@Zoki55
Ich danke zunächst einmal für den sehr informativen Beitrag.
Allerdings tue ich mich mit der folgenden Einschätzung etwas schwer:
Es ist natürlich nicht zu bestreiten, dass Österreich-Ungarn seine imperialen Interessen im Westbalkan hatte und sicherlich nicht an einem vollständig abhängigen Serbien interessiert war.
Die Frage ist nur, ob es das aus eigener Kraft heraus dauerhaft hätte verhindern können, wenn es gewollt hätte.
Welche Möglichkeiten hatte die Donau-Monarchie denn faktisch auf die serbische Politik entscheidenden Einfluss zu nehmen?
Einen jahrelangen Zollkrieg hatte man ja durchaus erfolglos gegen Serbien geführt. Man konnte die Gewährung von Krediten verweigern, was bedeutungslos war, so lange man von französischer Seite her, wo man ganz andere Finanzvolumina zur Verfügung hatte, bereit war, welche zu geben.
Man konnte die eigenen Adria-Häfen für den serbischen Handel sperren, nur funktionierte das, mindestens mit den montenegrinischen und den griechischen Häfen ja durchaus nicht, fraglich, ob sich dadurch viel bewegt hätte.
Sonst konnte Wien außenpolitisch zunehmend versuchen mit Albanien und Bulgarien gegen Serbien zu paktieren, nur musste, so lange es nicht zum Waffengang kam auch das am Ende ein recht stumpfes Schwert bleiben.
Militärischen Eingreifen von österreichischer Seite war aber nicht ohne russisches Palcet oder deutsche militärische Rückendeckung möglich.
Russische Erlaubnis dafür würde es ohne weiteres nicht geben und deutsche militärische Rückendeckung war in diesen Mächtekonstellationen einigermaßen wahrscheinlich, so lange Russland die Ereignisse von 1904/1905 noch nicht endgültig verpackt hatte und in Sachen Rüstungen sich noch im hintertreffen befand.
Aber langfristig?
Langfristig würde ich da für Serbien (dann zunächst ohne Bosnien, die Herzegowina und die Vojvodina) durchaus ganz gute Chancen sehen, dass es sich von Österreich-Ungarn dauerhaft politisch hätte emanzipieren können, auch ohne Krieg.
Viel mehr hätte es in diesen Konstellationen wohl eines Österreichisch-Ungarisch-Russischen Ausgleichs bedurft, um Serbien de facto tatsächlich längerfristig politisch an Österreich-Ungarn binden zu können.