede, die Marbod vor der Schlacht hält, ist natürlich eine Erfindung Tacitus'. Er wird sie so erfunden haben, dass er in ihr die Informationen unterbringen wollte, die er in ihr unterzubringen gedachte, aber eben auch als Stilmittel, um seinen Bericht spannender zu gestalten. Und somit musste sie seinem Publikum plausibel gemacht werden. Das Publikum wusste natürlich auch um die Funktion solcher Ansprachen. Die eigenen Leute zu er- und die Gegner zu entmutigen (wobei fraglich ist, wie viel von einer solchen Rede auf einem Schlachtfeld denn überhaupt gehört würde).
Wenn bei Tacitus stünde, dass die Varus-Legionen "entleert" gewesen wären, dann wäre das in diesem Kontext zu sehen, dass Marbod die Anhänger Arminius ent- und seine eigenen Leute gegen den Nimbus des Siegers der Varusschlacht ermutigen wollte.
Das Problem ist... bei der Lektüre der Rede des Marbod finde ich eine solche Angabe nicht.
Bei Tacitus ist das ein wenig als Aktions-Reaktions-Schema dargestellt:
Arminius reitet seine Truppen wie bei einer Heeresschau ab und erinnert seine Leute (und die Gegner) daran, dass sie die Waffen und Rüstungen den niedergemetzelten Römern abgenommen haben: trucidatas legiones, spolia adhuc et tela Romanis derepta in manibus multorum ostentabat;
Marbod reagiert mit einem "Ja, aber...":
- er hätte nicht nur mit dreien, sondern mit zwölf Legionen im Krieg gelegen (dass Arminius gegen acht kämpfte, erwähnt Marbod nicht, dass er den Römern keine vergleichbare Niederlage beibrachte, ebenfalls nicht)
- er hätte nicht gegen Varus, sondern gegen Tiberius gekämpft
- Arminius hätte den umher-irrenden Legionen (quoniam tres vagas legiones) einen Hinterhalt gelegt
Arminius beschreibt Marbod als einen Feig- und Flüchtling, der keine Erfahrung mit Schlachten habe. Marbod hingegen Arminius als unerfahrenen Jungspund, der die Lorbeeren seines Onkels Inguiomer eingeheimst habe und es nicht einmal geschafft habe, seine Frau und sein Kind zu schützen, die in römischer Gefangenschaft seien (dass die schwangere Thusnelda bei ihrem Vater, der von Arminius belagert wurde, in römische Gefangenschaft geriet, verschweigt Marbod zwar den Zuhörern, das hat der Tacitusleser aber vorher bereits erfahren).
Von "entleerten" Legionen lese ich dort nichts.
Ob die Römer tatsächlich so im Zentrum der historischen Reden von Arminius und Marbod - so sie solche denn jemals gehalten haben - standen, wie Tacitus das darstellt, ist dann eine ganze andere Frage.
Und wieder keine Spur einer Argumentation.wir wissen beide nicht wie Tacitus dachte ich sehe und lese es anders.
Und wieder keine Spur einer Argumentation.
dazu https://books.google.de/books?id=Wu...TRES VACUAS LEGIONES ET DUCEM FRAUDIS&f=false wobei es sich bei dieser Publikation möglicherweise um eine Kuriosität handeln kannMan kann sich halt fragen, was vacuas legiones heißen soll und emendiert* vagas.
Es verlangt auch niemand, dass du "philosophierst", sondern dass du argumentierst, also am Text und mit intersubjektiv akzeptabel belegst und nicht trotzig schreibst "Ich sehe das eben anders."über Spekulationen zu philosophieren ist nicht einfach.
Nachvollziehbarkeit und Gewissenhaftigkeit war nicht der Diskussionsgegenstand. Diskussionsgegenstand ist der Kontext. Der Kontext ist: Arminius und Marbod halten vor einer Schlacht gegeneinander Reden, um ihre Gegner zu ent- und ihre eigene Gefolgschaft zu ermutigen. Diese Reden sind natürlich von Tacitus erfunden. (Siehe auch Thukydides). Die Dinge, die sie sich in diesen Reden gegenseitig an den Kopf schmeißen für bare Münze zu nehmen, ist nicht unbedingt das, was Tacitus intendierte. Das ist wechselseitige Propaganda.Ich halte die Tacitus Worte für nachvollziehbar zumal er als äußerst gewissenhaft gilt.
Tat er das?Marbod war einer der schillernsten Gestalten in der heiße Phase der Varusschlacht und kannte alle Protagonisten persönlich.
Marbod war vom Schlachtgeschehen der Varusschlacht etwa 5-600 km entfernt.Ihm gelang bis 21 + der Spagat zwischen beiden Fronten. Er wusste den Sieg über Varus richtig einzuschätzen und wie er zustande kam, kannte die Machtverhältnisse, den Anteil den Segimer am Sieg trug , kannte Kaiser Augustus persönlich aber auch Segestes.
Es verlangt auch niemand, dass du "philosophierst", sondern dass du argumentierst, also am Text und mit intersubjektiv akzeptabel belegst und nicht trotzig schreibst "Ich sehe das eben anders."
Nachvollziehbarkeit und Gewissenhaftigkeit war nicht der Diskussionsgegenstand. Diskussionsgegenstand ist der Kontext. Der Kontext ist: Arminius und Marbod halten vor einer Schlacht gegeneinander Reden, um ihre Gegner zu ent- und ihre eigene Gefolgschaft zu ermutigen. Diese Reden sind natürlich von Tacitus erfunden. (Siehe auch Thukydides). Die Dinge, die sie sich in diesen Reden gegenseitig an den Kopf schmeißen für bare Münze zu nehmen, ist nicht unbedingt das, was Tacitus intendierte. Das ist wechselseitige Propaganda.
Tat er das?
Marbod war vom Schlachtgeschehen der Varusschlacht etwa 5-600 km entfernt.
Marbod hatte von Arminius den (vermeintlichen) Schädel des Varus übersandt bekommen und diesen nach Rom weitergeleitet. Das zeigt, dass er 9 n. Chr. ein wichtiger Player aus Arminius' Sicht war, den Arminius auf seine Seite ziehen wollte und dass er seinerseits ein Interesse daran hatte, Rom zu zeigen, dass er nicht auf Arminius' Seite stand. Eine Bekanntschaft mit Arminius, Segimer, Segestes, Augustus, Tiberius oder Varus impliziert das aber nicht.
Germanicus wird Marbod kennengelernt haben. Zumindest wurde der ja zu Verhandlungen mit Marbod geschickt.
Noch mal: Es handelt sich um zwei Reden von zwei Heerführern unmittelbar vor einer Schlacht. Was du versuchst, ist den Kontext auszublenden.
und das gut hundert Jahre nach den Ereignissen (Varus, Arminius, Marbod) - zu den Ansprachen und Reden sicherlich interessant: Prokop war im Gegensatz zu Tacitus bei vielen der Ereignisse, die er beschrieb (Goten-, Vandalenkrieg), live dabei (in relativ hoher Stellung), d.h. er hat zumindest "Ansprachen" des byzantinischen Feldherrn Belisar live gehört - was macht er? Er stilisiert diese Reden, er erfindet weitere (Ansprachen/Reden des Vandalen- und der Gotenkönige)Diese Reden sind natürlich von Tacitus erfunden.
im Denkgehäuse haben, wenn man solche "Reden" für original stenografiert halten will......viel Leere - ein Vakuum.
Es geht dir ja nach wie vor um das vacuas. Ich denke, dass das vacuas des mittealterlichen Textzeugen zu recht zu vagas emendiert wurde. Denn vagas legiones ('umherirrende Legionen') ergibt viel mehr Sinn, als vacuas legiones (Karl von Nipperdey: 'dienstfreie Legionen'; Ulrich Leyhe 'entleerte Legionen').Danke für die Mühe die Du Dir gemacht hast und ja es kann so wie von Dir dargestellt gewesen sein. Aber selbst dann wenn es Reden waren die nur dem Anfeuern dienen sollten, kann es in der Aussage gestimmt haben. Wir müssen, wenn auch schmerzlich immer eingestehen die Wahrheit nicht zu kennen.
Es geht dir ja nach wie vor um das vacuas. Ich denke, dass das vacuas des mittealterlichen Textzeugen zu recht zu vagas emendiert wurde. Denn vagas legiones ('umherirrende Legionen') ergibt viel mehr Sinn, als vacuas legiones (Karl von Nipperdey: 'dienstfreie Legionen'; Ulrich Leyhe 'entleerte Legionen').
Aber das ist am Ende gar nicht wichtig. Denn selbst wenn Tacitus dem Marbod wirklich vacuas legiones in den Mund gelegt haben wollte - was, wie ausgeführt, nicht sehr wahrscheinlich ist, ist das nur die Wiedergabe der Kabinenrede des Trainers vor seinen Spielern, nicht die Wiedergabe der Fakten.
Alle Historiographen, die sich irgendwie zu den Truppenverlusten äußern, sprechen von drei Legionen. Auch Tacitus.
Es ist nur die Fensterrede, bei der Marbod - wenn Tacitus wirklich vacuas schrieb - das vacuas in den Mund gelegt wurde, um den Sieg des Gegners zu schmälern.
Das Echo, dass die Varusschlacht fand (redde legiones!), die Panik, welche Rom erfasste, als die Nachricht eintraf, Tiberius, der sofort an den Rhein entsandt wurde, die Panik, dass nun die Germanen über den Rhein vorstoßen würden und/oder dass die Gallier wieder abfallen würden, das Verbot, dass die Überlebenden der Varusschlacht italischen Boden betreten dürften, dass es sechs Jahre brauchte, bevor Germanicus mit acht Legionen wirklich wieder tief nach Germanien vorstieß (Tiberius Siege werden zwar von Velleius gefeiert, aber er kann kaum mehr als Grenzsicherung betrieben haben), das alles spricht dafür, dass da nicht ein paar Geisterlegionen aufgerieben wurden. Sich bei diesem Befund auf einen in einer Schmähung geäußerten Sachverhalt zu berufen, ist nicht wirklich seriös.
Hier wäre eine Begründung sinnvoll, da die Behauptung allein sonst einfach so im Raum steht.da ich meine für nachvollziehbarer halte
Das lässt sich doch sicherlich mit ein paar entsprechenden Literaturangaben nachweisen.und sie auch von Teilen der Wissenschaft geteilt wird.
Hier wäre eine Begründung sinnvoll, da die Behauptung allein sonst einfach so im Raum steht.
Das lässt sich doch sicherlich mit ein paar entsprechenden Literaturangaben nachweisen.
@El Quijote argumentiert doch gar nicht für "dienstfrei", im Gegenteil!Ich kenne Deine Argumentation hinsichtlich "dienstfrei" und teile sie natürlich nicht...
Nein @Leyhe : "teilweise oben im Text" (in wessen Text?) steht keine Begründung deiner Ansichten und da stehen auch keine von dir gelieferten Literaturverweise.
Bist du nicht fähig, deine Ansichten zu begründen, oder willst du sie gar nicht begründen, weil das nicht gelingen will?
@El Quijote argumentiert doch gar nicht für "dienstfrei", im Gegenteil!
Denn vagas legiones ('umherirrende Legionen') ergibt viel mehr Sinn, als vacuas legiones (Karl von Nipperdey: 'dienstfreie Legionen'; Ulrich Leyhe 'entleerte Legionen').
Ich kenne Deine Argumentation hinsichtlich "dienstfrei" und teile sie natürlich nicht, da ich meine für nachvollziehbarer halte
@El Quijote argumentiert doch gar nicht für "dienstfrei", im Gegenteil!
El Quijote schrieb doch:
"Es geht dir ja nach wie vor um das vacuas. Ich denke, dass das vacuas des mittelalterlichen Textzeugen zu recht zu vagas emendiert wurde. Denn vagas legiones ('umherirrende Legionen') ergibt viel mehr Sinn, als vacuas legiones"
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