Biturigos
Aktives Mitglied
Die Hunnen beutzten keine Steigbügel, erst die Awaren brachten sie nach Europa.
Man stabilisierte sich über den Sattel(auch die Römer und Kelten).
Bei einem ausbalancierten Steitwagen muss das Pferd nur ziehen und nichts tragen. Dadurch ist das Pferd schneller und länger belastbar.
Wir können für den Reiter und den Streitwagen Vor - und Nachteile finden, letztlich haben offensichtlich die Vorteile eines Reiters überwogen, und der Streitwagen wurde Geschichte. Manchmal habe ich jedoch den Eindruck, dass unser Versuch zurecht ein Phänomen logisch erfassen zu wollen und zu verstehen, an der Irrationalität des Menschen scheitert, die Begeisterung für SUVs, die, so eine Moderatorin heute zur IAA "weggehen wie geschnitten Brot" ist mir bei allem angeblichen "Vorteilen" doch ein Rätsel....
Am Beispiel von edgars gutem Argument möchte ich einmal zeigen, wie schwierig es ist, bei so vielen Variablen, einen vermeintlichen ausschlaggebenden Vorteil für Streitwägen zu finden:
1. Erst das Kumt (Kummet), 500 v.Chr. in China erfunden, aber erst 1000 n. Chr. in Europa angekommen,erlaubte es die volle Zugkraft von Pferden zu nutzen, weil der gepolsterte um den Hals gelegte Ring die Kraft gleichmäßig auf Widerrist, Schultern und Brust verteilte. Das für Streitwagen verwendete Brustblatt war wegen der einseitigen Belastung nicht so schonend wie das Kumt.
2. Auf flachen, ebenen Flächen, auf denen Räder gut rollen können und so ein Teil der Gewichtbelastung übernehmen und verteilen (der Reibungswiderstand ist bei Idealbedingungen zu vernachlässigen und 100 Mal geringer als bei älteren Transportmitteln wie Schleifen, und das zusätzliche Gewicht des Streitwagens selbst (ägyptische Streitwagen waren ca. 25 kg schwer) war dann nicht erheblich), war ein Wagen einem Reiter sicher überlegen. Meiner Ansicht nach entfaltet sich die Wirkung von Streitwagen nur bei idealen Bedingungen. trockener, relativ harter Boden, möglichst eben und bewuchsfrei, bei diesen Bedingungen konnte die schnelle Mobilität der Streitwagentruppe, bei der die eingesetzten Krieger körperlich für den Kampf geschont wurden, von großem Vorteil sein, beim Aufmarsch und Truppenbewegungen. Beim eigentlichen Gefecht und in der Schlacht sehe ich keinen Vorteil gegenüber dem Reiter an Schnelligkeit, ich glaube sogar, dass auf kurze Strecken Reiter Geschwindigkeitsvorteile hatten, da die Pferde ausgreifender galloppieren konnten.
3. Die Pferde müssen den Streitwagen nur ziehen, dies hört sich doch bestechend einfach an. ich zitiere einmal aus einem Artikel zum Training der hethitischen Streitwagenfahrer:
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Die galoppierende Kultur-Revolution - bild der wissenschaftUm 1430 v.Chr. entstand in der hethitischen Hauptstadt Hattusa in Anatolien der sogenannte Kikkuli-Text über die Ausbildung von Streitwagenpferden. Frank Starke, Tübinger Professor für Altorientalistik, hat diese Trainingsanleitung mit heutigen Kenntnissen der Pferdeforschung neu übersetzt. Das Ergebnis ist verblüffend: „Die Hethiter hatten ein so präzises Wissen über die Natur der Pferde, wie es weder im Mittelalter noch in der Renaissance vorhanden war und erst im 18. Jahrhundert wieder entwickelt wurde", sagt Starke. Für insgesamt 184 Trainingstage sei im Kikkuli-Text genau vorgeschrieben, wie die instinktiven Ängste der Tiere überwunden, ihre Biegsamkeit vervollkommnet und ihre Führung am Streitwagen perfektioniert werden könne.
„Die Trainingsinhalte reichten vom fliegenden Galoppwechsel bis zu den komplexesten Wendemanövern", berichtet der Altorientalist. „Erst wenn ein Tier all dies beherrscht und dem Lenker vertraut und gehorcht, ist es für den Einsatz am Streitwagen geeignet. Alles in allem brauchen Streitwagenpferde drei bis vier Jahre einer behutsamen und intensiven Ausbildung." Kein Wunder, daß sie für die Herrscher – gleich ob Ägypter, Babylonier, Assyrer oder Hethiter – so wertvoll waren.
http://www.lrgaf.org/Peter_Raulwing_The_Kikkuli_Text_MasterFile_Dec_2009.pdf
Ich überlege gerade, ob die Nutzung von Stretiwägen auch soziale Gründe hatte, wegen des größeren Prestiges des Wagens gegenüber eines in der Bronzezeit eventuell noch sehr unansehnlichen Pferdes, dass mehr einem wilden Esel glich, und ob nicht wegen diesem sozialen Prestige (auch gegenüber den behende reitenden Hirten auf ihren kleinen struppigen Pferden) die Streitwagentechnologie immer weiter entwickelt wurde, bis zum gefederten Essedum, der Bodenwellen und Schlaglöcher ausglich.
Denn es ist doch erstaunlich, dass, kaum waren entsprechende technische Weiterentwicklungen vorhanden, wie der Hörnersattel der Kelten, den die Römer übernahmen, die Kavallerie den Streitwagen völlig und restlos ersetzte - beim Plänkeln (berittene Bogenschützen), beim Eindringen in Infanterie (gerpanzerte Lanzenreiter) oder beim Verfolgen von Flüchtenden (leichte Kavallerie). Das Versagen der persischen schweren Sichelwagen in der Schlacht von Gaugamela (die makedonische Phalanx öffnete Korridore und machte die Wagenbesatzungen von allen Seiten nieder) ist ein Beispiel für das Ende der ausschlaggebenden Rolle auf dem Schlachtfeld - die Panzer der Antike fuhren einfach ins Leere.
Unten der Kikkulitext, gefunden in Hattusa
https://upload.wikimedia.org/wikipe..._insgesamt_vier_Tafeln_des_Kikkuli-Textes.jpg
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