1944 brauchte man an der Heimatfront unbedingt Erfolgsmeldungen.
Wobei nun die Frage ist, ob erzwungene Massenmeldungen eine tolle Erfolgsmeldung ergeben.
Wenn man den ZEIT-Links glauben darf, dann hat die Parteiführung grundsätzlich immer noch streng darauf geachtet, daß jeder Eintritt auch aufgrund einer echten Meldung mit Unterschrift etc. erfolgte.
Einige Funktionäre haben offenbar versucht, daß mit Sammellisten zu unterlaufen. Ob ihnen das gelungen ist, bleibt unklar - eine Massenerscheinung werden solche Mogeleien aber nicht gewesen sein.
Ich kann mir nicht vorstellen das ein ganzer Jahrgang kollektiv Gedächtnisschwund hätte
Sicher nicht.
Aber wenn ein Experte wie Buddrus sagt, er hätte 40 000 dieser Fälle untersucht, und eine Aufnahme wäre immer nur mit Antrag und Unterschrift möglich gewesen - dann kann es natürlich sein, daß nur die Promis hier "Gedächtnisschwund" haben.
Wobei mir die ZEIT-Artikel schon glaubwürdig erscheinen - vielleicht hat es diese Fälle schon häufiger gegeben, als Buddrus sich das vorstellen kann. Aber auf jeden Fall hat das wohl nicht den ganzen Jahrgang betroffen.
Mitgliedsbestätigungen und somit auch Unterschriften der Auserwählten auf Mitgliedsbescheinigungen gab es 1944/45 sicherlich kaum noch.
Das ist jetzt ein anderer Aspekt.
Den Betroffenen über die Aufnahme zu informieren, dazu braucht man seine Unterschrift nicht mehr.
Und wenn, dann waren es eben die jugendlichen Jahrgänge, mit denen man nach 11-12 Jahren bildungsoffensivischem Diktatur-Niveau eh machen konnte was man wollte.
Volle Zustimmung.
Wobei das halt in der tagespolitischen Auseinandersetzung sehr unterschiedlich gehandhabt wird.
Als z. B. Joschka Fischer im auswärtigen Amt Vergangenheitsbewältigung bei den Nachrufen anordnete war es ein großes Thema, daß auch Genscher "Nazi" gewesen sei.
Und das Trara um angeblich verschwiegene NSDAP-Mitgliedschaften nach 65 Jahren erscheint mir eher eine journalistische Sommerloch-Kampagne zu sein.
Deutliches Sommerloch - ja.
Wobei: Gerade weil es eigentlich gar nicht wirklich kritikwürdig sein kann, wenn ein Jugendlicher so eine Mitgliedschaft eingeht - gerade deshalb ist es schon eine Nachfrage wert, warum man das verschweigt (wenn es so war, ist ja in den aktuellen Fällen noch unklar).
Interessant da das Beispiel mit Peter Wapnewski:
"Der Gründungsrektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin rechtfertigte sich 2003 mit dem Hinweis, er habe seine NSDAP-Mitgliedschaft „vergessen“. Er räumte ein, dass es „unendlich einfacher gewesen wäre“ für ihn, wenn er 20 Jahre früher gesagt hätte: „Ja, wir waren Parteigenossen, es war dumm.“"