Spekulative Straßengeometrie der Römer in Britannien

Beeindruckt mich nicht. Muss man Luftlinien vermessen, um zu wissen, in welcher Richtung ein Ort liegt und dann eine Strasse dahin zu bauen?

Gibt es Hinweise, dass die Römer iese Luftlinien vermessen haben?
 
Beeindruckt mich nicht. Muss man Luftlinien vermessen, um zu wissen, in welcher Richtung ein Ort liegt und dann eine Strasse dahin zu bauen?
Wenn man so baut wie die Römer: ja.

Du hast vielleicht schon von diesem Vermessungsinstrument gehört, das die Römer groma nannten. Damit hat man, ich sage es nur ungern, Luftlinien vermessen.

Gibt es Hinweise, dass die Römer iese Luftlinien vermessen haben?
Nun, sowohl der Fosse Way als auch die Stane Street orientieren sich ganz offensichtlich an diesen Linien, die in der britischen Archäologie als direct survey lines bekannt sind. Und auch der Straßenabschnitt der Via Devana direkt östlich von Leicester orientiert sich eindeutig an der Luftlinie nach Colchester.
[Edit: Die Abweichung dieses Straßenabschnitts von der Luftlinie nach Colchester beträgt gerade einmal 0.54°!]

Zusammen mit den bei unseren römischen Freunden so beliebten rechten Winkeln sind das wohl recht eindeutige Hinweise.
 
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Dass die beiden Luftlinien Ilchester—Lincoln und Chichester—London parallel verlaufen und die Linie Leicester—Colchester im rechten Winkel schneiden beeindruckt Dich gar nicht?
Öhm, Lincoln geht auf eine ursprünglich keltische Siedlung zurück und Colchester (Camulodunum) war die Hauptsiedlung der Trinovanten, lange bevor die Römer Britannien betraten. Haben sich Römer und Kelten also abgesprochen, wo die Siedlungen zu liegen haben, damit die Römer später, als sie die Insel eroberten, ihre Militärlager in genau gerader Linie zu den keltischen Siedlungen anlegen konnten?
 
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die in der britischen Archäologie als direct survey lines bekannt sind.

Unter Google und Google scholar finde ich bei der Suche ["direct survey lines"] direct als Verb: to direct survey lines (also um Survey-Linien zu bestimmen), eine archäologische Methode, die zunächst einmal nichts mit dem Untersuchungsgegenstand (oder seiner Form) zu tun hat.
Bei Google books finde ich einen einzigen Treffer für dein hier vorgestelltes Verständnis direkter Survey-Linien, aus dem du sicher den Begriff hast. Richard K. Morrice, Roads and Architecture, das allerdings nur in Snippet-Ansicht zu sehen ist. Dort ist angegeben:

...surveying instrument was the groma — a staff topped by four cross-arms at right-angles from the ends of which were hung plumb lines. This was a perfectly adequate tool for the setting out of the remarkably accurate and direct survey lines to which the Roman roads were built.
The exact line between A and B was not necessarily built on for geographical reasons, but any diversions and secondary or tertiary surveying lines were based on that primary alignment. Roman roads were genereally built in straight sections, though such sections could vary from tens of meters to tens of miles: curves were unnecessarily....
Da endet dann die Snippet-Ansicht, wenn man geschickt googelt, bekommt man vielleicht einen anderen Ausschnitt, der das Satzende bietet.
 
Öhm, Lincoln geht auf eine ursprünglich keltische Siedlung zurück und Colchester (Camolodunum) war die Hauptsiedlung der Trinovanten, lange bevor die Römer Britannien betraten. Haben sich Römer und Kelten also abgesprochen, wo die Siedlungen zu liegen haben, damit die Römer später, als sie die Insel eroberten, ihre Militärlager ja in genau gerader Linie zu den keltischen Siedlungen anlegen konnten?
Ein guter Punkt, dazu einige Denkanstöße:
  • Auch die schnurgerade Via Emilia läuft durch ursprünglich keltisches Gebiet.
  • Einer der Gründe für den Erfolg der Römer war ihre Fähigkeit, nützliche Erfindungen anderer Kulturen aufzunehmen und zu perfektionieren.
  • Ein bis heute gebräuchliches Lehnwort im Lateinischen stammt aus dem Keltischen: carrus, der Wagen.
Die Frage, von wem die Römer lernten schnurgerade Straßen zu bauen, würde hier im Thema aber zu weit führen.
 
Ein guter Punkt, dazu einige Denkanstöße:
  • Auch die schnurgerade Via Emilia läuft durch ursprünglich keltisches Gebiet.
  • Einer der Gründe für den Erfolg der Römer war ihre Fähigkeit, nützliche Erfindungen anderer Kulturen aufzunehmen und zu perfektionieren.
  • Ein bis heute gebräuchliches Lehnwort im Lateinischen stammt aus dem Keltischen: carrus, der Wagen.
Die Frage, von wem die Römer lernten schnurgerade Straßen zu bauen, würde hier im Thema aber zu weit führen.
Aha! Da haben wir's! Nicht die Römer haben mit dem Luftlinien- und Rechtewinkel-Wahnsinn angefangen, sondern die Kelten! Irre! :eek:
 
Aha! Da haben wir's! Nicht die Römer haben mit dem Luftlinien- und Rechtewinkel-Wahnsinn angefangen, sondern die Kelten! Irre! :eek:

Das ist doch nichts Neues.
Die irre These wird uns seit Jahren immer wieder untergejubelt.
Und es waren auch nicht die Kelten, die damit angefangen haben:

Raster kennen wir ja erst von den Römern, die es wohl von den Etruskern abgeschaut hatten, aber imaginäre Linien zwischen bestimmten wichtigen Plätzen dürften schon für die Jungstein- und Bronzezeit gut belegt sein.

Das hast Du doch schon alles mitbekommen.

Konstruktionslinien, Centuriation/Limitation, etc.
 
Wie sähen denn römische Britannien-Karten aus wenn zwischen allen historisch-archäologisch belegten Militärlagern jeglich mögliche Luftlinien gezogen werden? Beispielsweise in Dekaden-Schritten beginnend mit der Okkupation, soweit die Datierungen es erlauben.

Aha! Da haben wir's! Nicht die Römer haben mit dem Luftlinien- und Rechtewinkel-Wahnsinn angefangen, sondern die Kelten! Irre! :eek:
Bei denen wird's kaum enden, ich tippe auf Cro-Magnons die es wiederum von den Neandertalers übernommen haben...
 
Und es waren auch nicht die Kelten, die damit angefangen haben.
Es gibt keinen Grund, sich hier über unsere Vorfahren lustig zu machen. Ein Blick auf eine noch vor kurzem in der Steinzeit lebende Kultur macht das deutlich:
https://en.wikipedia.org/wiki/Songline

Leider hat die gebildete Oberschicht der La-Tène-Menschen ihr Wissen ebenfalls nur mündlich weitergegeben. Heutigen Menschen, die des Auswendiglernens dank vielfältiger Nachschlagemöglichkeiten nicht mehr bedürftig sind, ist diese Welt verständlicherweise fremd.
 
Ja, warum denn nicht?!

Bei einer guten Fernsicht, mit einem guten Fernglas - kein Problem! Da geht das auch über zig Kilometer. Ansonsten muss man die zig Kilometer halt irgendwie aufteilen.

Für das Ausfluchten konnte man aber auch gewöhnliche Fluchtstäbe (metae) nehmen.
Die Groma war unabdingbar, wenn man rechte Winkel festlegen wollte.
 
Es gibt keinen Grund, sich hier über unsere Vorfahren lustig zu machen.

Wer sich hier über unsere Vorfahren lustig macht, das bin nicht ich, Divico.

Und wenn ich mich lustig mache, dann bestimmt nicht über unsere Vorfahren.

Heutigen Menschen, die des Auswendiglernens dank vielfältiger Nachschlagemöglichkeiten nicht mehr bedürftig sind, ist diese Welt verständlicherweise fremd.
Vielleicht solltest Du Dich mit dem Gedanken vertraut machen, dass auch die La-Tène-Menschen weder mit maßstäblichen topographischen Karten noch mit Google earth zu hantieren pflegten.
 
Wenn man den aus Leicester herausführenden Abschnitt der Via Devana betrachtet drängt sich die Frage auf: Woher haben die eigentlich in Leicester so genau [Abweichung: 0.54°] gewusst, in welcher Richtung Colchester liegt [wenn sie nicht zuvor eine Luftlinie vermessen hätten]?
Traut sich niemand zu, mir diese Frage zu beantworten?

Liegt es daran, dass jede andere Antwort, als dass menschliche Planung dahintersteckte, in den Bereich der Esoterik führen würde? Wir sind ja hier leider nicht im Trojanischen Krieg, wo wir göttlichen Beistand vermuten könnten...
 
Ich verorte mich in historischen Zusammenhängen absolut als entspannt freizeitend dilettierenden Laien der im Rahmen seiner Möglichkeiten durchaus die Spekulation nicht scheut.
Doch was von Deiner Seite, @Divico, in den diversen Linien-Threads an krumm-schief-schrägen Spekulationen nonstop geboten wird, das mutet mir mehr und mehr als reine (provozierende) Veräppelung an. Besonders amüsant wird's, wenn Du Vorwürfe formulierst, hier würde sich lustig gemacht. Die Steilvorlagen dafür lieferst Du selbst PERMANENT.
Songline? Suchen wir jetzt in Australien weiter um römischen Straßenbau à la Divico zu unterfüttern?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Traut sich niemand zu, mir diese Frage zu beantworten?

Liegt es daran, dass jede andere Antwort, als dass menschliche Planung dahintersteckte, in den Bereich der Esoterik führen würde? Wir sind ja hier leider nicht im Trojanischen Krieg, wo wir göttlichen Beistand vermuten könnten...

Ich traue mich: Ich bin überzeugt davon, dass dem Bau der römischen Straße von Leicester nach Colchester eine Planung zugrunde lag. Ich bin sicher, dass sie wussten, wo Colchester von Leister aus gesehen lag. Ich bin sicher, dass sie, wenn sie sich zwanghaft an den Luftlinien orientiert hätten, keine Abweichung in ihren Straßenverlauf eingebaut hätten, oder gabs da mal wieder einen topografischen Zwang dafür.

Mir fehlt weiterhin jeder Beleg dafür, dass die Römer über unendliche Weiten Luftlinien vermessen haben. Da die Römer recht gerade Straßen offenkundig gemocht haben, könnte man auch auf die fixe Idee kommen, dass man neben römische Straßenverläufe gerade Linien auf Karten einzeichnet und behauptet, das wäre römische Vermessung.
 
Das hast Du doch schon alles mitbekommen.
Ja, Du hast Recht, man verliert allerdings sehr leicht den Überblick.

Es gibt keinen Grund, sich hier über unsere Vorfahren lustig zu machen. Ein Blick auf eine noch vor kurzem in der Steinzeit lebende Kultur macht das deutlich:
https://en.wikipedia.org/wiki/Songline

Leider hat die gebildete Oberschicht der La-Tène-Menschen ihr Wissen ebenfalls nur mündlich weitergegeben. Heutigen Menschen, die des Auswendiglernens dank vielfältiger Nachschlagemöglichkeiten nicht mehr bedürftig sind, ist diese Welt verständlicherweise fremd.

Für jemanden der erst kürzlich behauptet hat, er hätte seine Jugend damit zugebracht Erich von Däniken zu widerlegen, klingen Deine Theorien aber verdammt ähnlich:
Gepostet am 14. Mai im Thread "Spekulative Lagergeometrie der Römer in Germanien", Seite 5:
Das jemandem zuzutrauen, der seine Jugend unter anderem mit der Widerlegung Erich von Dänikens verbracht hat, ist starker Tobak. ;)

Der einzige Unterschied ist, dass Du Deine Theorien (noch) nicht mit Außerirdischen in Verbindung bringst. Ich habe in meiner Jungend mit einigem Vergnügen die Bücher von Erich von Däniken gelesen. Sie waren durchaus sehr interessant geschrieben und es hatte schon etwas für sich, sich vorzustellen, dass die Menschheit von extraterrestrischen Astronauten geheimes Wissen beigebracht bekommen haben könnte. Die Argumente und "Beweise", die er brachte, klangen im ersten Moment auch durchaus plausibel und für die breite Masse der Bevölkerung, die nicht sonderlich tief in der historischen Materie drin steckte auch nachvollziehbar, aber letztlich war und ist es eben nur unterhaltsamer Unsinn oder bestenfalls eine schöne Fiktion. Auch er argumentierte u.a. mit der geradlinigen Ausrichtung von Tempelanlagen, Pyramiden und anderen vor allem steinzeitlichen Bauten und führte aufwändige Berechnungen sowie Messungen ins Feld. Inwiefern unterscheiden sich Deine Theorien also von seinen?
 
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