...und wegen dieser genetischen untersuchungen mit der verwandtschaft aller menschen etc....
Die "genetische Argumentation" hat drei Aspekte:
(1) In den Entstehungsgebieten findet man i.d.R. eine große Vielfalt, dies trifft auf Sprachen genauso zu wie auf Gene. Erst wenn sich einzelne Gruppen "auf den Weg machen" in andere größere Gebiete, wird dort eine Spezialisierung (oder auch Verarmung) sichtbar. Afrika zeigt nun eine erstaunliche Variabiliät an Genen, während andere Gebiete "langweiliger" aussehen.
Natürlich kann es in späteren Phasen auch in den neuen Gebieten zu starken Differenzierungen kommen, wenn dort ökologische Nischen mit starkem Selektionsdruck vorhanden sind (und die Zeit lang genug war, ausreichend Mutationen hervorzubringen). Die Galapagosfinken beweisen nicht, dass dort die "Finken" entstanden sind! Insoweit muss jede "genetische" Betrachtungsweise sehr genau die Zeitskala beachten, sowie bekannte oder vermutete geschichtliche Einzelereignisse!
(2) Trotz des vorhandenen genetischen Unterschieds zwischen den Gruppen auf verschiedenen Kontinenten, ist dieser unerwartet gering und nicht mit einer isolierten Entwicklung in Einklang zu bringen. Alle Menschen sind sich einfach zu "ähnlich". Dies hat auch zur Aufgabe des (biologischen) Begriffs "Rasse" geführt. Wir wollen das immer nicht so recht glauben, weil unser Wahrnehmungssystem von Jugend auf darauf trainiert wird, typische lokale winzige Merkmale besonders zu unterscheiden (Die Mutter muss von der Tante unterschieden werden können, der Vater vom Postboten). Für jeden, der so trainiert wurde, sieht ein Zulu wie der andere aus, eben "fremd".
Natürlich kann aus differenzierten Gruppen auch sekundär eine größere Homogenität durch "Mischung" erzeugt werden. Solche "historischen" Ereignisse müssen bei der Bewertung genetischer Analysen auch berücksichtigt werden.
Die heute vertrete "Out-of-Africa-Hypothese" ist nun die einfachste, die alle bekannten Fakten unter einen Hut bringt. Die Wirklichkeit kann natürlich erheblich komplizierter gewesen sein. Oder auch ganz anders...
(3) Seit kurzer Zeit kann man allerdings recht preisgünstig auch sehr detaillierte molekulargenetische Untersuchungen machen. Man "sieht" also ganz genau die Abfolge von Molekülen auf der DNA, unabhängig davon, welche somatischen Konsequenzen dies wohl hat. An diesen Molekülen treten nun im Laufe der Zeit Veränderungen auf - nicht notwendigerweise mit irgendwelchen Konsequenzen. Man kann jetzt recht plausibel schließen, dass zwei Gruppen - eine mit Änderung A und B, die andere mit Änderungen A und C - eine Zeit lang zusammengelebt haben, bevor sie sich (genetisch) trennten, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine Mutation "A" in zwei unabhängigen Gruppen stattgefunden hat. Dieser "Stammbaum", den man für die sogenannte mitochondriale DNA ganz gut kennt, ist eigentlich im Moment das stärkste Argument für die gemeinsame Abstammung aller lebenden Menschen von einer kleinen Gruppe Afrikanern.