Zurück zum Ernst der Sache:
Wie Heitmeier an den von ihr genannten Beispielen durchaus überzeugend ausweist, "scheinen
Das finden wir bei Weildorf (BGL), aus dem im 8. Jh. aus dem Herzogsgut (ex causa dominica cum licentia Tassilonis) an Bischof Virgil verkauften oder sogar für die "Villa, genannt Sindelsdorf", für deren Verkauf ein Konsens von Herzog Tassilo benötigt wurde.
Nun kommen wir zu dem von Dir genannten Rottweil, das rund 200 Jahre länger den Germanen überlassen worden ist.
Rottweil liegt in dem Gebiet, das um 300 von den Römern de facto verlassen wurde (Dekumatenland - Illergrenze), - und ab 500 (nach den Siegen der Franken gegen die Alemannen) wurde auch der westliche Teil der Raetia secunda bis zum Lech vom ostgotischen und italienischen König Theoderich d.Gr. der Ansiedlung von Alamannen überlassen (ab dem Lech werden die frühen Baiern genannt), und auch wer jenseits der Grenze wohnt und immer wieder zu Plünderungszügen in's Reich aufbricht, kennt in der Regel die Orte, die er heimsuchen möchte oder auch heimgesucht hat.
Das heißt aber nicht, dass das "germanischen Stämmen überlassene" Gebiet zwingend "brach lag".
Rottweil an der Kreuzung einer N-S und O-W Straße nahm im frühen Mittelalter einen Herzogs- und späteren Königshof (im 8. Jh. als Ausstellungsort einer Urkunde genannt) auf. Wir haben also eine Lücke von wenigen hundert Jahren, in denen durchaus auch eine alemannische Residenz in den ehemals römischen Bauwerken möglich wäre.
Stimmt auf den ersten Blick. Auf den zweiten folgen Fragen....
Das Interessante ist, dass bei diesen Weil-Worten samt und sonders der lateinische Siedlungsname verloren gegangen ist. Die germanischen Siedler haben also wohl verlassene Siedlungsreste vorgefunden, die sie dann in Unkenntnis des einstigen Namens als wīla bezeichneten. Damit ist keine "Funktion" verbunden - außer dass es sich eben um eine Art Siedlung handelte.
Es wurde ja auch schon das Beispiel Rottweil genannt, dessen römischer Name Ara Flaviae bestens bekannt ist. Hier handelt es sich übrigens nicht um eine villa rustica, auch nicht um einen vicus, sondern um ein municipium, also eine größere Stadt! Das hielt die germanischen Neusiedler nicht von der -weil-Benennung ab.
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Wie Heitmeier an den von ihr genannten Beispielen durchaus überzeugend ausweist, "scheinen
(S.605)Weil-Namen im Frühmittelalter Domänen zu bezeichnen, die sich unmittelbar aus römischen Strukturen entwickeln und für die Herrschaftsbildung bzw. als Ressourcen der Herrschaftsausübung keine geringe Rolle spielten."
Das finden wir bei Weildorf (BGL), aus dem im 8. Jh. aus dem Herzogsgut (ex causa dominica cum licentia Tassilonis) an Bischof Virgil verkauften oder sogar für die "Villa, genannt Sindelsdorf", für deren Verkauf ein Konsens von Herzog Tassilo benötigt wurde.
Nun kommen wir zu dem von Dir genannten Rottweil, das rund 200 Jahre länger den Germanen überlassen worden ist.
Rottweil liegt in dem Gebiet, das um 300 von den Römern de facto verlassen wurde (Dekumatenland - Illergrenze), - und ab 500 (nach den Siegen der Franken gegen die Alemannen) wurde auch der westliche Teil der Raetia secunda bis zum Lech vom ostgotischen und italienischen König Theoderich d.Gr. der Ansiedlung von Alamannen überlassen (ab dem Lech werden die frühen Baiern genannt), und auch wer jenseits der Grenze wohnt und immer wieder zu Plünderungszügen in's Reich aufbricht, kennt in der Regel die Orte, die er heimsuchen möchte oder auch heimgesucht hat.
Das heißt aber nicht, dass das "germanischen Stämmen überlassene" Gebiet zwingend "brach lag".
Ich möchte nicht ausschließen sondern eher unterstellen, dass die Alamannen die strategisch günstig gelegenen Funktionsorte der Römer für eigene Zwecke weiter nutzten (auch unter einer eigenen -weil-Benennung).Einschub:
Wir wissen aus der Vita des Severin von Noricum (Severinus; * um 410; † 8. Januar 482 in Favianis, vermutlich dem heutigen Mautern an der Donau), dass dieser die Evakuierung der römischen Bewohner von Ufernoricum (Inne- Donau-Grenze) nach Lauriacum (Lorch) an der Enns organisierte. Trotzdem ist - wie die Salzburgromania belegt - ein großer Teil der römischen Bevölkerung "im Lande geblieben".
Und das gilt erst recht für die Provinz Raetia secunda, in deren Grenzkastellen wir zunehmend germanische Hilfstruppen wie die vorgenannten Alemannen auffinden. Dass die über Italien herrschenden germanischen Könige (in Nachfolge der römischen Herrschaft) die Alemannen und östlich des Lech die Baiuvaren mit der Grenzsicherung (und der Sicherung der Alpenpässe) beauftragen konnten zeigt doch, dass der römisch begründete Machtanspruch über das nördliche Voralpenland nicht aufgegeben war … und dass dort eine (wenn auch stark reduzierte) "lateinische Restbevölkerung" ausharrte.
Rottweil an der Kreuzung einer N-S und O-W Straße nahm im frühen Mittelalter einen Herzogs- und späteren Königshof (im 8. Jh. als Ausstellungsort einer Urkunde genannt) auf. Wir haben also eine Lücke von wenigen hundert Jahren, in denen durchaus auch eine alemannische Residenz in den ehemals römischen Bauwerken möglich wäre.