- In Prinz, Deutschlands Frühgeschichte, wird eher allgemein davon gesprochen, dass die Sachsen ab dem 6. Jahrhundert, ihr Herrschaftsgebiet sukzessive nach Westen und Süden ausweiteten. Gibts dazu nähere archäologische und historische Erkenntnisse?
Die Sachsen werden erstmals von dem Griechen Ptolemäus genannt. Er setzte sie zwischen Elbe und Eider an der Spitze der kimbrischen Halbinsel und auf drei Inseln an der Mündung der Elbe. Im Zuge der Wanderung der Stämme rückten die Sachsen immer stärker über die Elbe in die Gebiete zwischen Elbe und Niederhein ein. Sie haben dabei manche Völker, die sie bezwangen, zu einem Bund vereinigt. Während dies im Sachsenland vor sich ging, wurden von Zeit zu Zeit von ihnen Eroberungen und Raubzüge gegen ihre Nachbarvölker unternommen; auch zur See. Zur Zeit des Eutropius, also Julians des Abtrünnigen, wohnten die Sachsen vom äußersten Ende der kimbrischen Halbinsel bis zur Weser, Ems und dem Rhein. Zosimus, der um die Mitte des fünften Jahrhunderts lebte, gestand ihnen den Vorzug an Mut und Kraft und Stärke im Kampf zu. Zu jener Zeit erfolgte auch der berühmte Zug nach den britischen Inseln. Noch immer aber schoben sich die Sachsen, langsam die bisherigen Bewohner des Landes sich unterwerfend, gegen den Rhein vor. Allmählich verbreiteten sich die Sachsen aus dem Norden auch nach dem Süden und Osten. Gregor von Tours stellt sie als wilde Streithähne dar. Friedensverträge und fromme Schwüre hielten sie deshalb nur so lange, wie sie sichtbare Vorteile brachten. Daraus entstand eine dauernde Feindschaft über Jahrhunderte mit den Franken, da sie eine ständige Bedrohung der unter fränkischer Verwaltung stehenden Gegenden bildeten. Im Jahr 557 erlitten die Franken unter Chlothars Führung eine schwere Niederlage. In der Zeit, als Pippin von Landen Hausältester in Ostfranken war, wird von einem schweren Krieg der Franken gegen die Sachsen erzählt, den die Sachsen verloren. Die Sachsen beschworen den angenommenen Vertrag, hielten ihn aber nicht. Gegen Ende des siebenten Jahrhunderts brausten die Sachsen, die Menschen und Tiere in Angst und Schrecken versetzten, über die Erde und fielen über die Brukterer her, die sich mit den Sachsen vereinigen mußten. So dehnte sich der Stamm der Sachsen mit dem Sieg über die Brukterer bis an die Ruhr aus.
- Zweitens knabbere ich noch an dem Problem, was sich die frühen Karolinger vor Karl dem Großen von ihren Sachsenzügen (z.B. durch Pippin den Mittleren und Karl Martell) erhofften bzw. was deren Ziele waren. Gibt es dazu detailliertere Analysen? Ich weiß, dass die erhaltenen Schriftquellen das Thema Sachsen immer nur recht knapp behandeln.
Nachdem er Hausmaier des fränkischen Königs geworden war, unternahm Karl gegen den Friesen Radbod, dessen Tochter mit dem früheren Hausmaier Grimoald vermählt war, einen Feldzug, vier Jahre nachdem er Hausmaier des fränkischen Königs geworden war, gegen die Sachsen, die ohne Zweifel die fränkischen Lande auf der rechten Rheinseite bedrängten, und drang bis zur Weser vor. Es war dies jener Karl, der die Aufständischen, die im ganzen Umkreis des Frankenreiches die Macht an sich rissen, niederwarf. Die Vergeltungsfeldzüge gegen die Sachsen erzwangen im Jahr 738 das Versprechen der Sachsen, ihrer früheren Pflicht nachzukommen, jährlich vierhundert Rosse den Franken zu geben. Als Pippin der Jüngere drei Jahre später Karls Nachfolger im Amt des Hausmaiers geworden war, gestalteten sich die Kämpfe gegen die Sachsen noch heftiger. Die Sachsen erhoben sich, und selbst Theoderich, der vor kurzem Unterwürfigkeit gelobt hatte, fehlte nicht bei dem neuen Aufstand seines Volkes.
- Nordhessen sah damals ja eine große fränkische Siedlungsaktivität. Ist es berechtigt, die Zentren der sächsischen Herrschaft nicht weit davon im Weserbergland zu sehen? So dass schon damals (Zeitraum 670 - 750) versucht wurde, die Aktivitäten der Sachsen in ihrem Kernland einzudämmen?
Die Siedlungslandschaften der Sachsen lagen hauptsächlich in Holstein und entlang der großen Flüsse und deren Nebenflüssen, also Weser, Hunte, Aller, Leine, Oker, Diemel, Ems, Hase, Elbe, Ohre, Bode; später auch Lippe und Ruhr. Hierhin richtete Karl der Große vor allem seine Feldzüge.
In der überhöhenden Darstellung Pippins des Mittleren in den Annales Mettenses wird berichtet, er versuche die Stämme der Friesen, Sachsen, Bayern, Alemannen, Vaskone und Aquitanier wiederzugewinnen.
Die Geschehnisse um die Ewalde verdeutlichen, daß in Sachsen nur die Sachsen das Sagen hatten, und nicht etwa der fränkische König. So sagten einige Sachsen, die Fremdlinge kämen von den Franken, sie wollten ihnen ihre Götter rauben und sie mit dem neuen Glauben unter das Joch der Franken beugen.