Guck mal auf die Karte bei Innsbruck: Grinzens, Axams, Götzens, Natters, Mutters, Lans, usw. Sistrans, Vill,, und insbesondere Rum sprechen eh für sich.
Wofür sprechen diese Namen? Dafür, dass es vor der Germanisierung romanische Siedlungen waren.
Wer bestreitet das? Niemand.
Die wenigen Siedlungen mit romanischem Namen, die wir zwischen Pfaffenhofen und Innsbruck unten im Tal finden, werden mit als erste germanisiert worden sein. Die Germanisierung dieser Gegend soll im 9./10. Jahrhundert abgeschlossen gewesen sein. Gibt es Gründe, das zu bestreiten?
Axams, Götzens, Natters, Mutters liegen nicht im Tal, sondern im Mittelgebirge. Da könnte man mit einer gewissen Zeitverzögerung bei der Germanisierung rechnen.
Germanisiert wurden sie alle.
Lavatsch bei Innsbruck, von "Lappa" (Klette), nicht deutsch, sondern venezisch-friulisch lautverschoben:
Du meinst wohl ladinisch, ist aber egal.
Die entscheidende Frage ist: In welcher Zeit wurde "Lappa" romanisch lautverschoben?
Selbst auf der Gründungsurkunde von Stift Wilten ist nicht klar zu erkennen, ob der Anfangsbuchstabe ein "W" oder ein "V" ist.
Du meinst die Urkunde von 1138 (Privileg des Papstes Innozenz II.)?
Ich habe eine schöne Abbildung der Urkunde vor mir ("850 Jahre Praemonstratenser" Innsbruck 1989), wo man deutlich "WILTINENSI" und "Wiltinensem" erkennen kann, im klaren Gegensatz zu "Venerabilium". So stehts auch in der Transkription.
Aus der Zeit vor 1138 sind zwar keine Urkunden erhalten, doch weiß man, dass vor den Zisterziensern, die wohl erst kurz vor 1138 das Kloster besiedelten, bereits Regularkanoniker dort wohnten und vor diesen Benediktiner.
Der Überlieferung nach soll das Kloster 878 von einem Haymo(n) gegründet worden sein, wohl ein bajuwarischer Adliger, sicher kein Romane. Alles andere ist aber sehr nebulös. Die Größe seines Grabs (davon soll es eine Beschreibung aus dem 13. Jh. geben, habe sie leider noch nicht gefunden) gab wohl Anlass zur Bildung der Legenden vom "Riesen Haymon".
Das Zeitproblem: Brücke gebaut nach 1165 (Einsetzung von Berthold III von Andechs), aber 1167 schon "Ulricus de Inspruk" als Beurkundungszeuge. Das grenzt fast an Magie!
Magie ist wohl nicht nötig. Bleiben wir mal ganz sachlich.
Salzburger Urkundenbuch I, S. 686, "Ulricus de Inspruk" als Zeuge genannt.
Hast Du da selber nachgesehen?
Ich komme an das Buch im Moment nicht ran. Dafür aber an:
Peter Anreiter; Christian Chapman; Gerhard Rampl
Die Gemeindenamen Tirols: Herkunft und Bedeutung
Innsbruck 2009
Da steht, dass es sich hier um einen Traditionskodex aus der Zeit 1167-1183 handelt. Also keine punktgenaue Datierung auf das Jahr 1167.
Damit schrumpft die Lücke zwischen Namensnennung und Beleg der Brücke auf 13 Jahre.
Der erste Brückenbeleg (1180) fällt in die Zeit zwischen 1167 und 1183.
Damit schrumpft die Lücke zwischen Namensnennung und Beleg der Brücke auf ... nichts.
Gibt es denn einen vernünftigen Grund, an der Etymologie zu zweifeln?
Die Bedeutung des Namens Innsbruck ist durchsichtig: 'Inn-Brücke', gemeint ist die Brücke über den Fluss, die die Grafen von Andechs bauen ließen, um 'den Markt über die Brücke (also auf das rechtsseitige Innufer) zu setzen' (forum trans pontem ponere).
Warum klammerst Du Dich an Tergeste. Nimm doch Opitergium (Oderzo):
Dann beantworte die Fragen doch anhand von Opitergium:
- Wann wurde dort eine Marktsiedlung gegründet? Welche Belege gibt es dafür?
- Falls wir Belege für die Gründung hätten: Welche Belege haben wir für die Sprache der damaligen Einwohnerschaft (insbesondere der nicht schriftkundigen)?
- Falls wir Belege hätten, dass die Einwohner zur Zeit der Gründung Venetisch sprachen, welche Belege haben wir für ein Wort "terg" im Venetischen? Und zwar abgesehen von Ortsnamen, mit denen man grundsätzlich
ganz, ganz vorsichtig sein muss (das meine ich jetzt ohne Ironie)!
- Falls wir Belege hätten, dass es ein Wort "terg" im Venetischen gegeben hat, welche Belege gibt es für seine Deutung?