Spielfilme angesiedelt im Mittelalter

Die Szenerie., die Schlachtszenen, sehr realistisch. die machen diesen Film aus, beängstigend, was damals vielleicht möglich war, wir werden es niemals wissen...

Micha
 
Wieso sollten wir das nicht wissen können? Jean Froissart und andere haben die Kriegsgräuel des ausgehenden Mittelalters sehr eindrücklich geschildert.
 
Ich verehre, und liebe den Spielfilm "Aguirre der Zorn Gottes" "Soundtrack Popol Vuh"
Link: Aguirre, der Zorn Gottes – Wikipedia

Das Intro des Films ist Legende:
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Besser ist nicht möglich...

Micha
Sehr sicher der beste deutsche Spielfilm nach 1945!
 
Zuletzt bearbeitet:
Exkurs: Es gibt von dem Stoff noch eine etwas neuere Verfilmung von Carlos Saura aus 1988: El Dorado.

Der fand leider hierzulande praktisch nicht mehr statt, nachdem er mir in den späten 90ern ein- oder zwei Mal auf arte über den Weg geflösst ist. (Ist die erste rein spanische DVD, die ich mir gekauft habe. Aus eigenem Erleben kann ich attestieren, dass man der Handlung auch mit Tourispanisch recht gut folgen kann.) Den find ich persönlich filmisch und von Ausstattung und Spannungsbogen noch besser als den Herzog/Kinski-Film. Der war mir irgendwo etwas zu blutleer...
 
Interessant auch, dass man auch bei Männern von "Jungfrauen" spricht.
Jüngling.

Ich habe vor 2 Wochen einen Kurs im Kreativen Schreiben gegeben. Alle Teilnehmenden waren weiblich. Nach meiner Aufforderung, den Text an den jeweiligen Nebenmann weiterzugeben, kam natürlich gleich der Einwand: "Nebenfrau". Leider war ich in dem Moment nicht gewitzt genug, auf die bereits bestehende Bedeutung von "Nebenfrau" und "Hauptfrau" einzugehen.
Der Dozent für kreatives Schreiben war also nicht kreativ genug? ;>
 
Jüngling.


Der Dozent für kreatives Schreiben war also nicht kreativ genug? ;>

Aha, aha, da hatte wohl jemand Korinthen zum Abendbrot. :)

Aber ich mag ja Texte, die mit spitzer Feder geschrieben sind, auch zu meinen Lasten. Das mit dem "Jüngling" mag ja in der Vergangenheit auch so gewesen sein und ist daher ein interessanter Hinweis. Aber heute fragt wohl niemand:"Bist du etwa noch Jungling?", wenn es darum, dass man noch nie das Kopfkissen geteilt hat. (Ja, ich schaue die Neuverfilmung von Shogun.)

Was die Kreativitär betrifft hast du allerdings recht. Ich habe sehr gutes Feedback zu dem Kurs bekommen und es sind fantastische Texte entstanden, aber für mich war das der reinste Psycho-Trip. Ich war total verkrampft und habe mich sehr unwohl in meiner Haut gefühlt. Ich habe zwar schon sehr oft mit Leuten aus dem Künstlerhaus Lydda geschrieben und hatte auch einen Workshop mit Kindern aus der Förderschule. Aber das waren eben alles Menschen aus Bethel, also Menschen wie ich. Ich versuche dem jetzt aber entgegenzuarbeiten, indem ich neue Gelegenheiten suche,Kurse zu geben. Natürlich kostenslos, da man als Beschäftigter in der wfbm nichts dazuverdienen darf.
 
"The king"
UK, USA, AUS (2019) R: David Michôd


Handlung: Henry IV (Ben Mendelsohn) wird von vielen seiner Gefolgsleute mit Abscheu behandelt und so erheben sich nach einem Feldzug gegen die Schotten auch die Anhänger um Henry Percy (Tom Glynn-Carney) gegen den König. Der seinen Vater verachtende Henry, prince of Wales, (Timothée Chalamet) wird zwar vom König enterbt, versucht aber die Schlacht zu vermeiden und mischt sich daher ein, um seinen Bruder Thomas (Dean-Charles Chapman) zu retten und tötet den Widersacher im Zweikampf. Als sein Vater stirbt, ist aber auch sein Bruder Thomas bereits gefallen und so wird Henry König. Viele Höflinge misstrauen seinen Fähigkeiten wegen seinem Lebenswandel als Thronfolger im Suff und Hurerei. Er wird durch seine Schwester Philippa (Thomasin McKenzie) vor seinem Gefolge gewarnt.
Denn diese drängen Henry V zum Krieg gegen Frankreich. Daher bestimmt Henry seinen Saufbruder John Falstaff (Joel Edgerton) zu seiner rechten Hand auf dem Feldzug nachdem er ein paar Intriganten hat hinrichten lassen. Nach einer Belagerung trifft Henry auf den Dauphin (Robert Pattinson), der sich über ihn verächtlich macht. Dann kommt es zur Schlacht bei Azincourt bei welcher sich der von den Höflingen verachtete Falstaff für den Rest des Heeres opfert indem er die nur mit Schwertern bewaffnete französische Ritterschaft auf sich lockt. Der Dauphin gleitet nachdem er zuvor den Zweikampf mit dem englischen König abgelehnt hat im Matsch aus und wird überwältigt.
König Charles VI (Thibault de Montalembert) bietet Henry die Hand seiner Tochter Catherine (Lily-Rose Depp) an um den Frieden zu besiegeln. Die Prinzessin wirft Henry eine Kriegslust vor und deutet an, dass Frankreich ihn niemals provoziert hatte, was wahrscheinlich durch Gascoigne (Sean Harris) fingiert worden war...

Der Film ist weder so wirklich historisch, noch orientiert er sich komplett an den Vorlagen von Shakespeare. So hat in "Henry V" Falstaff eine gänzlich andere Rolle und nimmt am Feldzug garnicht teil. Die Dialoge sind so uninspiriert wie möglich und selbst die Ansprache des englischen Königs vor der Schlacht bei Azincourt ist einfach null überzeugend hier im Film. Es mag ja OK sein, wenn Henry V als desillusionierter, verbrauchter Typ porträtiert wird, aber es ist eben total ermüdend, wenn praktisch jede der Figuren irgendwie unmotiviert und gleich wirkt. Keiner bis auf Gascoigne scheint irgendeinen Antrieb zu haben, welche die Handlung beeinflussen kann.
Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass der Mittelalterfilter den Film massiv beeinflusst. D.h. dass zahlreiche Szenen so dunkel gedreht sind, dass man tatsächlich kaum etwas erkennt. Das extrem farbreduzierte Kostümbild in dem der englische König stets eine verrostete oder dreckige Rüstung trägt (why?) führen einfach zu einem optischen Erlebnis, das ich nur für mich als einschläfernd bezeichnen kann. Die schauspielerischen Leistungen fand ich OK, aber in keinem Fall irgendwie überwältigend, wenn ich da an einen Brian Blessed, Emma Thompson oder Ian Holm im Vergleich denke...
Es gibt manchmal Historienfilme wie eine ältere Jeanne d'Arc-Verfilmung wobei das reduzierte Schauspiel und die kleinen Gesten in ein Konzept gepasst haben, aber das kann ich hier einfach nicht erkennen.

4 von 10 verrostete Rüstungen.
 
@Brissotin

Mir gefiel der Film recht gut bis zu dem Moment, wo der vierte Heinrich den späteren fünften ins Parlament bestellt und ihm erklärt, er werde nicht König. Das ist nicht nur ahistorisch, sondern auch noch absolut idiotisch und zeigt eine tiefe Unkenntnis der dargestellten Epoche.

Derart brüskiert, wäre der Junge niemals König geworden, selbst wenn seine ganze Familie ausgestorben und er allein noch übrig gewesen wäre.

Ähnlich affig ist die Szene, wo Heinrich – der Invasor! – vor dem Dauphin kniet, um die Schlacht abzuwenden, damit Falstaff nicht sterben muss. Ein König, der im Schlamm kniet? Wer denkt sich so etwas aus? Wie wenig konnte sich dieser jemand ins Mittelalter einfühlen?

Und ich stimme Dir absolut zu, dieser Widerwillen und aufgesetzt wirkende Pazifismus von Heinrich wirkt absolut aus der Zeit gefallen. Versetzen wir uns in seine Zeitgenossen hinein, müssten wir das Southampton Plot begrüßen! Die Verschwörer hätten England etwas Gutes getan, indem sie einen dermaßen gefährlich inkompetenten und pflichtvergessenen König zur Tür hinaus befördern.

Das mit der Ausstattung ist mir auch aufgefallen. Und da habe ich wieder Tod Todeschini im Ohr. Die Kostüme sind hier "director's short hand". Dass die Engländer wie Kümmerlinge aussehen, soll offensichtlich den Kontrast zu den Franzosen herausstellen und sie mehr wie Underdogs erscheinen lassen. Keine Ahnung, welche Art Zuschauer derart am Händchen gehalten werden muss. Jedenfalls hat es mich auch geärgert.

Für mich ist der Film eine vertane Chance. Anders als Dir gefielen mir die Dialoge gut, eine Art Synthese aus Shakespeare und leichterer Sprache. Und immerhin waren die Schauspieler bis in die Nebenrollen gut, vor allem Tom Glynn-Carney als Hotspur und Ben Mendelsohn als Heinrich IV. Wie gesagt, eine verpasste Chance. Aber schon des grandiosen Soundtracks wegen habe ich es nicht bereut, den Film gesehen zu haben.
 
Dass Henry V. bei einer solchen Brüskierung nie König geworden wäre - da bin ich mir nicht so sicher. Solange Richard II. lebte und als trotz seiner "Ausschaltung" als rechtmäßiger König galt, war Henry IV. der Usurpator. Richard II. hatte aber keinen Sohn. Bei einer Erbfolgeregelung, die sich männliche Erben begrenzte oder weibliche Erben erst zuließ, wenn es keinen männlichen Erben mehr gab, wäre Richards Onkel Lionel of Antwerp der rechtmäßige Erbe gewesen. Der hatte aber keine Söhne (und nur eine Tochter). Damit war nach dessen Tod Richards nächster Onkel, John of Gaunt, der Vater von Henry IV., dessen Erbe. Da die beiden Onkel bereits tot waren, als Richard II. "ausgeschaltet" wurde, war Henry IV., spätestens nach Richards Tod, Richards rechtmäßiger Erbe. Das bedeutet aber, dass Henry V. als ältester Sohn nach seinem Vater der nächste Erbe war.
(Das Haus York hat später seinen Anspruch auf die Krone über die Tochter von Lionel begründet, also eine Erbfolgeregelung, bei der nicht das Geschlecht entscheidend ist, sondern die Kinder vor dem nächsten linearen Verwandten (Onkel, gegebenenfalls auch Tante) kommen.)

Dass Problem im Film ist allerdings nicht, dass er mit der "Enterbung" von Henry V. von den Fakten abweicht, sondern, dass mit dieser Idee für die Handlung selbst eine vermeintliche Steigerung der Dramatik erreicht werden sollte, was aber nicht wirklich gelungen ist. Noch problematischer ist aber, dass diese Abweichung völlig unnötig wirkt, da sie nicht irgendeinen tatsächlichen Mehrwert hat. Da kann ich dir nur zustimmen.
 
Dass Henry V. bei einer solchen Brüskierung nie König geworden wäre - da bin ich mir nicht so sicher.
Die ganze Szene wirkt halt auf mich wunderlich. Sie scheint kein zeremonieller Akt zu sein, auch wenn sie vor versammeltem Adel in den entsprechenden Roben erfolgt. Ist ja auch ein "Zufall", dass der zum König gerufene Erbe just dann kommt, wenn der Rat der Krone tagt und nicht etwa in einem eher privaten Moment. Freilich sollte das dazu dienen, dass die Anwesenden sofort davon erfahren und man nicht nochmal - filmisch gesehen - eine weitere Szene im ersten Teil des Films brauchte um die Erklärung der Enterbung von Henry (V) publik zu machen. Der führende Adel ist genug an Öffentlichkeit.
Ich frage mich gerade wieviele Beispiele es gibt, dass ein ehemals enterbter Thronnachfolger doch noch durch den Lauf der Dinge im Mittelalter König wurde. Wir kennen oftmals Konflikte von Vätern mit ihren Söhnen unter den Saliern, wozu beigetragen haben mochte, dass die Herrscher desöfteren ihre Söhne zu Lebzeiten als Könige einsetzten wie Kaiser Friedrich II. seinen Sohn Heinrich (VII.).

Wir haben manchmal eine Amtsabsetzung durch die Verwandschaft oder zumindest einen Versuch wie bei Albrecht dem Entarteten, weil dieser seine Länder aus Geldnot verschleuderte.
 
@Brissotin



Ähnlich affig ist die Szene, wo Heinrich – der Invasor! – vor dem Dauphin kniet, um die Schlacht abzuwenden, damit Falstaff nicht sterben muss. Ein König, der im Schlamm kniet? Wer denkt sich so etwas aus? Wie wenig konnte sich dieser jemand ins Mittelalter einfühlen?
Das Mittelalter ist das Zeitalter der großen Gesten. Selbst wenn dergleichen passiert wäre, was unwahrscheinlich scheint, wäre es die Pflicht des Dauphins gewesen den König aufzuheben. Ein Kniefall ist aber generell ein Ausdruck von Unterwerfung und das sehen wir vielleicht einmal unter Königen, aber gegenüber einem Dauphin?

Ich verstehe den ganzen Sinn nicht davon, warum Henry V moralisch irgendwie rein gewaschen werden soll. Bei Shakespeare ist das ja ein Knackpunkt, dass sich der König seiner Verantwortung für das Leben und Sterben seiner Kriegsleute bewusst wird, dadurch praktisch nach der Thronbesteigung gleichsam ein zweites Mal reift nachdem er sich von seinem Mentor Falstaff emanzipiert hat. Hier in "The king" bleibt der mit seinem Schicksal als Monarch hadernde Henry mehr oder minder derselbe, nur durfte er als Prinz seinen Unmut noch im Alk ersäufen, während ihn nun sein Pflichtbewusstsein davon abhält.
Eine Figur wächst aber eigentlich mit seiner Entwicklung und gerade der Umfang des Films hätte Raum genug für Charakterentwicklung gelassen.

Die ohnehin ja eigentlich fiktive Figur des Falstaff ist auch uneindeutig hier in "The king". Dass John Falstaff Kriegserfahrung besitzt, wird in dem Film von 2019 nur vom König behauptet. Niemand aus seinem Umfeld stimmt dem zu. Von daher habe ich immer eine Art Twist erwartet, dass Falstaff dem König kurz vor der Schlacht gesteht, dass er nie in einer Schlacht war und nun aber seine Pflicht tun werde. In den Beratungen über den Kriegsverlauf hält er sich ja auch immer heraus, beziehungsweise seine Ratschläge sind wenig hilfreich. Als Henry einmal grausam handeln will, tritt Falstaff als eine moralische Instanz ein, als welche man ihn nicht kannte und die man auch aus den Theaterstücken nicht kennt. In "Henry V" hingegen scheinen Falstaff und seine beiden Gefolgsleute die Unbrauchbarkeit für den Kriegsdienst par excellence zu sein - Marodeure mit geringem militärischem Wert. Von daher könnte der Kontrast kaum größer sein, da hier Falstaff beinahe im Alleingang Azincourt gewinnt. Nicht die Undiszipliniertheit der französischen Ritterschaft macht den Sieg den Engländern in "The king" leicht, sondern das Fehlen von Schilden und Lanzen, wobei gerade Letztere sicherlich für das Aufeinandertreffen sinnvoll gewesen wären, zumal wir ja wissen, dass man mit der Zeit lernte als Ritter abgesessen zu kämpfen. Das ritterliche Verhalten kommt kaum zum Ausdruck, da Wimpel und Schilde als Träger der individuellen Wappen der Ritterschaft praktisch fehlen.
 
Das Problem ist die Motivation. Henry geht es um seinen Freund und eben nicht um ein "hehres" Ziel in seiner Position als König, das eine demütige Geste von seiner Seite rechtfertigen könnte. Ein Kniefall Henrys, um so die Beendigung des Krieges zu erreichen (natürlich zu fairen Bedingungen für beide Seiten) oder dem Gegenspieler eine Brücke zu bauen, sodass sich dieser ohne Gesichtsverlust auf Friedensverhandlungen einlassen kann - das hätte vielleicht überzeugen können. Henrys Motivation wird aber nicht durch seine Position als König und seine Verantwortung als Herrscher bestimmt, sondern sie ist "privat".
 
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Wir haben manchmal eine Amtsabsetzung durch die Verwandschaft oder zumindest einen Versuch wie bei Albrecht dem Entarteten, weil dieser seine Länder aus Geldnot verschleuderte.
Wobei sich bei Albrecht "dem Entarteten" und übrigens auch seinem Onkel Albrecht "dem Stolzen" sogar die Frage stellt, ob beide nicht letztlich Opfer des "Siegers, der Geschichte schreibt", also von Friedrich "den Freidigen" und Dietrich "dem Bedrängten" wurden. Wissen können wir das wegen der Forschungslage nicht, aber es gibt zumindest einige Indizien, dass es anders war.

Bei den Kaisern Heinrich IV. und Friedrich II. ist auffallend, dass die Söhne letztlich als die "Bösen" gegolten haben und zumindest die Geschichtsschreibung mit den Vätern sympathisiert hat. Interessant ist auch, dass sich der gute Sohn, der sich gegen den tatsächlich "bösen" Vater erhebt, kaum findet. ,
 
Dass Henry V. bei einer solchen Brüskierung nie König geworden wäre - da bin ich mir nicht so sicher. Solange Richard II. lebte und als trotz seiner "Ausschaltung" als rechtmäßiger König galt, war Henry IV. der Usurpator. Richard II. hatte aber keinen Sohn. Bei einer Erbfolgeregelung, die sich männliche Erben begrenzte oder weibliche Erben erst zuließ, wenn es keinen männlichen Erben mehr gab, wäre Richards Onkel Lionel of Antwerp der rechtmäßige Erbe gewesen. Der hatte aber keine Söhne (und nur eine Tochter). Damit war nach dessen Tod Richards nächster Onkel, John of Gaunt, der Vater von Henry IV., dessen Erbe. Da die beiden Onkel bereits tot waren, als Richard II. "ausgeschaltet" wurde, war Henry IV., spätestens nach Richards Tod, Richards rechtmäßiger Erbe. Das bedeutet aber, dass Henry V. als ältester Sohn nach seinem Vater der nächste Erbe war.
Was Du sagst, ist natürlich nicht falsch, geht aber meinem Empfinden nach am Kern meiner Behauptung vorbei. Beide Heinriche, Vater und Sohn, sahen sich mehreren Rebellionen gegenüber, die Herrschaft des Hauses Lancaster war bis zu den Erfolgen des jüngeren Heinrich im Jahr 1415 extrem fragil, und der ältere Heinrich war alles andere als beliebt. Wenn ein solcher Monarch sich hinstellt und seinen Sohn öffentlich enterbt, weil der unzuverlässig und unfähig sei, wie hätte das auf seine Zeitgenossen wirken müssen?

Mir drängt sich da der Vergleich mit der "Ehre unter Dieben" auf. Wenn ein Schuft sagt, er will mit einer bestimmten Person nichts mehr zu tun haben, denkt sich der Rest der Welt nicht: Was kümmert uns die Meinung von einem Schuft? Sondern er denkt sich: Wenn sogar dieser Schuft eine schlechte Meinung von ihm hat, wollen wir erst recht nichts mit ihm zu tun haben!
 
Bei den Kaisern Heinrich IV. und Friedrich II. ist auffallend, dass die Söhne letztlich als die "Bösen" gegolten haben und zumindest die Geschichtsschreibung mit den Vätern sympathisiert hat. Interessant ist auch, dass sich der gute Sohn, der sich gegen den tatsächlich "bösen" Vater erhebt, kaum findet. ,
Ich glaube, so generell kann man das nicht sagen. In der mittelalterlichen Geschichtsschreibung hing das von der Haltung des Autors ab, ob er also z.B. pro-kaiserlich oder pro-päpstlich war. Bei einem pro-päpstlichen Autor konnte ein Sohn, der sich gegen seinen (mit dem Papst im Streit liegenden) Vater erhob, sich dabei aber mit dem Papst gut stellte, schon gut wegkommen.
 
Tut mir leid, das s ich mich da ein wenig missverständlich ausgedrückt habe - ich habe eigentlich mit der Geschichtsschreibung die Geschichtsforschung gemeint. Da entsteht nach den Büchern, die ich kenne, der Eindruck, dass die Sympathien der Historikerinnen bzw. Historiker und Historiographen gewöhnlich den Vätern und nicht den Söhnen gelten. Erst in der neueren Forschung habe ich den Eindruck, dass versucht wird, sowohl Heinrich V. als auch Heinrich (VII.) differenzierter zu sehen.
 
Ich erinnere den Spielfilm "Flesh And Blood" aus dem Jahr 1985. Regie Paul Verhoeven.
Link: Flesh and Blood – Wikipedia

Hat mir damals sehr gut gefallen, habe ich aber seit vielen Jahren niemals wieder gesehen. Der eigene Geschmack ändert sich, das ist auch gut so.
Leider besitze ich die DVD nicht, und im TV wird der Film nicht mehr gesendet, vielleicht mal ein Kleingeld-Fund auf einem Flohmarkt, werde ich mitnehmen... ;)

Trailer: [mod]findet wer mag[/mod]

Micha
PS Man kann die Filme von Verhoeven lieben, oder auch hassen, viele seiner Werke waren Meisterwerke der Filmkunst, einer der ganz großen Regisseure, da beißt die Maus keinen Faden ab!
 
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