Dies war in Spanien 1936-39 nicht gegeben. Zum Ersten stand der Konflikt im Sinne Litwinovs ganz im Zeichen der Konfrontation mit dem DR und dem faschichistischen Italien.
Litwinov mußte wahrscheinlich deswegen gehen, weil seine Politk der Konfrontation nicht zum gewünschten Ergebnis eines gegen England gerichteten Brückenkopfes - entweder als mit der SU freundschaftlich verbundener bürgerlicher oder dem Kommunismus der SU verpflichteter Staat - in Westeuropa führte.
Litvinow stand für eine Annäherung an die Westmächte als Versuch einer "Einkreisung der faschistischen Mächte und der Verhinderung einer Allianz der "kapitalistischen Staaten" gegen die SU. Nach dem offensichtlichen Scheitern dieser Strategie im Rahmen des "Münchner Abkommens" wurde seine Strategie von Stalin als gescheitert angesehen [1] Und durch Molotow ersetzt.
Maxim Maximowitsch Litwinow ? Wikipedia
Zum Zweiten gab es keinen Grund, 1937 die Telefonzentrale in Barcelona zu stürmen, nur weil diese von den Anarcho-Syndikalisten verwaltet wurde; diese paktierten nicht mit den Truppen Francos - im Gegenteil, die Republik ware 1936 von den Truppen Francos, den faschistischen Truppen Italiens und der Legion Condor überrannt worden, hätten die Leute der CNT nicht die Kasernen gestürmt und sich bewaffnet Franco entgegen gestellt. Im weiteren Verlauf des Bürgerkrieges wurden Truppen Francos am Marsch gegen Nordspanien gehindert durch Gruppen der CNT und UGT in ihren südspanischen Hochburgen hinter den spanisch-italienisch-deutschen Linien.
Bei Casanova [5, S.25ff] wird dargestellt, dass keine Stadt Spaniens eine so explosive Zusammensetzung hatte wie Barcelona. So berichtete beispielsweise General Faupel seiner vorgesetzten Dienstelle (der deutsche Botschafter bei den Rebellen) dass Franco für sich beanspruchte, dass 13 Falange-Agenten die Mai-Unruhen in Barcelona ausgelöst hätten [5, S. 258].
Und deswegen wird von Dir m.E. eine einseitige Interpretation der Ereignisse vorgenommen. Zudem wird bei Graham [4] die Konflikte in Barcelona in den Zusammenhang gestellt, dass die katalanische Regionalverwaltung sich ihre Exekutivgewalt (und die Kommunisten waren lediglich eine Gruppierung innerhalb der Regierung!!!) zurück holen wollte.
Und aus meiner persönlichen Sicht erscheint es angemessen, dass die durch ein demokratisches Mandant legitimierten staatlichen Stellen (die Generalitat: Company etc.), das Gebäude von Telefonica in ihren Besitz bringen wollte [2].
@Repo: So ist es, auch die Gespräche zwischen Companys und Azana!!! Ein unhaltbarer Zustand für jede Regierung! Zumal Barcelona als "Drehscheibe" für Agenten jeglicher Coleur galt.
kat. autonomie und generalitat de cat
Unabhängig davon wird hier erneut der Versuch gemacht, den Konflikt lediglich auf ideologische Dimensionen zu reduzieren. Nicht unwesentlich manifestiert sich in diesem Konflikt auch eine generelle Frage nach der Art der Organisation von politischer Macht und Herrschaft. Und unter anderem auch die Frage einer zentralen vs dezentralen Organisation der politischen Stukturen der Republik.
Ansonsten führte dieser komplette Vorgang zum Rücktritt von Caballero, da die politisch Bewertung dieses Vorgangs zur Spaltung des Kabinetts am 15.05.37 geführt hat.
Mir ist der Verlauf des Bürgerkrieges durchaus bewußt. Allerdings übersiehst Du, dass die Putschisten den industrialisierten Norden in der Folge gewonnen und somit der Republik die letzte industrielle Basis genommen haben. Zu diesem Zeitpunkt konnte die Republik aus eigener Kraft den Krieg nicht mehr gewinnen!
Und dieses auch deswegen, weil die von der POUM konzipierte revolutionäre Armee über keine Organisation, keine Ausbildung und keine Waffen verfügte. [6] Es gehört nicht viel Phantasie dazu, einer einheitlichen Organisation der neuen republikanische Armee, eine höhere militärische Effizienz zuzuschreiben.
Aber dieses wurde verhindert durch grundsätzliche politische Überlegungen und nicht zuletzt durch einen starken regionalen Charakter der Politik zu der Zeit.
Deshalb beteiligten sich führende Anarchisten der CNT/FAI im Range von Ministern an der bürgerlichen Regierung der Republik.
Also wenn, dann war es eine "Volksfront-Regierung" im wesentlichen gebildet aus dem Umfeld der Sozialisten. Die "bürgerlichen" Parteien spielten fast keine Rolle mehr [5]
Es gab keinen Grund, die POUM und ihre Miliz zu zerschlagen und die Partei zu verbieten - es sei denn, man verknüpft diese Auseinandersetzung innerhalb der von Franco bedrohten spanischen Republik in der Tat mit den Auseinandersetzungen innerhalb der Sowjetunion sowie der kommunistischen Internationale.
Genau so ist es und Schauff [3] stellt es im Kapitel: "Die spanische Parabel des Terrors" dar. Dimitrov formulierte diesen Zusammenhang folgendermaßen: " Man kann nicht das spanische Volk, das gegen den Faschismus kämpft, ehrlich unterstützen und gleichzeitig als Verteidiger des Terrorgesindels in der Sowjetunion auftreten, das dem Faschismus hilft. Wer direkt oder indirekt konterrevolutionäre Terroristen in der Sowjetunion unterstützt, dervereitelt den Kampf des spanischen Volkes und erleichtert seine Niederlage."
Ansonsten kommt mir Deine Argumentation schwer nachvollziehbar vor. Die spanische Republik hatte 2 Möglichkeiten. Sie konnte eine Armee aufstellen und gegen die Putschisten kämpfen oder sie konnte sich ergeben.
Angesichts des erklärten Ziels der "Säuberung" Spaniens durch die Falange ergab sich die Frage, woher die Republik Waffen beschaffen sollte. Blum konnte es aus innenpolitischen Gründen nicht in dem Umfang liefern wie er eigentlich gerne wollte und die GB flirtete mit den Italien und "appeaste".
Vor diesem Hintergrund war nur der faustische Pakt mit der SU möglich und die Waffen- und Rohstofflieferungen sicherten zunächst das Überleben der Republik (Schlacht um Madrid).
Je erfolgreicher die Putschisten militärisch waren und je mehr Greueltaten der Falange bekannt wurden, desto stärker war die spanische Republik in ihrem Überleben von der UdSSR abhängig und gezwungen, alle Kräfte auf dieses Ziel hin zu fokussieren.
Ansonsten weist Graham darauf hin, dass Negrin fest davon überzeugt war, dass GF und Frankreich "aufwachen" wüden aus ihrem "Appeasement" und den wahren Charakter der faschistischen Mächte erkennen und die Nichtintervention beenden. [4,S. 161]. Es war somit bis zum Schluss auch ein Spiel auf Zeit.
Vor diesem Hintergrund des nationalen Ausnahmezustands wird man das Wirken der Spanischen Republik interpretieren müssen.
[1] Wolkogonow: Stalin, 1990, S. 462ff
[2] A. Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg, 2008, S. 336 ff
[3] F. Schauff: Der verspielte Sieg, 2005, S.104ff
[4] H. Graham: Der Spanische Bürgerkrieg, 2005
[5] J. Casanova: The Spanish Republic and Civil War, 2010, S. 27ff
[6] R. Tossdorff: Die POUM in der spanischen Revolution, 2006, S. 100ff