Strandbesuche

Erst im ausgehenden 19. Jhdt. mit der späten Industrialisierung Spaniens und dem infrastrukturellen Ausbau wurde an der Concha von San Sebastián ein im englischen Tudor-Stil gehaltener „Palast“ errichtet, der Sommerfrische am Meer erlaubte.
Der königliche Badetourismus begann aber schon früher. 1845 wurde Isabell II. von ihren Ärzten wegen Lippenbläschen Meerbäder verordnet, worauf diese nach San Sebastian reiste. Die Wahl auf San Sebastian fiel wohl auch wegen der Nähe zum frz. Biarritz, in dem ein Großteils des europäischen Adels, mit dem sie Kontakt pflegte, die Sommer verbrachte.

In San Sebastian gab es seit 1830 einen prosperierenden Badetourismus am muschelförmigen Concha-Strand, einschließlich städtischer Verordnungen (schon ab 1829) in denen geregelt wurde, an welchem Abschnitt und zu welcher Uhrzeit Männer und Frauen baden durften und dass es verboten war, Blicke auf das jeweils andere badende Geschlecht zu werfen.

Für Isabell II. liess die Stadt die Caseta Real bauen, eine elegante Umkleidekabine mit Markisen auf Schienen, die von einem Ochsengespann (später mittels eines dampfgetriebenen Motors) in die Brandung gezogen wurde.

Der königliche Badetourismus führte zu einem Aufschwung des Fremdenverkehrs. Die Königin kam ja nicht allein mit ein paar Vertrauten sondern mit Teilen des Hofstaats, des (Hoch-)Adels und zog all die finanzkräftigen Leute an, die der Königin nah sein wollten oder durch die Besuche der Königin auf die Stadt neugierig wurden. Dieser Aufschwung erleichterte es den Stadtvätern, sich gegen den Bau eines großen Hafens an der Concha zu entscheiden und stattdessen an der Concha auf Toruismus zu setzen.

Mitte des 19. Jahrhunderts begann man mit dem Wiederaufbau der 1813 zerstörten Stadt im Belle-Epoque-Stil, 1863 mit dem Abriss der Wehrmauern , damit sich die Stadt ausbreiten konnten.

1887 wurde San Sebastian von Maria Cristina zur offiziellen Sommerresidenz und die Concha zur Playa Real erhoben.

1893 war der königliche Palast fertiggestellt.

Und mit dieser Entwicklung entstand natürlich auch eine entsprechende Infrastruktur für Fremdenverkehrsgäste mit Hotels, Restaurants, Casinos, Golf- und Tennisclubs, eine Pferderennbahn, eine Autorennstrecke, etc.
 
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Hierzu fallen mir fetzenweise die Worte meines diesjährigen Reiseführers auf Teneriffa ein. Die meisten Landbewohner blieben dort bis Mitte des 20. Jahrhunderts meist in den Bergdörfern rund um den Teide.

Hier war aufgrund des Teides der Boden für Landwirtschaft fruchtbarer, und zudem war es etwas kühler als unten. Der Strand und das Meer galt bei den "Inländern" eher als gefährlich. Man konnte ertrinken; die meisten Landbewohner konnten nicht schwimmen. In machen Gegenden war der Boden auch salzig und Ackerbau war dort kaum möglich. Wenn man dort eine Hütte errichtete, war sie nach dem nächsten Sturm unter Umständen nicht mehr da. Es wohnten dort nur wenige mutige Fischer, die wohl auch etwas Outlaw-Charakter gehabt haben müssen. Erst ab den 1950er Jahren mit zunehmender Motorisierung wurde es attraktiv für die Bergbewohner, den Sonntag Nachmittag auch mal am Strand zu verbringen. Mit einem kleinen Auto oder Motorrad kam man verhältnismäßig schnell den Berg hinunter, und abends bequem wieder hinauf. Da man sich um Land und Geschäfte in den Bergdörfern kümmern musste, was dies für die normale Familie in den 1950ern und 1960ern aber noch selten genug, d.h. an wenigen Wochenenden im Jahr, der Fall. Erst ab den 1970ern setzte auf den Kanaren der Massentourismus mit den Flugreisen so richtig ein, und das wirtschaftliche Hauptgeschehen verlagerte sich an den Strand. Ansonsten gab es natürlich noch Hafenorte für den Handel, aber ob dort die Händler und Kontorbetreiber vor 1950 in der Mittagspause am Strand gechillt haben oder ins Meer gesprungen sind, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich denke aber grundsätzlich, dass attraktive Badestrände eine gewisse Mindestinfrastruktur bieten müssen. Dafür muss eine gewisse Anzahl an Badenden diese auslasten. Also braucht man eine Art Massentransportmittel, welche die Besucher aus großen Städten zum Strand bringt.
 
Ich hätte jetzt erwartet dass Mashenka und Ursi auf die Schweizer Fluss- und Seebadeanstalten des 19. Jahrhunderts verwiesen hätten.

Ich habe mit 4 Jahren in einem prächtigen und dekorativ ausgestatteten Hallenschwimmbad von 1902 Schwimmen gelernt.
Flussschwimmbäder mit systematischer Schwimmausbildung gab es auch auf dem flachen Land.

Natürlich ging das Schwimmen auch von Heilbädern aus. Der Thermalsee von Héviz ist z.B. seit 220 Jahren ein Ort wo man sowohl heilend baden als auch im tragfähigen Wasser gut schwimmen (und Schwimmen lernen) konnte, und im Wasser Schach spielen...
Hévíz – Wikipedia

Schwimmen wurde im 19. Jahrhundert zum Offizierssport.
 
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