Ohne muslimische Eroberung kein Entdecken Amerikas? Paradox? Oder Realität?

Ein paar Einzelereigniss die meine Aussagen unterstützen sollen:

1407 wurde die Geographie des Ptolemaios wiederentdeckt und zwar kam sie aus Byzantinischem Gebiet nach Italien. 1409 lag eine lateinische Übersetzung vor und schon 1412 war diese in Portugal.

Dann gab es diverese Reisen von Italienern nach Osten: sehr bekannt ist die realtiv später von Nicolo di Conti aus Venedig, die fand zu einer Zeit statt, als die Muslime bereits Christen die Reise nach Osten versperrten. Trotzdem reiste der Venezianer auf dem Seeweg über Indien bis nach China und sah dabei die Schatzflotte des Zheng He die er präzise beschrieb. Zu diesem Zeitpunkt war Oman und Bahrain chinesisches Klientelkönigreich !!

Prinz Heinrich der Seefahrer erhielt von der Kirche (Italien!!) die Aufzeichnungen und Schriften des Nicolo di Conti.

Der jüdische Kaufmann Benjamin aus Tudela bereiste schon 100 Jahre vor Marco Polo (Venezianer !!) ebenfalls Asien. Er stammte aus dem christlichen Kastilien !!
Er reiste zwar nicht selbst nach China auch wenn er das behauptete aber per Schiff über Ägypten in den Irak und und damit auch an die Küsten des Iran.

Ich könnte da jetzt seitenweise weiterschreiben aber es wäre alles so in der Art.

Wie man sieht ist die Richtung des Transfers vor allem West-Ost und nicht Nord-Süd und das selbst bei Leuten die aus Spanien stammen !!
 
collo schrieb:
... aber warum haben gerade die beiden nationen, die lange unter der maurischen herrschaft lebten, diese entdeckungsfahrten unternommen, und nicht ein italienischer stadtstaat oder die nordeuropäer? lag es nur an der geografischen lage am rande europas oder nicht vielmehr auch daran, dass in gerade in portugal das seefahrerische wissen der damaligen zeit gesammelt wurde, in büchern, instrumenten, schiffbau, aber auch in fähigen köpfen. und ein gutteil dieser "sammlung" stammt nun einmal aus dem islamischen raum, zu dem beide iberischen länder lange gehört hatten. ...
Meiner Information nach hat Heinrich der Seefahrer (1394-1460), Sohn König Johanns von Portugal aus eigenem Antrieb ein regelrechtes Programm zur Erforschung der westafrikanischen Küste und zur Entwicklung besserer Schifftypen initiiert und finanziert. Er holte Gelehrte aus aller Herren Länder nach Portugal und gründete die erste Seefahrtschule der Erde. Sein Ziel war es den Seeweg nach Indien zu finden.

Nicht zuletzt dank der Bemühungen Heinrichs gelang Portugal die Entwicklung eines neuen, überlegenen, fernreisetauglichen Schiffstyps, der Karavelle; die Verbesserung der Navigationstechnik; die Sammlung umfangreicher Seekartenwerke; die Entdeckung und Sicherung des Seeweges nach Indien und die Einnahme einer monopolhaften Stellung im Indienhandel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Quintus Fabius schrieb:
... 1 Die Nordeuropäer haben sehr wohl solche Entdeckungsfahrten unternommen, nur waren sie nicht erfolgreich. Wie man heute weiß ist die Hanse mit Koggen bis nach Amerika gesegelt. ..
Nur waren die Schiffe meiner Information nach keine Koggen sondern bereits Karavellen. Eine Expedition im Auftrag des dänischen Königs, unter dem Kommando Hansischer Käpitäne, aber auf dänischen Karavellen.
 
Zitat:" war das aufs Land bezogenes astronomisches Wissen, daß zu großen Teilen nicht auf See verwendbar war "

Das verstehe ich jetzt nicht!
Denn wenn man sich nach den Sternen richtet ist es doch schließlich ganz egal, ob man auf See ist oder an Land befindet! :confused:
 
Jürgen schrieb:
Nur waren die Schiffe meiner Information nach keine Koggen sondern bereits Karavellen. Eine Expedition im Auftrag des dänischen Königs, unter dem Kommando Hansischer Käpitäne, aber auf dänischen Karavellen.


Ja, Pining und Porthost! Sie stammten aus meiner Heimatstadt! :winke:
 
Meiner Information nach hat Heinrich der Seefahrer (1394-1460), Sohn König Johanns von Portugal aus eigenem Antrieb ein regelrechtes Programm zur Erforschung der westafrikanischen Küste und zur Entwicklung besserer Schifftypen initiiert und finanziert. Er holte Gelehrte aus aller Herren Länder nach Portugal und gründete die erste Seefahrtschule der Erde.

Die Portugiesen hatten aber auch schon vor Heinrich dem Seefahrer sehr gute Schiffe und die Karavelle ist auch etwas älter. 1341 waren die Portugiesen bereits dauerhaft auf den Kanaren und ab 1345 besiedelten portugieische Siedler und Kolonisten die Azoren.

Das ist vor Heinrich dem Seefahrer. Ansonsten sind deine Aussagen natürlich richtig, daß Heinrich der Seefahrer entscheidend die portugiesische Seefahrt entlang Afrikas voran gebracht hat. Und zwar war bis dahin die Grenze der Portugiesen immer Kap Bojador gewesen. Heinrich der Seefahrer brachte nun die Seeleute dazu an Kap Bojador vorbei zu segeln. Außerdem verschaffte er der stagnierenden Portugiesischen Seefahrt neuen Schub. Den ersten solchen Anschub hat Portugal aber schon durch Dionysius I.

die Verbesserung der Navigationstechnik; die Sammlung umfangreicher Seekartenwerke; die Entdeckung und Sicherung des Seeweges nach Indien und

Die Seefahrtschule entstand wenige Kilometer von Lagos entfernt bei Sagres. Dort baute Heinrich eine Sternwarte und eine Schule für Navigatoren. Es ist sehr wenig über diese Schule bekannt, wir wissen z.B. in Bezug auf die Kartographen nur von einem einzigen italienischen (sic!!) Kartographen jüdischer Herkunft definitv daß er dort war.

Sein Ziel war es den Seeweg nach Indien zu finden.

Sein Ziel war ein Kreuzzug gegen den Islam. Er hatte nicht mal Handelsziele da der Handel zu Beginn seiner Tätigkeit noch über den Osten gut lief. Sein Ziel war das Erreichen des Priesterkönigs Johannes über den Seeweg und dann ein gemeinsamer Kreuzzug mit dem Priesterkönig Johannes zusammen gegen den Islam. Gegen Ende seines Lebens erkannte er auch zunehmend die Chance den Islam durch die Nutzung der Neuen Wege zu Handelszwecken zu schwächen. Seine Motive aber waren mittelalterlich, Heinrich war z.b. auch Hochmeister eines Ritterordens der sich den Kampf gegen den Islam unter allen Umständen als oberstes Ziel gesetzt hatte.

Sein treibendes Motiv hinter all seinen Handlungen aber war seine Feindschaft gegen den Islam.

Wieder zum Thema: aus diesem Grund verweigerte Heinrich sogar wie man weiß einige muslimische Karten, mit der Begründung die Hilfe von Dienern des Teufels zu nutzen sei selbst Teufelswerk. Also !!

Nicht zuletzt dank der Bemühungen Heinrichs gelang Portugal die Entwicklung eines neuen, überlegenen, fernreisetauglichen Schiffstyps, der Karavelle;

Das entscheidende war nicht die Erfindung der Karavelle an sich sondern die neue Besegelung der Karavellen (die es schon gab) mit Latein- und Rahsegeln zugleich !! Das fand zur Zeit Heinrichs statt.

Nur waren die Schiffe meiner Information nach keine Koggen sondern bereits Karavellen. Eine Expedition im Auftrag des dänischen Königs, unter dem Kommando Hansischer Käpitäne, aber auf dänischen Karavellen.

Das verstehe ich jetzt nicht!
Denn wenn man sich nach den Sternen richtet ist es doch schließlich ganz egal, ob man auf See ist oder an Land befindet!

Nehmen wir mal das vielgerühmte Astrolabium. Erfunden hat es der Grieche Erathostenes 250 v Chr. Aber in der Form (Kugelförmig) war es auf Schiffen mit schwankendem Deck nicht einsetzbar.

Daraufhin entwickelte sich das Gerät in Byzanz weiter und wurde von dort im Frühmittelalter auch von den Arabern im Osten übernommen. Obwohl es auch in Spanien bei den Mauren bekannt war, so kam die verbesserte und vereinfachte Version nur im Osten zum Einsatz und war als erste für den Einsatz auf Schiffen verwendbar und kam dann über Ägypten nach Italien.

Diese Form geht auf verbesserte Versionen des Hipparchos zurück, die maurischen Astrolabien dagegen waren Weiterentwicklungen der Version des Erathostenes.

Die italische Form kam nun zur Zeit Heinrichs des Seefahrers mit italienischen Experten nach Portugal und ersetzte dort die alte Version. Erstmal waren so etwas bessere Messungen möglich. Die arabischen Astrolabien waren dagegen auf Schiffen nicht ohne gravierende Fehlmeßungen einsetzbar. Deshalb benutzen die Portugiesen vor den Italienischen Experten den sogenannten Jakobsstab, eine Holzkreuz mit Markierungen, daß aber ebenfalls ungenau war.
 
lieber quintus fabius,

gaaanz langsam, ich tue es ungern aber ich rate dir, meinen letzten beitrag nochmal genauer durchzulesen:
ich habe nie behauptet, dass die mauren über ein besonderes hohes maritimes niveau verfügten.
ich habe auch mehrfach darauf hingewisen, dass der ausspuch von albornoz auch auf die portugiesen erweitert werden müsste, und es nicht um den maurischen einfluss allein auf spanien geht.

es geht hier doch um die frage, ob die besondere historische situation der iberer (beide, spanien und portugal zusammen), nämlich mehrere jahrhunderte unter moslemischer herrschaft gelebt zu haben, dazu führte, dass es ausgerechnet diese beiden nationen waren, die die welt "entdeckten". und eben nicht andere wie die engländer, holländer, italiener, die über genügend maritime erfahrungen verfügten.

dabei spielt es eigentlich keine rolle, wie gross der direkte maurische einfluss war, der war spätestens um 1400 sehr gering, da stimme ich dir zu. ich stimme dir auch zu, dass die mauren selbst keine grossen seefahrer waren, im gegensatz zu z.b. den omanis am indischen ozean. aber funktionierte der inner-ISLAMISCHE wissensaustausch nicht, hatten die mauren keine berichte über seefahrten im indischen ozean in ihren bibliotheken?

es kommt doch eher auf den indirekten anteil an, z.b. die toleranz der mauren, die ihr wissen (in was für gebieten auch immer) nicht nur mit moslems, sondern auch mit christen und juden teilten. du selbst führst einen jüdischen reisenden auf aus kastilien. schaut man sich den späteren verlauf der geschichte an, würde ich behaupten, dass es ohne die mauren viel früher keine juden auf der iberischen halbinsel gegeben hätte.

oder die kenntnis des arabischen, die in spanien und portugal in gewissen kreisen sicher weiter verbreitet war als im rest europas. so konnte man eben die berichte der arabischen entdecker wie ibn battuta lesen (der ja aus marokko stammte!).

und immerhin kannten die mauren die westafrikanische küste ganz gut, wie du selbst zugibst. das war doch für die portugiesen, die diesen weg wählten, eine eindeutige erleichterung.

aber jetzt solltest du mir einige punkte erklären, die ich nicht ganz nachvollziehen kann:

1. inwieweit unterscheidet sich die astronomie an land von auf hoher see? gibts den polarstern auf hoher see nicht mehr? (wir reden hier von der überquerung des atlantiks nördlich vom äquator!)

2. das die wikinger in amerika waren, dürfte sich rumgesprochen haben, das wissen ging aber verloren. aber die basken oder gar die hanse? mit ihren fischerbooten und koggen? ich kenne keine seriöse quelle für diese behauptungen, aber da kannst du mir sicher aushelfen.

3. die geografisch-klimatischen verhältnisse im nordatlantik waren nach deiner aussage so schlecht, dass eine überquerung des nordatlantiks nicht möglich war. wieso konnte john cabot dann 5 jahre nach columbus von england aus nach neufundland und labrador? (und die basken und hanseaten???)

4. welche seefahrerischen und maritim-technologischen glanzleistungen brachten die mamelucken aus ägypten hervor, die byzantiner? waren die nicht auch nur übermittler einer arabischen tradition im indischen ozean?
 
Andreas schrieb:
Hallo zusammen,

ein bedeutender spanischer Historiker des 20. Jahrhunderts (ich werde seinen Namen hier noch nicht nennen, aber später, versprochen) hat folgende These aufgestellt:

"Wenn die Muslime Spanien im achten Jahrhundert nicht erobert hätten, dann hätten die Spanier Amerika im sechtzehnten Jahrhundert nicht erobert. Paradox? Nein, Realität."

So, mir persönlich würden zwei Argumentationslinien, die für, und eine, die gegen diesen Satz sprechen, einfallen. Aber damit würde ich zuviel vorgeben. Erst mal will ich Eure Meinung hören.

Andreas

Das ist doch eine Diskussion um Kaisers Bart... Verantwortlich fuer die Entdeckung Amerikas ist doch die Tatsache, dass die europaeischen Laender zur fraglichen Zeit Seefahrt uber die Grenzen Europas hinaus betrieben. Das sich dabei das bekannte Gebiet zwangslaeufig ausdehnen musste und somit auch irgendwann Amerika entdeckt wuerde ist einfach eine Zwangslaeufigkeit. Wem das Entdeckergleuck dann zuviel, ist reiner Zufall, der richtige Mann, zur richtigen Zeit am richtigen Ort war eben Kolumbus und er segelte von Spanien aus los. Waere er dabei untergegangen, waere alles eben um einige Zeit verzoegert passiert und irgendein anderer waere heute der Entdecker der neuen Welt.

Man muesste also allein die Tatsache, dass die Europaer ueberhaupt Hochseefahrt betrieben, auf de maurische Besetzung Spaniens zurueckfuehren, wollte man die Ausgangsthese halten. Das kann man aber wohl nicht ernsthaft tun. Was nicht heisst, dass die Frage, warum man Seefahrt betrieb, nicht interessant waere...
 
Nachdem die Diskussion schon sehr "off Topic" ist.
Es gibt von Simon Wiesenthal (dem Nazijäger) die These, dass Kolumbus ein Jude war, und er die Fahrt über den Atlantik unternahm um seinen Glaubensbrüdern/schwestern eine neue Heimat zu finden. Die Juden wurden genau in jenen Jahren aus Spanien vertrieben.
"Segel der Hoffnung" heißt sein Buch zur These. Müsste ca. 1975? erschienen sein.
 
Hallo Repo,

diese These in allen Ehren, aber die Limpieza de Sangre verbot es, nachdem am 2. März 1492 die Juden aus Spanien vertrieben wurden, auch jedem Converso, also jedem christlichen Konvertiten jüdischer Abstammung nach "Neu-Spanien" auszuwandern.

@all, die Diskussion ist bis dato sehr interessant. Nur solltet ihr euch vielleicht von der Seefahrt und Kolumbus ein wenig lösen und Euch die Gesellschaftsstruktur der spanischen Königreiche zum Abschluß der kastilischen-aragonesischen Expansion auf der iberischen Halbinsel genauer anschauen.

Was Granada angeht: Zwischen 1232 und 1492 blühte Granada als letzter muslimischer Staat der iberischen Halbinsel noch einmal richtig auf, aber dieses Aufblühen war vor allem wirtschaftlich bedingt. Es trieb Handel mit Nordafrika, dem Königreich Aragón (Seehandel) und die Kastilier ließen es mehr oder weniger in Ruhe, einmal aus topographischen Gründen, einmal aus einer gewissen Verpflichtung den Nasriden gegenüber, denn diese hatten bei der Eroberung Sevillas geholfen und zuletzt, weil die Meriniden aus Marokko immer wieder versuchten im Süden der iberischen Halbinsel wieder Fuß zu fassen, was von den Kastiliern aber abgewehrt werden konnte. Nicht zuletzt erlebte Kastilien auch eine Reihe von Bürgerkriegen, die es von der Beschäftigung mit dem Emirat Granada abhielten.

Zur Wissenschaft des islamischen Spanien und dessen Erbe in den christlichen Königreichen. Diese fand bis zum Ende der Kalifatszeit 1008/35 vor allem in Córdoba statt. Danach bewirkten die Zentrifugalkräfte der fitna barbariyya ('berberische Wirren' dito 'Bürgerkrieg der Berber'), dass sich 26 Einzelstaaten auf dem Territorium des Kalifates bildeten, die sich gegenseitig dezimierten; die Christen begannen in dieser Zeit von Norden her vorzustoßen. Diese Einzelstaaten, die sogenannten taifas wollten natürlich Córdoba an Glanz in nichts nachstehen, deshalb gilt diese Zeit, des politischen Nidergangs von al-Andalus als Epoche der kulturellen udn wissenschaftlichen Blüte. Niemals zuvor und niemals später konnte ein Poet oder Wissenschaftler in al-Andalus mehr verdienen, als im 11. Jahrhundert. Im 12. JH setzt mit den Kreuzzügen im Osten das Interesse der lateinischen Christen am Islam ein und man ging nach Spanien, wo der Kontakt relativ einfach war. Nach der Eroberung der alten Westgotenhauptstadt Toledo (1085) war dieses natürlich einer der wichtigsten Orte des christlichen Spanien, mit dem Wissen des islamischen Spanien. Erzbischof Raimundo gründete hier ein erstes Zentralorgan "Übersetzerschule". Übersetzeraktivitäten hatten die spansichen Könige und Regionalfürsten schon vorher gefördert. Diese erste Übersetzerschule übersetzte noch vom Arabischen ins Lateinische, während die zweite Übersetzerschule unter Alfons X. (dem Weisen), ins volkssprachliche (also kastilische übesetzte). Diese wird zwar unter Toledo geführt, arbeitete aber hauptsächlich im von Alfonsos Vater eroberten Sevilla.

Quintus Fabius schrieb:
Die Portugiesen holten sich arabisches Wissen wie z.B. die Kenntnis des Gebrauchs des Astrolabiums nicht von den Mauren in Spanien sondern aus Italien, die Italiener aber hatten das wieder aus dem muslimischen Osten, und zwar aus Ägypten.
Die erste Erwähnung eines Astrolabiums im lateinischen Westen finden wir bei Gebhard von Aurillac. Dieser studierte im ausgehenden 10. JH in Córdoba und ist vielleicht besser ebkannt unter dem Papstnamen Sylvester II.

collo schrieb:
du selbst führst einen jüdischen reisenden auf aus kastilien. schaut man sich den späteren verlauf der geschichte an, würde ich behaupten, dass es ohne die mauren viel früher keine juden auf der iberischen halbinsel gegeben hätte.
Juden sind auf der iberischen Halbinsel seit den Flaviern (Zerstörung des Tempels, Massada) nachzuweisen. Die Westgoten betrieben eine stark antijüdische Politik und einige späte arabische Quellen berichten, dass die Juden die schnelle Eroberung des Westgotenreiches gerade deshalb ermöglicht hätten. Sie sind also nicht erst mit den Mauren auf die Halbinsel gekommen. Aber sie haben hier zu einer Blüte und Rückkehr zu ihren Wurzeln gefunden. In al-Andalus ist aus der reinen Kultsprache Hebräisch eine auch im Alltag gesprochene Sprache geworden. Im Übrigen in der kulturell so reichen taifa-Zeit (Salomon Ibn Nagrillah ha-Nagid).

So... aber zurück zur Ausgangsthese: diese ist weniger auf Prinz Enrique, Vasco da Gama und Kolumbus, sondern eher auf Leute wie Hernán Cortés und Franzisco Pizarro anzuwenden, denn - wie ich oben schon schrieb - sie ist v.a. sozialhistorisch gemeint.

Andreas
 
collo schrieb:
3. die geografisch-klimatischen verhältnisse im nordatlantik waren nach deiner aussage so schlecht, dass eine überquerung des nordatlantiks nicht möglich war. wieso konnte john cabot dann 5 jahre nach columbus von england aus nach neufundland und labrador? (und die basken und hanseaten???)

Im Jahre 1473 fand ein dänisch-portugisisches Gemeinschaftsunternehmen statt. Die in Nordmeerfahrten erfahrenen Dänen sollten den Portugiesen, die die Expedition finanzierten, helfen im Westen neue Länder und Inseln zu finden. Geleitet wurde das Unternehmen von dem deutschen Admiral in dänischen Diensten Didrik Pining und dem Grafen Joao Vaz Cortereal. Über die Zwischenstationen Bergen und Island kommt man ziemlich sicher bis Grönland. Dass sie von da an weiter nach Amerika segelten lässt sich leider durch kein Dokument belegen. Doch fest steht auch, dass die Portugiesen alle ihre Fahrten unter größter Geheimhaltung behandelten und der nachweisliche Auftrag lautete nun mal "neue Länder und Inseln zu finden". Aller Wahrscheinlichkeit ging die Reise also nach Grönland noch weiter gen Westen, Amerika liegt nur 3 Tagesreisen von Grönland entfernt und die Geschichten um "Vinland" kursierten mit Sicherheit noch in Island (und evt. bei den letzten "Wikingern" Grönlands).

Fest zu halten bleibt auch, dass Labrador auf Karten des frühen 16. Jhds. "Terra Corte Real", "Terra de Joao Vaz" und eine Bucht "Baia des Joao Vaz" genannt werden, was sich unschwer zu erkennen auf des teilnehmenden Portugiesen Joao Vaz Cortereal bezieht, den mutmaßlichen Entdecker. Dieser wird später Statthalter auf der Azoreninsel Terceira. Didrik Pining wird 1478 Statthalter Islands. Beide scheinen also nach der Fahrt offensichtlich in der Gunst ihrer Herrscher zu stehen.

Die Fakten:
-die Personen sind real
-es fand im Jahre 1473 ein portugiesisch-dänisches Gemeinschaftsunternehmen statt
-das dänische Ziel war es, die abgerissene Verbindung zu Grönland wieder herzustellen, das portugiesische Ziel war "neue Länder und Inseln im Westen zu entdecken"
-Die Eintragungen auf Karten die nach der Fahrt entstanden

Alles weitere ist Spekulation.


Aber dieses Fahrt zeigt jedenfalls deutlich, dass die Entdeckung Amerikas um 1500 herum "in der Luft lag", wer es dann letztlich war ist da fast egal. Alle technischen Vorraussetzungen waren vorhanden und der Drang über die Ozeane war auch groß genug, es musste einfach passieren.
 
Ich hab vorhin offline einen längeren Beitrag geschreiben; da grad kein Moderator online ist, kann die Freischaltung dauern. Nur so viel: die Argumentation von Claudio Sánchez Albornoz bezieht sich auf das besondere soziale Gefüge vor allem Kastiliens. Aber gerade Karl V. war eher desinteressiert, was Amerika angeht und eher auf die politische Situation des europäischen und mittelmeerischen Raumes konzentriert (klar, wenn "die Türken" vor Wien stehen und gleichzeitig im Mittemeer die Handelsrouten unterbrechen).
 
Zuletzt bearbeitet:
danke für die info andronikos, das kannte ich noch nicht (auch wenn der letzte beweis natürlich fehlt), was aber die behauptung von quintus widerlegen würde, das eine überquerung des nördlichen nordatlantiks zu damaliger zeit nicht möglich gewesen sei.
 
Nicht nur die Reconquista, auch die Eroberung der Kanarischen Inseln durch Kastilien begünstigte die Eroberung Amerikas. Der Kontakt zwischen den Kulturen verlief (wie in Amerika) anders als die Beziehungen zwischen Christen und islamischen Gesellschaften - die Heiden konnten entweder bekehrt oder erobert werden. Die diesbezüglichen Lehrmeinungen gingen in Europa seit Ende des 13. Jh. auseinander. Für die einen besaß die heidnische Gesellschaft eine organisatorische Legitimität gemäß den Prinzipien des Naturrechts, für die anderen stand das Fehlen der politischen Rechtspersönlichkeit angesichts einer Kontaktsituation oder einer Forderung seitens einer christlichen Macht im Vordergrund. Diese Fragen wiederholten sich in Amerika und führten zu verschiedenen Meinungen.
Auf den Kanarischen Inseln hatte die Verkündigung des Evangeliums Vorrang, eine Versklavung der Einwohner wurde nicht angestrebt. Sie wurde sowohl vom Papst als auch von den Katholischen Königen verboten (1477,1490,1499). Die einheimische Bevölkerung wurde allerdings schnell von Einwanderern verdrängt, diese kamen vor allem aus Andalusien und der Estremadura, dazu auch Galicier, Kastilier, Basken und Portugiesen. Wer sich ansiedeln wollte, erhielt ein Grundstück, dafür musste er mindestens fünf Jahre dort leben. Einflussreiche Händler, oft „Ausländer“ (Italiener, Flamen, Franzosen, Katalanen und Valencianer) trugen zur Ankurbelung der Wirtschaft der Inseln bei.
Die Kanarischen Inseln wurden innerhalb weniger Jahrzehnte vollständig in das politische System Kastiliens eingegliedert, sie waren ein Königreich, dessen Untertanen in die gleiche rechtliche und administrative Struktur eingebunden waren, wie ihre Landsleute auf dem Festland. In kirchlicher Hinsicht galt auf den Inseln das Königliche Patronat wie in Granada, womit ein rascher Aufbau der Kirchenorganisation nach den Richtlinien der Krone möglich war.

„Die Kanarischen Inseln waren um 1515 eine Art Neukastilien im Atlantik und dienten in gewisser Weise als Vorbild für die Kolonisation der Neuen Welt.“ (Miguel Angel Ladero, Das Spanien der Katholischen Könige. Innsbruck 1992, S.254ff.)
 
Vielen Dank an Andreas und El Quijote, daß ihr den Ansatz von Albornoz etwas von der maritimen Geschichte gelöst habt. Ist dann die Aussage von Albornoz, wenn man sie auf die Conquistadores anwendet, eher dahingehend zu verstehen, daß sie alle aus der wohl ärmsten Gegend Spaniens kamen? Soweit ich mich erinnere kamen die Leute um Pizarro und Cortés zum größten Teil aus der Estremadura. Dann wäre diese These wohl wirklich auf die Geschichte der spanischen Regionen zu beziehen.
 
ich habe nie behauptet, dass die mauren über ein besonderes hohes maritimes niveau verfügten.

Was hast du dann behauptet ?

es geht hier doch um die frage, ob die besondere historische situation der iberer (beide, spanien und portugal zusammen), nämlich mehrere jahrhunderte unter moslemischer herrschaft gelebt zu haben, dazu führte, dass es ausgerechnet diese beiden nationen waren, die die welt "entdeckten". und eben nicht andere wie die engländer, holländer, italiener, die über genügend maritime erfahrungen verfügten.

Und auch dazu hatte ich mich geäußert:

Du stellst hier nur eine Hypothese auf: Die Iberer hätten Amerika entdeckt WEIL, bringst aber nicht ein einziges Argument dafür.

Warum nun nicht die Nordeuropäer !? (Engländer, Holländer) die Antwort hatte ich dir doch schon gegeben: die Fahrt durch den Nordatlantik war wegen einer Kälteperiode sehr schwierig, die Fahr durch den Zentralatlantik läuft gegen den Golfstrom !!

Die Portugiesen wie Spanier waren die südwestlichsten christlichen Staaten und von ihrer geographischen Lage her am nächsten an den Strömungen und Winden die eine Überfahrt als einzige damals ermöglichten.

Ich hatte doch schon die begrenzte Schiffsreichweite angeführt.

Darüber hinaus irrst du noch in einem wichtigen Punkt:

Die von dir genannten Seefahrenden nordeuropäischen Nationen haben Ja Amerika VOR Spanien und Portugal „entdeckt“. Immer wieder sind einzelne auf den Spuren der Wikinger nach Neufundland gesegelt. Selbst die Hanse wie hier schon erwähnt wurde, und das lange vor Colon !!

Nur wurde keine Kolonisation vorgenommen und es gab keine Folgen dieser Entdeckungsreisen, weil die Route zu schwierig war. Jede zweite Fahrt verschwand im Eis. Denk doch mal bitte an Cabot. Er segelte 1497 nach Neufundland und dann nach Norden bis ans Eis und verschwand ebenfalls auf seiner zweiten Expedition.

aber funktionierte der inner-ISLAMISCHE wissensaustausch nicht, hatten die mauren keine berichte über seefahrten im indischen ozean in ihren bibliotheken?

Das ist in Bezug auf die Mauren schwierig zu beantworten da wir nicht wirklich wissen was und wie viel die Mauren noch ab dem Zerfall des Almohadenreiches in ihren Bibliotheken hatten. Aber laß mich ein anderes Beispiel bemühen:

Das Sultanat der Mariniden im heutigen Marokko. Dieses Sultanat war von seiner Lage am Atlantik doch prädestiniert für die Seefahrt nach Amerika und war auch wissenschaftlich auf dem hohen islamischen Standard.

Seine Macht reichte an der Küste bis auf die Höhe der Kanaren. Trotzdem betrieb das Sultanat kaum Seefahrt und diese ausschließlich auf dem Mittelmeer. Die Gebiete im Westen waren dagegen nur durch Landwege und Karawanen verbunden.

Ziel der Portugiesischen Seefahrt über Kap Bojador hinaus war es, die Handelspartner der Mariniden (die Fulbe) direkt anzusteuern und so das Sultanat als Zwischenhändler auszuschalten und damit zu schwächen. Von Norden griff man zugleich die Küsten des Sultanats ständig an und 1414 begann man mit der Eroberung der Hafenstadt Ceuta.

An dieser nahm auch Heinrich der Seefahrer teil.

Nun wissen wir, daß Heinrich der Seefahrer z.b. über die von mir erwähnten Berichte von Nicolo di Conti verfügte. Er wußte also von den chinesischen Flotten und der Seefahrt im Indischen Meer. Die Mariniden hatten davon keine Ahnung. Sie lagen im Krieg mit den Hafsiden in Algerien und sie verfügten über kein geographisches Wissen daß weiter reichte als Ägypten !! Die Portugiesen wußten obwohl sie Christen waren mehr über das Indische Meer als die islamischen Mariniden !!

Folglich ist es mehr als wahrscheinlich, daß es sich mit Granada und den Mauren genau so verhielt.

es kommt doch eher auf den indirekten anteil an, z.b. die toleranz der mauren,

Was hat das mit Toleranz zu tun ? Weil man Tolerant ist heißt das nicht daß man ein guter Entdecker ist. Die Spanier z.B. waren den Indianern gegenüber sehr intolerant.
Was hat Seefahrt mit Toleranz zu tun ? Prinz Heinrich der Seefahrer war ein religiöser Fanatiker der mit der Seefahrt dem Islam indirekt schaden wollte und zugleich Geld für einen Kreuzzug zusammen bekommen wollte.

würde ich behaupten, dass es ohne die mauren viel früher keine juden auf der iberischen halbinsel gegeben hätte.

Die Juden auf der iberischen Halbinsel stammen aus römischen Zeiten und der Konflikt zwischen iberischen Christen und Juden begann erst, als die Mauren fast besiegt waren genau in der Zeit: als die Iberer mit der Hochseefahrt begannen. Der erwähnte Jude war aus Kastilien und hatte zu der Zeit (100 Jahre vor Marco Polo) noch keine Probleme dort.
Das die Mauren tolerant zu den Juden waren hat doch darüber hinaus mit der Sache überhaupt nichts zu tun.

oder die kenntnis des arabischen, die in spanien und portugal in gewissen kreisen sicher weiter verbreitet war als im rest europas. so konnte man eben die berichte der arabischen entdecker wie ibn battuta lesen (der ja aus marokko stammte!).

Die Kenntnis der arabischen Sprache war in Byzanz am größten. Dann folgten die italienischen Seestädte wie z.B. Venedig. Dann die Portugiesen.

und immerhin kannten die mauren die westafrikanische küste ganz gut, wie du selbst zugibst. das war doch für die portugiesen, die diesen weg wählten, eine eindeutige erleichterung.

Nein, überhaupt nicht: und zwar aus folgendem Grund: das Sultanat der Mariniden das dieses Gebiet beherschte war eine reine Landmacht an der Westküste. Die Mauren kannten diese Küste nur von Land aus entlang ihrer Karawanenstraßen. Es gab überhaupt keine islamische Schifffahrt dort, nicht mal nennenswerte Fischerei.

Die Grenze der Portugiesen war Kap Bojador. Schon 1340 waren die Portugiesen auf den Kanaren und dann alsbald auf den Azoren. Beide Inselgruppen waren den Muslimen vorher und noch weitere 50 Jahre danach völlig unbekannt.

1. inwieweit unterscheidet sich die astronomie an land von auf hoher see? gibts den polarstern auf hoher see nicht mehr? (wir reden hier von der überquerung des atlantiks nördlich vom äquator!)

Der Polarstern wurde schon in der Steinzeit zum Navigieren verwendet. Es sind nicht solche absoluten Grundlagen, die sind an Land wie auf See gleich. Es sind die Messungsmethoden !! Du kannst viele Geräte die an Land gut funktionieren nicht auf See verwenden, weil sie zu zeitaufwendig sind, einen festen Standort der sich nicht verlagert erfordern, weil sie auf schwankenden Schiffsplanken zu große Fehler hervorrufen.

Die islamische Astronomie der Mauren war eine Landorientierte, es fehlten folglich die Instrumente und Methoden mit denen man die Messung von Länge und Breit auch auf Schiffen durchführen konnte.

Nicht die Astronomie unterscheidet sich in ihren Ergebnissen, sondern die Instrumente und Methoden der Anwendung.

Und diese neuen, für die See verwendbaren Instrumente kamen auf der einen Seite aus dem Osten nach Portugal, auf der anderen Seite entwickelten sie die Portugiesen von selbst indem sie maurische Instrumente der Landastronomie selbst weiterentwickelten. Das ist der geringe maurische Einfluß den ich dir zugestehe.

Aber schon um 1300 herum hatten die Portugiesen die Mauren weit überholt was das angeht.

3. die geografisch-klimatischen verhältnisse im nordatlantik waren nach deiner aussage so schlecht, dass eine überquerung des nordatlantiks nicht möglich war. wieso konnte john cabot dann 5 jahre nach columbus von england aus nach neufundland und labrador? (und die basken und hanseaten???)

Eine Überquerung war sehr wohl möglich. Aber sie war schwierig und gefährlich !!

Cabot kam auf seiner zweiten Reise schon im Jahr 1498 ums Leben. Die Wikinger starben in dem Jahrhundert davor auf Grönland aus. Die wenigen Wikingersiedlungen in Amerika wurden aufgegeben. Im übrigen ist das Wissen um die Fahrten der Wikinger nicht verloren gegangen, es war bekannt.

Colon war selbst in Island gewesen und hat dort von Vinland und den Fahrten der Wikinger erfahren !!

4. welche seefahrerischen und maritim-technologischen glanzleistungen brachten die mamelucken aus ägypten hervor, die byzantiner? waren die nicht auch nur übermittler einer arabischen tradition im indischen ozean?

Die Mamelucken segelten z.B. direkt übers Rote Meer nach Indien und bis nach Indonesien. Bzyanz war mehr der Mittler des Antiken Wissens.
Mit einschränkungen hast du aber hier Recht. Im Prinzip vermittelten die Byzantiner zwei wichtige Grundlagen. Zum einen die praktischen Erfahrungen der muslimischen Seefahrerstaaten im indischen Ozean wie z.B. Oman. Zum anderen das Wissen der Antike wie z.B. die Berechnungsmethoden des Erdumfangs die ja für die Amerikaentdeckung nicht unwesentlich waren.

So... aber zurück zur Ausgangsthese: diese ist weniger auf Prinz Enrique, Vasco da Gama und Kolumbus, sondern eher auf Leute wie Hernán Cortés und Franzisco Pizarro anzuwenden, denn - wie ich oben schon schrieb - sie ist v.a. sozialhistorisch gemeint.
Nur so viel: die Argumentation von Claudio Sánchez Albornoz bezieht sich auf das besondere soziale Gefüge vor allem Kastiliens.

Gut, weg von der Seefahrt und Technologie hin zur Sozialen Frage:

Da ist etwas dran an der These und zwar aus folgendem Grund: Die Reconquista hatte bisher eine besondere, agressive Sozialkultur hervorgebracht, und die militärischen Kräfte die in Spanien mit dem Ende der Maurenherrschaft freiwurden hatten nun keinen Gegner mehr. Gleichzeitig war Spanien sehr arm, im europäischen Vergleich war es rückständig.

Das bedeutet das die Gier der Spanier und ihr Ehrgeiz nachzuholen sehr groß waren. All das erleichterte bzw ermöglichte dann die EROBERUNG Amerikas.

Aber die These heißt doch wortwörtlich:

Die Entdeckung Amerikas usw und mit der Entdeckung hat die besondere Sozialstruktur Spaniens nichts zu tun. Bis auf einen einzigen Punkt der mir hier einfällt:

Und zwar waren die Spanier und insbesondere die Kastilier wegen ihre Haltung gegen den Islam noch besonders religiös und katholisch( allerkatholischste Könige Ferdinand und Isabella)

Deshalb wohl konnte Colon mit seinen kurden Theorien die sich auf die Bibel !! stützten dort punkten und überzeugen was ihm im viel fortschrittlicheren und Seefahrtstechnisch erfahrenen Portugal nur Spott und Hohn gebracht hatte.

Die Religiösität der Spanier aber wie ihre Rückständigkeit resultierte aus ihrer Geschichte der Konfrontation mit dem Islam.

Das wäre die einzige Theorie die ich hier bezüglich der Entdeckung Amerikas noch halbwegs nachvollziehen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
och quintus, das war doch gar nicht meine hypothese, ich habe doch nur zu argumentieren versucht, worauf sich dieser ausspruch von albornoz beziehen könnte.

und ausser, dass ich mein halbwissen von "konvertierten maurischen seefahrern" im allerersten beitrag angebracht habe, habe ich nie nicht behauptet, dass die mauren gute seefahrer gewesen sind. ich hab wohlweislich immer von islamischen oder arabischen wissen gesprochen.

deshalb habe ich ja in meiner antwort auf deinen beitrag von dem indirekten anteil gesprochen, der eben nicht auf die maritimen belange zurückreicht. und wie ich andreas verstanden habe, ist es ja genau das, was albornoz gemeint hat. DIE einmalige situation in europa, jahrhundertelang unter islamischer herrschaft gelebt zu haben. mein fehler war, es auf die ENTDECKUNG und nicht auf die EROBERUNG amerikas zu beziehen.

und zu dieser gehörte nun einmal die religiöse toleranz der mauren , die als erstes nach der reconquista fiel. natürlich weiss, ich, dass es schon juden vor den mauren auf der iberischen halbinsel gab, aber kurz nach der reconquista eben nicht mehr. sie hatten hier lange jahre einen sicheren "hafen", der anderswo in europa nicht gegeben war.
 
@Marbod,
damit sprichst Du einen sehr wichtigen Aspekt an. Die ersten Konquistadoren waren meistens hidalgos bzw. infanzones, also Angehörige der untersten Adelsschicht, bei denen Arbeit verpönt war - Adel und ehrliche Arbeit schließen sich u.U aus - die aber vollkommen verarmt waren. Die Kriege zwischen den christlichen und islamischen Königreichen auf spanischem Boden haben diese Gesellschaftsschicht, die besonders häufig in der Extremadura und in Kastilien vorkam, hervorgebracht und welche hauptsächlich vom Kriegshandwerk lebte. Diese hatte aber kaum Land, das lag in den Händen der Ritterorden und sah sich deshalb nach etwas anderem um - neues zu beherrschendes Land war bnei dieser Gesellschaftsschicht daher höchst willkommen.

Quintus Fabius schrieb:
Die von dir genannten Seefahrenden nordeuropäischen Nationen haben Ja Amerika VOR Spanien und Portugal „entdeckt“. Immer wieder sind einzelne auf den Spuren der Wikinger nach Neufundland gesegelt. Selbst die Hanse wie hier schon erwähnt wurde, und das lange vor Colon!!
Du stellst hier bis dato unbewiesene Hypothesen als Fakten dar. Möglich, dass die Dänen, die Hanse und Portugiesen nach Nordamerika gekommen sind. Bewiesen ist es jedoch nicht.

Quintus Fabius schrieb:
collo schrieb:
aber funktionierte der inner-ISLAMISCHE wissensaustausch nicht, hatten die mauren keine berichte über seefahrten im indischen ozean in ihren bibliotheken?

Das ist in Bezug auf die Mauren schwierig zu beantworten da wir nicht wirklich wissen was und wie viel die Mauren noch ab dem Zerfall des Almohadenreiches in ihren Bibliotheken hatten.
Zumindest genug, damit Kardinal Ximénez de Cisneros 1499 auf der Plaza de Bibrambla in Granada eine Bücherverbrennung anordnen konnte, für die sämtliche öffentliche Bibliotheken und bekannte private Bibliotheken der Stadt geplündert wurden. Nur wenige Bücher konnten wg. ihres wissenschaftlichen Wertes gerettet werden (und den bestimmte der Kardinal!).

Quintus Fabius schrieb:
Nun wissen wir, daß Heinrich der Seefahrer z.b. über die von mir erwähnten Berichte von Nicolo di Conti verfügte. Er wußte also von den chinesischen Flotten und der Seefahrt im Indischen Meer. Die Mariniden hatten davon keine Ahnung. Sie lagen im Krieg mit den Hafsiden in Algerien und sie verfügten über kein geographisches Wissen daß weiter reichte als Ägypten!! Die Portugiesen wußten obwohl sie Christen waren mehr über das Indische Meer als die islamischen Mariniden!!
Mich würde interessieren, woher Du wiederum dieses Wissen hast. Laut dem Bordbuch Vasco da Gamas trafen seine, zum ersten Landgang mitgenommenen Sträflinge in Kalkutta auf Händler aus Tunis, welche die Portugiesen auf italienisch und kastilisch fragten, wie diese denn hierher gekommen seien. Das die Meriniden nichts von Indien gewüßt hätten erscheint mir daher extrem unwahrscheinlich. Daher ist auch Deine Folgerung, mit Granada habe es sich genauso verhalten, kaum haltbar. Aber wie schon geschrieben - die Argumentation Sánchez Albornoz' bezieht sich mehr auf die spanische Gesellschaft, als auf die maurischen Königreiche, nur dass eben diese spanische Gesellschaft nur durch den jahrhundertelangen Krieg der letztendlich zur Vertreibung der Mauren und zur Landnahme führte, entstehen konnte. Das gilt natürlich ebenso für Portugal, wo dieser Prozess etwa 250 Jahre vorher abgeschlossen wird. Die besondere Religiosität kann ich nicht als Grund anerkennen - war schließlich auch Fernando - als König des sowieso eher unbeteiligten und mittelmeerorientierten Aragón - viel weniger an den Westexpeditionen interessiert als Isabel, Königin Kastiliens.
 
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Ibn-Batuta war doch auch Marrokaner und ist bis nach Ostasien gereist und hat darüber berichtet. Man darf doch wohl annehmen, daß seine Schriften unter seinen eigenen Landleuten bekannt waren.


Was frühere wahrscheinliche aber unbewiesene "Amerikabesuche" betrifft sollte man auch die Bretonen und die Basken nicht vergessen, die schon kurz nach der Entdeckung Amerikas vor Neufundland Fischten und Wale jagten. Es ist sehr wahrscheinlich dass sie es schon vorher taten, jedoch es lieber geheim hielten und an einer Landnahme auch wenig Interesse hatten. Als Anekdote: Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es vor 1492 in der Bretagne schon Truthähne gab (noch so eine unerwiesene Behauptung, ich weiss).

Ich meine mich zu erinnern, dass es zwar in Columbus erster Flotte keine Basken gab, in späteren Entdeckungsfahrten waren sie jedoch immer an erster Linie dabei. So z.B. Juan Sebastian de El Cano, der erste Weltumsegler und Juan de Legazpi, der erste Spanier auf den Filipinen.
 
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