USA als Freiheitskämpfer gegen Kommunismus?

Im Kalten Krieg haben sich beide Seiten eben nicht der gleichen Methoden bedient. Die Unterstützung terroristischer Gruppen in Westeuropa durch östliche Geheimdienste ist eine seit langem bekannte Tatsache, wobei nicht nur die Stasi RAF-Terroristen in Ostdeutschland ausbildete, ihnen später dort eine neue Identität beschaffte usw. Der tschechische Geheimdienst "kümmerte" sich intensiv um italienische Terrorbanden, in Der damaligen Tschechoslowakei wurde Semtex H entwickelt, getestet und über Libyen dirket an diverse Terrorgruppen wie die IRA usw. geliefert.
Osteuropäische Dissidenten wurden z.T. auf offener Straße ermordet, berüchtigt sind die Regenschirmmorde in London.
So etwas hat es von westlicher Seite aus nicht gegeben.
Östliche Geheimdienste schreckten auch nicht vor Morden an Sportlern zurück, deren einziges Verbrechen es war, sich aus dem Arbeiter- und Bauernparadies in den Westen abgesetzt zu haben. Schon mal was von Lutz Eigendorf gehört? Der wurde auf direkten Befehl Mielkes in Braunschweig ermordet.
Also: bei der Auswahl der methoden und der Verbündeten gab es einen gewaltigen Unterschied zwischen Ost und West. Und ich bin richtig froh, daß der Westen den Kalten Krieg gewonnen hat (sonst könnten wir hier alle nicht so fröhlich diskutieren).

Kennst du das Pressefoto des Jahres 1968? Es zeigt einen Südvietnamesischen Polizeioffizier der einen Viet Cong auf offener Straße ohne vorherige Verhandlung hinrichtet. Ein toller Alliierter für den Westen, findest du nicht auch?

Sagt die die Vergasung der Kurden durch Saddam Hussein etwas? Da störten sich die westlichen Staaten in den 80ern nicht sonderlich dran, weil Saddam in der Zeit noch ein Alliierter war.
 
Natürlich kenne ich das besagte Foto, aber ich kenne auch den Hintergrunad dazu: Das zitierte Pressefoto ist ein geradezu klassisches Beispiel für die Macht der Medien, ein Colonel Loan erschießt einen Vietkong. Das Bild ist sehr bekannt, Eddie Adams war es gemacht.
Er selbst (Adams) hat später folgendes recherchiert (das ist z.T. nachzulesen bei Winfried Scharlau: Vier Drachen am Mekong): eine Gruppe von Vietkong-Terroristen (ich nenne sie bewußt so) hatte das Haus eines südvietnamesischen Polizisten gestürmt und ihn, seine Frau und seine kleinen Kinder ermordet. Nach einem längeren Feuergefecht eroberte die südvietnamesische Militärpolizei das Gebäude zurück und konnted en Täter gefangennehmen und die Leichen der Opfer bergen. Die Kinder waren übrigens die Patenkinder Loans, der dann den Vietkong erschoss. So bekommt die ganze Sache doch eine ganz andere Wendung. Eddie Adams hat später darunter gelitten, daß er mit seinem Foto einen Kindermörder in der Rolle eines bemittleidenswerten Wehrlsoen porträtiert hat.
Übrigens Saddam Hussein: der war ein Protegee der Sowjetunion, genoß zeitweise auch im Westen einige Unterstützung, das soll nicht verschwiegen werden, wobei aber Frankreich eine unrühmliche Rolle spielte. 90% des Waffenbestandes Saddam Husseins waren östlicher Provenienz.
 
Ermahnung der Moderation

Hallo Gunny,
Deine Darstellungen enthalten in hohem Maße politische Bekenntnisse, die in dieser Intensität nicht erwünscht sind, da sie nicht den Regeln des GF entsprechen.

Wir möchten Dich bitten, in Zukunft sachlicher zu argumentieren und Behauptungen mit Quellenhinweisen zu belegen.

Hier kannst du die Forenregeln nachlesen:

http://www.geschichtsforum.de/regeln.php
 
Kennst du das Pressefoto des Jahres 1968? Es zeigt einen Südvietnamesischen Polizeioffizier der einen Viet Cong auf offener Straße ohne vorherige Verhandlung hinrichtet. Ein toller Alliierter für den Westen, findest du nicht auch?

Sagt die die Vergasung der Kurden durch Saddam Hussein etwas? Da störten sich die westlichen Staaten in den 80ern nicht sonderlich dran, weil Saddam in der Zeit noch ein Alliierter war.

Hier wäre etwas mehr Tiefgang angebracht. Beide Aussagen sind musterfällig für die Politisierung von Ereignissen. Irak ist schillernd, von Frankreich über Russland bis hin zur Unterstützung als Gegenpol zum Iran. Die Wirkung des Fotos/Verbrechens liegt ebenfalls klar, und trägt außer der Schockwirkung nichts zur Beurteilung der Hintergründe des Ost-West-Konfliktes bei.
 
Zum Pressefoto:

Auch sollte man den Hintergrund nicht ganz ausblenden. Die Aufnahme wurde während der sogenannten Tet-Offensive geschossen, also während im Süden die Partisanen des Vietkong überall mit ihren Kommandos in Erscheinung traten. Die Amerikaner unter Westmoreland waren reichlich überrascht, setzten sich aber schießlich mit ihren Gegenoffensive gegen die Zitadelle von Hué durch. Dort haben die Amerikaner schließlich Massengräber von Zivilisten gefunden. Sie waren den ietkon zu Opfer gefallen. Umgekehrt wurde mit dem Vietkong ebenfalls kurzer Prozess gemacht und häufig an Ort und Stelle erschossen. Eine Folge war, das sich nun in den USA der Widerstand gegen den Krieg begann zu regen, vorallem an den Universitäten der Westküste. Dieser Widerstand griff schließlich auch auf Westeuropa über. Ich höre heute noch die wenig niveauvollen Gesänge eines Dutschke "Ho, Ho, Ho Tschi Minh. " Wußte der Herr eigentlich was er da von sich gab. Johnson hat schließlich entnervt das handtuch geworfen und Nixon trat das undankbare Erbe an und wurde für Sachen verantwortlich gemacht, die er nicht zu vertreten hatte.
 
Okay, zu den Quellenangaben:
empfehlenswert ist natürlich immer die lektüre von
Winfried Scharlau: Vier Drachen am Mekong
Peter Scholl-Latour: Tod im Reisfeld
ebenfalls nützlich
Hartmut Schauer: Soldaten aus dem Dunkel
(in englischer Sprache) Harold Moore und Joseph Galloway: We were Soldiers once
wenn es um den Charakter des Viet Minh bzw. des nordvietnamesischen Rgimes in der zeit vor der amerikanischen Intervention geht, sollte man einen Blick werfen in
Stephane Courtois (u.a.): das Schwarzbuch des Kommunismus, die erweiterete Studienausgabe erschien 2000 in München und Zürich.
Auf das vierte Kapitel dieses Werkes berufe ich mich jetzt als Hauptquelle (geschrieben hat das übrigens Pierre Rigoulot, den Abschnitt über Vietnam Jean-Louis Margolin):
Der Viet Minh wurde 1930 als KPIC gegründet, der ertse Strafprozess richtet sich gegen Parteimitglieder, die eine anderes parteimitglied ermordet hatte (er hatte eine intime Beziehung zu einer Genossin aufgenommen). Ab 1931 starte die relativ kleine partei (nur 5000 Mitglieder) eine Mordkampagne, der hunderte Großgrundbesitzer, Beamte, und Mandarine zum Opfer fallen, mitnichten alles Franzosen.
Nach der Kapitulation der Japaner und bevor die Truppen der Alliierten eintrafen (Kuomintang im Norden, Briten und Franzosen im Süden), wurde eine regelrechte Hetzjagd auf politische Gegner in Gang gesetzt, deren prominenteste Opfer waren:
- Bui Quang Chieu (der Vietnam eine bürgerlich-demokratische Verfassung geben
wollte)
- Huynh Phu So (Gründer der Hoa Hao Sekte)
- Pham Quynh (bekannter Literat).
Wenig später begann in stalinistischer Manier die Jagd auf sog. "Trotzkisten", es wurden in von Viet Minh beherrschten Zonen "Komitees zur Eliminierung von Verrätern" gegründet. 400 bis 500 Trotzkisten wurden in Schauprozessen verurteilt.
Vion den 20000 französichen Kriegsgefangenen kamen in Viet Minh Lagern 11.000 ums leben.
Ab 1953 wurde in von den Kommunisten beherrschten Räumen die Agrarreform durchgeführt, die bis 1956 von dem "Bitternisprozess" begleitet war: es galt eine staalich verordnetet Quote von 4-5 % der Bevölkerung abzuurteilen. Die Opfer wurden meist willkürlich herausgepickt, es erfolgte immer die Beschlagnahme der Besitztümer, dann Inhaftierung oder Hinrichtung. Auch Familienmitgleider wurden oft zu langjährigen Haftstrafen verurteilt mit der offiziellen Begründung des Verwandtschaftsgrades.
Die Zahl der Exekutionen auf dem flachen Land betrug mindestens 50.000. Wer angesichts dieser Fakten zu der Überzeugung kommt, dass das nordvietnamesische Regime besser gewesen sei, als Diems Regime im Süden, dem kann ich (mit Verlaub) nicht folgen.
Die Offensive der Vietkong bei Hue im Rahmen der schon angesprochenen Tet-Offensive bestätigte 1968 das nochmal: in den wenigen Wochen, die Vietkong und Nordvietnamesen die Stadt hielten, ermordeten (ohne Kampfhandlungen) sie mindestens 3000 Menschen: alle Beamten, Priester, auch einige französische Geistliche und einige deutsche Ärzte. Einige wurden lebendig begraben (Courtois, S. 636 - 637).
500.000 bis 1.000.000 Menschen verschwanden ab 1975 in Umerziehungslagern, einige wurden erst 1986 freigelassen, viele überlebten es nicht.
Linke Gegner des Südvietnamesischen Regimes haben die Inhaftierung von 200.000 Menschen angeprangert, vermutlich waren es weit weniger. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Übrigens: Courtois analysiert auch das Castro-Regime auf Kuba (Kapitel von Pascal Fontaine): vom Augenblick der Machtergreifung Castros am 8. Januar 1959 war havanna Schauplatz von Massenhinrichtungen. Ein Batista-Anhänger, Jesus Sosa Blanco, wurde im Sportpalast von einer johlenden Menge, die wie im römischen Kolosseum den daumen nach unten hält, zum Tode verurteilt und erschossen usw. usw.
Auch hier ist die These, das Castro-Regme sei besser gewesen als das Batista-Regime, einfach unhaltbar.
Zur vertiefenden Lektüre: Robert L. Scheina: Latin America´s Wars, Band II.
 
Ich fühle mich aktuell etwas Missverstanden, aber gut, meine Argumentation war nicht unbedingt umfassend, dass gebe ich gerne zu.

Mir sind die grausamen Verbrechen, die von "Kommunistischen" Regimen auf der ganzen Welt begangen wurden durchaus ein Begriff. Das Pressefoto sollte selbstverständlich provozieren und keineswegs zur Klärung beitragen.

Kommen wir aber mal zu einer vernünftigen Argumentationsführung meinerseits:

Es geht mir bei diesem Thema keineswegs um die Verbrechen der Kommunistischen Regime, die können wir gerne in einem eigenen Thema abhandeln, es geht mir hier lediglich um die diskrepanz zwischen Werten des Westens und US-Amerikanischer Außenpolitik zur Zeit des Kalten Krieges und teilweise darüber hinaus.

Diese lässt sich beim Beispiel Vietnam relativ einfach belegen. Anstatt die vereinbarten Wahlen durchführen zu lassen setzt man seine Unterstützung auf einen Diktator. Die USA unterstützen ihn sogar so lange bis die Verluste für die eigenen Truppen zu groß werden, ziehen also keinesfalls zurück, obwohl das Regime in Südvietnam immer aggressiver und brutaler wird, sicherlich korrospondierend mit dem intensiver werdenden Konflikt. Ich bin aber bereit meine Aussage, dass das südvietnamesische Regime schlimmer war als das Nordvietnmaesische zurückzuziehen. Dort bin ich scheinbar auf einen prokommunistischen Autor hereingefallen. Meine Quelle war Jonathan Neale (Der Amerikanische Krieg), ein US-amerikanischer Friedensaktivist aus eben jener Zeit.Du kannst aber in keinem Fall leugnen, dass die USA mit der Unterstützung Südvietnams vorhatten der Bevölkerung Freiheit und Demokratie zu bringen, sondern lediglich Rollback betrieben haben und das umfallen ganz Südostasiens im Sine der Domino-Theorie verhindern wollten.

Zum Batista-Regime habe ich nie behauptet, dass es schlimmer war als das Castro-regime, ich habe nur gesagt, dass es ebenfalls eine Diktatur war, die sich ebenfalls mit den Werten die die USA vertrat nicht besonders viel anfangen konnte. Gleiches galt für Trujillo, Chiang Kai-sheck, Mubarak...
 
Na ja, die Domino-Theorie besagt doch, dass beim Umfallen eines Staates Nachbarstaaten gleich mit in den Strudel gerissen werden. das war doch bei Laos und bei Kambodscha der Fall, deren Lebensverhältnisse doch recht passabel waren unter den monarchisch/autokratischen Reierungen. Erst mit dem Auftauchen und dann der Machtergreifung der Kommunisten (Pathet Lao im Laos unterstützt durch Nordvietnam, Khmer Rouge in Kambodscha unterstützt durch VR China) begann dort (vor allem doch in Kambodscha) der Schrecken.
 
@Gunny: ...deren Lebensverhältnisse doch recht passabel waren unter den monarchisch/autokratischen Reierungen. Erst mit dem Auftauchen und dann der Machtergreifung der Kommunisten (Pathet Lao im Laos unterstützt durch Nordvietnam, Khmer Rouge in Kambodscha unterstützt durch VR China) begann dort (vor allem doch in Kambodscha) der Schrecken
Fein. Alle in ihren Pfahldörfern und Analphabeten sowie brave Untertanen. Die perfekte Idylle.
 
Zum Batista-Regime habe ich nie behauptet, dass es schlimmer war als das Castro-regime, ich habe nur gesagt, dass es ebenfalls eine Diktatur war, die sich ebenfalls mit den Werten die die USA vertrat nicht besonders viel anfangen konnte. Gleiches galt für Trujillo, Chiang Kai-sheck, Mubarak...

Das ist eigentlich das Grundproblem der USA bei domino und rollback, man konnte sich seine Verbündeten nicht aussuchen, ebenso wie die Lokalitäten. Von daher paktierte oder bündelte mit dem, was da war, anti dominierte pro.

Im weiten Sinne - nur mit umgekehrten Vorzeichen - ist das die Situation der Antihitlerkoalition mit dem Partner und Massenmörder Stalin.
 
Im weiten Sinne - nur mit umgekehrten Vorzeichen - ist das die Situation der Antihitlerkoalition mit dem Partner und Massenmörder Stalin.


Was Churchill angeblich* zur Aussage veranlasst hat "Wir haben das falsche Schwein geschlachtet". Wohingegen Roosevelt bis zuletzt Stalin geradezu angehimmelt hat ("Uncle Joe").


*) Das Zitat ist interessanterweise nirgends belegt. Angeblich hat WC es 1952 in einer US-Universität gesagt.
 
@Gunny: Das beliebige Anführen von irgendwelchen Büchern ist keine Quellenangabe! Auf welchen Seiten sind die zahlreichen Behauptungen zu finden, die Du hier in die Welt setzt?

Zudem darf man von Dir erwarten, dass Du Standardwerken zu diesem Themenkreis ebenfalls einen gewissen „Respekt“ erweist, da Du diese Informationen noch nicht mal zur Kenntis nimmst.

Von Dir werden zudem sehr weitreichende und teilweise widersprüchliche Aussagen formuliert, die einer Nachprüfung standhalten sollten. Deswegen der Verweis auf die Notwendigkeit einer quellenorientierten Darstellung Deiner Thesen und wilden Spekulationen. Zudem werden sehr kontäre Quellen wie das "Schwarzbuch des Kommunismus" angeführt, vgl dazu beispielsweise die Bewertung von H. Mommsen.

http://www.infopartisan.net/trend/trd7898/t527898.html

Zudem ist es leicht dubios, im Rahmen eines Krieges und noch zusätzlich im Rahmen eines Bürgerkrieges, einseitig die Aktionen der Viet Minh aufzuführen und sie negativ zu kommentieren, ohne dem Verhalten der Franzosen, der Süd-Vietnamesen und der Amerikaner dem notwendige Aufmerksamkeit zu widmen.

Politik ist Interaktion und jeder politische Akteur, sofern er nicht kompletter Autist ist, richtet seine Handlungen an den antizipierten Reaktionen seiner Kontrahenten aus (z.B. Press: Calculating Credibility. How Leaders asses Military Threats. 2007).

Fassen wir also den allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnisstand, im deutlichen Kontrast zu Der Position von Gunny zusammen:

„Wie keine andere politische Gruppierung verstanden es die Kommunisten, ökonomische und soziale Problemlösungen anzubieten. Sicherheit und soziale Gleichheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit waren Elemente einer Politik, die die Viet Minh in den vierziger und fünfziger Jahren die mehrheitliche Zustimmung der vietnamesischen Bevölkerung sicherten und der NFL bis weit in die sechziger Jahre hinein die Sympathie der ländlichen Bevölkerung einbrachten“ (Frey: Geschichte des Vietnamkrieges, 1998, S. 224.)

Die Ursache der Zustimmung liegtzudem in dem kolonial geprägten Feudalsystem Vietnams. Die Wurzeln für die massenhafte Zustimmung zu den Viet Minh liegen ca. in den Jahren 1943/44 als das Land unter einer extremen Hungersnot zu leiden hatte und ca. 2 Millionen Vietnamesen das Leben kostete. „Hunderttausende verarmter und hungernder Vietnamesen stießen in dieser Zeitz zu den Viet Minh“ (ebd. S. 16).

Dieses Potential hat die Rekrutierungsbasis geboten, damit die Viet Minh überhautp in der Lage waren, den Kampf gegen die Kolonialmacht Frankreich zu organisieren. Ein Guerillakrieg ist im Gegensatz zu einem Coupe d´Etat mehrheit durch die Bevölkerung getragen und setzt ihre aktive Zustimmung zu den Zielen der Befreiungsbewegung voraus.

Sofern diese Voraussetzung nicht vorliegt, bricht ein Guerillakrieg in sich zusammen, wie Che Guevara es passiert ist.

Ausgangspunkt für den Einstieg in den eigentlichen Vietnamkrieg ist dann vermutlich die Bombardierung von Haiphong durch die Franzosen, bei der ca. 6000 Vietnamesen ums Leben kamen und zu der Militarisierung des Konflikts führten (ebd. S. 20). Eine dynamisierende Rolle des Konflikts wird von Frey primär den Franzosen zugesprochen!

Silesia hat bereits das Problem der USA angesprochen, im Zuge des Kalten Krieges seine „Moralische Unschuld“ verloren zu haben, die es noch bis zum 2. WW für sich beanspruchen konnte und als nationaler Konsens weitgehend vorhanden war.

Einen ersten Riss erlitt diese Einstellung während des Korea-Krieges und führte zu einer noch radikaleren Kritik an den moralischen Grundlagen des Vietnam-Krieges. Der lediglich machtpolitischen Werten, aber nicht mehr moralischen Werten geschuldet war.

Exkurs: Das ist einer der Gründe, warum beispielsweise konservative Theoretiker (beispielsweise Huntington: Kampf der Kulturen 1997 und Harrison & Huntington: Streit um Werte, 2000) den Diskurs über die wertebasierte Erneuerung der US-amerikanischen Gesellschaft in den Vordergrund gerückt haben. Die Säkularisierung der klassischen amerikanischen Werte im Trend zu stoppen und umzukehren.

Prominenteste Kritiker waren Renfield, der die Argumentation von Lippmann pointierte, und sinngemäß formulierte, dass „die beiden Kontrahenten [Nord- und Südvietnam] im Vietnamkrieg …moralisch gleichwertig“ seien, „ und deshalb sei dieser Krieg sinnlos“ (Kissinger: Die Vernunft der Nationen, 1994, S. 733).

Vor diesem Hintergrund erscheint es geradezu lächerlich, die Schlachten des Kalten Krieges, unter undifferenzierter und pauschaler Hinzuziehung von Literatur aus dieser Zeit, erneut zu schlagen und dem Westen den Lorbeerkranz aufsetzen zu wollen.

Eine derartige affirmative Sichtweise, wie die von "Gunny" ist gut für die Propaganda, hat aber absolut nichts mit einer differenzierten Analyse zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wohingegen Roosevelt bis zuletzt Stalin geradezu angehimmelt hat ("Uncle Joe")..

Das Problem von FDR war die Frage, wie eine stabile Nachkriegsordnung geschaffen werden sollte.

Als Folie für seine Befürchtungen dienten die Erfahrungen des WW1. Zum einen mußte eine Neuordnung erfolgen und zum anderen mußte eine Stabilität in den einzelnen Regionen erzielt werden.

Dieses umso mehr, um den Aufbau zu ermöglichen und genau das zu erreichen, wofür die USA auch gekämpft haben, einen offenen Welthandel und die USA als Lieferant für die weltweite Rekonstruktion nach dem WW2 zu positionieren. Als wirtschaftliches Arsenal für den Wiederaufbau.

Aus diesem Grund benötigte FDR regionale Schutzmächte bzw. die "Vier Weltpolizisten", die die notwendige politische Ruhe durch militärische Hegemonie garantieren sollten.

Das war pragmatische Realpolitik und hatte absolut nicht mit "anhimmeln" zu tun. Unabhängikeit davon, wäre er am Leben gelbieben, hätte er vermutlich, ähnlich wie dann Truman, eine Kurskorrektur in der US-Außenpolitik zur UdSSR in der Nachkriegszeit eingeleitet.
 
@ thanepower
Einen kleinen Moment bitte: die politischen Morde der KPIC begannen 1930/31, also noch weit vor dem Beginn des Indochinakrieges.
"Politik ist Interaktion und jeder politische Akteur, sofern er nicht kompletter Autist ist, richtet seine Handlungen an den antizipierten Reaktionen seiner Kontrahenten aus", d.h. also, daß die Viet Minh das eigene Volk als Kontrahent begriffen haben.
Hier zitiere ich mal Jean-Louis Margolin wörtlich: "Die Mißstände des vietnamesischen Kommunismus zuzugeben, fällt im Westen noch heute vielen von denen Schwer, die gegen andere Mißstände mobil gemacht und sich damit ins Lager der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV) begeben haben." (in: Stephane Courtois: Schwarzbuch des Kommunismus, S.630).
Außerdem, bei allem Respekt, Courtois ist sicherlich nicht unfehlbar, aber das trend-online magazin für tägliche wut (wird vielfach als linksradikal eingestuft, einmal vom eigenen Provider, der es dann vom Netz nahm) hat sicherlich weder den wissenschaftlichen Anspruch noch die Seriosität Courtois´.
 
Locker-flockige Beschreibungen zu den Diktaturen helfen sicher nicht weiter, sondern lenken vom Kern der Diskussion ab.

Bzgl. militärischer Maßnahmen der Franzosen teile ich auch nicht - wobei ich von Vietnam wenig Ahnung habe, mich mehr mit China, Japan beschäftigt habe - die kurzen Hinweise bei Frey. Der Nährboden der kommunistischen Bewegungen in Fernost war der Imperialismus, weswegen irgendeine militärische Handlung der Franzosen nicht als alleiniger Auslöser hingestellt werden sollte. Neben den Eskalationsspiralen ist für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg der millionenfache Tod durch das japanische Engagement das einschneidende Ereignis von China bis Indochina. Die 5-jährige Besatzungsphase Japans hat etwa die Todeszahlen des späteren Vietnamkriegs erreicht, was man auch in eine "Fussstapfentheorie" überführen kann.
 
Na ja, die Domino-Theorie besagt doch, dass beim Umfallen eines Staates Nachbarstaaten gleich mit in den Strudel gerissen werden. das war doch bei Laos und bei Kambodscha der Fall, deren Lebensverhältnisse doch recht passabel waren unter den monarchisch/autokratischen Reierungen. Erst mit dem Auftauchen und dann der Machtergreifung der Kommunisten (Pathet Lao im Laos unterstützt durch Nordvietnam, Khmer Rouge in Kambodscha unterstützt durch VR China) begann dort (vor allem doch in Kambodscha) der Schrecken.


Nun ja Sihanuk wurde ja durch amerikanische Inervention gestürzt, da diese Lon Nol dazu bekommen haben zu putschen. Lon Nol hat dann das Land schließlich in den Krieg und damit in die Katastrophe geführt.
Wie er auf die Idee kam, den Nordvietnamesen stanhalten zu können, ist mir nicht wirklich klar. Die Ameriknaer haben in dieser Frage sich wirlich keine Hemmungen auferlegt.

Und der erhoffte Erfolg der Amerikaner, nämlich die Nachschubbasen der Vietkong zu zerstören erfüllte sich auch nicht. Aber das Leid, welches die kambodschanische Bevölkerung über sicher ergehen lassen musste, das war grauenhaft.
 
@ Silesia: Wiki schreibt in Anlehnung an Frey:

"Nach der Kapitulation Japans im August 1945 wurde Indochina wieder an Frankreich zurückgegeben. Daraufhin versuchten die Việt Minh während der Augustrevolution, die Kontrolle über das Land zu gewinnen, und erklärten die Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Vietnam durch Präsident Hồ Chí Minh. Frankreich erkannte zwar zuerst die Unabhängigkeit Vietnams am 6. März 1946 an, änderte seine Position jedoch wieder und nutzte am 23. November 1946 einen Streit um die Zollhoheit für einen Angriff auf Hải Phòng, bei dem 6.000 Menschen starben. Als weitere Verhandlungen scheiterten, begannen die Việt Minh am 19. Dezember 1946 den Kampf gegen die Fremdherrschaft mit einem Angriff auf die französische Garnison in Hà Nội, der sich zum Indochinakrieg ausweitete."

An welchen Punkten ist die Chronologie falsch bzw. die Kausalkette unrichtig?

Und jnoch eine Anmerkung zu Diem. So schreibt Gaddies (The Cold War. A new History, 2005, S. 133) "Diem`s regime had become so brutal - but at the same time so ineffective - that the Kennedy administration eventually convinced itself that he had to be removed.

Diem wurde aus der südvietnamesischen Armee heraus ermordet, und zusammen mit der Ermordung von Kennedy entwickelte sich ein gewisses Planungsvakuum, das Johnson durch eine Intensivierung der Bombardierungen ausfüllte, nicht um militärisch zu gewinnen, aber um dem Norden die Unsinnigkeit der Fortführung des Krieges vor Augen zu führen.

Nebenbei beschreibt Gaddies, wie Khrushchew und auch Brezhnev/Kosygin teilweise aus ideolgischen Gründen den Kampf Nordvietnams unterstützen, die zunehmende Rivalität zu China jedoch der gravierende Faktor für die UdSSR war, der ein Rückzug erschwerte. (ebd, S. 133/134)

In diesem Sinne wird deutlich, dass der lokale Konflikt an der Schnittline des europäischen Kolonialismus, der ursprünglichen antikolonialen Haltung der USA und der zunehmend rivalisierenden Interessensphäre Chinas und der UdSSR lag.

Diese Einflüsse machten sich bereits im Umfeld des Falls von Dien Bien Phu deutlich, als Zhou Ho Chi Minh im Rahmen der Genfer Konferenz erklärte, dass die Viet Minh im Rahmen der Friedenkonferenz keine Maximalpositionen formulieren sollten.

Sondern die Vereinigung Vietnams im Rahmen von allgemeinen Wahlen auf einem friedlichen Wege vornehmen sollte (Gaddies: We now know, 1997, S. 163). In diesem Sinne waren die kommunistischen Befreiungsbewegungen sich ihrer Sache sicher.

Im Gegensatz zu den Süd-Vietnamesen und den Amerikanern, die eine demokratische Legitimation des Südens eher für unwahrscheinlich hielten.

Und damit ein Strukturmerkmal der US-Außenpolitik im Rahmen der Kalten Krieges in der Dritten Welt deutlich wird. Die Unfähigkeit der USA den sozialen Wandel im Bereich seiner Verbündeten in dem Maße zu entwickeln, dass sie den US-amerikanischen Erwartungen an die politische Kultur entsprechen sollten.
 
Zuletzt bearbeitet:
An welchen Punkten ist die Chronologie falsch bzw. die Kausalkette unrichtig?

Die Chronologie ist zutreffend. Ich wollte auf einen anderen Gedanken lenken, nämlich den der forcierten Eskalation durch die diversen kommunistischen Gruppen in Fernost.

Die These, dass nun neben den zeitlichen Kontext eine sachliche Kausalität zu den französischen Aktivitäten (frz. Aktionen -> kommunistische Gegenschläge) gegeben ist, würde bedingen bzw. beinhaltet die versteckte Prämisse, dass ohne Frankreichs Eskalation der Vormarsch der kommunistischen Gruppen nicht in dieser Weise erfolgt wäre. Das ist eine Hypothese, zu der man eine Gegenthese aufbauen kann:

Die wesentliche Ursache sehe ich in den japanischen Repressionen und deren Besatzungszeit inkl. Ereignisse und Opfer während des Krieges. Die Nachkriegsaktivitäten der kommunistischen Gruppen wären bei einer Passivität der Franzosen bzw. dem sofortigen Rückzug mE kaum wesentlich anders erfolgt. Das ist natürlich rein spekulativ, aber ebenso spekulativ ist die Gegenthese der Eskalation.
 
Im Prinzip handelte es sich bei der Aktion der Franzosen eher um eine "Konterrevolution", die bereits gegebene Zusagen zurücknahm. Und deswegen erscheint diese militärische Aktion als symbolischer Wendpunkt und erhält aus diesem Umstand sein Bedeutung.

Hätten die Franzosen sich aus Indochina zurück gezogen, wäre es nicht zu einem Konfliktfeld gemacht worden. Denn eigentlich gehörten weder Süd-Korea noch Vietnam zur "Kern-Zone", die die USA für verteidigungswert hielten.

Erst durch den französcihen Widerstand geriet es in die Interpretationsebene des Kalten Krieges und plötzlich wurde Europa in Vietnam verteidigt.

Und ja , die Aktionen der Kommunisten wären so oder so abgelaufen:
1. Die Kommunisten zogen ihre Reputation aus dem Umstand, dass sie sowohl gegen die Japaner als auch gegen die Franzosen gekämpft haben.

2. Die gravierenden landwirtschaftlichen Probleme in Verbindung mit einem quasi feudalen Landwirtschaftssystem und dem 1oten als Besteuerung bildete die unmittelbare Ursache für die Unzufriedenheit der Landbevölkerung mit der aristokratisch, bürgerlichen Herrschaftselite

3. Es in Vietnam seit ca. 1907 einen bereits stark ausgeprägten Nationalismus gab, an den die Kommunisten anknüpfen konnten.
 
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