Teutonen = Kelten?

Robin schrieb:
lies doch erst mal den ganzen thread durch dann wird deine Frage schon weitgehend beantwortet
Gruss

Du wirst lachen, das hab ich sogar schon getan doch ersichtlich ist es mir trotzdem nicht.
Und was meine Frage in Bezug auf weitere Stämme angeht, so hab in diesem Thraed schon gleich gar nix zu gelesen.

MfG
 
Da sowohl Germanen, als auch Kelten als "indogermanischer" Herkunft zugehörig betrachtet werden

Dies ist falsch. Die Kelten sind Nachfahren der ansässigen Bauern der Megalithkultur, während die Indogermanen sich in aus dem Osten kommend mit den im Gebiet des heutigen Deutschlands, Polen, Skandinavien und Tschechien ansässigen Megalithbauern vermischten und somit die Urgermanen bildeten. Die Kelten hingegen blieben vor indogermanischen Einflüssen weitestgehend bewahrt.

alle sollen groß, blond, hellhäutig und blauäugig gewesen sein

Laut antiker Autoren, wie Caesar und Tacitus waren die Gallier (Kelten) groß & blond und die Germanen ganz einfach noch größer und noch blonder. Das ist natürlich eine sehr schwammige und sicherlich nicht genau übertragbare Beschreibung beider Völker.
 
Nietzsche schrieb:
Die Kelten hingegen blieben vor indogermanischen Einflüssen weitestgehend bewahrt.

Das ist leider zu 100% Unsinn. Kelten sind definitiv Indogermanen, genauso wie Germanen, Hethiter, Perser, Griechen oder Slawen Indogermanen sind.


Nietzsche schrieb:
während die Indogermanen sich in aus dem Osten kommend mit den im Gebiet des heutigen Deutschlands, Polen, Skandinavien und Tschechien ansässigen Megalithbauern vermischten und somit die Urgermanen bildeten.

Diese alte Hypothese ist seit Jahrzehnten überholt, auch wenn sie hier und dort noch von jemand abgeschrieben wird...
 
Nietzsche schrieb:
Wie war es nun wirklich?
Ich kenne eine Theorie, die Indogermanen in Kantum und Satem unterteilt.
Dies bezieht sich auf das Zahlwort für 100.

Kantum sollen demnach "ältere" indogermanische Sprachen in Europa sein. Zu diesen gehören auch die etwas jüngeren Hundum-Sprachen.
Satem-Sprachen sollen der jüngsten Epoche angehören (Slawen bis Inder)...

Allerdings habe ich schon paar mal gehört, dass diese Einteilung so auch nicht stimmt.

Also bleibt die Frage: Wie war es nun wirklich?
 
Nietzsche schrieb:
Ich kenn diese "Hypothese" als "historisches Faktum" aus Bücher. Wie war es nun wirklich?

Nach dieser Hypothese wäre die Schnurkeramik bzw. Streitaxtkultur - die man für indoeuropäisch hielt - aus dem Osten (Rußland? Ukraine?) nach Westen vorgedrungen.
Tatsächlich finden sich dort aber keine Spuren dieser Kultur. Vielmehr hat sich diese Kultur auf mitteleuropäischem Boden aus der Trichterbecherkultur und ihren Ablegern entwickelt.
 
Lungos schrieb:
Ich kenne eine Theorie, die Indogermanen in Kantum und Satem unterteilt.
Dies bezieht sich auf das Zahlwort für 100.

Kantum sollen demnach "ältere" indogermanische Sprachen in Europa sein. Zu diesen gehören auch die etwas jüngeren Hundum-Sprachen.
Satem-Sprachen sollen der jüngsten Epoche angehören (Slawen bis Inder)...

Allerdings habe ich schon paar mal gehört, dass diese Einteilung so auch nicht stimmt.

Also bleibt die Frage: Wie war es nun wirklich?

Man kann die indoeuropäschen Sprachen auch heute noch nach Kentum- und Satem-Sprachen unterteilen; die Einteilung als solche "stimmt" schon. Nur bringt sie keinen historischen Erkenntnisgewinn. Mit "älter" und "jünger" hat die Unterteilung auch nicht viel zu tun.
 
hyokkose schrieb:
Nach dieser Hypothese wäre die Schnurkeramik bzw. Streitaxtkultur - die man für indoeuropäisch hielt - aus dem Osten (Rußland? Ukraine?) nach Westen vorgedrungen.
Tatsächlich finden sich dort aber keine Spuren dieser Kultur. Vielmehr hat sich diese Kultur auf mitteleuropäischem Boden aus der Trichterbecherkultur und ihren Ablegern entwickelt.

Hat sich die Streitaxtkultur direkt aus der Trichterbecherkultur entwickelt?
Da sich das Gebiet der Schnurkeramik ja auch über das Gebiet der Bandkeramik-Nachfolgekulturen (z.B. Stichbandkeramik oder Lengyel) erstreckte.
 
Witege schrieb:
Hat sich die Streitaxtkultur direkt aus der Trichterbecherkultur entwickelt?
Da sich das Gebiet der Schnurkeramik ja auch über das Gebiet der Bandkeramik-Nachfolgekulturen (z.B. Stichbandkeramik oder Lengyel) erstreckte.

Zwischen Lengyel und Schnurkeramik klafft ja doch eine erhebliche zeitliche Lücke.
"Direkt aus der Trichterbecherkultur" wäre natürlich zu viel gesagt. Ich meinte die bodenständigen Kulturen im Umkreis der Trichterbecherkeramik.
 
hyokkose schrieb:
Zwischen Lengyel und Schnurkeramik klafft ja doch eine erhebliche zeitliche Lücke.

Naja nach "Die illustrierte Weltgeschichte der Archäologie" von Leone Fasani geht die "späte" Lengyel-Kultur bis in die Mitte des 3.Jahrtausends und die Schnurkeramik-Kultur tritt in den letzten Jahrhunderten des 3. Jahrtausends auf, aber das ist ja off-Topic.
 
Teutonen vs. Nerthusstämme ?

Albert Genrich vergleicht in seinem Artikel über Ursprung und Ausbreitung der Altsachsen die Nerthusstämme (Tacitus: de origene et situ Germanorum) mit den Teutonen. Dieses würde auch mit der Darstellung des Ptolemaios vereinbar sein:
Minores vero etiam interiacent gentes et quidem inter Cauchos minores et Suevos Bructeri maiores, infra quos Chaemae; inter Cauchos maiores et Suevos Angrivarii, deinde Laccobardi, infra quos Dulgubnii; inter Saxones et Suevos Teutonoari atque Viruni; inter Pharodinos et Suevos Teutones atque Avarni; inter Rugicleos et Burguntas Aelvaeones.
Diese wären dann, so meine ich, als Reste in der Gruppe von Korchow zwischen Langobarden, Suardonen, Semnonen und Warnen denkbar, vielleicht sogar in der frühen Gruppe von Darzau - als "Proto-Langobarden" - die Winniler wären dann die Neuankömmlinge aus dem Norden. Das wäre aber rein archäologisch nur Phantasie, weil zu wenige siedlungsarchäologische Befunde aus dieser frühen Zeit zur Verfügung stehen und ein Vergleich mit frühen nördlicheren Gruppen ausserstande ist.

Literatur: Sachsen und Angelsachsen, Hamburg 1978, S. 43.:fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
Teutonen vs. Toutonen

Dann haben wir noch das unaustehliche Problem dieser Doppelnennung. Die Toutonen werden bei Caesar, zusammen mit den Tigurinern, als pagus der Helvetier erwähnt. Sie schließen sich beide den Kimbern am Main an. Nun sind die Tiguriner schon mehrmals in die Büschelmünzenzone Baden Würtembergs gesetzt worden, die Toutonen wären hier als germanisch-keltische Mischbevölkerung denkbar am mittleren Main (vielleicht Tauber-Gruppe ???). Demnach wären die Kimbern zunächst allein an der Oder entlang gezogen, die freilich um 120 v.Chr noch einen parallelen Lauf zur Ostsee besaß und dann auf die Siedlungskammern der wohl von Bojern abhängigen Keltengruppen in Oberschlesien gestoßen, die hier auch vernichtet wurden. Der gesamte Stammesbund der Bojer setzte sich dann aber wohl am Asciburgischen Berge zur Wehr, so daß die Kimbern über die Mährische Pforte über die Theißebene nach Süden ins Skordiskerland eindringen konnten...usw.:still: :fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Vorkommen der Toutones im "keltischen" Maingebiet muß nicht unbedingt ein Beweis für die keltische Herkunft der Toutones sein. Ebensogut kann einen Teutonengruppe sich während des Zuges abgespalten haben (siehe Atuatuker). Die hätte sich nach der Niederlage der Kimbern, Teutonen und Ambronen dann an die in Süddeutschland ansässigen Kelten/Helvetier angelehnt und wurde eventuell keltisiert. Dies ist natürlich spekulativ, es zeigt aber sehr deutlich, daß man, zumindest vorerst, die Teutonen nicht zu den Kelten rechnen darf, sondern sie wie Kimbern und Ambronen zu den Germanen zählen. Der Hinweis auf Ptol. verstärkt diesen Eindruck noch.
 
Main-Tauber-Gebiet

Ja genau so meine ich es ja auch. Die kleinen Atuatuker sind leider bisher nicht im Gebiet der germani cisrheni = Eburonen, Caeroser, Paemaner, Condrusen und später der Tungrer und Segni lokalisierbar oder abgrenzbar.

Die Gruppe am Main müßte sich, wenn nicht die Masse sowieso schon mitgezogen ist, dann spätestens 72 v.Chr im Suebeneinfall assimliliert haben. Diese frühe Germanengruppe läßt sich nun in ihrem materiellen Niederschlag mit dem Oder-Warthe-Raum vergleichen,was für mitgezogene Bevölkerungsteile im Wanderungsbereich der Kimbern oder schon unserer Teutonen spricht.
Die Südhermunduren (bei Ptol.Touvrnoi)sind hier anzugeben, im Kern am oberen Main und vieleicht mit einer Siedlung an der Tauber,welche die Umsiedlungsaktion des Domitius Ahenobarbus zwischen 7 und 1 v.Chr. darstellen, die er im 9/8 v.Chr verlassenen Markomannengebiet als Foederaten ansiedelte. Die sich herausbildende größere Gruppe im Main-Tauber-Gebiet (Würzburg, Tauber) und weitere verstreute Siedlungsfunde (bisher 9 Siedlungen lokalisiert), läßt sich erst ab dem Ende des 1.Jh n.Chr. mit eindeutig westgermanisch, Klientel-chattischem Bezug (vielleicht Ptol. Marouivngoi) nachweisen. Diese werden dann schlagartig mit der Limes-Aufgabe aufgegen (6 von 9 Gräberfelder) und erst um 350 n.Chr wieder durch Gruppen aus dem Elb-Saale-Gebiet erweitert (dann unter dem Alemannen-Pagus - Bucinobantes).:fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo erwähnt den Cäsar die Toutones? Ich dachte das wäre exklusiv Poseidonos! Cäsar erwähnt Tiguriner und Verbigener, oder liege ich falsch?
Grüsse
Robin
 
Toutonen

Hallo Robin
Caesar erwähnt 3 Teilstämme (pagii), gibt aber nur Verbigener und Tiguriner namentlich an. Man kann davon ausgehen, daß Caesar Poseidonius Schriften kannte, und die Toutonen daher nur indirekt bei ihm auftauchen, eben im Bewußtsein dieser Dreiteilung.
 
dass die Teutonen germanen waren ist klar und wurde auch oft erwähnt aber ob das von Teutates abstammt, wäre eigentlich schon nicht dumm...

aber als anderes Beispiel nehmen wir mal Freitag her: das kommt nicht von "frei" sondern von der Göttin "Freia" oder so ^^
 
Vercingetorix schrieb:
Die sich herausbildende größere Gruppe im Main-Tauber-Gebiet (Würzburg, Tauber) und weitere verstreute Siedlungsfunde (bisher 9 Siedlungen lokalisiert), läßt sich erst ab dem Ende des 1.Jh n.Chr. mit eindeutig westgermanisch, Klientel-chattischem Bezug (vielleicht Ptol. Marouivngoi) nachweisen.

Kannst du die Fundorte nennen und eine Quelle dafür angeben?
 
Vercingetorix schrieb:
Die sich herausbildende größere Gruppe im Main-Tauber-Gebiet (Würzburg, Tauber) und weitere verstreute Siedlungsfunde (bisher 9 Siedlungen lokalisiert), läßt sich erst ab dem Ende des 1.Jh n.Chr. mit eindeutig westgermanisch, Klientel-chattischem Bezug (vielleicht Ptol. Marouivngoi) nachweisen. Diese werden dann schlagartig mit der Limes-Aufgabe aufgegen (6 von 9 Gräberfelder) und erst um 350 n.Chr wieder durch Gruppen aus dem Elb-Saale-Gebiet erweitert (dann unter dem Alemannen-Pagus - Bucinobantes).:fs:

Könntest du mir bitte den klientel-chattischen Aspekt genauer erläutern. Ich hab noch nie gehört, dass der chattische Einfluss bis ins Main-Tauber-Gebiet recihte, das klingt aber sehr interessant. Für weitere Ausführungen wäre ich dankbar.

Gruß
Aragorn
 
Zurück
Oben