Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.
Da sind zunächst die doppelten Namen der Trojaner, z.B. Paris/Alexander.
Dann sind auch Troja und Ilios/Ilion eigentlich nicht identisch. Aber: Dazu kämen dann noch Pergamos und Dardania als weitere Namen. Die Gleichsetzung der Ilier mit den Teukrern und Dardanern ist dann endgültig eine Erinnerung an die komplizierten Ethnischen Vehältnisse Kleinasiens und somit ganz sicher die Kombination dunkler Erinnerung, bzw. von Versatzstücken. Doch: Wenn wir die Herrschersippe als die eigentlichen Ilier, bzw. Wiluser betrachten, die über eine Ethnie herrschten, der sie nicht angehören, hebt sich ein Doppelname als möglicher Anlass der Verwirrung hervor. Somit ist diese Frage nicht so einfach einzuordnen wie auf den ersten Blick. (Troer als Volk und Troas als Landschaft und Ilios als Stadt ist nicht überzeugend, da die Sagen von Tros und Ilos offensichtlich die Namen erklären sollen.)
Dabei beziehe ich mich natürlich nur auf die Paarung Troja/Ilion auf der einen und Tarwischa/Wilusa auf der anderen Seite.
Denn natürlich überliefern Sagen immer nur Versatzstücke. Hierzu ist allerdings die interessante Frage, inwieweit wir es hier mit einem System analog der Eddischen Dichtung, wie Sturluson sie sich vorstellte, zu tun haben. Ein Vorrat an Geschichten wie z.B. in den kyklischen Epen beschrieben, ein Vorrat an Stilmitteln und ein Vorrat an Textbausteinen, die auch der Memorierung dienen.
Auch dies wären ja Versatzstücke. (Als Beispiel: Wie oft wird nochmal in der Eddischen Dichtung von der Kraft des Lauchs gesprochen?)
Und natürlich könnte gesagt werden, dass Homer das ganze in der Sagenzeit spielen lässt. Es ist erstaunlich, was an richtigen Informationen enthalten ist. Und zum Teil spiegelt die Ilias die Verhältnisse der Dunklen Zeit und die Verhältnisse der Zeit Homers wieder. Damit ist es aber kein anachronistisches Konstrukt, sondern die Vorstellung Homers von der mythischen Vergangenheit, in der sich Elemente der Vergangenheit, der Gegenwart, des Mythos und der Vorstellungskraft verbunden haben. Sagen als anachronistische Konstrukte zu betrachten ist eine chauvinistische Art und Weise mit der Verarbeitung von Vergangenheit durch Kulturen umzugehen, die diese Dinge durch den Mythos verarbeiten, die schon lange als falsch erkannt ist. Ich nehme an Hajnal wendet sich hier nur gegen Tendenzen Sagen als Geschichtsschreibung zu betrachten. (Denken wir bezüglich der Ilias an die Brüder Wolf, die bei der Datierung des Trojanischen Kriegs die Odyssee als Quelle benutzten. An der Sternenkonstellation bei der Rückkehr des Odysseus mag wenig zu rütteln sein, aber die Rechnung anhand des Reisewegs des Odysseus ist eigentlich schon Realsatire.)
(Das ist ganz unabhängig davon gemeint, ob Homer ein Dichter war, eine Gruppe oder ein Redaktor.)
Wie sollten wir auch die Sage entwirren? Schließlich soll schon Herakles Troja erobert haben, was bei der Fixierung auf die Ilias meist beiseite geschoben wird.
Wie ich immer sage: Wir können in aller Regel nur die Einzelheiten einer Sage in der Vergangenheit und Realität verorten, von denen wir schon ohne die Sage wissen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
(Und ich habe noch nicht von der Unterscheidung Sage - Literarisches Werk geschrieben. Homer wurde ja später aus verschiedenen Versionen rekonstruiert. Und auch die ursprüngliche Version hätte nicht für sich in Anspruch nehmen können die 'korrekte und ursprüngliche' Version zu sein. Beim Nibelungenlied ist es ähnlich. Die Sage ist älter und dennoch wird immer wieder der Ursprung im 13. Jh. gesucht. Nur das Sondergut des Nibelungenlieds könnte man dort suchen, wenn man dieses denn sicher identifizieren könnte. Ohne Kenntnis der in Süddeutschland kursierenden Versionen muss das jedoch weitgehend Spekulation bleiben. Und wieviel schwieriger haben wir es da bei der Ilias, wo wir schon froh sind, dass Herodot eine andere Version erwähnt. Was und wie wollen wir da als historisch gelten lassen, dass wir nicht schon aus anderen Quellen kennen? Das Helena eigentlich ein Götterbild war, mag eine naheliegende Vermutung sein, die aber kaum beweisbar ist. Und dabei wissen wir, dass sie schon in mykenischer Zeit als Vegetationsgöttin verehrt wurde und Athen die Herkunft des Palladions (ein Götterbild der Athene, das Odysseus mit Helenas Hilfe aus Troja mopste und das nach Athen gelangt sein soll) mit der Sage recht sicher beschönigte.)