Jetzt ist das Thema ja deutlich abgeschweift. Um wieder auf die ursprüngliche Frage des Varuslager zurückzukommen, gibt es einen Punkt, der hier noch gar nicht berücksichtigt wurde: was ist...wenn Varus gar nicht an der Weser war?
Etliche Wissenschaftler und Autodidakten gehen davon aus, daß die Lippe der Fluß war, der von den Römern genutzt wurde, um in das Innere von Germanien zu gelangen, da er von Osten nach Westen und dann in den Rhein fließt. Schon DELBRÜCK hat 1901 ein strategisches Versorgungslager (er setzt es mit Aliso gleich) im heutigen Paderborn vermutet. Er konnte noch nichts von Anreppen wissen. Da man in Anreppen ein römisches Lager mit großen Speicherbauten fand, kann man davon ausgehen (nach KÜHLBORN und DELBRÜCK), daß von dort die römischen Züge in den Weserraum losgingen. Aber man fand noch einen sehr interessanten hölzernen Palastbau. Bisher kann kein anderes Lager in Germanien so etwas vorweisen.
Man vermutet, daß Anreppen das Winterlager des Tiberius sei, da es in dem Zeitraum errichtet wurde. Aber könnte es nicht auch danach der Sitz des Varus gewesen sein? Warum soll er mit 3Legionen an die Weser ziehen, um dann in einem kurzfristigen Standlager an der Weser zu residieren?
Was wäre, wenn die Legionen auf die anderen Kastelle an der Lippe verteilt waren? Man hat doch ein Teil einer untergegangenen Legion in Haltern gefunden.....Kann Anreppen nicht der Sitz des Varus gewesen sein? Varus war "legatus augusti pro praetore" für Gallien mit dem Oberbefehl am Rhein. Er löste abermals somit C.Sentius Saturnius ab. TIMPE stellt die Frage, warum ein Statthalter mit 3Legionen losmarschieren muß, um sich in seiner Provinz zu bewegen?
Was wäre wenn ein Aufstand im Osten von Sueben, Langobarden oder Semnonen in das Gebiet der verbündeten Cherusker erfolgte? Dann mußte der Statthalter sofort reagieren und seine verfügbaren Legionen zusammenziehen, um dann sofort gegen diesen Feind loszumarschieren. Das hatte bereits Cäsar in Gallien so gehandhabt. Bis zur Weser konnte er mit seinem Troß (der für die Versorgung lebensnotwendig war) ziehen, um dann von dort in schneller Kampfformation gen Elbe vorzustoßen....(siehe auch Germanicus gegen die Chatten, dort wird der Troß im Taunus gelassen).
9n.Chr. waren die Markomannen unter Marbod mit seinen Verbündeten Sueben, Langobarden, Semnonen, ....noch der einzige Feind Roms, der noch ein Gefahrenpotential darstellte. Wenn von diesen Stämmen Gefahr drohte, dann mußte Varus nach Osten ziehen....