Übergang von der Antike zum Mittelalter

Beim Recherchieren bin ich heute auf dieses Buch gestoßen, das es noch nicht auf Deutsch gibt: Escape from Rome: The Failure of Empire and the Road to Prosperity – von Walter Scheidel.

Er vertritt darin die These, dass der Zusammenbruch des Römischen Reiches das beste war, was Europa passieren konnte. Es ist zwar wenig wahrscheinlich, dass jemand hier das Buch schon gelesen hat, aber vielleicht kennt jemand den Autor von seinen anderen Büchern – er scheint ja richtig produktiver Bursche zu sein.
 
"Dabei versuche ich eine Epochenabgrenzung anhand der politischen Ebene der beiden Epochen zu machen"

Der politische, eo ipso religionspolitische Umbruch geschah durch das Verschwinden Epikurs im allgemeinen Chaos.

Durch die ausgestorbene Opposition wurde der Streit um die "Unsterblichkeit" hinfällig.

Die konkurrenzlose Annahme einer unsterblichen Seele kennzeichnet den politischen Umbruch ins Mittelalter.

Mit all den bizarren Auswirkungen, das politisch Engagierte nicht mehr den Cursus honorum in Angriff nahmen oder dessen Relikte, sondern zwischen Jerusalem und Santiago di Compostela hin und her pilgerten. Die Jakobsmuschel am Hut signalisierte "ich habe mich möglicherweise gerettet" und damit politische Kompetenz. Hielt man sich in diessen Nähe auf und applaudierte seinen Ansichten, war man vielleicht auch ein bisschen gerettet. Paradigmenwechsel von "Verwaltung das Allgemeinwohls" zu "Seelenrettung möglichst vieler Köpfe".

Einer bizarren Logik folgend, sorgte die Wiederentdeckung von Epikur, Lukrez & Co. darum für den nächsten politischen Umbruch in die Renaissance. Die verschwundene Oppostition war wieder da.
 
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Teile des "cursus honorum" verloren bereits in der Kaiserzeit massiv an Attraktivität, insbesondere die Praetur, weil sie politisch weitgehend bedeutungslos wurde, von Praetoren aber die Ausrichtung prächtiger Spiele erwartet wurde, was für sie eine enorme finanzielle Belastung darstellte. (Das galt in der Spätantike auch für ein Engagement auf lokaler Ebene, weil Decurionen mit ihrem Privatvermögen für Steuerausfälle hafteten.) Das Konsulat hingegen blieb auch in der Spätantike als Auszeichnung begehrt.

Im Übrigen war die Vorstellung einer unsterblichen Seele auch in der Antike der Standard. Die "klassische" griechische Religion sah ein Weiterleben im Hades (eventuell mit Bestrafung im Tartaros oder Freuden im Elysion) vor. Der Epikureismos war nie eine allgemein herrschende Strömung.
Umgekehrt verschwand das Christentum mit seiner Seelenvorstellung nicht mit der Renaissance.
 
Im Übrigen war die Vorstellung einer unsterblichen Seele auch in der Antike der Standard. Die "klassische" griechische Religion sah ein Weiterleben im Hades (eventuell mit Bestrafung im Tartaros oder Freuden im Elysion) vor.
Das kam allerdings erst ab der Klassik flächendeckend auf. Zwar unterschiedlich schnell, aber gerade im archaischen Athen beispielsweise spielte ein Jenseits überhaupt keine Rolle.
 
Was wissen wir denn schon über das archaische Athen? Bei Homer jedenfalls gibt es die Unterwelt bereits.
 
Bei Homer gibt es eine gewisse Vorstellung davon, ja, wenn auch recht grob. In der vermutlich späteren Odyssee ähnelt sie der "klassischen" Vorstellung in gewissen Punkten sehr. Ich sagte auch "flächendeckend", natürlich trat all das nicht in der Klassik zum ersten Mal auf.
Das Wissen zum archaischen Athen ist in der Tat beschränkt, es gibt nicht viel Literatur, aber die Archäologie hat so einiges zu Tage gefördert. Jedenfalls muss man da nochmal unterscheiden. Zum einen gab es nun mal nicht "die" einheitliche, "griechische Religion", Entwicklungen geschahen in verschiedenen Poleis (wenn überhaupt in allen) in unterschiedlichem Tempo. Zum anderen ist es eine Sache, ob (detaillierte) Jenseitsvorstellungen existierten, eine ganz andere aber, ob sie überhaupt eine Rolle spielten - das taten sie nämlich in Athen erst wirklich ab dem Peloponnesischen Krieg. Es ist sehr interessant, sich den archäologischen Befund am Kerameikos genau anzuschauen in Verbindung mit sozialen und politischen Veränderungen.
Nachdem die Grabungen am Kerameikos nach wie vor jährlich laufen, mache ich vielleicht mal dazu ein eigenes Thema auf, weil wir hier jetzt schon deutlich vom Ende der Antike abkommen.
 
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Bergbau. Eisen war selten, wurde daher sehr wertvoll, für die Praxis sogar wertvoller als Gold, wie eine Legende zu Ludwig dem Deutschen zeigt (wohlgemerkt: eine Legende!). Um an Eisen zu kommen, wurden bspw. römische Bauwerke wegen der dort steckenden Klammern zerstört.

Darf ich darauf hinweisen, daß zur Verklammerung von Großstein- und Quaderarchitektur Bronzeklammern die Norm waren.
 
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