Spielfilme und Byzanz

Ständig beahuptest du, dass dieser oder jener Film beonders erfogreich gewesen wäre, ohne diese Behauptungen zu belegen.
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Charlton Heston war zu dem Zeitpunkt sicher schon ein Weltstar wegen "Ben Hur"...
Naja, wenn ein Film seine Kosten wieder reingespielt hat, und dazu noch ein bisschen darüber hinaus Gewinn abwarf, dann wäre ich als Produzent relativ zufrieden, wiewohl ich natürlich weiß, dass manchmal sehr hohe Erwartungen vorhanden sind, und wenn dann nicht der Einsatz verdoppelt wird, dann ist das schon ein Flop, wirtschaftlich gesehen, weil die Investition dann lieber hätte in einen anderen Film erfolgen sollen, der dann vielleicht eher eine Verdoppelung der Rendite versprochen hätte. Das sind wohl die Gedanken vieler Produzenten, ich hingegen wäre eher ein Typ Produzent, der nicht denken würde, dass ein Film dann ein Flop ist, wenn er nicht mind. 50% der Kosten als Mehreinnahmen einbringt, sondern wenn ich künstlerisch mit dem Produkt zufrieden wäre und gleichzeitig schwarze Zahlen geschrieben hätte.
Zu den Filmen: Da die meisten Filme wohl eine recht hohe Zahl hier im Forum kennen dürften, nehme ich auch an, dass diese zumindest inkl. Zweit- und Drittverwertungen keine Flops im Sinne von Roten Zahlen waren. Ob Erwartungen nun erfüllt, enttäuscht, übertroffen wurden, kann ich nicht sagen, dazu müsste ich wissen was die Produzenten denn für Vorstellungen, für Erwartungen hatten.

Zu Charlton Heston: Sag ich ja, sein Renommee als Weltstar dürfte die Massen wohl eher ins Kino gelockt haben, als die Story an sich, also ob diese nun in Spanien, Frankreich, Marokko, oder sonstwo spielt. Entscheidender ist das Genre, eben ein epischer Film mit Abenteuer, Liebe, Drama, usw., als nun speziell die Frage, welche Figur jemand verkörpert.

Meine These ist ja, dass bei vielen Zuschauern von historischen Filmen, auch weltweit betrachtet, nicht unbedingt der konkrete historische Sachverhalt die Massen anlockt, sondern vorher andere Faktoren ausschlaggebend sind. Natürlich gibt es auch einige Geschichtsfreaks, die stürzen sich vornehmlich auf Rokoko-Filme, egal wer da mitspielt oder Regie führt oder wie groß das Marketing war. Hauptsache mal wieder im Rokoko schwelgen. Und die Geschichte des Filmes mag auch für die übrigen einen Teil beitragen, ich vermute aber, dass andere Faktoren ausschlaggebender sind. Insofern kann ich mir einen Blockbuster mit Sultanen oder byz. Kaisern durchaus vorstellen.

Ich habe nicht nur Einblicke in die Vorlieben von akadem. Freunden, sondern auch Einblicke in die Vorlieben von ehem. Haupt- und Realschülern (die zudem noch häufiger als erstere ins Kino gehen), die meistens z.B. niemals mehr ein Buch lesen, von daher Literaturverfilmungen völlig uninteressant wären, würden darin keine Stars mitspielen oder der Film eine sehr gute Kritik erhalten, oder genügend Action, Liebe, oder was auch immer enthalten wäre. Die haben auch kaum Geschichtskenntnisse, wissen nix über die Spartaner, lesen auch keine Comics, fanden aber den Trailer geil, mit schön viel Blut, Action, usw. und gingen deshalb in 300, nicht weil darin die Griechen die Guten, und die Perser die Bösen waren. Für sie hätte es auch genau andersrum sein können. Und dieses Schema gilt für viele viele Filme.
Von daher würden diese Bekannte und Freunde eben auch in einen Schinken gehen, der die Kreuzfahrer ausschließlich in Königreich im Himmel als Bösewichter zeigt, und die Araber als die Helden, solange der Film so bleibt wie er ist, inkl. der Stars (nur dann eben als Araber) und der Actionszenen, und der Liebesszenen, usw.

Aufgrund dieser Einblicke in Kreise, die mit Geschichte absolut nix am Hut haben, stellte ich die These auf, dass es wohl für die Masse an Kinogängern relativ egal ist, welche Epoche, und welche Bösewichte, und in welchem Land die Geschichte spielt. Und sei es auch alles in einem Fantasieland bis hin zu einem Fantasyfilm.

Ich weiß, dass den Membern hier dieses keineswegs egal ist, und sie vielleicht auch nie in einen historischen Film von Roland Emmerich gehen würden. Aber ich behaupte, dass wir nicht repräsentativ sind, und für die meisten Kinogänger z.B. die Marketingstrategie wichtiger ist, als die Frage, ob der Kaiser nun ein römischer oder byzantinischer ist. Oder eben wer mitspielt, vielleicht auch noch wer Regie führt, oder wie die Kritiken sind. Und ob die Vorlieben an einen Film erfüllt werden, z.B. Action, Spannung, Tempo, Liebe, Kurzweil, Komik, usw. Nicht ob nun der Kaufmann von Venedig verfilmt wird, oder der Kaufmann von Damascus.

:winke:
 
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Ich denke auch, dass es 80 %der Filmkonsumenten völlig gleichgültig ist ob ein Film historisch korrekt ist oder nicht(leider). Ebenso wie der überwiegende Teil der Touristen kein echtes Interesse an der Historie eines Ortes haben, den sie gerade besichtigen, . Hauptsache sie haben ein Foto von sich, vorm Collosseum oder den Pyramiden um zeigen zu können ,dass sie da waren.
 
Ich denke auch, dass es 80 %der Filmkonsumenten völlig gleichgültig ist ob ein Film historisch korrekt ist oder nicht(leider). Ebenso wie der überwiegende Teil der Touristen kein echtes Interesse an der Historie eines Ortes haben, den sie gerade besichtigen, . Hauptsache sie haben ein Foto von sich, vorm Collosseum oder den Pyramiden um zeigen zu können ,dass sie da waren.

Oder aber, was ich noch schlimmer finde, sie fahren in ein Land, das viele Kulturschätze hat, und interessieren sich nur dafür, wie sie am besten am Strand brutzeln können (auch wenn bei manchen Greenpeace vermutlich versuchen wird, sie zurück ins Meer zu ziehen), am besten Ballermann feiern können etc.
 
Oder aber, was ich noch schlimmer finde, sie fahren in ein Land, das viele Kulturschätze hat, und interessieren sich nur dafür, wie sie am besten am Strand brutzeln können (auch wenn bei manchen Greenpeace vermutlich versuchen wird, sie zurück ins Meer zu ziehen), am besten Ballermann feiern können etc.
Da zertrampeln sie aber wenigstens nicht letzten Altertümer :)
 
Stimmt natürlich. Dennoch zeigt es, auf welchem Niveau Otto Normaltourist manchmal wandert...
Meins Du solche Touristen?
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Jap, nur leider mit zu wenigen Haien, die die natürliche Selektion nach Darwin unterstützen :devil:
 
Also ich würde schon sagen, dass jenes Reich zu der Zeit nur noch ein ziemlich trauriger Schatten seiner einstigen Größe gewesen ist:
Reich, zu diesem kleinen Land zu sagen ist schon mehr wie selbstbewusst. Aber Byzanz hatte ja selbst noch einen Kaiser als es nur noch aus der Stadt Konstantinopel bestand. In anderen Ländern würde man eher Bürgermeister zu dem Amt sagen.
 
Erstens bestand das Byzantinische Reich außer aus Konstantinopel auch noch aus Morea und ein paar Inseln.
Zweitens ist der Bürgermeister ein kommunales Amt, der Kaiser hingegen ein Staatsoberhaupt. Singapur hat auch einen Staatspräsidenten und nicht bloß einen Bürgermeister, Monaco einen Fürsten, San Marino zwei Capitani.
 
Zweitens ist der Bürgermeister ein kommunales Amt, der Kaiser hingegen ein Staatsoberhaupt. Singapur hat auch einen Staatspräsidenten und nicht bloß einen Bürgermeister, Monaco einen Fürsten, San Marino zwei Capitani.
und Venedig hatte einen Dogen. Selbstverständlich ist der Bürgermeistervergleich eine Überspitzung. Aber einen Kaisertitel führt keiner dieser Herren über ein Zwergenland.
 
Das Byzantinische Reich war aber einmal eine Großmacht, die halt dann schrumpfte. Da ist nachvollziehbar, dass sich der Kaiser nicht irgendwann selbst degradierte.
Hingegen war Haiti nie groß, trotzdem hatte es zwei selbsternannte Kaiser...
 
Ich könnte mir durch aus vorstellen, das ein opulent aufgemachter Film über Byzanz ein Publikum finden könnte. Das Hauptproblem ist, das Byzanz anders als andere historische Themen nur geringfügig in der allgemeinen Populärkultur des westlichen Kulturkreis präsent ist. Hier wusste man schon vor den Tudors was es mit Henry VIII und seinen Frauen auf sich hatte, oder mit Rom, Caesar und den Gladiatoren, jeder weis wie Ritter aussehen und das im Mittelalter Bauern arm und Adlige böse Unterdrücker waren usw. Aber sobald der Begriff Byzanz erscheint denke ich würden die meisten sich die Frage stellen, wie man das konsumieren kann, intravenös oder durch die Nase.

Aber bei dem reichen Fundus an Blood, Sex & Crime in der byzantinischen Geschichte, dürfte es eigentlich nicht schwer sein, eine Story zu schreiben, die den Geschmack des westlichen Publikums und damit den Umsatz treffen kann.
 
Deshalb schrieb ich ja oben durchaus einige Filme auf, die es ins Kino geschafft haben, obwohl sie nicht Teil der Populärkultur waren, oder zumindest der historische Hintergrund den meisten Kinogängern unbekannt sein dürfte.
Irgendwann ist jeder Film mal in seinem Genre, oder mit seiner Einbettung in die Historie der Erste. Manchmal tritt dieser Film bei Erfolg dann unzählige Folgefilme los, manchmal bleibt er eher singulär.
 
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