nur kurz zu Rottweil:Ich habe doch geschrieben, warum mich das nicht überzeugt. Die Behauptung mit der "wichtigen Verkehrslage" wird durch die von mir angeführten Weil-Namen widerlegt. Dass sich hier etwas "unmittelbar aus römischen Strukturen" entwickelte (wenn man unter "Strukturen" mehr verstehen soll als Mauerreste), ist nicht ersichtlich. Und dass "Weil"-Namen im Württembergischen eine andere Bedeutung gehabt haben sollen als "Weil"-Namen in Oberbayern, wirst Du wohl nicht behaupten wollen.
Ich kann aus dem vorliegenden Material nur den Schluss ziehen, dass es den Namensgebern egal war, ob das jeweilige "Weil" an einer Straße lag oder nicht und ob hier einst eine große Siedlung lag oder nur ein Gutshof.
nach der Tabula Peutingeriana ist ein Weg der Donau entlang von Regensburg nördlich des Bodensees durch den Schwarzwald eingezeichnet, obwohl dieses Gebiet den Alemannen zugewiesen ist
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/TabulaPeutingeriana.jpg
Dieser Weg hätte durchaus auch Rottweil passieren können.
Und unmittelbar an der "Allgäustraße" (Römerstraße Kempten (an Betzigau vorbei) - Augsburg) befindet sich der Ort "Baisweil".
BayernAtlas
Das sind mir bei den -weil Orten alles zu viele Zufälle, als dass es nicht zu Straßenstationen passen würde, die noch in frühbaiuwarischer Zeit besetzt waren.
Ich meine durchaus, dass sich eine romanische (Rest-)Bevölkerung nicht nur in den Städten wie Augsburg und Regensburg erhalten haben dürfte:
Quelle: Castra Regina – Wikipedia...
Grabungen unter dem Niedermünster erbrachten das Ergebnis, dass der Ort weiter besiedelt wurde, allerdings mit einer nun immer stärker germanisch geprägten materiellen Kultur. Raetien gehörte zu dieser Zeit noch zum Römischen Reich. Die Germanen dürften daher Söldner (foederati) gewesen sein. Wann die Kontrolle der römischen Zentrale faktisch erlosch, ist unbekannt, doch wird dies im späteren 5. Jahrhundert gewesen sein. Für den Übergang vom 5. zum 6. Jahrhundert gibt es Belege für Bauarbeiten unbekannter Art. Um 600 wurde unter dem Niedermünster eine Holzpalisade errichtet. Um 700 lassen sich dann die ersten mittelalterlichen Bauten belegen. Auch wenn die Belege mager sind, so scheint Castra Regina doch durchgehend besiedelt gewesen zu sein.
Arbeo von Freising beschreibt die Stadt um 770 als stark befestigte Metropolis. Bei diesen Befestigungen dürfte es sich um die noch intakt gebliebenen römischen Mauern gehandelt haben.
Und auch die Aussage von Schöntag/Czezior (Varia Selecta - Ausgewählte Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft … S. 133) scheint mir schlüssig:
Wir können inzwischen durchaus feststellen, dass der Herrschaftsübergang von den Römern auf die Bajuwaren fließend vonstatten ging. Diese Germanen wurden schließlich mit der Aufgabe des Grenzschutzes betraut. Und noch die Ostgoten haben Anspruch auf das Voralpengebiet erhoben.Wie die neuere Forschung deutlich gemacht hat, ist aber nicht von einer mehr oder weniger kompletten Siedlungsleere des Voralpenraumes auszugehen, die Situation dieser Übergangszeit muß vielmehr differenzierter gesehen werden. So gab es durachaus Gebiete, in denen Garnisonen bzw. Kastelle (castra), Kleinfestungen (burgi), Städte (municipie bzw. civitates, je mit canabae), Dörfer (vici) und Gutshöfe (villae rusticae) vermehr aufgegeben wurden, aber es blieben auch sogenannte Inseln der Romanität bestehen. …
Ein solcher administrativer Anspruch setzt aber ein Mindestmaß an funktionierenden Verkehrswegen mit Rast- und Versorgungsstationen etwa für Boten voraus.
Auch die Pilgerfahrt von Venantius Fortunatus im Jahre 565 verlangt ein funktionierendes Straßennetz. Die Straßenstationen dürften also die letzten "Bastionen" gewesen sein, die auch in schwierigen Zeiten aufrecht erhalten und später von den Agilolfingern übernommen und weiter geführt wurden.
An der adminstrativen Verwaltung änderte sich auch nichts, als 536 das Gebiet nördlich der Alpen an die Franken abgetreten wurde. Diese haben mit den Agilolfingern eines der bayrischen Uradelsgeschlechter als ihre Regenten bestätigt.
Dass sich dies an der mit zahlreichen Städten versehene Provinz Noricum z.B. mit Salzburg, Lorch-Enns oder Passau leichter "belegen" lässt als im eher ländlich geprägten Raetien (mit den wenigen größeren Orten wie Augsburg, Kempten, Regensburg und Bregenz) spricht nicht gegen diese These.