Sturm auf die Bastille

Nicht alles...
Die Bastille wurde nicht "zerstört", sie wurde abgetragen, das Material verkauft. Leider habe ich den Namen nicht mehr im Kopf des Geschäftsmannes der dies noch während der Unruhen veranlaßte. Die Festung wurde zum Steinbruch.

Bei Arbeiten am ehemaligen Graben fand man einige wichtige Dokumente.

Wikipedia ist eben doch nicht der Weisheit letzter Schluß.
So sehe ich das übrigens auch ;-)
 
Sorry, hatte ich nicht bedacht.
Ungefähr übersetzt heißt es:

"Die Bastille wurde ab dem 16. Juli durch den Privatunternehmer Palloy abgerissen, der einen Teil der Steine als Souvenirs verkaufte (bearbeitete Steine in Form einer Miniatur-Bastille). Hinzu kommen Devotionalien-Objekte aus allen Holz- und Metallteilen, die er aus der alten Festung gewinnen konnte. Der größte Teil wurde zum Bau der Concorde-Brücke verwendet."

"Man kann noch Überreste auf dem Bahnsteig der Linie 5 der Pariser Metro sehen, der Station Bastille, am Tour del la Liberté (wo Sade eingesperrt war) am Square Galli am Beginn des Boulevards Henri IV.
Man hat jedoch auf dem Boden die Stelle der Bastille gekennzeichnet."
 
Die Bastille wurde meines Wissens bei der berühmten Erstürmung so gut wie gar nicht beschädigt, da ihr Kommandant Muffensausen kriegte und sie fast kampflos übergab.
Erst später wurde sie, wie schon gesagt, abgetragen und z.B. zum Bau neuer Häuser in der Stadt verwendet.

Es kam dazu mal eine nette Doku im ZDF.

Gruß,

Fritz
 
Der Kommandant wollte die Festung sprengen, wurde aber zurück gehalten. Von Muffensausen habe ich noch nie was gelesen. Er hatte vielmehr Skrupel auf die Bevölkerung zu schießen. Er war höchstwahrscheinlich nicht von der Gefolgschaft seiner Invalidensoldaten überzeugt, die ja dann auch zur Übergabe beitrugen, während die Schweizer weniger Skrupel hatten auf die Bevölkerung zu schießen. Die Schweizer entkamen, eine Ironie der Geschichte, der aufgebrachten Menge, während wohl die Invaliden abgeschlachtet wurden. Zum Sturm auf die Bastille muss allerdings gesagt werden, dass sich wohl einige Berichte widersprechen und die Bildpublizistik schon recht früh einen wirklichen Sturm mit dem Abfeuern von Kanonen auch der Angreifer darstellt. Der Kopf des Kommandeurs de Launay wurde ihm dann abgeschlagen und auf eine Pike gepflanzt durch die Straßen getragen. Scheinbar war das Kopfabschlagen und auf eine Pike spießen damals so üblich, weil das mit der Prinzessin de Lamballe auch so gemacht wurde.
:grübel:

Danke übrigens an Jacobum für die freundliche Übersetzung. :)
Wiki ist zu dem Thema recht ergiebig, was erfreulich ist.
Auf vielen Bildern sieht man wie die Gefangenen aus der Bastille heraus geführt wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit dem Muffensausen war auch mehr bildlich gesprochen.
Er wusste jedenfalls nicht wirklich, was er tun sollte, da es ihm an praktischer Erfahrung mangelte.

Hat aus Verzweiflung auf das Volk geschossen und drohte damit, die Festung zu sprengen.
Letzten Endes hat er es aber dann doch nicht getan und die Bastille übergeben.

Ein Teil Garnisionssoldaten (wohl die Schweizer) hat seine Uniformröcke umgekrempelt, in der Hoffnung so als Gefangene durchgehen zu können und die Bevölkerung begann noch am selben Tag mit der Abtragung der Bastille.

Es gab da allerdings auch einen Leutnant der Schweizergarden, der mit dem Gedanken spielte, seinen unfähigen Vorgesetzten zu arrestieren und die Sache selbst in die hand zu nehmen, was er dann allerdings nicht tat.

Grüße,

Fritz
 
Zuletzt bearbeitet:
Was bei Wiki stand, dass de Launay auf dem Weg zum Rathaus ermordet wurde, finde ich recht interessant. Davon hatte ich zuvor nichts gelesen. Es geht in den meisten Beschreibungen eher um den Zeitpunkt der Übergabe des Zettels mit der Androhung der Sprengung.
 
Mmh, darüber weiß ich nur, dass er ermordet und danach eben sein Kopf auf einer Pike durch die Straßen getragen wurde, wie du schon schriebst.
 
Sturm der Bastillie - Bedeutend oder nur ein aufgebauschter Mythos?

Jeden 14. Juli gedenken die Franzosen der Erstürmung der Bastille. Sie gilt als Symbol für den Fall der absoluten Monarchie, als Sieg gegen den Despotismus.
Doch geschichtswissenschaftlich gesehen ist die Bedeutung des Falls umstritten, da es zahlreiche Ereignisse innerhalb dieses Prozesses gab, die laut vielen Historikern weit ausschlaggebender waren.

Zum Beispiel sollte man erwähnen, dass die Rädelsführer die Erstürmung u.a. mit der Befreiung von angeblichen Regimekritikern, die in der Bastille gefangen gehalten werden sollen, rechtfertigten. Als sie erkannten, dass nur ein paar Geisteskranke und wirkliche Verbrecher darin festgehalten wurden, erfanden sie einfach einen Comte de Lorges, der seit - wenn ich mich jetzt hoffentlich nicht irre - 1757 in der Bastille festgehalten wurde.

Aufgrund dieser interessanten Gedanken würde ich gerne mit euch diese Frage diskutieren.
 
Na ja, der Sturm auf die Bastille ist nun mal zum Symbol der Revolution geworden. Man könnte sagen, dass die Revolution dadurch in Gang gebracht wurde. Das Bild der heldenhaften Erstürmung ist natürlich übertrieben, wenn man bedenkt, dass die Bastille so gut wie leer und nur noch wenige Wachen da waren. Aber sie war eben das Symbol der Reichen und vor allem der Willkür der Reichen. So war die emotionale Bedeutung für die einfache Bevölkerung unheimlich wichtig.

s.d.caes.
 
Obwohl ein anderes und reizvolles Thema, hättest Du auch in einem existierenden Thread weiter schreiben können. http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=11026
Ein wenig ist das Ansichtssache. Für mich ist ausschlaggebend, dass man stadtplanerisch wohl schon in den frühen 1780ern beabsichtigte die Bastille abzureißen. Ich weiß nicht inwie weit da finanzielle Gründe wie um den Erhalt der Bausubstanz eine Rolle spielten.
Ich denke, dass die trutzburgartige Architektur einen Hauptaspekt an der Einschätzung der Bastille als mächtiger Baukomplex darstellt. Dass der Kommandant wie auch die Besatzung über den Angriff so ziemlich überrascht waren, deutet für mich, dass sie selber sich keiner hohen Bedeutung des Bauwerkes bewusst waren und damit sicherlich nicht ganz falsch lagen. Die Bastille war als Festung veraltet, dass sie durch die Faubourgs mittlerweile von der Stadt umzingelt war, trägt dazu bei, dass sie mehr als unzeitgemäß erschien. Man darf wohl nicht vergessen, dass die Bastille auch schlichtweg ein erreichbares Ziel für die Einwohner von Paris war. Dass es an den Außengrenzen von Paris zu Zusammenstößen kam, mag stimmen, aber erfolgversprechend war der Angriff auf die Bastille allemal.

Ich persönlich würde die Reaktion des Königs, bzw. seiner Umgebung auf die Ereignisse in Paris als weit folgenschwerer einstufen, als den Angriff an sich. Vorerst mag ich aber erstmal auf weitere Antworten warten, bis ich mich zu näheren Einschätzungen hinreißen lasse.
 
@Tiberius Cäsar:

Na ja, der Sturm auf die Bastille ist nun mal zum Symbol der Revolution geworden.
Aber in der Geschichtswissenschaft geht es nicht um Symbole, sondern um prägende Ereignisse, die einen Prozess in Gang gebracht haben. Die Bastille war eines von vielen Ereignissen, aber meines Erachtens nicht das wichtigste Ereigniss der Französischen Revolution. Die Erstürmung der Bastille war im Grunde genommen historisch nicht bedeutend, außer in ihrer Symbolwirkung. Ein altes, heruntergekommenes Schloss mit Ausschmückungskanonen, die nur mehr zum Salutschießen taugten, kaum bewacht, ein Schloss, das eine Mischung aus Wahnsinnigen und Verbrechern beherbergte. Und dessen Erstürmung soll so entscheidend gewesen sein? Letztlich waren alle Rechtfertigungen der Erstürmer zum Teil höchst amüsant, aber auch absurd. ;-)

Es stellt sich doch allgemein die Frage, ob solche symbolisch hochinterpretierte Ereignisse nicht ein falsches Geschichtsbild in der Bevölkerung wecken, wenn Staaten so ein Ereignis lieber als Staatsfeiertag erwählen, anstatt zum Beispiel die Zusammenkunft der Generalstände oder die Zustimmung zu den Menschenrechten.

Gruß
 
Nachtrag: Ähnliches spielt sich mit dem Reformationstag, 31. Oktober ab. Protestanten gedenken der 95 Thesen, die Luther an die Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben soll.

Heute geht man davon aus, dass Luther niemals diese Thesen an das Kirchentor geschlagen hat.

Dennoch ist das verbreitete Meinung in der Bevölkerung, weil es offensichtlich eine nette Geschichte ist.
 
Es stellt sich doch allgemein die Frage, ob solche symbolisch hochinterpretierte Ereignisse nicht ein falsches Geschichtsbild in der Bevölkerung wecken, wenn Staaten so ein Ereignis lieber als Staatsfeiertag erwählen, anstatt zum Beispiel die Zusammenkunft der Generalstände oder die Zustimmung zu den Menschenrechten.
... oder den 22. September.

Ich denke der Grund liegt auf der Hand. Regierungen in Frankreich waren mannigfaltig. Ob diese sich an eine Republik (22.09.'92) oder an die Menschenrechte jährlich am wichtigsten Feiertag erinnern wollen, das ist für mich fraglich. Das ist doch die selbe Frage wie mit der Nationalhymne in Frankreich, die keinen Hinweis auf demokratische, republikanische Ideale liefert. Dass das nicht immer schon so war, ist auch klar. Der Nationalfeiertag wurde ja vom Föderationsfest aufgegriffen, dass sogar 1792 noch gefeiert wurde, ohne angeblich Zeichen auf das wenige Wochen später eintretende Ende der Monarchie anzudeuten. Als Fest der neuen Ordnung, war, vielleicht gerade weil die Bastille strategisch wie ansonsten kaum einen Nutzen hatte, dieser Termin 1790-92 noch am ehesten für Konstitutionelle wie Republikaner, Gemäßigte wie Radikale akzeptabel. Dass man auch später davon nicht abwich, erscheint mir als eine simple Fortführung dieses Gedankens.
Dass die Marseillaise auch für republikfeindliche Elemente annehmbar ist, das ist noch so ein Faktor, der für mich einen fahlen Beigeschmack hat, aber lassen wir das.
Dass dieser Feiertag derartig schon während der Revolution zelebriert wurde, man denke an das große Föderationsfest mit Lafayette am Altar der Nation auf dem Champs de Mars wird erheblichen Anteil an der Bewertung des Datums gehabt haben. Kaum ein Fest der Revolutionszeit, welches in der Bildpublizistik einen solchen Niederschlag fand, das ist auch nicht zu vernachlässigen. :fs: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Federation.jpg
 
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Die Erstürmung der Bastille markiert bis heute den Beginn der Französischen Revolution und es ist vor allem der Symbolcharakter, der das Ereignis bedeutsam macht. Die Erstürmung war das Fanal, gleichsam der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Dabei spiel es überhaupt keine Rolle, dass nur eine kleine Wachmannschaft Dienst tat - die dann gelyncht wurde - und sich überhaupt nur wenige Gefangene in der Bastille befanden.

Der Sturm auf die Bastille galt dem Sinnbild königlicher Herrschaft und Unterdrückung und war das Fanal für den offenen Ausbruch der Revolution. Insofern behält der "Sturm auf die Bastille" vom 14. Juli 1789 durchaus seine historische Bedeutung.
 
Ich stimme Dieter in vollem Maße zu. Ist aber vielleicht nicht so, dass manche Ereignisse durch ihren Symbolcharakter bedeutend werden, und andere Ereignisse in den Hintergrund geraten, ja vielleicht sogar vergessen werden.
Meiner Meinung nach sind aber eben oft solche Symbole auch wichtig, alleine um das Interesse der Menschen zu wecken.
Man stelle sich vor geschichtliche Ereignisse wären in Vergessenheit geraten, weil bestimmte oft nur symbolisch-mythische Elemente unterdrückt worden wären.
Dies mag für ältere Zeiten noch mehr zustimmen als für die Neuzeit (in die ja die frz.Revolution einzuordnen ist), da mittlerweile ohnehin eine breite Überlieferung stattfindet.
Doch da wo wichtige Quellen fehlten, sind doch solche Symbole als gern angenommener Ersatz anzusehen (z.B. die Gründungslegende Roms, oder andere Angelegenheiten aus dem Altertum).
Die Stürmung der Bastille ist eben ein jüngeres Beispiel hierfür.

s.d.caes.
 
Zwei Dinge noch, auf die vielleicht Plinius hinaus wollte:
1. Insassen
Ich denke, dass die Insassen die Bastille berühmt machten. Ein de Sade saß dort ein und nicht nur er, auch der Tapetenfabrikant, dessen Arbeiter kurz vor dem Ausbruch der Revolution auf die Gardes-Francaise getroffen waren, die ein letztes Mal zu Gunsten des Königs einschritten. Letzterer in Schutzhaft, aber er wurde rechtzeitig entlassen, wer weiß was mit ihm geschehen wäre.
2. Wirkung durch die Glorifizierung
Ein Paradoxum ist doch, dass gerade Geschehnisse, die für uns scheinbar als Marksteine der Geschichte am greifbarsten sind (Thesenanschlag durch Luther, Bastillesturm durch die Pariser) am wenigsten genau inhaltlich fassbar sind. Es mag die berühmte Rede von Camille Desmoulins unter den Bäumchen im Palais Royale (noch heute ein schöner Ort) im Gedächtnis geblieben sein, die tatsächlichen Geschehnisse während des "Sturms" blieben im Dunkeln wurden durch die Berühmtheit des Ereignisses vielleicht sogar zusätzlich zugedeckt. Im späten 20.Jh. gab es natürlich anlässlich des Bicentenaires namenhafte Untersuchungen zu den Vorfällen, Aussagen von Augenzeugen wurden verglichen und gemeinhin seither die Vorstellung einer wirklichen Erstürmung mehr und mehr desillusioniert. Dennoch gerade von diesem Ereignis weiß man wenig, obwohl es ja nicht in die selbe Ungnade fiel wie der 22.September, der vielleicht durch die Septembermassaker übertüncht wurde. Wohlmöglich wird aber auch durch unser Interesse daran gerade jegliche Gewissheit gestört, mit der man sich in anderen Fällen zufrieden gibt.
Neben dem Beispiel des Föderationsfestes, fallen mir noch die Leibrenten ein, welche der Bürgerkönig aus dem Hause Orléans dann für die Eroberer der Bastille aussetzte, vielleicht auch nicht so unwichtig, hatte man offensichtlich nach 15 Jahren bonapartistischer Diktatur und 15 Jahren bourbonischen Versuches einer Restauration noch so sehr wie kaum ein anderes Ereignis der Revolution, diesen "Sturm" in Erinnerung. Dabei darf man nicht unterschlagen, dass 1830 wieder Lafayette als Kommandant der Nationalgarden eine Rolle spielte, eben jener Lafayette, der auf dem Föderationsfest so gestrahlt hatte und genau derselbe, der als Inbegriff eines liberalen Vorzeigeadeligen gelten durfte, wie er ganz im Geschmack der regierenden Oberschicht des Zeitalters eines Louis Philippe in Frankreich lag.
 
Vom Marquis de Sade ist überliefert, daß er sich aus einer Konservenbüchse ein Megaphon bastelte und das Volk von Paris aufwiegelte. "Sie morden die Gefangenen", soll er geschrien haben. Er wurde dann vor dem Bastillesturm nach Charenton verlegt. Der Symbolgehalt des Bastillesturms ist unbestritten. Die Bastille galt als die Zwingburg des Ancien Regimes, aber eigentlich hatte das Ganze etwas von einer Farce. Die Bastille hatte 1789 längst ihre ursprüngliche Bedeutung als Staatsgefängnis, nicht aber ihren schlechten Ruf eingebüßt. Man suchte Opfer der Kabinettsjustiz, politische Gefangene und fand drei elende Gestalten. Die Nemesis der Geschichte kam wie üblich zu spät, noch unter Louis XV. sollen 60. 000 Opfer durch die Bastille gegangen sein.
 
Die Bastille wurde kurz nach ihrer Erstürmung von der Pariser Bevölkerung bis auf die Grundmauern abgetragen. Sie kann also nicht mehr Schauplatz für irgendwelche Ereignisse gewesen sein.
 
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