Das habe ich noch nie gehört und deshalb interessiert es mich: Ist dir bekannt, welche Reichsgrafen die Erhebung zum Reichsfürsten ablehnten?
Ja einige sind mir namentlich bekannt. Ich weis nicht, ob es alle sind, aber es sind schon ein paar.
Es gehört eigentlich nicht zu diesem Thema, aber der Antwort will ich nicht schuldig bleiben.
Mir fällt auf Anhieb Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt ein.
Genau.
"Im Jahr 1697 wurde den Grafen beider Linien dann vom Kaiser der Fürstentitel verliehen (...). Die angebotene Standeserhöhung nahmen jedoch allein die
Sondershäuser Grafen an, wobei lediglich Christian Wilhelm sie auch öffentlich machte, sein Bruder
Anton Günter II. darauf hingegen zunächst verzichtete und sich des verliehenen fürstlichen Titels und der damit verbundenen Rechte nicht bediente.
Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt lehnte die Annahme der Rangerhöhung dagegen ab. (...) Dass er mit dieser Haltung nicht allein stand, zeigt das Beispiel seines berühmten Verwandten, des
Grafen Anton Günter von Oldenburg, der mehrfach die ihm von kaiserlicher Seite angebotene Fürstung nicht angenommen hatte."
"Der unterschiedliche Umgang mit der angetragenen Fürstenwürde in den Jahren ab 1697 führte jedoch zu immer größer werdenden Bedenken bezüglich der Einheit des Gesamthauses. Mit Blick auf die
Grafen von Öttingen verwies man auf den Schaden, der dem Haus durch die Erhebung nur
einer Linie entstehen könne."
"Etwa zeitgleich mit der Fürstung der Schwarzburger gab es auch unter den
Grafen Reuß Überlegungen, sich intensiver um eine weitere Aufwertung des Ranges zu bemühen. (...) Diese Kontroversen bildeten schließlich den Ausgangspunkt für das (...) Memorial Heinrichs XIII. von Reuß-Untergreiz, in dem er 1712 versuchte, die Vor- und Nachteile einer derartigen Rangerhöhung für sein Haus zusammenzufassen. (...)
"
Nachdem zu verschiedenen mahlen im Discurs vorgekommen, warumb die Herren Grafen Reußen von Plauen, nicht auf den Fürsten=Stand ambirten." (...) Heinrich XIII. warnt seine Vettern gleichsam davor, sich durch ein unüberlegtes Bemühen um den Fürstentitel in den Augen der Standesgenossen "
ridicul" zu machen."
"Nachdem bereits einzelne Grafen wie Anton Günter von Oldenburg oder Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt die angebotene Würde nicht angenommen hatten, finden sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit
Johann Ernst von Nassau-Weilburg oder dem
gesamten Haus Hohenlohe weitere Beispiele."
"Friedrich Karl [von Stolberg-Gedern] informierte Christian Ernst in Wernigerode zunächst über die Hintergründe des Angebots. Aus Anlaß der Krönung war an ihn herangetragen worden, dass der Kaiser dem gräflichen Haus Stolberg einen Gnadenakt erweisen wolle und man hatte ihn darum gebeten, einen entsprechenden Wunsch zu äußern (...) bat Friedrich Karl um den Fürstenstand für das gesamte Haus. Als ihm diese Würde dann tatsächlich offeriert wurde, hielt er spontan für sich und - wegen fehlender Zeit für Rückfragen - auch im Namen Christian Ernsts beim Kaiser darum an. (...) lies er den jüngeren Bruder Heinrich August von Stolberg-Schwarza und die Vettern der zweiten Hauptlinie in Stolberg [derer von Stolberg-Stolberg] außen vor. (...) Sein Bruder in Wernigerode reagierte jedoch äußerst zurückweisend. Er habe die Nachricht mit "
gröstem schrecken erhalten" und sehe "
diese gnade als ein verderb unseres gantzen Hauses".(...) Ebenso deutlich fällt die Antwort von
Christian Ernsts ältestem Sohn aus. (...) "
Wann also noch res integra ist, so thun Ew. Gnd. sehr weidlich solche Schein Ehre zu depreciren."(...) Er für sich [
Christian Ernst von Stolberg-Wernigerode] wollte die Standeserhöhung nicht annehmen und könne auch dem jüngeren Bruder Heinrich August nicht dazu raten."
sämtlichst aus:
Vinzenz Czech
"Legitimation und Repräsentation - Zum Selbstverständnis thüringisch-sächsischer Reichsgrafen in der frühen Neuzeit"
Schriften zur Residenzkultur Bd. 2
S. 252 ff.