Weichen Laute ab, muss die Schrift angepasst werden. Die Laut-Buchstaben-Zuordnung stimmt im Englischen, Französischen und Deutschen nicht überein. Die rationale Reaktion ist übrigens nicht die Veränderung dieser Regel, sondern neue Zeichen für fehlende Laute.
Och, da sind alle genannten Sprachen kreativ...
Im Deutschen etwa hast du das Dehnungs-h, welches eigentlich völlig unlogisch ist, oder den Umstand, dass auf Kurzvokal Doppel-Konsonant folgt. Im Französischen werden ganze Konsonantengruppen nicht gesprochen und das Nasale wird überhaupt nicht gekennzeichnet, dafür wird verschwundenes <s> vor Konsonant durch Zirkumflex dargestellt, der gar keinen Einfluss auf die Lautung hat; im Englischen kann ein <u> sowohl [ju] (pupil), [a] (public), [-u-] (to put, to pull), [ə] (purple) lauten. Und das war nur ein Buchstabe und ich bin mir sicher, dass ich nicht einmal alle Möglichkeiten ausgelotet habe.
Es ist damit keine kulturelle Frage, welche Schrift benutzt wird.
Schau dir an, welche Religionen welche Schrit verwenden: Die orthodoxen Kirchen verwenden mit Vorliebe das griechische oder kyrillische Alphabet, im Serbokroatischen etwa wird das lateinische Alphabet von katholischen Kroaten und das kyrillische von orthodoxen Serben verwendet. Linguistisch dieselbe Sprache. Türkisch ist auch ein tolles Bsp. Die Osmanen übernahmen das neupersische Alphabet (ein weiterentwickeltes arabisches Alphabet), obwohl sie Schrift kannten. Die Perser ihrerseits, ein jahrtausendealtes Kulturvolk, hatten das arabische Alphabet mit der Islamisierung übernommen, obwohl sie eines hatten, dass für ihre Sprache entwickelt worden war und das arabische Alphabet ohne Weiterentwicklungen zu ihrer Sprache erstmal nicht passte.
Mit der türkischen Nationalstaatsbildung unter Kemal Atatürk übernahmen die Türken dann ein modifiziertes lateinisches Alphabet (sie behielten also nicht ihre arabo-persisches Alphabet und kehrten auch nicht zu den alttürkischen Runen zurück...).
Also Schrift hat sehr viel mit Kultur zu tun.
Ist die Zuordnung nicht praktikabel, entsteht eine andere Schrift.
Gegenbeispiele: Persisch, Osmanisch
Da im Deutschen und Lateinischen besonders viele Laute übereinstimmten, war die Diskussion darum in Deutschland nicht so prominent wie in England und Frankreich, wo der sprachliche Hintergrund des Schriftsystems nicht zu leugnen ist.
Hier hast du wieder einen deiner Gedankensprünge.