Tirpitzhafen

Entschuldige Köbis, aber nur weil man was kritisch hinterfragt, verleugnet man doch die deutsche Geschichte nicht. :nono:

Na aber ganz klar ja, denn wenn Tirpitz wegen einer unkorrekten politischen Zugehörigkeit aus Namensträger untragbar ist, reduziert die jeweilige Gesellschaft die Namensvergabe auf ihre geselleschafttlichen Werte. Das Tirpitz ein großer Admiral war und einer der Macher der deutschen Marine war, wird dabei ausgeblendet, nur weil er nicht politisch korrekt handelte. Er ist somit als Namensträger nicht mehr nutzbar und verschwindet aus dem öffentlichen Bild. Seine Geschichte ebenfalls und auch die der deutschen Marine ...
 
Na aber ganz klar ja, denn wenn Tirpitz wegen einer unkorrekten politischen Zugehörigkeit aus Namensträger untragbar ist, reduziert die jeweilige Gesellschaft die Namensvergabe auf ihre geselleschafttlichen Werte. Das Tirpitz ein großer Admiral war und einer der Macher der deutschen Marine war, wird dabei ausgeblendet, nur weil er nicht politisch korrekt handelte. Er ist somit als Namensträger nicht mehr nutzbar und verschwindet aus dem öffentlichen Bild. Seine Geschichte ebenfalls und auch die der deutschen Marine ...

Das ist ganz einfach quatsch.

Du glaubst tatsächlich, wenn man diesen Hafen nun umtaufen würde, werde auch gleich die gesamte Literatur über Tirpitz gelöscht und er würde aus den Geschichtsbüchern verschwinden. Man kann es auch übertreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ganz einfach quatsch.

Du glaubst tatsächlich, wenn man diesen Hafen nun umtaufen würde, werde auch gleich die gesamte Literatur über Tirpitz gelöscht und er würde aus den Geschichtsbüchern verschwinden. Man kann es auch übertreiben.

Nein, wenn er als Namensträger für ein maritimes Objekt in Frage gestellt wird, wegen einer Handlung, die nicht indes Feld passt, dann halte ich das für eine Verleugnung.
Und ja, wenn ein Bestimmer Name aus der öffentlichen Geschichte verschwindet, dann nützen Geschichtsbücher auch nicht viel. Aber ich glaube, daß ist ein anderes Thema.

Wenn heute jemand die Bevölkerung von Kiel nach Tirpitz befragt, dann können bestimmt viele sagen: Das war ein Admiral.
Aber wer erinnert sich an Tirpitz wenn er als Namensträger im maritimen Bereich verschwindet. Niemand!
Und warum, weil er politisch unkorrekt handelte?

In dem Zusammenhang - politisch unkorrektes Handeln, da fällt mir doch sofort der Franz-Josef Strauß Flughafen ein?
 
Zuletzt bearbeitet:
o.t. Nach der sog. "Wende" in der ehemaligen DDR wurden meistens ohne vorherige Diskussion mehr oder weniger über Nacht Straßen und Plätze umbenannt und m.E. somit eine Chance vertan, sich mit der eigenen Vergangenheit, der Vergangenheit seiner Stadt zu beschäftigen.

So o.t. ist das gar nicht. Es belegt doch sehr eindrucksvoll, dass Umbenennungen einem Zeitgeist entsprechend erfolgten/erfolgen. Und die Resultate belegen, wer die Mehrheit im Stadtrat hatte: Ich habe z.B. erlebt, dass die "Str. der Republik" in "Dr. Kurt Schumacher Str." unbenannt wurde, wohlbemerkt in einem ostdeutschen Neubaugebiet!

Im Grunde ist doch dieser Umbenennungs-"Wahn" nichts weiter als Profilierung und parteipolitisches Gezänk denn wirkliche historische Beschäftigung. Es wird doch nur selektiv an historischen Personen herumgemäkelt, die dann dem Zeitgeist entsprechend unmöglich werden,und das, obwohl sie im historischen Kontext betrachtet völlig stimmig waren.
Macht natürlich Sinn.
Irgendwann haben wir nur noch cleane Straßennamen, wie Ahornweg, Pappelallee, Buchsbaumstr. ... Karnickelweg ...
Dann sind wir vllt biologisch gebildeter, haben aber unsere Vergangenheit erfolgreich verdrängt.

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, wenn er als Namensträger für ein maritimes Objekt in Frage gestellt wird, wegen einer Handlung, die nicht indes Feld passt, dann halte ich das für eine Verleugnung.

Sorry aber Tirpitz militärische Laufbahn und seine politische gehören nun mal zusammen. Es ist der selbe Mensch und du kannst nicht einfach etwas ausklammern, nur weil es dir nicht passt.
Er war Admiral und auch Mitbegründer der Vaterlandspartei und später Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei . Seine politische Einstellung gehört ebenso zu dem Menschen Tirpitz wie seine militärischen Errungenschaften.


Und ja, wenn ein Bestimmer Name aus der öffentlichen Geschichte verschwindet, dann nützen Geschichtsbücher auch nicht viel. Aber ich glaube, daß ist ein anderes Thema.


Wenn heute jemand die Bevölkerung von Kiel nach Tirpitz befragt, dann können bestimmt viele sagen: Das war ein Admiral.
Aber wer erinnert sich an Tirpitz wenn er als Namensträger im maritimen Bereich verschwindet. Niemand!
Und warum, weil er politisch unkorrekt handelte?

Hast du dich mit der Politik von Tirpitz näher beschäftigt? Zum Beispiel als er als Abgeordneter der DNVP im Reichstag sass und deren Ziele verfolgte?


Politisch unkorrektes Handeln, da fällt mir doch sofort der Franz-Josef Strauß Flughafen?

Darüber kann man sicher auch diskutieren.
 
Irgendwann haben wir nur noch cleane Straßennamen, wie Ahornweg, Pappelallee, Buchsbaumstr. ... Karnickelweg ...
Dann sind wir vllt biologisch gebildeter, haben aber unsere Vergangenheit erfolgreich verdrängt.

Aber auch hier gibt's schon Einschrænkungen: Tiger- oder Leopardstr. unterstuetzt den Militarismus! Was bleibt, ist das Alphabet oder Zahlen, aber eine 5. Strasse in Berlin møchte ich auch nicht haben, ist mir zu Amerika-lastig. In der 666. Strasse møchte vermutl. auch keiner wohnen.

Was hier in der Diskussion zu wenig hinterfragt wurde, ist die Frage nach dem "Warum". Warum wurde dieser oder jener Name damals gewæhlt?

So kann ich Tirpitz gutheissen, wenn dies damals aufgrund seiner Verdienste als Admiral ausgewæhlt wurde. Seine Rolle als spæterer Politiker duerfte dabei keine Rolle gespielt haben.

Gruss, muheijo
 
Sorry aber Tirpitz militärische Laufbahn und seine politische gehören nun mal zusammen. Es ist eben der selbe Mensch und du kannst nicht einfach etwas ausklammern. NUr weil es dir nicht passt.
Er war Admiral und auch Mitbegründer der Vaterlandspartei. Seine politische Einstellung gehört ebenso zu dem Menschen Tirpitz wie seine militärischen Errungenschaften.
Hast du dich mit der Politik von Tirpitz näher beschäftigt? Zum Beispiel als er als Abgeordneter der DNVP im Reichstag sass und deren Ziele verfolgte?

Ursi, ich verstehe dich schon, natürlich ist er als Person für alles Verantwortlich, was er in Lebzeiten fabrizierte. Worauf ich hinaus möchte ist aber die Namensvergabe.
Tirpitz steht hier als Name für einen Militärhafen. Passt doch!

Aber noch interessanter finde ich die Namensliste der Bundeswehrstandorte, in der auch Militärs der Wehrmacht als Namensgeber dienen.
Liste der Bundeswehrstandorte in Deutschland ? Wikipedia

Wo ist dann die Grenze zu ziehen?
 
Ich wuerde es gerne umgekehrt sehen wollen:
Bei einer NEUbenennung gerne die Einbeziehung breiter Kreise.
Bei einer UMbenennung muessten schon schwerwiegende Argumente kommen, die den Namensgeber allgemein untragbar machen. Ansonsten wird eine Umbennenung immer auf Ablehnung oder Desinteresse stossen.

Den Tirpitzhafen wird kaum ein Kieler umbennenen wollen, einen Muenchner interessiert's nicht. Ich finde, es sollte auf breiten Konsens stossen, wenn eine Umbennung stattfindet - bis dahin kann man gerne Aufklærung betreiben: "Weist du eigentlich, nach wem der Damm, auf dem wir gerade nach Sylt fahren, benannt ist?"

Gruss, muheijo

Dein Argumentarium kann ich hinsichtlich der Trennung zwischen Umbenennung und Neubenennung nachvollziehen, aber nicht ganz teilen.

M. :winke:
 
Nach dem Inhalt der Diskussion erscheint mir die neue Biographie zu Tirpitz unbedingt empfehlenswert.

Bei der Bewertung seiner "Leistungen" in der Marine gibt es offenbar eine starke Restbildhaftung veralteter Darstellungen.

Damit sollte sich vielleicht auch mal die Bundesmarine beschäftigen.
 
Nach dem Inhalt der Diskussion erscheint mir die neue Biographie zu Tirpitz unbedingt empfehlenswert.

Bei der Bewertung seiner "Leistungen" in der Marine gibt es offenbar eine starke Restbildhaftung veralteter Darstellungen.

Damit sollte sich vielleicht auch mal die Bundesmarine beschäftigen.

Du meinst, die Tirpitz´chen Erinnerungen, erschienen im Koehlerverlag 1919 sind nicht mehr der aktuelle Stand? :pfeif:

Wer setzt sich mit dem politischen Leben eines Mannes auseinander, der als Admiral der Schaffer der kaiserlichen Marine gilt.
Okay, heute ist eine differenzierte Betrachtung des Zeitabschnittes Kaiserreich wesentlich objektiver, aber der Name wurde vergeben, als Tirpitz nur als Admiral die Erinnerung prägte. Wollen wir mit unseren heutigen Erkenntnissen das gesamte historische Bild revolutionieren und ziehen tradionelle Namen auf Grund von politischer Unkorrektheit aus dem Verkehr, handeln wir genauso subjektiv, wie bei den Namensänderungen im Dritten Reich oder der DDR.

Warum wollen wir die politisch korrekte Ideolgogie umsetzen, anstatt das gesamte historische Bild der Deutschen abbilden zu können. Ich glaube nur wenige europäische Länder machen sich solche Gedanken um eine ggf. saubere Außenwirkung ihrer Geschichte. Vor allem dann nicht, wenn Namen aus einer tradionellen Historie genutzt werden, wie im Fall des Tirpitzhafens, oder hat jemand schoneinmal den Gedanken besessen, Wilhelmshaven umzubenennen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich schlage vor, dass man nun mal eine Stadt bittet, mit gutem Beispiel voranzugehen und wenigstens in der Innenstadt diese antifranzösischen Straßennamen, die den Kolonialismus verherrlichenden, die zum Revisionismus aufrufenden, nach polnischen und russisschen Städten benannten, die an Militaristen erinnernden und vor allem die auf den überlebten alten Adel hinweisenden Straßennamen durch geeignete, politisch korrekte zu ersetzen.

Da sind zum Beispiel in München
:
- Arcis-, Balan-, Barer, Brienner, Gravelotte- und Sedanstr.
- Daressalam-, Tanga-. Waterbergstr, Askaripfad, Kibostr., Von-Erckertstr, und gar –igitt! – Von-Trothastr
- Ostpreußen-., Dirschauer- Hohensalzaer- Rösseler-, Marienburger- Sensburger-, Tilsiterstr., Trakehnerplatz, Stettiner-, Danziger-, Breslauer-Sudetenstr.
- Wrede-, Pappenheim-, Deroy-, Prankh- und Tillystr., Schwere-Reiter-Str., Infanteriestr. (doch nein, das könnte sich ja auf die Bundeswehr beziehen), Lazarettstr. (da stock ich, Lazarett ist vielleicht doch korrekt)
- Dom-Pedrostr., Karlsplatz, Karolinenplatz, Königsplatz, Maximilians-Platz, Max-Joseph-Platz, Adalbert-, Amalien-, Augusten-, Elisen-, Karl-, Ludwig, Luisen-, Otto-, Sophien- und Theresienstr, zum großen Teil gar in der MAXvorstadt gelegen.

Alles nur Beispiele, keinesfalls vollständig in der jeweiligen Kategorie. Köbis, aus deinem Bereich kenne ich in München nur den Graf-Spee-Platz, angesichts der geringen bayerischen Marinepräsenz in höheren Rängen vielleicht verständlich, und Graf Spee darf vielleicht sogar bleiben.

Vielleicht könnte El Quijote hier die Intiative ergreifen. Er könnte sicher der Stadt München als Berater für korrekte Neubenennungen gute Dienste leisten.
 
Du meinst, die Tirpitz´chen Erinnerungen, erschienen im Koehlerverlag 1919 sind nicht mehr der aktuelle Stand? :pfeif:

Tatsächlich fehlte betreffend Tirpitz eine Aufarbeitung in der Literatur, die sich mit seinem Wirken auseinander setzt.

Es gab zuvor nur dieses Pamphlet von Uhle-Wettler, daneben wurden die Tirpitzschen Aktivitäten nur abschnittsweise in Gesamtdarstellungen zur Marinegeschichte angesprochen.

Das Gute an einer solchen Diskussion, das haben oben schon verschiedene Mitglieder betont, liegt dann in der weitere, intensiven Befassung mit seiner Person und seinem Wirken.
 
Das Gute an einer solchen Diskussion, das haben oben schon verschiedene Mitglieder betont, liegt dann in der weitere, intensiven Befassung mit seiner Person und seinem Wirken.

Ja, das ist doch Gut und Richtig. Ich hatte mal was von M. Salewski gelesen, was auch sehr interessant war.

Aber für die Bezeichnung des Hafens m.E. irrelevant, denn hier liegt eindeutig die Gewichtung der Benennung auf die Tätigkeit Tirpitzes als Admiral bzw. im Rahmen seiner maritimen Tätigkeit insgesamt.
 
Ja, das ist doch Gut und Richtig. Ich hatte mal was von M. Salewski gelesen, was auch sehr interessant war.

In einer Aufsatzsammlung zur Marine vermutlich. Ansonsten gab es das dünne Heftchen von Hubatsch zum Admiralstab.

Aber für die Bezeichnung des Hafens m.E. irrelevant, denn hier liegt eindeutig die Gewichtung der Benennung auf die Tätigkeit Tirpitzes als Admiral bzw. im Rahmen seiner maritimen Tätigkeit insgesamt.
Das ist es ja gerade. Tirpitz ist als Kommandierender quasi ein unbeschriebenes Blatt, im Weltkrieg kritisiert, ich würde ihn als "mittelmäßig" zu beschreiben.

Was bleibt, ist dieses: Tirpitz steht mE allein für die Flottenrüstung (nicht für die Flottenführung, aus der er entlassen wurde), was auch zur Benennung des gleichnamigen Schlachtschiffes führte. Ich werde mal die Rede Hitlers zum Tirpitz-Stapellauf herauskramen (1.4.1939), dann wird das deutlich.

P.S. und ganz allgemein: bei einigen Beiträgen hier zum Thema soll nach meinem Eindruck (leider) eine emotional geführte Diskussion, die sicher zugleich streitbar und ernsthaft mit pro und kontra geführt werden kann, nur ins Lächerliche gezogen werden. Ich finde das schade, weil die Aufrichtigkeit von vorgetragenen, und sehr konträren Standpunkten damit in Frage gestellt wird. Es sollte möglich sein, auch mit gegensätzlichen Meinungen tolerant umzugehen. Es würde mich ausdrücklich freuen, wenn mein Eindruck falsch ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
..., nur ins Lächerliche gezogen werden. Ich finde das schade, weil die Aufrichtigkeit von vorgetragenen, und sehr konträren Standpunkten damit in Frage gestellt wird. Es sollte möglich sein, auch mit gegensätzlichen Meinungen tolerant umzugehen. Es würde mich ausdrücklich freuen, wenn mein Eindruck falsch ist.

Es wird wohl daran liegen, dass "die Gegenseite" eine Namensænderung als læcherlich empfindet, daher die vielfach genannten abstrusen Beispiele.

Das Hauptproblem wird sein, dass man eigentlich (fast) immer etwas findet, und die Frage eben ist, wo fængt man an, und wo hørt man auf, Strassen, Hæfen, Plætze, whatever umzubenennen.

Ich habe da eine klare Linie, Namensænderungen sollten nur in ganz wenigen Ausnahmefællen gemacht werden - wenn eben fuer die Allgemeinheit / die Mehrheit der Bevølkerung die Beibehaltung nicht zumutbar ist.
Also, Adolf-Hitler-Strasse: umbenennen, Tirpitzhafen: beibehalten.

Dennoch, und da bin ich mir ganz sicher, respektieren hier alle die jeweils andere Meinung.

Was sicher mal interessant wære, wære eine Stellungnahme des Verteidigungsministeriums dazu. Kann das nicht mal einer der "Tirpitz-Gegner" auf'n Weg bringen? (ernsthaft)
Dann kønnten wir uns mit diesen Argumenten auch einmal auseinandersetzen, vielleicht wissen die auch mehr ueber die Gruende der Namensgebung.
Fuer mich ist immer noch nicht zweifelsfrei geklært ob die Hæfen und Molen nicht tatsæchlich nach den beiden gleichnamigen Schiffen benannt wurden, weil die dort immer festgemacht hatten.

Gruss, muheijo,
der sich freut, in verschiedenen Stædten Napoleon-Strassen gefunden zu haben. Ausser in Deutschland. :)
 
Sorry aber Tirpitz militärische Laufbahn und seine politische gehören nun mal zusammen. (...)
gleich vorab: ein wenig hab ich mich mit Biographie und Laufbahn von Tirpitz beschäftigt, seine politische Rolle nach dem 1. Weltkrieg auch früh in diesem Faden angeprochen / erwähnt.

ein paar Überlegungen:
1.
Es gibt in vielen Bereichen merkwürdige Biographien, Lebenswege und Entscheidungen, die für uns heute nicht nachvollziehbar sind bzw. die uns nicht richtig erscheinen -- ich möchte ein Beispiel erwähnen: die Drehbuchautorin und Schriftstellerin Thea von Harbou. Fritz Langs Kinoklassiker Metropolis kennt man gewiß, von Harbou schrieb das Drehbuch. Als von Harbou das Drehbuch schrieb, war noch "alles in Ordnung" - aber wenige Jahre später war sie eine glühende Anhängerin des Nationalsozialismus. Kaum zu gauben, aber wahr. Sollte man sie aus Vor- bzw. Abspann streichen? Sollte man gar mit Fritz Lang ärgerlich sein, weil er das nicht vorausgesehen hatte? Ist Metropolis nun ein Film mit häßlichem Beigeschmack?
2.
zu Kiel und dem Kriegshafen:
- Kiel wurde im späten 19. Jh. zum Reichskriegshafen, wie auch Wilhelmshafen; etliche Werften, etliche Marinelogistik entstanden in beiden vormaligen Kleinstädten. Kiel wurde zugleich zur Großfestung ausgebaut. 1899 entstand in der Wiker Bucht der heutige "Tirpitzhafen" - - derzeit hat niemand hier Informationen darüber, welchen Namen dieser Hafen von 1899 trug (evtl. ist hierüber beim Kieler Verein Mahnmal Kilian e.V. Information zu bekommen)
- gemäß dem Versailler Vertrag musste Kiel gründlich entfestigt werden, tatsächlich ist von der Reichsfestung Kiel nahezu nichts erhalten.
- dennoch wurde Kiel in den 30er Jahren wieder militarisiert, wieder Kriegshafen. 1936-39 legte man zwei neue Mohlen im Bereich des vormaligen Militärhafens an, eine davon erhielt in dieser Zeit den Namen Tirpitzmohle. Momentan liegen hier auch keine Informationen vor, ob der Hafen selber Tirpitzhafen hieß oder nicht (wahrscheinlich ist es)
- heute heißt der Hafen Tirpitzhafen, weder die Stadt Kiel noch die Bundeswehr bzw. Marine hat ein Problem mit diesem Namen.
3.
wir wissen momentan also nicht, was für eine Namenskontinuität vorliegt - stattdessen wird diskutiert, ob ein heutiger Bundeswehr/Marinehafen so heißen darf oder ob da eine Art schlechter Geschmack vorliegt. Mein Vorschlag wäre, die Geschichte von Kiel zu berücksichtigen und vor einer weiteren moralerbitterten Diskussion abzuwarten, ob man nicht doch herausfindet, von wann dieser Name denn stammt.
 
Fuer mich ist immer noch nicht zweifelsfrei geklært ob die Hæfen und Molen nicht tatsæchlich nach den beiden gleichnamigen Schiffen benannt wurden, weil die dort immer festgemacht hatten.

Es gibt inzwischen eine Eingrenzung 1936/45:
- da die Amerikaner kaum 1946 eine Hafenbenennung durchgeführt haben werden, ist der Name vor 1945 entstanden.
- eine Rückführung auf die beiden Schiffe ist ausgeschlossen, da Stapellauf der "Tirpitz" erst April 1939 gewesen ist.

Der Name ist eine Kreation der Kriegsmarine, deren Führung in den 1930ern bekanntlich von der "Tirpitz-Fraktion" durchsetzt gewesen ist.
 
muheijo, der sich freut, in verschiedenen Stædten Napoleon-Strassen gefunden zu haben. Ausser in Deutschland. :)

Dieser Nachsatz ist doch mal ein richtig schönes Argument.

Napoleon ist ohne Frage umstritten. Die Existenz von Strassen mit seinem Namen in verschiedenen Städten ist ja nicht Jux und Dallerei, sondern beruht sicherlich auf guten Gründen. Und diese Gründe beleuchten nur einen Ausschnitt seines umstrittenen Wirkens, sind aber für die Namensgebung unbestritten. Welchen Grund gäbe es, diese Benennung infrage zu stellen?

Ich denke mal, Kiel kann sich auf genau dieses Argument beziehen.

Grüße
excideuil
 
Es wird wohl daran liegen, dass "die Gegenseite" eine Namensænderung als læcherlich empfindet, daher die vielfach genannten abstrusen Beispiele.

Lächerlichkeit ist eine reichlich schwache Argumentation.

Ich will mal die von Dir zitierte "Gegenseite" stärken:

Tirpitz ist eine belangloser, unauffälliger Admiral in der aktiven Flottenführung gewesen, keiner Aufregung wert. Seine Denkschriften (auch die "IX") strotzen vor Fehleinschätzungen und Langatmigkeiten; Kriegsplanungen wie Venezuela, USA oder Japan waren dem Zeitgeist entsprechend und wurden von jeder Seite vorgenommen, wurden jedoch nicht ernst genommen und blieben auch ohne berichtenswerte Folgen. Seine Dispositionen in der Flottenrüstung war mittelmäßig, seine Durchsetzungskraft gegenüber versponnenen Ideen des Kaisers war begrenzt. Seine Phantasie - zum Beispiel während des aktiven Dienstes in Fernost - war dagegen überdurchschnittlich. Wählte er doch den "idealen" Flottenstützpunkt zwischen Rußland, Japan und Großbritannien als zu besetzende Kolonie, den er kurz zuvor ausgeschlossen hatte. Damit setzte er sich erfolgreich zwischen alle Stühle. Die Kolonie wurde dann ein Millionengrab für den Reichshaushalt, ebenso wie seine Flottenrüstung, die der Armee erfolgreich für 15 Jahre das finanzielle Wasser für ihre ambitionöse Feldzugplanung für den gedachten Ernstfall abgegraben hat. Im Juli 1914 und zuvor bei der Haldane Mission 1912 erwies sich seine Vision - Flottenrüstung zwingt Großbritannien an die Seite des Reichs - als totaler Flop, obwohl er sie in Art einer tibetanischen Gebetsmühle 20 Jahre vorgetragen hatte. 1914, 1915 und 1916 versagten dann seine Hoplitenschiffe gegen die Seemacht Nr. 1, und zogen sich bei Kontakt jeweils in den (befestigten =) ) Hafen zurück.

Wie oben zu lesen war, haben sich einige Mitglieder eingehend mit der Biographie von Tirpitz beschäftigt, können das also bestätigen.

Die Bundesmarine hat demnach unreflektiert mit der Hafenbenennung die Kriegsmarine-Tradition einer Fehlbesetzung fortgeführt, die zufällig in die Zeit der Aufrüstung passte?

Dann sollte man die Hafenbenennung konservieren. Immerhin beweist das Humor, der uns so häufig abgesprochen wird. Über die Zeit nach 1919, in der der offenbar auch frustrierte Namensgeber den Weltkrieg immerhin noch auf dem Papier zu gewinnen trachtete, braucht man sich nicht weiter zu unterhalten.
 
Zurück
Oben