Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
„Der letzte Mohikaner“, d.h., der Film von Michael Mann, ist einer meiner Lieblingsfilme. Allerdings muss ich betonen, dass die Zeit, in der er spielt, nicht „meine“ ist, ich also historische Authentizität, Kostüme usw. nicht bewerten kann.
Der Regisseur hat sich absichtlich von der literarischen Vorlage entfernt, um die Charaktere, besonders der Indianer, differenzierter gestalten zu können. Das ist ihm, meine ich, gelungen, und dies ist auch ein Grund, weshalb ich den Film immer wieder gern sehe – die übliche Einteilung in Gut/Böse, möglichst nach Völkern oder Stämmen, unterbleibt. Darüber hinaus ist der Film einfach mitreißend und dramatisch, wozu auch die Filmmusik einen Beitrag leistet.

Geht mir genauso. Ich habe den Film vor ein paar Tagen mal wieder gesehen und war wieder begeistert.
Besonders die Charakterisierung der Personen ist hier gut gelungen. Major Heyward ist ein schönes Beispiel für den Hochmut der Engländer vor anderen Kulturen und selbst den eigenen Siedlern in Kolonien.
Genial (und nicht hollywoodtypisch) wird die Geschichte dadurch, dass sie eigentlich keinen wirklichen "Bösewicht" hat. Engländer wie Franzosen sind gleich grausam in der Kriegsführung und Magua, der Anführer der Huronen führt eigentlich nur seinen eigenen Rachefeldzug, da seine Familie durch die Engländer umgebracht wurde, was ihm die (ansonsten für Hollywood typische) "angeborene" allumfassende Bösartigkeit nimmt.

Weiterhin besticht der Film durch seine wunderschönen Landschaftsaufnahmen und die traumhafte (-eine meiner Lieblings-)Filmmusik(en).
 
1 ) Um im privaten Raum anhaltende Zeichen gegen französische (papistische) Mode zu setzen, indem man an dem festhielt das man schon hatte, anstatt dem erneuten Diktat Paris' zu folgen?

2 ) (Naja, aber was das 'altmodisch' angeht fällt mir da die Queen ein, die einer ähnlichen Mode über viele, viele Jahre treu geblieben ist.)

3 ) Ich stimme dir zu, daß manche BBC Produktionen sich wirklich hervortun und extreme Mühe geben, aber je nach Absicht und Zielpublikum auch hin und wieder alles, aber auch wirklich alles über den Haufen werfen. Die BBC Verfilmung von Casanova (2005) ist in der Hinsicht ein leuchtendes Beispiel dafür und eher als Märchen anzuschauen, ansonsten wird man spätestens in der zweiten Folge die glatte Wand hochgehen.

4 ) Als Gegenbeispiel fiele mir 'City of Vice' (2008) von Channel 4 ein. So weit ich mich erinnere (auch wenn ich eher beiläufig auf die Kostüme geachtet habe) hat man sich bei den sozialen Aspekten große Mühe gegeben und auch versucht die Klassenunterschiede und Altersunterschiede bei der Kostümierung wiederzugeben. Leider wurden dann bei den Kulissen Abstriche gemacht, ein großer Teil basiert auf Computeranimationen eines Stadtplanes von London, was dann bei mir dazu führte, daß ich oftmals den Sprung von moderner Animation zum kostümierten Geschehen nicht ganz mitgemacht habe. Übrigens geht es bei 'City of Vice' um die fiktionalisierte Einführung der Bow Street Runners, also die erste Polizeitruppe Londons um ca 1750, und ist also als Krimi-Drama zu verstehen. Protagonisten sind Henry Fielding und sein Bruder John Fielding. Channel 4 hat, laut eigenen Aussagen den Anspruch erhoben, alles so historisch korrekt wie möglich zu gestalten.

5 ) 'City of Vice' hätte ich im Gegensatz zu 'Aristocrats' direkt greifbar und würd' mich gerne anbieten wegen der Kostüme nochmal nachzuschauen- jetzt wo ich weiß wer den jeweiligen Mord begangen hat wäre ich auch nicht so schnell abgelenkt
1 ) Du weißt wahrscheinlich, dass das Gegenteil in der 2. Hälfte der Fall war. Die englische Mode eroberte in der Handlungszeit von "Aristocrats" Europa.
Festhalten hätten somit die Engländer in den 1730er-40er Jahren nur an der französischen Mode können. Siehe Aileen Riberos Ausführungen zur Herrschaft der französischen Mode noch in der ersten Hälfte des 18.Jh. in "Dress in Eighteenth-Century Europe" (Yale University Press)!

2 ) Welche Queen meinst Du? Caroline von Ansbach? Die käme bei "Aristocrats" ja nicht vor, weil schon längst verstorben. Oder Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz? :O
(Die heutige Queen, dachte ich immer, war eher erstaunlich für ihre modischen Extravaganzen über einige Jahre berühmt.)

3 ) Dann ist der Kelch dieser "Casanova"-Verfilmung an mir vorbeigegangen... Bis jetzt kenne ich die von Hallström "Casanova" (2005) und den deutschen Zweiteiler "Casanova - ich liebe alle Frauen" (2001). Offenbar erfreut sich das Thema Casanova einer regen Beliebtheit. Eigentlich kein Wunder, sind die Memoiren dieses Mannes doch ein unerschöpflicher Quell und durch ihren Umfang immer wieder facettenreich genug einzelne Episoden darzustellen, da eine Gesamtverfilmung wohl zu aufwändig und lang wäre. Zumal man damit wieder an die bei "Aristocrats" bekannten Probleme mit einer Handlung, die sich über Jahrzehnte erstreckt, stoßen würde.
Wikipedia nennt immerhin 5 Verfilmungen zu Casanova zwischen 2001 und 2005 - liest sich ja wie der reinste Boom.:)

Tja und dann habe ich eben durch "North and South" (auch wenn ich den Film an sich sehr langweilig fand) von der BBC (2004) einen gewissen Eindruck davon, was die BBC so kann.
Zum anderen sind nun mal Norah Waugh und Janet Arnold als "frühe" Koryphäen auf dem Gebiet Britinnen, wenn mich nicht alles täuscht. Und auch die wunderbaren Werke von Linda Baumgarten kommen immerhin aus dem englischsprachigen Raum (USA - Colonial Williamsburg) und damit bin ich eben auf den Dampfer gesetzt, dass die anglophilen Kostümdesigner garnicht umhin können, Baumgarten, Arnold und Waugh und die anderen englischsprachigen Werke zu beachten. Und die sprechen ja eine mehr als deutliche Sprache.

4 ) Jetzt setzt Du mir wieder einen Floh ins Ohr... und ich ärgere mich, dass ich nicht BBC schauen kann.

Deine Vorstellung von "City of Vice" klingt durchaus vielversprechend.:eek:

5 ) Tu Dir keinen Zwang an! :D

1) Besonders die Charakterisierung der Personen ist hier gut gelungen. Major Heyward ist ein schönes Beispiel für den Hochmut der Engländer vor anderen Kulturen und selbst den eigenen Siedlern in Kolonien.

2) Weiterhin besticht der Film durch seine wunderschönen Landschaftsaufnahmen und die traumhafte (-eine meiner Lieblings-)Filmmusik(en).
1) Ist Heyward nicht genauso im "Letzten Mohikaner" von Cooper selbst charakterisiert? Immerhin erscheint es ja schon fast erstaunlich, dass man, wenn man schon den Namen des Hauptcharakters änderte, noch an der Charakterisierung einer Nebenfigur des Romans im Film scheinbar festhielt.

2) Ja. Die Landschaftsaufnahmen mochte ich auch sehr.:)
 
1 ) Du weißt wahrscheinlich, dass das Gegenteil in der 2. Hälfte der Fall war. Die englische Mode eroberte in der Handlungszeit von "Aristocrats" Europa.
Festhalten hätten somit die Engländer in den 1730er-40er Jahren nur an der französischen Mode können. Siehe Aileen Riberos Ausführungen zur Herrschaft der französischen Mode noch in der ersten Hälfte des 18.Jh. in "Dress in Eighteenth-Century Europe" (Yale University Press)!

Keine Sorge, ich weiß das ich hier im humoristischen Dilletantismus Unwahrheiten verbreite, die ich den Machern von Aristocrats unterstelle. Die BBC erlaubt sich in verschiedenen Verfilmungen aller Art gerne mal mehr oder weniger verdeckte Seitenhiebe auf europäische Nachbarn, aber nimmt auch mal gerne die eigenen Leute auf die Schippe. Der Kommentar war also auf die BBC abgezielt, wobei ich vergessen hab', daß das nicht so offensichtlich ist, wenn man es nicht ständig mitbekommt und in historischen Dramen eigentlich eher weniger gemacht wird. :red:

2 ) Welche Queen meinst Du? Caroline von Ansbach? Die käme bei "Aristocrats" ja nicht vor, weil schon längst verstorben. Oder Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz? :O
(Die heutige Queen, dachte ich immer, war eher erstaunlich für ihre modischen Extravaganzen über einige Jahre berühmt.)

Da fiel beim editieren der ursprüngliche Satzanfang weg. Es fing mit den Worten 'ein moderneres Beispiel wäre ja...' an. :)

Tja und dann habe ich eben durch "North and South" (auch wenn ich den Film an sich sehr langweilig fand) von der BBC (2004) einen gewissen Eindruck davon, was die BBC so kann.

In britischen Zeitungen wurde ab ca 2007 von einer totalen Übersättigung an historischen Dramen auf dem Markt gesprochen, da eine zeitlang ständig neue Dramen auf dem Programm standen, und sich letztes Jahr auch durch die Neuverfilmung von 'Little Dorrit' hervorgetan hatte. Beim 19. Jahrhundert habe ich meistens wenige Klagen, aber man fragt sich auch ob da nicht die Routine und der Fundus eine Menge ausmachen.

Es wird gemunkelt, daß Channel 4 da in die Bresche sprang, und mit 'City of Vice' und 'The Devil's Whore' (2008) versuchte der BBC den Markt streitig zu machen. Das Gerücht geht dahin, daß sich Channel 4 deshalb in Zeitperioden versuchte die von der BBC nicht so dolle gemacht werden. Anm: 'The Devil's Whore' ist ein Vierteiler über den englischen Bürgerkrieg- also nicht ins 18. Jhd reinpassend, und die Handlung streckt sich über Jahrzehnte, wobei dann wieder das Problem der nicht altern wollenden Schauspieler auftritt, aber der erste Teil beginnt mit einer Ankleideszene, die meines Erachtens nach nicht schlecht geraten ist was die Kleidung angeht. Was meiner Meinung nach gut gemacht wurde, war das zwar erkkenbar gleiche Kleidungsstücke wieder auftraten, aber eigentlich dazu benutzt wurden darzustellen wie sich die finanzielle und soziale Lage der Protagonistin änderte. Das 'Kleid', welches sie anfangs noch tragen kann um König und Königin gegenüberzutreten kommt weiterhin vor, aber letztendlich nur noch das Mieder, also wird die kontinuerliche Benutzung der gleichen Garderobe dazu verwendet den sozialen Abstieg zu illustrieren. Außerdem spielt Kleidung immer wieder im Hintergrund eine wichtige Rolle um die religiösen Unterschiede, die Neuordnung des Cromwell'schen Heeres, Standesunterschiede etc zu verdeutlichen.

Ich hab' mal nachgeschaut ob es 'City of Vice' irgendwo online gibt, aber habe keinen streaming link gefunden, und youtube hat nur die Trailer. Ich schau's mir nochmal an und schreib' dann etwas darüber. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Keine Sorge, ich weiß das ich hier im humoristischen Dilletantismus Unwahrheiten verbreite, die ich den Machern von Aristocrats unterstelle. Die BBC erlaubt sich in verschiedenen Verfilmungen aller Art gerne mal mehr oder weniger verdeckte Seitenhiebe auf europäische Nachbarn, aber nimmt auch mal gerne die eigenen Leute auf die Schippe. Der Kommentar war also auf die BBC abgezielt, wobei ich vergessen hab', daß das nicht so offensichtlich ist, wenn man es nicht ständig mitbekommt und und historischen Dramen eigentlich eher weniger gemacht wird.


2.
Da fiel beim editieren der ursprüngliche Satzanfang weg. Es fing mit den Worten 'ein moderneres Beispiel wäre ja...' an. :)


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In britischen Zeitungen wurde ab ca 2007 von einer totalen Übersättigung an historischen Dramen auf dem Markt gesprochen, da eine zeitlang ständig neue Dramen auf dem Programm standen, und sich letztes Jahr auch durch die Neuverfilmung von 'Little Dorrit' hervorgetan hatte. Beim 19. Jahrhundert habe ich meistens wenige Klagen, aber man fragt sich auch ob da nicht die Routine und der Fundus eine Menge ausmachen.

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Es wird gemunkelt, daß Channel 4 da in die Bresche sprang, und mit 'City of Vice' und 'The Devil's Whore' (2008) versuchte der BBC den Markt streitig zu machen. Das Gerücht geht dahin, daß sich Channel 4 deshalb in Zeitperioden versuchte die von der BBC nicht so dolle gemacht werden. Anm: 'The Devil's Whore' ist ein Vierteiler über den englischen Bürgerkrieg- also nicht ins 18. Jhd reinpassend, und die Handlung streckt sich über Jahrzehnte, wobei dann wieder das Problem der nicht altern wollenden Schauspieler auftritt, aber der erste Teil beginnt mit einer Ankleideszene, die meines Erachtens nach nicht schlecht geraten ist was die Kleidung angeht. Was meiner Meinung nach gut gemacht wurde, war das zwar erkkenbar gleiche Kleidungsstücke wieder auftraten, aber eigentlich dazu benutzt wurden darzustellen wie sich die finanzielle und soziale Lage der Protagonistin änderte. Das 'Kleid', welches sie anfangs noch tragen kann um König und Königin gegenüberzutreten kommt weiterhin vor, aber letztendlich nur noch das Mieder, also wird die kontinuerliche Benutzung der gleichen Garderobe dazu verwendet den sozialen Abstieg zu illustrieren. Außerdem spielt Kleidung immer wieder im Hintergrund eine wichtige Rolle um die religiösen Unterschiede, die Neuordnung des Cromwell'schen Heeres, Standesunterschiede etc zu verdeutlichen.

5.
Ich hab' mal nachgeschaut ob es 'City of Vice' irgendwo online gibt, aber habe keinen streaming link gefunden, und youtube hat nur die Trailer. Ich schau's mir nochmal an und schreib' dann etwas darüber.
1. Das ist in der Tat nicht sehr offensichtlich, wenn man nicht regelmäßiger Zuschauer der BBC ist. Du bist sozusagen verwöhnt von der BBC. Hier in Deutschland freut man sich doch schon, wenn mal ein bisschen von der BBC-Qualität herrüber schwappt und die Ausstrahlung in der ZDF von "Pride and Prejudice" war ja damals geradezu eine Offenbarung. An Ausstattung und das auch noch gewürzt mit gutem Drehbuch und Schauspielern, schlug das zumindest in meinem Freundeskreis wie eine (positive) Bombe ein. Man muss das aber immer in Relation zu den eher vergleichsweise in der Regel mäßigen bis schlechten Äquivalenten auf dem deutschen Markt sehen(!). (Die ZDF-Versuche und auch was von den Privaten kam in der Hinsicht nehmen sich eben im Rennen gegen BBC-Produktionen geradezu beschämend lachhaft und schlecht gemacht aus.)


2. Falls es war ist, dass die Mode ohnehin tot ist, dann kann sich unsere Queen da auch kaum eines Verbrechens an der Mode schuldig machen. Aber da streiten sich die Gelehrten, wobei ich durchaus zu der fatalistischen Ansicht neigen würde, die Mode ist tot. Wenn das stimmt, dann kann man freilich "modische" Ausrutscher oder Konservatismus heute weit schlechter einordnen als die Kostümhistoriker, Kulturhistoriker eine Einordnung von Verblichenen vermochten und vermöchten.:fs:

3.
Ja, ja bohr ruhig weiter in der Wunde...:D Da weiß der britische Markt schier nicht was er an seiner lieben BBC und deren "historischen Formaten" hat.:weinen:

4.
Das mit dem Mieder schnall ich gerade nicht, aber gut. Vielleicht tut es ja Cécile und kann was dann dazu sagen.

5.
Ich freu mich drauf.:)
 
1. Das ist in der Tat nicht sehr offensichtlich, wenn man nicht regelmäßiger Zuschauer der BBC ist. Du bist sozusagen verwöhnt von der BBC. Man muss das aber immer in Relation zu den eher vergleichsweise in der Regel mäßigen bis schlechten Äquivalenten auf dem deutschen Markt sehen(!). (Die ZDF-Versuche und auch was von den Privaten kam in der Hinsicht nehmen sich eben im Rennen gegen BBC-Produktionen geradezu beschämend lachhaft und schlecht gemacht aus.)

4.
Das mit dem Mieder schnall ich gerade nicht, aber gut. Vielleicht tut es ja Cécile und kann was dann dazu sagen.

5.
Ich freu mich drauf.:)


1. Ja, man vergißt halt gerne mal, daß alltägliche Referenzen nicht universell sind und diejenigen die nicht von der BBC zwecks Rundfunkgebühren verfolgt werden auch logischerweise nicht so vertraut damit sind :(. Aber in gewisser Weise hast du dich ja da 'gerächt', indem du mich an ein paar Deutsche Klamotten erinnert hast, bei denen mir noch immer das Schaudern kommt. Ganz besonders schmerzlich hab' ich da eine Deutsche Verfilmung von 'Angélique' in Erinnerung. Jedenfalls glaube ich das es das war, aber mein Gehirn hat nur noch den Moment in Erinnerung als der Schmerz das Nervenzentrum traf und man nicht mehr wegsehen konnte, sondern gebannt, ungläubig ob solcher Grauen weiterhin schockiert wie ein Reh im Scheinwerferlicht stillstand. :weinen:

4. Meines Wissens nach trafen zusammenhängende 'Damenkleider' erst Ende des 17. Jahrhunderts in Form von mantuas und robes en dishabillé in England ein. Die Sache mit dem Mieder bezieht sich darauf, daß Kleidung aus verschiedenen Teilstücken bestand, also Ärmel, Mieder, Röcke, Kragen etc. Im Laufe der Zeit verschleißt ja immer wieder etwas, also fängt es bei der Protagonistin mit einem vollständigen Ensemble an, was sie sich auch anfangs als reiche Adelige leisten kann. Im Laufe der Zeit, nachdem ihr Ehemann als Verräter hingerichtet wurde und sie ihr Gut verloren hat, ist sie gezwungen ihre alten Kleider aufzutragen, wobei dann zum Schluß nur noch das Mieder vom anfänglichen Ensemble zurückbleibt. Da wird der soziale und finanzielle Abstieg (und die charakterliche Entwicklung) anhand der verschleißenden Kleidung illustriert, wobei dann immer weniger des Alten zurückbleibt und neu kombiniert wird. Sorry, mein Fehler, da hatte ich mich nicht klar ausgedrückt.

5. Ist ja schon gut, ich hör' ja auf damit Salz in deine Wunden zu streuen :D. Offensichtlich weiß ich nicht zu schätzen wie verwöhnt ich bin. Schande über mich. Gelobe feierlich Besserung und begehe Buße indem ich es mir nochmal anschaue :scheinheilig:.
 
1. Aber in gewisser Weise hast du dich ja da 'gerächt', indem du mich an ein paar Deutsche Klamotten erinnert hast, bei denen mir noch immer das Schaudern kommt. Ganz besonders schmerzlich hab' ich da eine Deutsche Verfilmung von 'Angélique' in Erinnerung. Jedenfalls glaube ich das es das war, aber mein Gehirn hat nur noch den Moment in Erinnerung als der Schmerz das Nervenzentrum traf und man nicht mehr wegsehen konnte, sondern gebannt, ungläubig ob solcher Grauen weiterhin schockiert wie ein Reh im Scheinwerferlicht stillstand.

2. Meines Wissens nach trafen zusammenhängende 'Damenkleider' erst Ende des 17. Jahrhunderts in Form von mantuas und robes en dishabillé in England ein. Die Sache mit dem Mieder bezieht sich darauf, daß Kleidung aus verschiedenen Teilstücken bestand, also Ärmel, Mieder, Röcke, Kragen etc. Im Laufe der Zeit verschleißt ja immer wieder etwas, also fängt es bei der Protagonistin mit einem vollständigen Ensemble an, was sie sich auch anfangs als reiche Adelige leisten kann. Im Laufe der Zeit, nachdem ihr Ehemann als Verräter hingerichtet wurde und sie ihr Gut verloren hat, ist sie gezwungen ihre alten Kleider aufzutragen, wobei dann zum Schluß nur noch das Mieder vom anfänglichen Ensemble zurückbleibt. Da wird der soziale und finanzielle Abstieg (und die charakterliche Entwicklung) anhand der verschleißenden Kleidung illustriert, wobei dann immer weniger des Alten zurückbleibt und neu kombiniert wird. Sorry, mein Fehler, da hatte ich mich nicht klar ausgedrückt.

3. Ist ja schon gut, ich hör' ja auf damit Salz in deine Wunden zu streuen :D. Offensichtlich weiß ich nicht zu schätzen wie verwöhnt ich bin. Schande über mich. Gelobe feierlich Besserung und begehe Buße indem ich es mir nochmal anschaue :scheinheilig:.
1.
Schön geschrieben!
Du erinnerst Dich, zu Deinem Leidwesen, recht. Ja es gab mal so eine ganz fürchterliche Angélique-Verfilmung aus Deutschland mit den übelsten Turnschuhkleidern (geflügeltes Wort aus der Szene). Gleich am Anfang musste ich wegschalten. Als in einer Szene Louis XV vorkommen sollte, kriegte ich endgültig genug. :(

2.
Klingt wie wenn ein Herr im 18.Jh. mit einem Habit complet aus einem guten Stoff anfängt und am Ende nur noch den Rock davon hat und der Rest aus dem Altkleidermarkt ergänzt werden musste. Selbst der Rock ist dann natürlich schon recht abgerissen.

3.
Buße - oder ist das reine Selbstquälerei ? - kann nur in dem Anschauen (nicht vorzeitig ausschalten) deutscher Blüten des historischen Films des letzten Jahrzehnts bestehen:
Trenck-Zwei Herzen gegen die Krone: Trenck - Zwei Herzen gegen die Krone: Amazon.de: Ben Becker, Alexandra Maria Lara, August Zirner, Hans-Peter Ströer, Gernot Roll: DVD & Blu-ray
Schiller: Schiller - der Film - schiller.ARD.de - Das ARD-Special zum Schiller-Jahr 2005
Mein Name ist Bach: Mein Name ist Bach: Vadim Glowna, Jürgen Vogel: Amazon.de: DVD & Blu-ray
... usf.
:fs::devil:
 
1) Ist Heyward nicht genauso im "Letzten Mohikaner" von Cooper selbst charakterisiert?

Ich habe leider keine Ahnung - habe das Buch zwar zu Hause liegen und hatte es auch mal angefangen, hab dann aber leider aufgehört es zu lesen und kann deshalb keine Aussage über das Buch treffen. :rotwerd:
Meine Meinung beruhte nur auf dem Film.
 
3.
Buße - oder ist das reine Selbstquälerei ? - kann nur in dem Anschauen (nicht vorzeitig ausschalten) deutscher Blüten des historischen Films des letzten Jahrzehnts bestehen:
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Mein Name ist Bach: Mein Name ist Bach: Vadim Glowna, Jürgen Vogel: Amazon.de: DVD & Blu-ray
... usf.
:fs::devil:

:ironie: (Anhaltende Ironie) Ich hab' die Trenck-Verfilmung (oder war es eine Seifenoper?) teilweise gesehen und find' es nicht nett, daß mir hier solch' schreckliche Bußen auferlegt werden. Die Erinnerung an die 'Zwei Herzen gegen die Krone' ist noch nicht so sehr verblasst, daß ich mir der Tragweite einer solchen Buße nicht bewußt wäre. Von der Schiller-Verfilmung hab' ich mir nur kurz die Bilder deines links angeschaut, und frage mich jetzt gerade ob eine der jungen Damen da ein Jeans-Oberteil anhat, nebst passendem Haarband. :confused: Sieht auf jeden Fall mal so aus, und äh, warum hat sie keine 'Chemise' drunter an? (Sorry, da fehlt mir gerade ein deutscher Begriff.) Gibt es dafür eine Erklärung die aus dem Bild nicht hervorgeht? Kurzum, es sieht schon wieder nach frevelnder Niedertracht aus. :weinen:

Dagegen kann ich mich gar nicht energisch genug verwehren, und werde sofort ein ganz besonders scharf formuliertes Protestschreiben aufsetzen, in dem ich auf mehreren Bögen Papier meiner Entrüstung über die Härte und Ungerechtigkeit der verlangten Buße, in minutiösem Detail, ausführen zu gedenke. Ich mich beinahe genötigt zur Satisfaktion zu verlangen, daß du 'Young Blades' und BBCs 'Casanova' (2005) anschaust, aber befürchte, daß dadurch die gegenseitig zugefügten Schäden eskalierten. Um also selbstgerecht, meinem Anspruch auf moralischer Oberhand Genüge zu tun, sehe ich an dieser Stelle davon ab diese bodenlose Niedertracht mit Forderungen meinerseits zu vergelten, und rausche voller Empörung davon. :D :ironie: (Ironie-Ende)
 
Sieht auf jeden Fall mal so aus, und äh, warum hat sie keine 'Chemise' drunter an? (Sorry, da fehlt mir gerade ein deutscher Begriff.) Gibt es dafür eine Erklärung die aus dem Bild nicht hervorgeht? Kurzum, es sieht schon wieder nach frevelnder Niedertracht aus.
Chemise war auch ein zeitgenössicher deutscher Ausdruck, glaube ich. Aber da kann Dir wiederum Cécile sicherlich besser als ich was sagen.

Dass die Schnürleiber auf der Haut getragen werden, kennt man ja so aus Funk und Fernsehen. Bei "Alatriste" hatte ich das auch jüngst wieder gesehen. Warum das so ist, weiß ich aber nicht. Vielleicht haben die Regisseure Angst die Frauen richtig nackig zu machen und wollen dennoch die Schultern zeigen.
Jedenfalls kommt das in alten wie neuen Filmen ständig vor.:fs:
 
warum hat sie keine 'Chemise' drunter an? (Sorry, da fehlt mir gerade ein deutscher Begriff.)

Da das Wort aus dem Vulgärlateinischen (camisia) stammt und 'Hemd' bedeutet, wäre dies wohl zunächst der adäquate Ausdruck. Da aber desweiteren hier ein historisches Kleidungsstück gemeint ist, welches vom modernen Hemd abzugrenzen ist und Französisch zweifellos die Modesprache der diskutierten Zeitstellung, bleiben wir doch einfach bei Brisos Vorschlag:

Chemise war auch ein zeitgenössischer deutscher Ausdruck, glaube ich. Aber da kann Dir wiederum Cécile sicherlich besser als ich was sagen.
 
Aha, danke für die Klarstellung :) Besagtes Kleidungsstück ist mir nur aus dem Englischen als 'Shift' oder 'Chemise' bekannt, wobei ich mich dann in Ermangelung eines anderen Wortes des Letzteren bedient habe. Ich wusste nicht, daß man das zu Deutsch ebenso verwendet.

:winke:
 
City of Vice (2008)

Die 'Stadt der Laster' ist London, und es ist 1753. Henry Fielding, der Autor von 'Tom Jones', in seiner Funktion als Magistrat von Bow Street, gemeinsam mit seinem blinden Bruder John, haben die erste Polizeitruppe Englands gegründet- die Bow Street Runners, als in einem Badehaus eine Prostituierte ermordet aufgefunden wird. Henry Fielding, sein Bruder und ihre Truppe von 3 Männern erfahren eher durch Zufall davon, und nehmen die Suche nach dem Mörder auf, eine Suche die sie in die Abgründe und dunklen Schatten der Stadt führt.

'City of Vice' ist eine mehrteilige Serie, die zuerst 2008 vom britischen Channel 4 ausgestrahlt wurde und versuchte Leben und Kriminalität im Georgianischen London, und die Schwierigkeiten der ersten Polizeitruppe darzustellen. Die behandelten Fälle sind an echte Fälle angelehnt die im Londoner 'Old Bailey' Kriminalgericht verhandelt wurden. Old Bailey Online - The Proceedings of the Old Bailey, 1674-1913 - Central Criminal Court hier findet man die Fälle von 1674 - 1913.

'City of Vice' beginnt düster, mit der Ansicht eines Stadtplanes des Londons des 18. Jahrhunderts, und einer Erklärung eines der Protagonisten, Henry Fielding, warum er es für nötig erachtete die Bow Street Runners zu gründen. Es wird erklärt, daß die Straßen gefährlich, die Abgründe zwischen arm und reich tief waren und sich verschlimmerten, und das letztendlich eine Polizeitruppe dem Abhilfe verschaffen sollte. Direkt in einer der ersten Szenen in denen sich Henry Fielding an seine Männer wendet und nachfragt wer denn schon mal einen Mord untersucht habe, und wie man vorzugehen habe, wird deutlich, daß es sich hier um Anfänger handelt. Blutige Anfänger, wie sich gleich darauf herausstellt, als das Mordopfer plötzlich wieder erwacht, Henry Fielding sich empört, daß niemand nachgesehen habe, ob die vermeintlich Tote denn auch wirklich tot sei.

Das Schmunzeln bleibt einem als Zuschauer dennoch im Hals stecken, nachdem die allererste gespielte Szene sehr anschaulich den versuchten Mord durch einen Freier der Prostitutierten zeigt, wobei wenige Details ausgespart werden. Die Anfangsszenen sind ebenso grau und gnadenlos wie die restliche Episode, und zeigen kein schönes Bild des Georgianischen Londons, sondern die schlimmsten Seiten. In Anlehnung an die anfänglich gezeigte Stadtkarte ist alles grau. Alle Farben sind gedämpft, was den Sprung zwischen gespielter Szene und Ortswechsel, die auf der Stadtkarte vollzogen werden vereinfacht. Bewegen sich die Protagonisten, oder verlegt sich die Handlung, geschieht dies auf dem Stadtplan, aus dem die Stadt in 3-D wächst, und der Zuschauer wird im Vogelflug entlang der Straße geführt, wobei Häuser und Fassaden um den Blick des Zuschauers entstehen. Wenn man die Innenstadt Londons (oder eher Westminsters) kennt, weiß man dadurch auch heutzutage noch relativ genau wo man sich befindet, da die Handlung sich an bekannten Orten abspielt, wie z.B. Covent Garden.

Farben kommen selten vor, und wenn dann in der Kleidung der Handelnden wo sie ganz besonders heraussticht, während die Szenen an sich düster bleiben. Mit der Zeit entsteht dadurch ein geradezu klaustrophobischer Eindruck, der zugleich den Hintergrund in den Schatten stellt, so daß gewisse kleinere Szenen an denen die Protagonisten vorbeilaufen vom Zuschauer ebenso nebensächlich wahrgenommen werden. Z.B. gibt es da eine Szene in der zwei 'Parish Boys', also Mündel der Gemeinde die an den Stoffmarken auf ihren Ärmeln zu erkennen sind, einen Hund zu Tode prügeln, an der die Fielding Brüder ohne hinzusehen vorbeilaufen.

Diese Szene wurde vermutlich von Hogarth's 'Four Stages of Cruelty' ( File:Cruelty1.JPG - Wikipedia, the free encyclopedia ) inspiriert, wo sie sich ähnlich abspielt und deren Drucke zwei Jahre vor Filmgeschehen auf den Markt kame. Die beiden 'Parish Boys' sehen zwar mehr wie ausgewachsene Männer aus, aber naja. In einer anderen Szene wird nebensächlich die Klage ausgesprochen, daß der Rindebraten Würmer beinhalte, und auf diese Weise wird ein ausgesprochen düsteres Bild erzeugt, in dem es auch nur selten ein paar wirkliche Sonnenstrahlen gibt.

Kurzum, die meiste Zeit befindet sich der Zuschauer genauso wie die Fielding Brüder im Schatten und tappt im Dunkeln. Da ich mich ja auf besonderen Wunsch nach der Kostümierung umsehen wollte, hat der ständig düstere Bildschirm und die Tatsache, daß oft so gefilmt wurde als stünde der Kameramann/frau wie ein zufälliger Passant am Rande des Geschehens, mit dem Erfolg, daß manchmal der gesamte Rücken eines anderen Passanten durch's Bild läuft, es nicht gerade vereinfacht gut aufzupassen. Erschwerend kommt hinzu, daß mir die Mode des 17. Jahrhunderts besser vertraut ist, als die des 18., aber ich hab' mein Bestes getan.

Da die erste Folge sich zwischen Badehäusern, Bordellen und Schenken abspielt, fällt die Frage nach der Mode der bessergestellten Damenwelt weg. Stattdessen sieht man einfache Frauen und Prostituierte, wobei der Unterschied nicht immer deutlich zu erkennen ist. In den Straßenszenen sieht man Frauen, die sowohl die Mode der 1750er tragen, als auch die der zwei vorangegangenen Jahrzehnte. Mit anderen Worten auf der Straße läuft durchaus mal eine Frau in einem gegürtetem mantua an einer 'Dame' in robe à la francaise vorbei. Farben und Muster sind dabei eher einheitlich und dezent, dunklere Farben werden bevorzugt, und Verzierung ist begrenzt. Meines Verstädnisses nach, entspricht das durchaus der englischen Mode, und da die beschriebene Szene sich auf dem Markt abspielt wäre es auch verständlich eine Mischung an Stilen zu sehen.

In einer häuslichen Szene ist kurz die Ehefrau Henry Fieldings zu sehen, die ehemals sein Hausmädchen war. So weit ich das erkennen konnte- düsteres Bild, es wurde nich nahe an sie herangefahren- hatte sie eine 'wrapping gown', also eine geschlossene Robe aus blauem Stoff mit rundem Ausschnitt an, darüber ein Halstuch das nicht in den Ausschnitt gesteckt war und scheinbar aus Spitze bestand. Dazu eine Spitzenhaube.

Die Prostituierten waren bunt gekleidet, und ich hatte meine liebe Mühe damit irgendetwas zu identifizieren. Mal ganz abgesehen von der Frau die wohl Inderin zu sein schien, und einen zum Sari gehörenden Schleier, mit einer wirren Ansammlung von Röcken und Mieder mit herzförmigem Ausschnitt kombiniert hatte. Die weibliche Protagonistin unter den Prostituierten lief die gesamte Zeit im Rock, Korsett und offener roter Robe Volante herum. Leider sind ihre Haare nach dem 'Hurluberlu' Stil frisiert, der in vorangegangenen Jahrhundert von Mme de Montespan berühmt gemacht wurde, und sie trägt eine schwarze commode, obwohl ich versucht bin sie als 'fontange à la sultane' zu bezeichnen. Zwar wurde sie nicht nach den Auswüchsen des Hurluberulu Stils frisiert, also es waren keine Drahtgestelle zu sehen die die Locken über den Ohren wie Hundeschlappohren festhielten, aber gewundert habe ich mich. Die Schauspielerin die die Prostituierte gespielt hat, hätte wohl aber mit weniger Locken und strengerer Frisur wohl nicht 'nuttig' genug ausgesehen. Zumindest in England ist sie einigermassen bekannt und meiner Erinnerung nach spielt sie öfter die Rolle der Vikarstochter, o.ä.

Immerhin hat die offene Robe Volante öfters schön das Korsett gezeigt. Vom Schnitt her, ohne Schulter-Träger, vorne geschnürt und vergleichsweise kurz. Sah in etwa so aus: 18th Century Stays
(Aber vorne geschnürt)

Und jetzt auf das Minenfeld der Männermode. Es findet sich schon wieder ein Mix der Jahrzehnte. Einer der verdächtigen, Jack Harris der sich als Zuhälter betätigt, sticht dabei ins Auge. Zur Illustration, hier ein Bild: Men's Fashion of the 18th Century 2
Zusätzlich, trug er noch einen 'Solitaire', also ein schwarzes Band über seiner 'cravat'. Die meiste Zeit ist er nur in der Weste zu sehen, die der auf dem Bild sehr ähnlich sieht. Immerhin kriegt man dadurch den Schnitt seines Hemdes mit den herabfallenden Schultern zu sehen. Das einzige Mal, daß er Mantel/Jacke trägt (ich will justaucorps sagen), ist sie körperbetont geschnitten, mit weiten Ärmelaufschlägen und Stickereien, und ist zu eng um sich vorne schließen zu lassen. Meines Erachtens nach hinkt Jack Harris modisch gesehen ca zwei Jahrzehnte hinter seiner Zeit her, ist aber als Handlungsträger darum bemüht wie ein Gentleman auszusehen, also könnte man vielleicht annehmen, daß er seine Kleidung gebraucht erhält.

Die Fielding Brüder sind durchgehend in dunklen Farben zu sehen. Die Episode war halb vorbei als ich zum ersten Mal sehen konnte, daß Henry Fieldings Kleider aus aubergine-farbener Wolle bestanden, und nicht wie bis dahin angenommen schwarz waren. Seine Kleidung ist 'altmodisch'. Genauso wie Jack Harris hinkt er der Mode hinterher, wenn auch seine Ärmelaufschläge nicht ganz so weit sind und seine Ärmel nicht so eng geschnitten sind. Okay, und mit dem Mantel/Jacke kamen dann die Probleme. Kurzum, er hängt leblos an ihm runter und ist kaum auf die Taille betont. Es gibt eine schöne Rückenansicht wo man es ganz besonders gut sieht.

Das gleiche Problem mit dem herabhängenden Mantel bei seinem Bruder Henry, auch wenn dessen Ärmelaufschläge kleiner sind. Beide tragen kurze 'post-allonge' Perrücken, ähnlich wie auf einem berühmten Bild Johann Sebastian Bachs, während alle anderen um sie herum modernere Perrücken tragen. Beide Fielding Brüder sind schon ergraute Männer, also ließe sich dies mit ihrem Festhalten an älterer Mode erklären.

Die Bow Street Runners sind ein bunter Mix, der wohl Armut und die Mode des arbeitenden Mannes widerspiegeln soll. Einer von ihnen, die 'Muskeln' der Geschichte verzichtet ganz auf Perrücke und läuft mit Glatzkopf, und Mantel den ich als 'undress' oder en dishabillé bezeichnen würde herum, will heißen sein Mantel hat einen Kragen. Das einzige brauchbare Bild zum Vergleich hier:
File:Mrs Mrs Andrews detail.jpg - Wikipedia, the free encyclopedia

Der einzige modisch gekleidete Mann ist auch Bow Street Runner, und zugleich auch die ethnische Minderheit unter den Runners. So weit ich das sehen konnte treffen auf ihn keine der oben bemängelten Umstände zu. Nur was seine ungepuderte braune Perrücke angeht, bin ich noch nicht sicher.

Fazit: Abgesehen dessen was ich, vielleicht weil mir die tiefgehende Kenntnis fehlt, zu bemängeln hatte ist 'City of Vice' recht gut gelungen. And den Computeranimationen sieht man hin und wieder, daß das Budget begrenzt war. Hin und wieder wird der moderne Zuschauer auch mal vor den Kopf gestoßen, wenn zum Beispiel Henry Fielding lapidar bemerkt, daß es sich bei der Ermordeten zwar 'nur um eine Prostituierte' handelte, aber die Öffentlichkeit aufgrund der Brutalität des Geschehenen alarmiert war. Es ist deprimimierend anzusehen und gibt sich große Mühe nahe an dem zu bleiben was über die Zeit bekannt ist.

Hier noch ein letzter Link, da Channel 4 sich die Mühe gemacht hat ein online Computerspiel über die Serie herauszufinden, in dem man sich als Bow Street Runner versuchen kann. Das Spiel beinhaltet so weit ich das sehen konnte keine der Originalschauspieler, und über die Kleidung möchte ich jetzt gar nichts sagen, aber zumindest sieht man zu Anfang die Computeranimation der Karte Londons.

Georgian history | City of Vice | Channel 4

P.S.: @ Brissotin sollte ich hier kompletten Stuss über die Mode von 1750 geschrieben haben bitte ich um Nachsicht und Aufklärung. Ich hab' mich so tapfer es ging geschlagen. Normalerweise 'lebe' ich eher im 17. Jahrhundert, und nachträglich ist mir aufgefallen, daß es einfacher gewesen wäre zuerst nachzufragen worauf ich ganz besonders achten möge. :)
 
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Vielen Dank für den sehr eindrucksvollen und umfrangreichen Einblick in die Serie. :respekt:

P.S.: @ Brissotin sollte ich hier kompletten Stuss über die Mode von 1750 geschrieben haben bitte ich um Nachsicht und Aufklärung. Ich hab' mich so tapfer es ging geschlagen. Normalerweise 'lebe' ich eher im 17. Jahrhundert, und nachträglich ist mir aufgefallen, daß es einfacher gewesen wäre zuerst nachzufragen worauf ich ganz besonders achten möge.
Ob Du Stuss erzählt hast, kann ich nicht sagen, da ich es ja nicht mit der Serie vergleichen kann. Zum anderen bin ich nicht so 100 % firm, was just englische Kleidung anbelangt. Die unterscheidet sich eben gravierend von jener auf dem Festland. Da ich aber oft eben mit englischer und US-amerikanischer Literatur zur Thematik in Berührung komme, kenne ich natürlich manches. Ebenso wie in Deutschland zu der Zeit haben wir eben ein fettes Problem. Die Mode hat auch nationale bzw. regionale Elemente, die sogar in damaligen Großstädten (ich rechne jetzt auch sowas wie Augsburg zu den europäischen Metropolen, wenn nicht nach Köpfen der Einwohner, aber eben durch Kultur etc.) existierten (!). Man kann auch von Trachten beinahe sprechen.

Bei Filmen, die in Frankreich spielen, kann man einfach schön mit dem vergleichen, was Garsault sagt und dann abhaken, ob die Sachen der damaligen Mode entsprechen oder eben nicht.

Die Mode in England ist hingegen schon früh wie oben gesagt von der Schlichtheit gesprägt, die samt dem Frock-Typus später auf das Festland herrüberschwappen sollte und eigentlich die Mode bis heute (!) maßgeblich beeinflusste.
Was man sagen kann, ist dass ein Gentleman oder auch ein Niemand, der halbwegs was auf sich hielt sicher nicht hemdsärmelig durch die Gegend sprang. Allein schon die Witterungsverhältnisse, aber auch weil ein Hemd leichter abgenutzt ist, wenn es frei den Umwelteinflüssen ausgesetzt ist als wenn eine Lage Ärmelweste, Justaucorps oder Frock darüber ist, sind einleuchtende Gründe das nicht zu tun. Bei arbeitenden, schwitzenden Menschen oder bei denen, die nur noch buchstäblich das letzte Hemd auf der Haut tragen gibt es natürlich Ausnahmen. (Die sieht man auch auf zeitgenössischen Stichen und Gemälden, z.B. bei Arbeitern auf Watteaus berühmten Ladenschild eines Kunsthändlers oder auf den Wegen im Park von Schönbrunn bei den Arbeitern, die Bellotto dorthin malte.)

Obendrein erkannte man Hemden damals v.a. als Unterwäsche, eine Einstellung welche beim heutigen Empfinden vollkommen verschwunden ist, was aber auch damit zusammenhängt, dass die Mode in der Form gewichen ist.

Jedenfalls klingt die Serie sehr unterhaltsam. Dreck und Armut sind ja schon in "Plunkett & Macleane" vollauf zu sehen, auch an Brutalität, die fast zu sehr anwidert, mangelt es nicht. Bei "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" (2006) wurde ja auch auf den Ekelfaktor satt gesetzt, wobei zum Ausgleich wenigstens ein bisschen eine erotische oder zumindest eine sexuelle Komponente hinzu tritt. (Die Weiblichkeit der Opfer wird ja auch faszinierend in Szene gesetzt.)
Von daher ist der Zuseher in letzter Zeit abgehärtet worden.

@ Saint-Simone
Wenn Du magst, kannst Du auch was zu den anderen Filmen sagen, die ich schon anriss wie "Marie Antoinette" (2006) oder "Das Parfum ..." (2006). Ich lese Dich gern.:O
 
Jedenfalls klingt die Serie sehr unterhaltsam. Dreck und Armut sind ja schon in "Plunkett & Macleane" vollauf zu sehen, auch an Brutalität, die fast zu sehr anwidert, mangelt es nicht. [...]
Von daher ist der Zuseher in letzter Zeit abgehärtet worden.

@ Saint-Simone
Wenn Du magst, kannst Du auch was zu den anderen Filmen sagen, die ich schon anriss wie "Marie Antoinette" (2006) oder "Das Parfum ..." (2006). Ich lese Dich gern.:O


War ganz meine Freude es mir nochmals anzuschauen :D. So weit ich 'Plunkett & Macleane' in Erinnerung habe, was Gewalt und Dreck angeht, sowohl als auch 'Das Parfüm', würde ich aus dem Bauch heraus sagen, daß 'City of Vice' den beiden die Krone aufsetzt, was die Gewaltdarstellung angeht. Bis zum erneuten ansehen hatte ich ganz vergessen wie brutal die Anfangsszene ist. (***Warnung an schwache Gemüter hier nicht weiterzulesen***: Es ist wirklich nichts für schwache Gemüter zuzuschauen wie eine Prostituierte beim erzwungenen Analverkehr erstochen wird.) Da hab' auch ich erstmal pausiert und tief Luft geholt. :S Und war dann daran erinnert, daß es im Laufe der Serie nicht sanfter zugeht, sondern weiterhin Zuschauer schokiert.

Was die Hemdsärmeligkeit angeht, hatte ich auch ein wenig gestutzt, aber in erster Linie, weil ich im falschen Jahrhundert war und mir die Ärmel an der Weste fehlten. Jack Harris, in den oben erwähnten Szenen, war immer in seinem Bordell zu sehen, und die Handlung spielte sich Abends ab, mit entsprechend mit Menschen gefüllten Räumen und Kerzen noch und nöcher. In den drei Szenen in denen er sich nicht in seinem Etablissement befindet hat er Hut, Stock, Handschuhe, Justaucorps und aus einem für mich nicht ganz nachvollziehbarem Grund Reiterstiefel an.

Tja, wie gesagt, die verschiedenen Strömungen der Mode einzuteilen und zu identifizieren fiel mir etwas schwere, da sich meine Kenntnis von englischer Mode ab ca 1710 ausdünnt, weswegen ich schwer am Suchen war. Bei anderen Verfilmungen fallen bestimmte Dinge ja direkt ins Auge, aber meines Erachtens nach, hat man sich bei 'City of Vice' wirklich Mühe gegeben so gut wie möglich zu arbeiten, und das Einzige was ich wirklich zu bemängeln hatte war die Frisur der weiblichen Protagonistin.

Also, 'Stuss' war vielleicht etwas zu hart, aber mir ist erst im Verlaufe des Ansehens aufgefallen, daß ich für meinen Geschmack nur zu vage wusste wonach ich mich umsehe. Also, bevor ich mich an 'Das Parfüm' mache, suche ich mir erstmal die passende Literatur heraus. :)

Und Schade, Schade, Schade, daß du dir 'City of Vice' nicht anschauen kannst. Ich hätte wirklich gerne deine Meinung dazu gehört!
 
@ Saint-Simone

Vielleicht lockt mich doch mal mein englischer Bekannter nach Bath, dann lässt sich das mit dem Anschauen nachholen, wenn nicht die Zeit mit Sinnvollerem gefüllt ist.

Und zu dem Kerzenlicht und Wärme:
Sehr richtig. Kerzen heizen extrem selbst unbeheizte Räume im Winter auf. Das habe ich persönlich in einem Raum eines Schlosses erfahren, in dem wir längere Zeit Kerzen in großer Zahl abbrannten. Bei Hogarth sieht man das ja auch, wie es in Bordellen und Kneipen zugeht, wenn über den Durscht getrunken wurde und dass sich dann auch viele der Kleider bis auf die Ärmelwesten z.B. entledigten.

File:William Hogarth - A Rake's Progress - Plate 3 - The Tavern Scene.jpg - Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:A_Midnight_Modern_Conversation.jpghttp://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Hogarth,+William:+Moderne+Mitternachtsunterhaltung
(Kurzum, Hogarth ist wegen seiner Beobachtungsgabe ein Meister, dessen Asche ich noch verehre.)

Also bis in die 1750er gab es neben den ärmellosen Westen noch viele Ärmelwesten (eigentlich bis in die 1770er, da kenn ich sogar einen Anzug "persönlich").
Daher gefiel es mir recht gut, dass Tom Tykwer seinem Giuseppe Baldini (Hoffman) eine Ärmelweste beigab, wobei es dümmlich war, dass er eben nur mit der, also ohne Justaucorps in seinem Laden stand.
 
@ Brissotin:

Apropos Hogarth, hat da Channel 4 auch noch ein Filmchen gedreht der auf seinen Stichen von 'A Harlot's Progress' basiert, und mit ihm als Protagonist, die Geschichte nachempfindet. Das wäre vielleicht auch sehenswert und für dich interessant. Falls es dich interessiert wäre hier ein Ausschnitt zu finden (der einzige den ich finden konnte): YouTube - A Harlot's Progress - To Stare

Gegen Ende des Clips sieht man die Protagonistin in voller Länge, sitzend.

Ich wage aber mal zu behaupten, daß- sollte es dich dorthin verschlagen- es in Bath und Umgebung interessantere Dinge zu tun gibt als sich 'City of Vice' oder 'A Harlot's Progress' anzuschauen :)
 
"Aristocrats" Part 2 & 3

Im zweiten und dritten Teil geht der muntere Reigen, wer wen heiratet weiter, allerdings weniger kritisch als im ersten.

P 1) Gleich am Anfang gelingt es dem Lord Leinster durch sein Vermögen und seine bedeutende Stellung in Irland den 2nd Duke of Richmond doch gewogen zu machen, ihm seine Tochter Emily zur Braut zu geben. (Die Ausreden waren ohnehin fadenscheinig, sollte doch Leinster genauso wie sein Schwiegervater eine typische politische Karriere eines wichtigen britischen Adeligen hinlegen und gleichfalls wie sein Schwiegervater sich auch militärisch noch einsetzen lassen.) Emily und ihr Gemahl gehen daraufhin nach Irland, kommen aber auch zurück nach England.

Dort gelingt trotz aller Probleme mit dem 2nd Duke of Richmond eine Versöhnung zwischen ihm und Mr. Fox, was Emilies größtes Anliegen zu sein scheint. Nach dem die Feierlichkeiten zum Aachener Frieden verklungen sind, stirbt überraschend der 2nd Duke of Richmond, gleichfalls seine Gemahlin kurz darauf. (Beides müsste etwa 2 bzw. 3 Jahre nach dem Friedensschlus geschehen, wirkt hier aber wohl zur Dramatisierung sehr verdichtet, damit Versöhnung und Tod eng zusammen fallen.) Per Testament fällt Emily, obwohl die zweitälteste Tochter, die Rolle einer Patronin und Lenkerin ihrer jüngeren Geschwister zu, die sie außer den 3rd Duke of Richmond nach Irland mitnimmt.

P 2) In Irland vermählt sich Louisa Augusta Lennox mit einem scheinbar gut mit dem Lord Leinster befreundeten Thomas Conolly. Nacheinander werden die jüngeren Schwestern nach dem Wunsch des verstorbenen 2nd Duke of Richmond am Hof von St. James vorgestellt, wie es ihrer Abkunft entspricht. Hierbei bandelt Sarah Lennox mit dem Prince of Wales an, was aber ganz und gar seiner Verliebtheit für sie statt einem Interesse ihrerseits zuzuschreiben ist. Jedenfalls erweckt dies in ihren Verwandtenkreisen die größten Hoffnungen. Da Sarah sehr schön, nach heutigen wie damaligen Kriterien ist, versteht jeder, dass sich der künftige König so für sie gewinnen lässt. Doch trotz ihres Charmes, den Henry Fox beispielsweise gleich auf Anhieb an der anfänglich schüchternen Sarah erkennt, gelingt das Projekt dennoch nicht, denn der nun zum König gewordene George III. vermählt sich stattdessen mit der Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (auch nur die Tochter eines Herzogs wohlgemerkt ;) , aber vielleicht wichtig für die politischen Beziehungen der Welfen zu den mecklenburgischen Herzögen...).

Da Sarah Lennox nie etwas vom König wollte, zeigt sie sich weniger niedergeschlagen darob, als alle anderen um sie herum. Immerhin war sie dadurch in den Genuss der mehrmaligen Gesellschaft des Königs gekommen, der z.B. mit ihr Konzerte hörte. Scheinbar so anteilnahmslos wie in dieser kleinen Intrige, die sie zur Königin machen sollte, heiratet Sarah letztlich Thomas Bunbury, 6th Bt.. Dieser ist ein Langweiler par exellence. Während der nunmehr zum Duke erhobene Leinster seiner Emily schon 7 Kinder machte und es obendrein offenbar noch mit den Mägden in seinem Sexhunger treiben muss, wirkt Bunbury regungslos und nicht entflammbar für die überrreichen Reize seiner schönen und jungen Gemahlin. Auf einer Reise nach Frankreich geht endlich einmal Sarah ein wenig aus sich herraus, wie man es nur bei ihrem Theaterspiel, kurz nach ihrer Ankunft in London kannte, und bändelt mit einem französischen Adeligen nach dem Spieltisch an, während ihr langweiliger Gemahl längst zu Bett ist...
Die 1rst Duchess of Leinster hatte indes ihren Sohn Lord George (1748-1765) verloren und nahm sich nun vor keines ihrer Kinder mehr zur Erziehung nach England zu schicken, sondern sie bei sich großzuziehen. Dazu schreibt sie Rousseau an und bittet ihn, sich der Bildung der Kinder anzunehmen, worüber sie sich allerdings nicht ganz mit ihrem Gemahl einig ist. (Jedenfalls hielt sich Rousseau tatsächlich 1766/67 in England auf.)






Man kann aufgrund der vielen Ereignisse wirklich keine halbwegs erschöpfende Inhaltsangabe machen. Genauso schwer fiel es offenbar den Drehbuchautoren so ganz alle Personen mit ihren Aufstiegen auf der gesellschaftlichen Leiter unterzubringen. Dass der Duke of Leinster Colonel der Royal Irish Artillery wurde kommt z.B. nicht zur Geltung. Lord George Henry Lennox (1738-1805) kommt eigentlich garnicht vor. Oder habe ich ihn übersehen? Stattdessen tritt immer wieder der neue 3rd Duke of Richmond auf, der sich sehr kritisch gegenüber der Familie Fox zeigt. Offenbar verfolgt der 3rd Duke of Richmond (1735-1806) ganz ähnliche Ansichten wie sein Vater, was dadurch erklärlich wird, dass er vor allem diesen und seine Mutter von der ganzen Familie erlebte, da er nach dem Tode der Eltern eben nicht wie die jüngeren Geschwister in die Obhut von Emily kam.

Kam der Krieg im Falle des Österreichischen Erbfolgekrieges beständig zur Sprache - wenn man auch den 2nd Duke of Richmond komischerweise nie in Uniform sieht! - so wird der 7-jährige Krieg, vielleicht um die Beziehung von Sarah zu George III. nicht zu überlagern, garnicht zu Debatte gestellt. Da dies aber in den Szenen im Österreichischen Erbfolgekrieg immer wieder so deutlich der Fall war und es auch Streit gab, da sich Henry Fox (Kriegsminister wohlgemerkt zeitweise) an dem Krieg bereichert haben soll, wirkt es besonders seltsam.

Teilweise ist es schwierig so ganz die Zeitsprünge zu verfolgen. Wenn man sich eine Zeittafel der wichtigsten Einschnitte bei Hofe und im engeren Umkreis der Lennox Sisters hilft das sicher auch nur wenig, denn manchmal sind die Zeitsprünge sehr unharmonisch und mal bleibt die Handlung eine Weile im Jahr 1760 und dann ist sie hopplahopp schon bei 1765, während nur einzelne Szenen für jedes Jahr dazwischen stehen. Es wäre besser gewesen bei jeder Szene würde unten die Jahreszahl angezeigt, dass man nicht überrascht ist, wenn der oder der tot ist oder schon so sehr gealtert.

Ein ganz großes Problem ist mit dem Alter der Schauspieler. Z.B. Charles James Fox (1749-1806) scheint um 1760 viel zu alt dargestellt. Er scheint etwa gleich alt wie seine Tante Sarah Lennox (1745-1826) zu sein, vielleicht sogar etwas älter. Dadurch kommen mir manche Szenen wie der Suff der beiden ältesten Söhne von Henry und Caroline Fox im Vergleich zum Alter der Eltern etc. geradezu grotesk vor. Man hätte wahrscheinlich zwei weitere Schauspieler für die pubertären oder vorpubertären Sprösslinge von Henry Fox nehmen müssen.
Das teilweise schlecht getroffene Alter der Darsteller wirkt durchaus verwirrend und das wo ich schon so schlecht Englisch verstehe und mich ohnehin so beim Zuschauen konzentrieren muss, wer nun wer ist.:cry:

Was mir gut gefiel, war das Bild von George II. und George III.. George II. bleibt in der Darstellung durchweg ein Witzbold, der stets auch auf Kosten seiner Umgebung zu einem Scherz aufgelegt ist. Das macht ihn irgendwie souverän, locker, sympathisch - cool.:cool: George III. ist hingegen der zögerliche, schüchterne Prince of Wales. Seine Liebe für mehrstündige Konzerte wird genauso wie sein Wunsch von einem Mentor geführt zu werden verdeutlicht. (Damit erinnert er ein bisschen an Louis XVI mit seinem alten Narren Maurepas, den er gleich nach dem Tod von Louis XV zu sich berief.) Somit gelingt es aber auch leicht das Bild von George III. (wie schon in "The madness of King George") zurecht zu rücken. Er war keineswegs der Trottel, als der er manchmal gerade in englischer Literatur bezeichnet wurde, sondern ein sensibler Herrscher mit durchaus einiger Intelligenz.So wurde das zumindest hier rübergebracht. :yes:

Die Ausstattung usw. bleibt durchwachsen.:heul: (Ein kleiner Wehmutstropfen.) Gerade die Gemälde im Hintergrund harmonieren manchmal überhauptnicht mit den handelnden Figuren in den Räumen. Da hängt mal in einem Salon aus den 1750ern eine Dame der 1780er/90er. Die Damenkleider scheinen mit besser zu werden, auch wenn es dann und wann bei Herren und Damen weiterhin die Ausreißer in Richtung Theaterfummel gibt.
Schön finde ich, dass die Pracht bei Hofe zur Geltung kommt und man gut zwischen Hof und Privatsphäre unterscheiden kann.:yes: Die Damen und Herren bei Hofe sind, wie es sich gehört (!!!) gepudert, während die Engländer, auch der Adel, im Alltag wie es auch damals war, kaum gepudert waren. Die Roben bei Hofe sind recht pompös, wenngleich sie nicht ganz an die gewaltigen Dimensionen der Zeit rankommen, die man sich bei diesen Kreisen - wir sprechen hier von Dukes und Lords und ihren Damen (!!!) - vorstellen muss.
Immerhin geht es recht gesittet und ordentlich bei der Vorstellung stets vor dem König zu.
UND die Leute verhalten sich in aller Regel wie Menschen dieses Jahrhunderts und ihres Standes. :yes::yes:
(Man ist ja gerade in der Hinsicht den allergrößten Mist aus eutschen Produktionen gewöhnt - "Zwei Herzen gegen die Krone", "Das unbezähmbare Herz" und so Zeug...)




Ganz gut gefallen mir weiterhin die Details.:O Das Spinett oder Cembalo im Konzert, die Handarbeiten der Damen, das Kartenspiel (wir haben die selben Kartenrepros daheim ;) ). Man kann gut erraten, wenn man sich mit den Spielen der Zeit beschäftigt, was denn gerade gespielt wird.
 
Die Ausstattung usw. bleibt durchwachsen.:heul: (Ein kleiner Wehmutstropfen.)
Die Knöpfe z.B. an der Kante des Schlitzes in der hinteren Mitte der Justausorps, die man immer mal sah, kenne ich nur aus einem Buch für moderne Schneider, die historische Kostüme für das Theater machen wollen (das Buch ist, glaube ich, auch aus UK).
Die Vorderkante der Justaucorps stimmt immer noch nicht usw. ...

Dafür sind die Frisuren im Großen und Ganzen besser geworden. Sehr schön, fand ich die helle Stutzperücke (peruque courte bei Diderot genannt) von Henry Fox und die Frisur vom Prince of Wales war auch schön gemacht wie übrigens auch die von George II..
 
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