Science Fiction und Zukunftsvisionen vor 100+ Jahren

Der Mecklenburger Heimatdichter Rudolf Tarnow hatte 1900 zum Jahr 2000 seine Vision,
"...und de Frugen trekken all Büxen..."
Wie wahr.
 
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Das ganze Thema war Gegenstand eines DDR-Buchs. Um 1900 waren die Sozialdemokraten mit Bebel anscheinend der Untergang der Menschheit.

 
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Früher sagte man zu SciFi auch "Utopisch " das kam von von Thomas Morus Roman Utopia .
Weltuntergangs-Szenarien gab es auch die meisten davon aber erst in der Zeit nach dem WW II .
 
Es stellt sich die Frage, inwieweit politische und gesellschaftliche Utopien dem Genre SF zuzurechnen sind.

Bei "Brave New World" oder "1984" ist dies zweifellos der Fall.

Oftmals wurde Kritik an herrschenden Zuständen dadurch dargestellt, dass man diese Probleme (oder deren Lösung) in eine fiktive Geschichte verpackte, die entweder in weit entfernt liegenden, erfunden oder zukünftigen Ländern spielten. Ein bewährtes Mittel, um die Zensur zu umgehen.

Ein Beispiel sind Jonatan Swifts "Gulliver-Erzählungen", die als gesellschaftliche Kritik und nicht als Kinderbuch verfasst wurden.

Für viele politische Denker und Ideologen war es so, dass sie Fortschritte und Erfolge für die nahe oder ferne Zukunft versprachen oder auch selbst erhofften.

Passend dazu habe ich ein schönes Bild aus dem Jahr 1904 gefunden, "Das Volk im Zukunftsstaat":

Datei:Illustration Das Volk im Zukunftsstaat 1904 001.jpg – Wikipedia
 
Ich war 10 als ich in einem Aufsatz schreiben musste,"Wie stellt ihr euch das Leben im Jahr 2000 vor?"
Das war 1970.
Oh Gott dachte ich damals, da bist du ja schon 40.
Naja, der kommunismus blüht, es gibt kein Geld mehr und sowieso ist alles besser.
Autos fahren nicht mehr, sie fliegen.
Und "Atomino" in den "Atzeheften" hat mir die Zukunft noch schmackhafter gemacht. Heute ist 2010 und die Autos fahren immer noch auf der Strasse.

Eines hat mich immer gewundert. Warum hat Jules Verne seinen Roman "20 000 Meilen unter dem Meer" genannt?
Ich konnte mir damals schon ausrechnen, dass das gar nicht geht. Selbst mit Nemos U-Boot nicht.
 
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Eines hat mich immer gewundert. Warum hat Jules Verne seinen Roman "20 000 Meilen unter dem Meer" genannt?
Ich konnte mir damals schon ausrechnen, dass das gar nicht geht. Selbst mit Nemos U-Boot nicht.
Ich habe das nicht als Tiefe, sondern als Fahrstrecke verstanden. War aber vielleicht auch ein Missverständnis meinerseits.
 
Ich habe das nicht als Tiefe, sondern als Fahrstrecke verstanden. War aber vielleicht auch ein Missverständnis meinerseits.

Nein, das ist schon richtig so, es ist die Fahrstrecke (besser: Tauchstrecke) gemeint, die die Nautilus zurücklegt.

Im Originaltitel kommt das auch besser raus, es heißt nämlich (übersetzt) "20.000 Meilen unter den Meeren".
 
Und? War die Stasi bei deinen Eltern?

Das musste nicht sein. Mein älterer Bruder war IM.
Habe ich auf dem Dachboden sein Notizheft gefunden und ihm das vor 10 Jahren unter die Nase gehalten.
Seitdem redet er nicht mehr mit mir.

Zu dem Aufsatz. Ich glaube, das wurde in allen Schulen so gefordert, um zu sehen, welche Einstellung man hat. Wenn ich heute sowas schreiben müsste unter diesen Umständen, hätte ich noch viel mehr Schleimerei reingeschrieben, nur um eine gute Note zu bekommen.
Meine Deutschprüfung habe ich damals nur bestanden, weil ich es verstand "Die Mutter" von Brecht so rüberzubringen, wie sie es hören wollten.
Die wollten in der mündlichen Prüfung von mir wissen, was der Unterschied zur "Mutter" von Brecht und der von Gorki ist.
 
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Guter Hinweis!

Hier eine wiki-Aufstellung der SF-Filme:

Liste von Science-Fiction-Filmen – Wikipedia

Man sieht, dass schon zu Beginn des 20. Jh. eine ganze Menge an solchen Filmen produziert wurde. Mit unterschiedlichen Vorstellung vom Leben in der Zukunft.



Am Rande ein Hinweis (wäre eigentlich was für's Filmquiz...):
Im deutschen Film "Die Frau im Mond" aus dem Jahr 1929 wurde der Countdown "erfunden", auch wenn man die Bezeichnung noch nicht kannte. Es ist wirklich so: Nicht die USA oder die NASA haben den Countdown erfunden, das war die Idee des deutschen Regisseurs Fritz Lang Ende der 1920er Jahre.
 
Guter Hinweis!
Am Rande ein Hinweis (wäre eigentlich was für's Filmquiz...):
Im deutschen Film "Die Frau im Mond" aus dem Jahr 1929 wurde der Countdown "erfunden", auch wenn man die Bezeichnung noch nicht kannte. Es ist wirklich so: Nicht die USA oder die NASA haben den Countdown erfunden, das war die Idee des deutschen Regisseurs Fritz Lang Ende der 1920er Jahre.

In dem Film wurde auch Schwerelosigkeit dargestellt. Wissenschaftlicher Berater bei "Frau im Mond" war Hermann Oberth Hermann Oberth – Wikipedia
 
Kurd Laßwitz wurde ja bereits erwähnt. In seinem Roman 'Auf zwei Planeten' beschrieb er schon 1897, ein Jahr vor H.G. Wells' 'Krieg der Welten', eine Invasion vom Mars. Der Roman liest sich heute übrigens als ein interessanter Kommentar zum damaligen Kolonialismus, denn die 'Martier', wie sie bei Laßwitz heißen, sind nicht nur einfache Eroberer, sondern errichten auf der Erde eine Art Erziehungsdiktatur, um die Menschheit zu ihrer vermeintlich höheren Zivilisationsstufe emporzuheben, ganz im Sinne der 'White Man's Burden'-Ideologie der zeitgenössischen Kolonialherren.

1911/12 erschien der Roman 'Ralph 124C 41+' von Hugo Gernsback. Darin werden allerhand technische Erfindungen beschrieben, die später tatsächlich realisiert wurden. Der Roman erschien bezeichnenderweise in Fortsetzungen in einer Technikzeitschrift.

1908 hatte der russische Autor Alexander Bogdanow den Roman 'Der rote Stern' veröffentlicht. Bogdanow war Arzt, Philosoph und Revolutionär, nach der Revolution 1917 war einer der Begründer der Proletkult-Bewegung in Rußland. Ein russischer Revolutionär gelangt auf den Mars, auf dem sich eine kommunistische Gesellschaft entwickelt hat. Hier stehen nicht technische Entwicklungen, sondern eine soziale Utopie im Mittelpunkt.

Vor dem Hintergrund der konkreten Erfahrung der russischen Revolution schrieb Jewgenij Samjatin 1920 den Roman 'Wir', der als Vorläufer von 'Brave New World' und '1984' gilt. Samjatin war auch Revolutionär gewesen, aber von der politischen Entwicklung nach 1917 tief enttäuscht. In 'Wir' schildert er die Dystopie einer total durchrationalisierten Gesellschaft, in der die Menschen nur noch Nummern tragen, in gläsernen Behausungen leben und sogar ihr Sexualleben nach Analyse des Hormonhaushalts durch Ausgabe von 'rosa Billets' reglementiert wird. Abweichungen von der Norm werden von den 'Beschützern' aufgespürt und eliminiert. Bogdanows sozialistische Utopie kippt hier um in einen Alptraum.

Ungebrochen ist der Zukunftsoptimismus dagegen noch in Edward Bellamys 1887 erschienem Roman 'Looking Backward' , dt. 'Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 auf das Jahr 1887'. Die Hauptfigur fällt 1887 in einen hypnotischen Schlaf und erwacht im Jahr 2000, wo ihm die technischen und sozialen Errungenschaften vorgeführt werden. Das Buch hatte nach seinem Erscheinen eine ungeheure Wirkung, es entstanden Gesellschaften zu seinem Studium und diverse Parodien, auch in Deutschland, wo mehrere Übersetzungen erschienen, darunter auch von Clara Zetkin.

1907 erschien der Roman 'The Iron Heel' von Jack London. Darin entwickelt sich in den USA die Tyrannei einer kapitalistischen Oligarchie. Europa wird hier schon früh sozialistisch, in den USA dagegen erst nach Jarhunderten der Unterdrückung die 'Brotherhood of Man' errichtet.

Eine politische Kampfschrift in utopischem Gewand war das Buch 'Sozialdemokratische Zukunftsbilder – frei nach Bebel', das der liberale Politiker Eugen Richter 1891 veröffentlichte. Darin wird ein sozialistisches Deutschland geschildert, das bisweilen erstaunliche Ähnlichkeit mit der realen DDR hat, inklusive Mangelwirtschaft und Schießbefehl an die Grenzsoldaten, um Republikflüchtige zu stoppen.
 
Da muss ich doch gleich noch einmal Erich Kästner zitieren. In seinem Buch "Der 35. Mai" schrieb er:

... Ein Herr, der vor ihnen auf dem Trottoir langfuhr, trat plötzlich aufs Pflaster, zog einen Telefonhörer aus der Manteltasche, sprach eine Nummer hinein und rief: “Gertrud, hör mal, ich komme heute eine Stunde später zum Mittagessen. Ich will vorher noch ins Laboratorium. Wiedersehen, Schatz!” Dann steckte er sein Taschentelefon wieder weg...

Das war 1932. Ein früher Hinweis auf das Handy.
 
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