Oesterreich(-Ungarn) - bis wann und wie noch zu retten?

@Oglokea

Schau dir bitte Beitrag #114 genau an. Ich habe von dir ein Zitat eingestellt, zu dem ich ergänzende Informationen geschrieben habe.

Ich weiß nicht, weshalb du in #119 ein Zitat von dir lieferst, auf welches ich gar nicht eingegangen bin.:confused:
 
Aus einem Interview mit Timothy Snyer, erschienen im heutigen Standard:
Die Habsburgermonarchie war sicherlich nicht zum Scheitern verurteilt – das war eher französische, britische und amerikanische Kriegspropaganda. Im Westen wird das immer noch geglaubt, weil, wie ich denke, wir ein schlechtes Gewissen gegenüber der Monarchie haben. Sie war letztlich nicht so schlecht, in vieler Hinsicht war sie besser und liberaler als die Vereinigten Staaten in jener Zeit. Wenn Conrad von Hötzendorf, der sicherlich immer nach Gründen für einen Krieg mit Serbien gesucht hat, wenn er vom Pferd gefallen wäre, wenn Kaiser Franz Joseph zehn Jahre jünger gewesen wäre, wenn sie irgendwie bis zum Frühjahr 1915 weitergewurstelt hätten, dann hätte es diesen Krieg nicht gegeben.
Das ganze Interview zum Nachlesen hier: "Die Monarchie war nicht zum Scheitern verurteilt" - derStandard.at ? Inland
 
Bei Königgrätz 1866 siegten die Preußen vor allem wegen des Zündnadelgewehrs und der Nutzung ihres gut ausgebauten Eisenbahnnetzes.

Ich denke das hier noch wichtiger die Führungsprobleme und Führungsentscheidungen in der österreichischen Armee, genannt sei hier vor allem der rechte Flügel, ganz entscheidend waren. Klare Befehle wurden missachtet und darüber hinaus auch noch fatale Entscheidungen getroffen.
 
Einiges Klarzustellen was oglokea meinte, der Frieden von San Stefano war eine russische Abreibung an Serbien weil diese Bulgarien angegriefen haben und dabei russische Soldaten getötet hat. Österreich rettete damals Serbien weil die Armee zusammengebrochen war (die Moral der Truppe war schon unter 0).

Milan Obrenovic war in dieser Hinsicht sowieso unkonsequent immer mehr Verbündete er sich mit Österreich konnte aber nie verschmerzen, dass er Bosnien doch nicht bekam. Wie es sich Serbien und Montenegro besprochen haben (Bosnien an Serbien, Herzegowina (ein nicht kleiner Teil kam auch zu Montenegro) an Montenegro.

Die Annektion von Bosnien war auch das erste Mal das die Kroaten und Serben zu offener Feinschaft in Kroatien übergingen, ich muss noch mal schauen wo ich das gelesen habe die kroatische Volkspartei zerfiel in die kroatische und serbische Volkspartei. Die Serben hatten vorher auch die Einigung von Kroatien-Slawonien und Dalmatien mitgetragen waren aber nach der Unterstützung der Kroaten für die Annektion von Bosnien sauer.

Als man das Bosniakentum förderte von seiten der Österreicher, war man dann richtig sauer, die Bezeichnung bosnische Sprache wurde abgelehnt. War auch eines der ersten Dinge die man als serbisch-nationale Kräfte an die Macht kamen Ende des 19. Jahrhunderts in serbokroatisch änderte. Eine andere Maßnahme war das feuern aller nichtserbischen orthodoxen Bischöfe.

Serbien war über die gesamte neuere Geschichte völlig abhängig davon das Österreich oder Russland hinter ihm stehen. Die serbische Verfassung 1835 (Sretenski ustav) musste weil die beiden Großmächte unzufrieden waren geändert werden. Die Verfassung war zu liberal, 1838 (Turski ustav) wurde eine andere aufgezwungen. Wobei wie am Balkan üblich die Verfassung war super, aber an die Gesetzte hielt man sich sowieso nicht.

Das Verhältnis zwischen Serbien und Österreich Ungarn hatte schon einen Geburtsfehler, 1806 und 1808 brachen in der heutigen Vojvodina Südungarn Aufstände aus die dadurch verursacht wurden, dass man im Aufstand befindlichen Serbien die (muslimischen) Großgrundbesitzer enteignet hatte und dies forderte man auch in Südungarn oder den Anschluss an Serbien.

Das Verhältnis war von Anfang an Problematisch.
 
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Interessant ist eigentlich, das für Wilson die "Zerschlagung" der Monarchie nicht ein unbedingtes Dogma war. Beispielsweise hatte Wilson bei der Ausarbeitung der 14 Punkte ursprünglich darauf geachtet, das Österreich-Ungarn erhalten bleibt. Allerdings war Lansing, der Außenminster, der eine heftige Abneigung gegen das Deutsche Kaiserrreich verspürte, darüber nur mäßig begeistert. Er schrieb dazu in seinem Tagebuch:" Der Präsident hat nach einer Möglichkeit gesucht die Monarchie intakt zu halten. Ich halte eine solche Vorgehensweise für nicht gescheit und denke der präsident sollte diesen gedanken fallen lassen und die errichtung neuer Staaten uf dem Kerritorium des Kaiserreiches ins Auge fassen. Das ist das einzig sichere Mittel die deutsche Vorherrschaft in Europa zu beenden."

So ließ man der Monarchie eigentlich keine andere Wahl, als bedingungslos zum Deutschen Reich zu halten. Und das State Departement war wohl auf einen Auge wohl auch blind.
 
Wie sind denn eigentlich die Ideen um eine Herausgliederung eines dritten, slawischen Teilstaates aus dem österreichisch-ungarischen Reich zu beurteilen? War sowas wirklich geplant (Clarke bringt bei "Die Schlafwandler" Franz Ferdinand damit in Verbindung) oder bloßes Wunschdenken der slawischen Minderheiten?
 
Alles reine Spekulation, aber Franz Ferdinand hätte es schwer gehabt. Die Ungarn hassten ihn, bei den Polen, für die er keine freundlichen Worte fand, sah es nicht wesentlich besser aus. Auch sein Draht zu den Tschechen war alles andere als gut zu bezeichnen. Okay, die Christsozialen Deutschen unterstützen ihn und seine autorkatischen Anwandlungen waren nicht zeitgemäß und in der Bevölkerung sehr unpopulär. Ich denke, Franz Ferdinand fehlte ganz einfach so etwas wie eine Hausmacht, mit der er konstruktiv für die Doppelmonarchie regieren und agieren hätte können.
 
Nur gewaltfreie Nationalitätenkonflikte in Österreich-Ungarn?
Mich würde die Meinung der Forianer zu folgenden Gedanken interessieren:
Nach dem Ausgleich 67 gab es in Österreich-Ungarn zwar Spannungen zwischen einzelenen Volksgruppen, doch spielten sich diese auf sehr begrenztem Raum ab. Schlägereien auf Universitäten, Raufereien, Redeschlachten im Reichsrat und journalistisches Klingenkreuzen.
Ohne dies zu marginalsieren fällt dennoch auf, dass all diese Streitereien nie zu einer Massenbewegung wie z.B. in Irland wurden! Da gingen 1911 bereits 55.000 Menschen auf die Straße und demonstrierten für Unabhängigkeit. Bei einer Gesamtbevölkerung von 4,5 Mio in Irland. Zum Vergleich, in Ö-U lebten damals 6,5 Mio Tschechen.
Auch der Ausbruch von Gewalt, der (um beim Irland-Vergleich zu bleiben) nach 1918 in Irland um sich griff, fehlte in Ö-U vollkommen.

Mir sind keine Massendemonstrationen in Ö-U für Unabhängigkeit, Selbständigkeit oder ähnliches bekannt (sehr wohl aber z.B. für das allgemeine Wahlrecht), lass mich aber gerne belehren.

Es gab Spannungen zwischen Nationalitäten die auf intelektueller Basis ausgetragen wurden. Aber kann man dann überhaupt von Konflikten sprechen?
 
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