Spekulative Straßengeometrie der Römer in Britannien

Ceterum censeo...

Im übrigen bin ich der Meinung, dass...

a) das GF mit all den Bonmots aus den diversen Linien- und Abstand-Threads (römisches Vermessungswesen erklärt anhand von Burger-Filialen-Verteilungen, mit Studentenfutter beladenen und in alternierenden Ruderschichten beschleunigten Elb-Lastkähnen, mündlich tradiertem Steinzeit-Know-how usw. etc. pp.) an den Asterix-Verlag herantreten sollte, um mit dem Erlös ein Forschungsprojekt anzustoßen: “Können Winde den Verlauf von Luftlinien beeinflussen?“

b) ich selten ein windigeres Diskusionsverhalten wie das von @Divico genossen habe. Aus diesem Grund gebührt mein Respekt all jenen die hier und in den anderen Wolkenkuckucks-Threads unverdrossen bemüht sind die Ebene der Sachlichkeit aufrecht zu erhalten - was mir, hauptsächlich mitlesend, schon lange kaum mehr gelingen will.

c) mein Hirngewinde sich des Eindrucks nicht erwehren kann kolossal verar... zu werden.

d) ich deshalb ohne mich zu winden ab sofort hier und andernlinienabstandsorts raus bin.
 
Auf die Gefahr hin, Dich zu enttäuschen, Divico - Deine Idee ist so neu nicht. Deine Linien weiter oben im Thread kamen mir vage bekannt vor, und tatsächlich: Michael J. Ferrar, Alan Richardson, The Roman Survey of Britain, BAR 359, 2003. Oder online als etwas ausführlicheres (englischsprachiges) Abstract auf Ferrars Website.

Ferrars Argumentation geht von einer großangelegten, rund drei Jahrzehnte dauernden Kartierung der gesamten bekannten Welt der Antike aus, durchgeführt von vier hochgelehrten Griechen, beauftragt von niemand geringerem als Julius Caesar höchstselbst. Eine Quelle im 4. Jhd. berichtet dies offenbar. Einen kleinen Klimmzug später sind wir in Britannien unter Claudius, als die neuerworbene Provinz natürlich der leider verschollenen römischen Weltkarte hinzugefügt werden mußte. Und da finden wir auch Deine Linien wieder...
 
Der Ferrar wurde auch oben verdeckt bei den Portolans zitiert.
In einem weiteren wirren Paper behauptet er römische Wurzeln.*
Auch das hatten wir hier schon, mit angeblich herrschender Meinung.

Ferrar beschäftigt sich offenbar staubsaugerartig mit allen möglichen Mysterien der Kartographie.

*In wissenschaftlicher Literatur findet sich nicht wieder, keine erwähnenswerte Zitation, außer ein paar Flüchtigkeitszitaten.
 
Auf die Gefahr hin, Dich zu enttäuschen, Divico - Deine Idee ist so neu nicht. Deine Linien weiter oben im Thread kamen mir vage bekannt vor, und tatsächlich: Michael J. Ferrar, Alan Richardson, The Roman Survey of Britain, BAR 359, 2003. Oder online als etwas ausführlicheres (englischsprachiges) Abstract auf Ferrars Website.
Danke für den Link! Keineswegs bin ich enttäuscht, im Gegenteil, ich bin hocherfreut.
Ferrars Argumentation geht von einer großangelegten, rund drei Jahrzehnte dauernden Kartierung der gesamten bekannten Welt der Antike aus, durchgeführt von vier hochgelehrten Griechen, beauftragt von niemand geringerem als Julius Caesar höchstselbst. Eine Quelle im 4. Jhd. berichtet dies offenbar. Einen kleinen Klimmzug später sind wir in Britannien unter Claudius, als die neuerworbene Provinz natürlich der leider verschollenen römischen Weltkarte hinzugefügt werden mußte. Und da finden wir auch Deine Linien wieder...
Nunja, von Augustus, der das Kartenprojekt vorerst abgeschlossen haben soll (mit Germania Magna oder ohne?!) bis Claudius ist es nicht so weit, dass eine Ergänzung der Karte allzu unwahrscheinlich wäre.
Der Ferrar wurde auch oben verdeckt bei den Portolans zitiert.
In einem weiteren wirren Paper behauptet er römische Wurzeln.*
Wie ich an anderer Stelle gezeigt habe, vermuten eine ganze Reihe von Kartografen römische Wurzeln hinter den Portolanen.

Eines fiel mir bei Ferrars Britannien-Betrachtung besonders ins Auge. Zusätzlich zu dem Ansatz eines rechtwinkligen Vermessungsrasters dass ich oben vorstellte, hat er ein allfälliges zweites, abweichendes Raster festgestellt, das nicht so leicht von der Hand zu weisen ist. Zumal dieses zweite Raster nicht wie das erste auf die alte Hauptstadt Colchester ausgerichtet zu sein scheint, sondern vielmehr auf London, die neue Hauptstadt nach dem Boudicca-Aufstand.

grds_uk.jpg


[Edit] Die Jahreszahlen bezeichnen den ungefähren Beginn der römischen Präsenz nach en.wikipedia.org.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zusätzlich zu dem Ansatz eines rechtwinkligen Vermessungsrasters dass ich oben vorstellte, hat er ein allfälliges zweites, abweichendes Raster festgestellt, das nicht so leicht von der Hand zu weisen ist. Zumal dieses zweite Raster nicht wie das erste auf die alte Hauptstadt Colchester ausgerichtet zu sein scheint, sondern vielmehr auf London, die neue Hauptstadt nach dem Boudicca-Aufstand.

Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Ferrar ein Raster erstellt hat. Die These, dass die Römer etwas damit zu tun haben, ist sicherlich ebenso wahrscheinlich wie die These, dass die Neustädter etwas mit den von mir erstellten Neustadt-Linien zu tun haben:

upload_2019-5-29_18-46-30.png
 
Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Ferrar ein Raster erstellt hat. Die These, dass die Römer etwas damit zu tun haben, ist sicherlich ebenso wahrscheinlich wie die These, dass die Neustädter etwas mit den von mir erstellten Neustadt-Linien zu tun haben
Den Unterschied zwischen willkürlich entstandenen Orten die zufällig Neustadt heißen einerseits und andererseits von einer Hand (von Leuten mit einem bekannten Faible für rechte Winkel, Limitation und Centuriation) geplant angelegten militärischen Stützpunkten und Straßen dabei völlig außer acht lassend.
 
Den Unterschied zwischen willkürlich entstandenen Orten die zufällig Neustadt heißen...
Zufällig?
Bei so exakten Geraden und einem so schönen rechtwinkligen Kreuz ist der Zufall ebenso ausgeschlossen wie bei allen anderen Geraden und rechten Winkeln.
Und schau Dir mal die Hausgrundrisse in Neuhausen an - fast alle sind rechteckig!

Ganz super ist auch die Sankt-Michaels-Linie bei Ferrar, die sich über Meer und Land - mehr als 2000 km - quer durch Europa erstreckt.
 
Ganz super ist auch die Sankt-Michaels-Linie bei Ferrar, die sich über Meer und Land - mehr als 2000 km - quer durch Europa erstreckt.
Die halte ich für ausgemachten Blödsinn. Hast Du mal in Issac Newtons Spätwerk geschaut? — Trotzdem hatte er wohl hier und da Recht.

Als ich Ferrars handgezeichnete Karten sah war ich sehr skeptisch, und die Michaelslinie(n) kann ich absolut nicht nachvollziehen — da scheint ihm ein Fehler bei der Projektion zu unterlaufen sein.

Aber die von mir zitierten und zuvor gecheckten Linien in Britannien haben Hand und Fuß, das muss man ihm lassen — und es ergibt historisch durchaus Sinn (Wechsel des Hauptortes von Colchester nach London).
 
Den Unterschied zwischen willkürlich entstandenen Orten die zufällig Neustadt heißen einerseits und andererseits von einer Hand (von Leuten mit einem bekannten Faible für rechte Winkel, Limitation und Centuriation) geplant angelegten militärischen Stützpunkten und Straßen dabei völlig außer acht lassend.
Es ist vollkommen egal. Es sollte ja nur zeigen, dass man auch zwischen anderen Orten Linien zeichnen kann wie du es auch getan hast. Womit sich die Frage stellt, ob da zwingend Planung dahinter steht oder nicht. Und dabei ist es egal, ob die Römer gerne Geraden und rechte Winkel verplant und verbaut haben.
Es ist immer noch ein Unterschied, ob man entsprechendes zu einem konkreten Zweck plant und baut oder ob man einfach mal so über zig Kilometer solche Linienverbindungen durch die Gegenden zieht.
 
und die Michaelslinie(n) kann ich absolut nicht nachvollziehen — da scheint ihm ein Fehler bei der Projektion zu unterlaufen sein.

Aber nein!
Offensichtlich hat Ferrar die Projektion der mittelalterlichen Karten wiederentdeckt, nach denen unsere Vorfahren ihre Sankt-Michaels-Berge geplant haben!
 
Aber nein!
Offensichtlich hat Ferrar die Projektion der mittelalterlichen Karten wiederentdeckt, nach denen unsere Vorfahren ihre Sankt-Michaels-Berge geplant haben!
So sehr Ferrar hier offenbar fehlgeht, sind St.-Michaels-Berge für uns hier im Römerforum nicht ganz uninteressant —lösten sie doch oftmals Merkur- oder Herkules-Kultplätze ab (besonders relevant im Falle Idistaviso).
 
Eines noch: Da der Titel dieses Themas von der Moderation mittlerweile in "Spekulative Straßengeometrie" (es muss unendlich schwer sein für Geisteswissenschaftler, den Unterschied zwischen Vermessungslinien und Straßen zu begreifen), umbenannt wurde, kann dieser Thread gern wegen Irrelevanz wieder einschlafen. Gute Nacht.
 
Eines noch: Da der Titel dieses Themas von der Moderation mittlerweile in "Spekulative Straßengeometrie" (es muss unendlich schwer sein für Geisteswissenschaftler, den Unterschied zwischen Vermessungslinien und Straßen zu begreifen), umbenannt wurde, kann dieser Thread gern wegen Irrelevanz wieder einschlafen. Gute Nacht.

Umbenannt? Wie hat er denn vorher geheißen?
Zu Beginn des Threads ging es jedenfalls um den Verlauf der Stane Street.
Inzwischen sind wir allerdings näher beim Thema "Spekulative Geometrie ohne Straßen".
 
Nachdem explizit die "Stane Street" in die germanische Lagerliniendiskussion eingeführt wurde, wurden die Beiträge (rd. 10) hierher abgespalten.

Weitere moderative Maßnahmen gab es nicht.
 
Zurück
Oben