@EQ: Ich möchte mich hier nicht lange mit dem iberischen "turg" aufhalten, wir brauchen dazu wirklich einen eigenen Thread. Nur soviel: Du hast schön den Anfang von Villars Prüfprozess ab etwa 2000 herausgearbeitet (er entwickelt übrigens insgesamt 4 Hypothesen, von denen jedoch die dritte gar nicht und die vierte nur mit ihrem Anfang in der Leseprobe enthalten ist). Er hat sich aber nicht darauf beschränkt, offene Fragen als solche stehen zu lassen, sondern daran weiter gearbeitet. Per Internet sind leider nicht alle Etappen dieser Prüfung nachvollziehbar, aber im Ergebnis (letzte Publikation, 2012) stuft Vilar "turgi" als eigene Wurzel indoeuropäischen Ursprungs ein. Das, was ich von Vilar finden konnte und gelesen habe, macht den Eindruck sorgfältiger und fundierter Prüfung unter Abwägung aller Möglichkeiten, einschließlich der eines eingeschobenen Fugenlauts (vgl. seine Diskussion zu Ilurci vs. Iliturgi). Hier traue ich dann dem Urteil eines Experten, der mehr als zehn Jahre am Thema gearbeitet hat, und in Fachkreisen offenbar als Autorität gilt.
Hier hätte ich gerne Belege von Dir, auf welcher Basis welche Fachliteratur den Nachweis führt, die Veneter seien Kelten. Von Caesar kann er nicht stammen, dieser trennt nämlich sauber zwischen Venetern und Galliern:
Caesar - De bello Gallico 3,1-3,29: Caesars drittes Kriegsjahr in Gallien
Gnaeus Iulius Agricola ? Wikipedia
Latein-Imperium.de - Tacitus - Agricola - Kapitel X-XVII: Ethno- und Geographie Britanniens; Prozess der Eroberung
Tacitus notiert zwei "Fremdkörper" östlich der Weichselmündung: Die Aesten, die lingusitisch nicht ins Bild passen, und die Veneter, die sich durch feste Wohnsitze von den Sarmaten unterscheiden. Aus der Ähnlichkeit der aestonischen zur britischen Sprache können wir auf weiträumige Wanderungsbewegungen quer durch Europa schließen (wer da von wo nach wo wanderte, ist eine andere Frage, dazu sagt Tacitus nichts). Dies legt den Verdacht nahe, dass auch der zweite "Fremdkörper", die Veneter, durch Wanderung an die Weichselmündung gelangt sind, wo sie dann "von ihren Sitten [der Sarmater] viel angenommen haben".
Dazu passend der Verweis im RGA auf die Zaruhincy-Kultur, als wahrscheinliches kulturelles Äquivalent der taciteischen Veneter. Diese, lt. RGA "repräsentiert ein ähnliches Kulturmodell wie es in den frühkaiserzeitlichen arch. Kulturen Mitteleuropas zum Ausdruck kommt (z.B. in der Przeworsk-Kultur)." Letztere, in ihrer Spätphase auch (unscharf) als wandalische Kultur bezeichnet, zeigt in ihrer Frühphase starke LaTene-Einflüsse. Kontakt zum vindelekischen Manching ist belegt. Ptolemäus nennt in der Region die (nicht eindeutig lokalisierten) Ortsnamen Budorgis, Budorgium und Coridorgis, deren Anklang zwar spanische Onomastiker inspiriert, aber sicherlich rein zufällig lautliche Parallelen (einschließlich der Vorsilbe) zu Opitergum aufweist.
Przeworsk-Kultur ? Wikipedia
http://www.geschichtsforum.de/729590-post102.html
Kurz gesagt: Ich sehe einige Indizien dafür, dass die diversen Veneter zusammenhängen könnten. In die Gegenrichtung ist bislang nichts Stichhaltiges gekommen. ("Kein Beweis" ist kein Gegenbeweis). Sofern dtes so bleibt, ist die Hypothese, die Veneter hingen nicht zusammen, statistisch auf hohem Signifikanzniveau (99,9%) zurückzuweisen. Alles andere ist unwissenschaftlich.
Wie kommst Du denn auf altkirchenslawisch? Zu Caesars Zeiten, vor Chriisti Geburt? Diese Hypothese must Du uns allen mal genauer erklären!...wenn u.a. im RGA die Veneter der Bretagne als keltischer Stamm bezeichnet werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie altkirchenslawisch anstelle von keltisch/gallisch gesprochen haben wie groß?
Falsch - siehe Gvozdanovic.Nirgendwo in Literatur zu Kelten werden die von Caesar besiegten Veneter nicht zu den Kelten/Galliern gezählt.
Hier hätte ich gerne Belege von Dir, auf welcher Basis welche Fachliteratur den Nachweis führt, die Veneter seien Kelten. Von Caesar kann er nicht stammen, dieser trennt nämlich sauber zwischen Venetern und Galliern:
Caesar - De bello Gallico 3,1-3,29: Caesars drittes Kriegsjahr in Gallien
(3,8,1) Huius est civitatis longe amplissima auctoritas omnis orae maritimae regionum earum, quod et naves habent Veneti plurimas (..) (2) ab his fit initium retinendi Sillii atque Velanii et si quos intercipere potuerunt, quod per eos suos se obsides, quos Crasso dedissent, recuperaturos existimabant. (3) horum auctoritate finitimi adducti, ut sunt Gallorum subita et repentina consilia, eadem de causa Trebium Terrasidiumque retinent.
8. An der ganzen dortigen Seeküste genießen die Veneter bei weitem das größte Ansehen, da sie die stärkste Flotte haben(..) (2) Diese [Veneter] also fingen damit an, den Silius und Velanius festzunehmen, in der Erwartung, sie würden so durch diese die dem Crassus übergebenen Geiseln zurückerhalten. (3) Durch ihr Beispiel verleitet, wie denn die Gallier in ihren Entschlüssen schnell und unbesonnen sind, nahmen auch diese in derselben Absicht den Trebius und Terrasidius in Haft.
Dass Tacitus Frau Gallierin (Narbonensis, gallische Herkunft großväterlicherseits), und sein (gallischstämmiger) Schwiegervater Gnaeus Julius Agricula römischer Feldherr und langjähriger Statthalter in Britannien war, steht jedoch fest. Aus der Tatsache, dass Tacitus eine Biographiie seines Schwiegervaters verfasst hat, schliesse ich, dass die beiden öfter miteinander geredet haben. In der Agricola-Biographie selbst liefert Tacitus eine britische Ethnographie und zeichnet diverse britischer Ortsnamen auf. Wenn er also von "lingua Britannica" (interessant übrigens, dass er diese nicht unter Keltisch subsumiert) schreibt, weiss er, was darunter zu verstehen ist, und benutzt den Begriff sicher nicht unreflektiert. So weit zur Quellenkritik.Dass Tacitus in Gallien geboren oder gar gallischer Herkunft sei, ist keinesfalls gesichert. Eine Hypothese, kein Faktum.
Gnaeus Iulius Agricola ? Wikipedia
Latein-Imperium.de - Tacitus - Agricola - Kapitel X-XVII: Ethno- und Geographie Britanniens; Prozess der Eroberung
[Ich wusste, ich kann mich auf Dich verlassen, und muss die Belege nicht selbst raussuchen! Nimms mir nicht übel...:winke:]Davon abgesehen, macht Tacitus gar keine Aussage zur Sprache der Veneter, auch keine generelle Aussage "zu den Sprachen östlich der Weichselmündung". Die zitierte Aussage macht Tacitus zu genau einer Sprache, nämlich der der Aesten:
Tacitus notiert zwei "Fremdkörper" östlich der Weichselmündung: Die Aesten, die lingusitisch nicht ins Bild passen, und die Veneter, die sich durch feste Wohnsitze von den Sarmaten unterscheiden. Aus der Ähnlichkeit der aestonischen zur britischen Sprache können wir auf weiträumige Wanderungsbewegungen quer durch Europa schließen (wer da von wo nach wo wanderte, ist eine andere Frage, dazu sagt Tacitus nichts). Dies legt den Verdacht nahe, dass auch der zweite "Fremdkörper", die Veneter, durch Wanderung an die Weichselmündung gelangt sind, wo sie dann "von ihren Sitten [der Sarmater] viel angenommen haben".
Dazu passend der Verweis im RGA auf die Zaruhincy-Kultur, als wahrscheinliches kulturelles Äquivalent der taciteischen Veneter. Diese, lt. RGA "repräsentiert ein ähnliches Kulturmodell wie es in den frühkaiserzeitlichen arch. Kulturen Mitteleuropas zum Ausdruck kommt (z.B. in der Przeworsk-Kultur)." Letztere, in ihrer Spätphase auch (unscharf) als wandalische Kultur bezeichnet, zeigt in ihrer Frühphase starke LaTene-Einflüsse. Kontakt zum vindelekischen Manching ist belegt. Ptolemäus nennt in der Region die (nicht eindeutig lokalisierten) Ortsnamen Budorgis, Budorgium und Coridorgis, deren Anklang zwar spanische Onomastiker inspiriert, aber sicherlich rein zufällig lautliche Parallelen (einschließlich der Vorsilbe) zu Opitergum aufweist.
Przeworsk-Kultur ? Wikipedia
Das Argument hatten wir doch schon durch. Die Wurzel ist im balto-slawischen nicht zu finden, wie kam sie also dann an die Weichsel? Haben die Germanen Veneter erst als Wonne gesehen, später, nach Einfügung eines Fugenlauts, ihre Ansicht gewendet?Es handelt sich lediglich um die indogermanische Sprachwurzel *wenos, was in etwa "die Beliebten" heißt.
http://www.geschichtsforum.de/729590-post102.html
Kurz gesagt: Ich sehe einige Indizien dafür, dass die diversen Veneter zusammenhängen könnten. In die Gegenrichtung ist bislang nichts Stichhaltiges gekommen. ("Kein Beweis" ist kein Gegenbeweis). Sofern dtes so bleibt, ist die Hypothese, die Veneter hingen nicht zusammen, statistisch auf hohem Signifikanzniveau (99,9%) zurückzuweisen. Alles andere ist unwissenschaftlich.