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ponzelar schrieb:diese "gleichmacherei" hatte nichts mit sozialismus zu tun, sondern war kennzeichen einer sich zunehmend mordenisierenden kapitalistischen gesellschaft, wie es ebenfaslls auch in den usa sehr gut zu beobachten war. dieser prozess setzte übrigens bereits vor machtergreifung der nazis ein, besonders deutlich erkennbar bei der sehr frühzeitig einsetzenden allmählichen sozialen durchlässigkeit des bildungsbürgertums. schau mal unter "gesellschaftliche mobilität" nach.
ponzelar schrieb:schön und ehrenwert, geschätzter arne, daß du offensichtlich den geordneten rückzug von deiner unhaltbaren position antrittst. noch ein paar schritte geordnet zurück und du gelangst auf den boden der wirklichkeit.
Man verehrte im 3. reich den Bauer doch nicht, weil er arbeitete, sondern weil er Deutscher war und für Deutsche arbeitete.Arne schrieb:Na ja, ihr mögt das als Vorspielung oder sogar normale Entwicklung ansehen, aber diese Verehrung schwitzender Arbeiter und knorriger Bauern auf deutscher Scholle im öffentlichem Leben und Kultur, raketenhafte Karrieren parteitreuer Arbeiterkinder bis in den Generalstand, plakative Verbannung von Standesgrenzen bei Staatsorganisationen wie HJ, SA, SS sind für mich Spiegelbilder einer beliebigen sozialistischen Gesellschaft.
Themistokles schrieb:Man verehrte im 3. reich den Bauer doch nicht, weil er arbeitete, sondern weil er Deutscher war und für Deutsche arbeitete.
Neuköllner Tageblatt 12.5.1933
...
Die Nazis wollten, dass alle Deutschen (gleich welcher Klasse sie angehörten) in der Volksgemeinschaft aufgehen, in der Klassenunterschiede keine Bedeutung haben, aber immer noch existieren.
...
Themistokles schrieb:PS: "einer beliebigen sozialistsischen Gesellschaft" Sozialismus und Nationalsozialismus in einen ideologischen Hut werfen, :motz:da würde ich gerne einen roten geben um den Unterschied zu braun deutlich zu machen.
Klaus P. schrieb:Zunächst zu deiner Frage nach dem Wirtschaftssystem:
Es bestand unverändert nach 1933 ein weitestgehend privatwirtschaftlich-marktwirtschaftliches System. Selbst während des Krieges, in denen sich die Wirtschaft nach militärischen Bedürfnissen ausrichten müsste, existierten z.B diverse Kraftfahrzeughersteller mit unterschiedlichen Produkten nebeneinander.
Zum Bild des Bauern:
Die Nazis sahen den idealtypischen Deutschen als Krieger und Bauern ("Blut und Boden"), was u. a. das Streben nach Ausdehnung des Lebensraums -nach Osten vor allem - legitimierte/legitimieren sollte.
Zur Volksgemeinschaftsideologie:
Die Forderung nach einer Aufhebung der Klassenschranken war reine Rhetorik, die zur Anbiederung an die Arbeiterschaft dienen sollte. Diejenigen, die, wie viele SA-Leute, darin so etwas wie sozialistische Ideen sahen, wurden spätestens 1934 eines Anderen belehrt (s. Röhm-Putsch).
Albatros schrieb:...Tatsächlich propagierten die Nazis die "klassenlose Gesellschaft",...
Albatros schrieb:... andererseits aber auch den Einsatz dieses Eigentums zum Wohle des Volkes zu verlangen (was im Grundgesetz dann als Grundsatz "Eigentum verpflichtet" einging)...
Albatros schrieb:...ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt, das half, die sozialen Gegensätze zu dämpfen, wenn nicht substanziell zu mildern...
Albatros schrieb:...Kurz gesagt, wo die Bolschewiki mit Gewalt eine "soziale Flurbereinigung" vornahmen (man verzeihe die flappsige Formulierung), gingen die Nazis gegen "Fremdrassige" und sonstige "Volksschädlinge" vor. Die Methoden glichen sich dabei weitgehend: Ausgrenzung, Vertreibung, Ermordung.
Arne schrieb:=)
Mit Spiegelbild wollte ich nicht ausdrücken, daß Nationalsozialismus und Sozialismus dasselbe ist, sondern, daß es viele Elemente gibt, in denen sie sich ähneln - zumindest der rein ideologische NS zum Beginn der Bewegung.
Die "Spiegelung" sehe ich in Parallelitäten des täglichen Lebens, schau dir zum Beispiel Militärparaden, Bauern & Arbeiter Idealisierung oder die Ähnlichkeit in Bildern des "sozialistischen Realismus" zur NS-Kunst an...
Eine klassenlose Gesellschaft sicher nicht. Das hätte den Führerprinzip widersprochen. Eine klassenlose Gesellschaft kennt weder oben noch unten noch arm und reich.Albatros schrieb:...Tatsächlich propagierten die Nazis die "klassenlose Gesellschaft",...
Klaus P. schrieb:Dieser maristische Begriff ist terminologisch eindeutig definiert, nämlich als Aufhebung der Klassengegensätze, vor allem durch die Aufhebung des Privatbesitzes an den Produktionsmitteln. Wo sollten denn die Nazis etwas Vergleichbares formuliert haben?
Die Nazis verfassungsrechtlich als Vorläufer der Bundesrepublik? Das ist ein Scherz, oder? Da steckt, falls es ernst gemeint sein sollte, dann aber eine sehr eigenwillige Definition des Begriffs "zum Wohl des Volkes" drin, die wohl kaum mit dem bundesdeutschen Begriffsverständnis zusammenpasst.
So dämpfend kann die Wirtschafts-und Sozialpolitik der Nazis nicht gewesen sein, wenn man berücksichtigt, dass es unter den Bedingungen weitestreichender Kontrolle und staatlichen Terrors in verschiedenen Betrieben sogar noch zu illegalen Streiks/Lohnkämpfen gekommen ist.
Beides Kernobst. Was ich meinte war der Umstand, dass "bürgerliche Elemente" von allen gesellschaftlichen Funktionen weitestgehend ausgeschlossen wurden, Angehörige des Adels und der Bourgeoisie mitunter brutal verfolgt und ermordet wurden und ihr Eigentum in die Hand des Staates überging.Was ist "soziale Flurbereinigung"? Mir scheint, hier werden Äpfel und Birnen verglichen.
Aber auch die "deutsche Rasse" war in Klassen unterteilt.Albatros schrieb:Indem Marxismus als rassisches Problem definert und mit den Juden gleichgesetzt wurde. Damit ersetzte das Konzept Rasse das Konzept Klasse. Rasse wird durch den Ariernachweis definiert und durch die Nürnberger Rassegesetze "geschützt". Demzufolge war es unabdingbar, die Juden aus dem Wirtschaftsleben weitgehend auszuschließen, sie höchstens noch als Arbeitskräfte zu gebrauchen, ihnen aber keine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen.
Sascha Maletic schrieb:Aber auch die "deutsche Rasse" war in Klassen unterteilt.
Sascha Maletic schrieb:Aber auch die "deutsche Rasse" war in Klassen unterteilt.
ursi schrieb:Das finde ich auch.
Ein Beispiel:
Laut der Nazi-Ideologie war die Rolle der Frau so vorgesehen. Sie soll sich um Mann, Familie, Kinder und Haushalt kümmern. Dies war ihr Beitrag zum Volkswohl. Die Frauen wurden eingestuft in „wertvoll“, diese erhielten öffentliche, ideale und materielle Hilfe und in Frauen deren öffentlicher „Wert“ abgesprochen wurde, sie wurden als „rassisch-minderwertig“ und „asozial“ oder politisch nicht tragbar bezeichnet. Diese Frauen wurden denunziert, bewusst benachteiligt, beschädigt, zur Zwangsarbeit verschleppt, verfolgt und umgebracht.
Bei den „wertvollen“ Frauen war Abtreibung unter Strafe verboten. Bei den rassisch minderwertigen Frauen wurden diese in den KZs durchgeführt.
@Albatros das ist doch genau so eine Klassifizierung der deutschen Rasse. Den zum Beispiel eine politisch aktive Frau, ihr wurden der öffentliche Wert abgesprochen.
Somit hat doch Sascha recht.
Repo schrieb:Abgesehen von der Abtreibung würde ich aber so große Unterschiede zum Umgang mit Männern auch nicht sehen.
Grüße mab
NS: "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" ist auch nur geklaut. Wie so vieles. 1871 hieß es: "Ein Volk, ein Reich, ein Kaiser"
Die Beziehung zur Rasse also eher nachgeschoben.
Ausgeschlossen von der Volksgemeinschaft blieben dagegen grundsätzlich und unabhängig von ihrer Rassezugehörigkeit diejenigen, die sich gegen den Nationalsozialismus stellten und die sich auch der weltanschaulichen Umerziehung widersetzen. Kommunisten, Demokraten und Widerstandskämpfer waren so nicht einfach Gegner des NS-Regimes, sondern per definitionem keine Mitglieder der Volksgemeinschaft. Es entspricht konsequent dieser Logik, daß in Urteilen gegen Widerständler im Dritten Reich immer wieder beschlossen wurde, diese hätten ihre die "Bürgerehre verwirkt."
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