Da möchte ich aber intervenieren.
Angesichts der Tatsache, daß sowohl im theoretischen, wie auch im praktischen Rahmen Maßnahmen stattfanden, die sich locker bis 1396 hinziehen, kann man keinesfalls von einem Ende des Kreuzzuggedankens nach dem Fall Akkons sprechen.
Die Deutschherren haben sich bereits lange vor dem Untergang im Heiligen Land anderenorts betätigt (u.a. im Burzenland, dem Baltikum und in Spanien), ohne sich aus der Mittelmeerpolitik zurückgezogen zu haben. Selbst nach 1291.
Im internen Streit zwischen den "pruzzischen" und "mittelmeerischen" Fraktionen, hat sich letztere über knapp 18 Jahre (nach dem Verlust Akkons) durchsetzen können. Erst 1309 siedelte der Hochmeister zur Marienburg an der Nogat über. Der vorherige Sitz in Venedig war bewußt gewählt, um in einer fortführenden "Outremer"-Politik Präsenz zu zeigen.
(Überthematische Klugschei..erei am Rande: Der Begriff "Deutscher Ritterorden" ist übrigens falsch. Der Orden hat sich im gesamten Mittelalter nie so bezeichnet. Erst in der Reorganisationsphase der Postnapoleonik kam dieser auf, und hielt sich lediglich von ca. 1835 bis zum Ende des 1. WK´s.
s.: BOOKMANN, Hartmut: "Der Deutsche Orden - Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte.“; Verlag C.H. Beck, München 1989, S. 33f.)
Zudem muß festgestellt werden, daß die Templer auch nach 1291 einen nicht unbedeutenden Anteil an der hispansichen Reconquista hatten, die noch lange nicht beendet war. Ein zusätzliches Betätigungsfeld war also durchaus noch präsent.
Was den Kreuzzugsgedanken per se betrifft, sehe ich ebenfalls kein direktes Ende. Auch wenn die Situation in Europa so beschaffen war, daß keine Massenbeteiligung an späteren Unternehmen folgte, wurde sie dennoch von diversen Publikationen befeuert.
Alle Veröffentlichungen würden dieses Posting sprengen, daher nur die folgenden:
1291 Fidenzio von Paduas "Liber de Recuperatione Terre Sancte", das, neben der allgemeinen Geschichte des Heiligen Landes, militärische Planungen zur Rückeroberung beinhaltete.
1292 Thaddäus´von Neapel Schilderung des Falls von Akkon, mit dem Ziel "[...] das Abendland so tief zu beschämen, daß es sich zum Kreuzzug auffraffte; [...]"
(RUNCIMAN, Steven: "Geschichte der Kreuzzüge."; Verlag C.H. Beck, München 1989, S. 1209)
1295 Denkschrift Ramón Lulls zu Bekämpfung des Islam, sowie das diese Thesen expliziter behandelnde "Liber de Fine" von 1305 desselben.
1307 Haytons von Korykos´ "Flos Historiarum Terre Orientis".
1310 Wilhelm Nogarets Denkschrift über einen möglichen Kreuzzug.
1312 Wilehlm von Durant Traktat über einen möglichen Kriegszug.
1321 Marino Sanudos "Secreta Fidelium Crucis", mit einer Analyse zu einem möglichen Feödzug.
etc.
Auch die Aktivitäten kleinerer und größerer militärischen Operationen sollten nicht außer Acht gelassen werden.
1344 Eroberung Smyrnas (das erst 1404 wieder verloren ging).
1361 Eroberung Attalias (das erst knapp 60 Jahre später verloren ging).
1365 Angriff auf Alexandrien (welches nicht gehalten werden konnte).
1396 der Kreuzzug von Nikopolis.
1291 das Ende des Kreuzugsgedankens? Ich glaube nicht. Totgesagte leben länger ... =)