Vernünftiger Umgang mit germanischer Geschichte

Im Folgenden möchte ich ein kurzes Gedankenexperiment niederschreiben, das zwar nicht besonders gut ist, aber wenigstens etwas veranschaulichend wirkt: Wenn Du in einen Raum 75 Deutsche, 15 Franzosen und 10 Briten einsperrst, so dass sie miteinander leben müssen und sich untereinander vermehren: Wer wird sich zwangsläufig wem anpassen?
Und dann machst Du das Zimmer nach 100 Jahren auf: Welche Sprache werden die Nachkommen sprechen, und wen werden sie als ihre Ahnherren bezeichnen: die Briten, die Franzosen oder doch die Deutschen?

Ethnogenese im Laborversuch bildet nur leider nicht die Realität ab. Denn Du willst ja wohl auf die zahlenmäßige Überlegenheit hinaus. Zahlenmäßige Überlegenheit ist zwar ein Kriterium für Ethnogenese, nur ist es bei weitem nicht grundsätzlich ausschlaggebend. Weder waren die Griechen zahlenmäßig dem späteren oströmischen Reich, noch die Römer dem späteren weströmischen Reich zahlenmäßig so überlegen, dass aus der Zahl heraus erklärbar ist, dass der weströmische Reichsteil latinisiert und der oströmische Reichsteil gräkisiert wurden. Ebenso wenig ist aus der Zahl erklärbar, wie ein unbedeutender semitischer Dialekt aus einer peninsularen Wüste die Gemeinsprache vom Tigris bis zum Atlantik werden konnte, oder wie zwei der iberoromanischen Dialekte sich in Iberoamerika durchsetzen konnten. In jedem dieser Beispiele waren die Ursprungsvölker den Aufnahmevölkern zahlenmäßig unterlegen.
 
Die Kriege, die der frühe HSS gegen seine Artgenossen führte, waren Kriege, bei denen es ums Überleben ging. Nahrungsmittel, Wohnraum, Fortpflanzung. Dies ist heute für viele Menschen gesichert und könnte für viel mehr Menschen gerade dann gesichert sein, wenn die Kriege in ihrer Lebenswelt aufhören würden. Hier wird der Krieg zu Gunsten von wenigen auf dem Rücken vieler ausgetragen. Es mag auch sein, dass archaische Vorstellungen vom Ehrbegriff (nicht der Begriff selbst ist archaisch sondern die Auffassung mancher von ihm) ihren Teil dazu beitragen.

soweit stimme ich dir bis auf eine Sache vorbehaltlos zu
kriege wurden und werden dann geführt wenn der Angreifer der Meinung ist er könne seine eigene Lebenssituation nach einem Sieg in seinem Sinne verbessern,meines Erachtens ist die Art und Weise der Verbesserung zweitrangig bzw liegt im Ermessen des Agressors,er wägt ab ob er oder ob er nicht angreift
 
Die Nazis haben es in einer Art und Weise betrieben, die alles andere in den Schatten stellt. Es stand eine vorsetzliche Menschenverachtung dahinter. Es war nicht einfach die Vernichtung, es wurde sogar zum Heiligtum, zur Pflicht erhoben. Der Völkermord war die oberste Maxime, wurde zur Wissenschaft deklariert.
Ich möchte mit dem folgenden keinesfalls irgendetwas relativieren aber diese oben zitierte Aussage gilt genauso für folgendes:
Die Eroberung Südamerikas, wurde in fast ähnlicher Weise von den Eroberen durchgeführt. Gestüzt durch das westlich-katholische Gedankengerüst.
Die Nordamerikaner sind mit ihren Ureinwohner ebenfalls nicht besser umgegangen.
Bei diesen Bsp. war der weiße Amerikaner im Grundsatz die weiter entwickelter Rasse und hatte damit ausdrücklich das Recht mit den auf einer niederen Stufe stehenden Ureinwohner so zu verfahren wie man es will.
Gerade die Katholische Kirche war hier die treibende Ideologische Kraft, und ist z.T. bis heute in einigen Teilen Mittel- und Südamerikas!
Leider lässt sich diese Aufzählung bis heute immer weiter fortführen und auch bis in die Antike bzw. darüber hinaus zurückverfolgen.
Scheinbar hat sich der Mensch zwar in technischer Hinischt sehr stark weiter entwickelt, aber die soziale und kulturelle Entwicklung hinkt dem immer noch deutlich hinterher.

Aber es wurde immer betont, dass das germanische Element dasjenige war, das uns prägte, das größte Element und daher dasjenige, das sich gegen die anderen schon alleine zahlenmäßig durchsetzen musste, war.
Was bitte soll ein germanische Element denn sein,:confused: mir fällt da eigentlich nur die Sprache ein.
Ich finde du machst es dir zu einfach so und verlierst dabei auch die historische Entwicklung die zur Entwicklung unseres modernen Staatswesen geführt hatt, vollständig aus den Augen.
Z.b. hat die Eroberung von Napoleon einige wirklich grundlegende Veränderungen im Natinalbewußtsein der "Deutschen" geführt.
Ich möchte dir und allen anderen gerne das Buch von Geary ans Herz legen. Viele der Themen die wir besprechen sind dort sehr aktuell und kritisch aufgearbeitet worden.
 
Im Folgenden möchte ich ein kurzes Gedankenexperiment niederschreiben, das zwar nicht besonders gut ist, aber wenigstens etwas veranschaulichend wirkt: Wenn Du in einen Raum 75 Deutsche, 15 Franzosen und 10 Briten einsperrst, so dass sie miteinander leben müssen und sich untereinander vermehren: Wer wird sich zwangsläufig wem anpassen?
Und dann machst Du das Zimmer nach 100 Jahren auf: Welche Sprache werden die Nachkommen sprechen, und wen werden sie als ihre Ahnherren bezeichnen: die Briten, die Franzosen oder doch die Deutschen?

Interessantes Gedankenexperiment. Mal sehen.
Ich komme aus dem Ruhrgebiet und hier gibt es eine Reihe von Einflüssen. Wenn der Bearchmann seinen Mottek schwingt, dann kommt dat vom Kumpel aus Polen. Dat machter aussem Lemang (oder Lemäng). Da ist er wirklich kein Eschek in der Hinsicht. Und stickum ist er dabei auch.

Man kann das Gedankenexperiment natürlich auch variieren. Wenn du in einen Raum 75 Römer sperrst, 15 Germanen und 10 Rus, wer passt sich da wem an? Die Deutschen den Italienern? Und wen werden sie als Ahnherren bezeichnen? Oder hat das vielleicht doch etwas mit einer multikulturellen Prägung zu tun?

Was ich noch anfügen muss: Ob es uns passt oder nicht, Geschichte ist immer politisch.
Ja, das ist leider vielerortens und vielerzeitens wahr. Und zumindest heute gibt es eine Reihe von sehr Bemühten, die sich um größtmögliche Objektivität bemühen.
 
eins vorweg ich wollte die Taten der Nazis weder entschuldigen oder verharmlosen und ich verurteile sie genauso wie die meisten Menschen,ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen das ast jedes Volk,wenn es nicht gerade das Opfer war,schwarze Flecken auf seiner Weste hat.Krieg,Kampf und Vernichtung gehören nunmal zu uns Menschen wie Essen und trinken auch,gut wir haben und werden uns weiter entwickeln und auch immer wieder Zeitspannen des Friedens erleben,allerdings nie global sondern eher regional,zu dem Versuch friedvoll mit einander zu leben hat uns aber nicht die Einsicht des Guten gebracht sondern viel mehr die Entwicklung der Waffen und des Krieges im Allgeimenen,in einem europäischen Konflikt könnte es keinen Gewinner mehr geben sondern nur Verlierer,dieses Wissen zwingt uns einfach nach friedlichen Lösungen zu suchen
Natürlich hat jeder seine Flecken auf der Weste. Die Sowjetrussen haben einen Teil Deutschlands und den Osten Europas vergewaltigend befreit. Welchem zwölfjährigen Mädchen oder sechzigjährigen Oma will man weismachen, dass die Vergewaltigung zum Wohle der Menschheit geschah?
Eines Unterscheidet aber alles, die Dimension.
Totzdem bin ich der festen Überzeugung, dass der Mensch an sich ein eher friedliebendes Wesen ist und Gewalt das abnormale am menschlichen Wesen.
Ich bin der Meinung, dass gewisse Dinge nur mit Gewalt gelöst werden können. Allerdings sollte Gewalt immer das allerletzte Mittel sein.
Man kann das Gedankenexperiment natürlich auch variieren. Wenn du in einen Raum 75 Römer sperrst, 15 Germanen und 10 Rus, wer passt sich da wem an? Die Deutschen den Italienern? Und wen werden sie als Ahnherren bezeichnen? Oder hat das vielleicht doch etwas mit einer multikulturellen Prägung zu tun?
Ich würde mich für die Römer entscheiden, die haben einfach das bessere Essen.
Multikultur halte ich für einen Krüppel, der weder laufen, schwimmen noch fliegen kann. Bestenfalls kriecht er. Das bringt einen aber nicht wirklich weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Hruga: Man kann das Gedankenexperiment natürlich auch variieren. Wenn du in einen Raum 75 Römer sperrst, 15 Germanen und 10 Rus, wer passt sich da wem an? Die Deutschen den Italienern? Und wen werden sie als Ahnherren bezeichnen? Oder hat das vielleicht doch etwas mit einer multikulturellen Prägung zu tun?
Wenn man 10 Klosterschüler in eine Mafia-Schule steckt, wird daraus kein Hort der Menschlichkeit, stattdessen bekommt die Mafia 10 Mafiosi mehr. Steckt man umgekehrt 10 Mafiosi in eine Klosterschule, wird daraus eine Mafiaschule. Jeder Pädagoge weiß, was ich damit meine...
 
Vielleicht mal weg von den Gedankenexperimenten.
Damals am noch nicht deutschen Rhein lebten eine Menge Kelten und Germanen, hinzu kamen ein paar Römer oder Leute, die sich wenigstens für Römer hielten. Ein paar Jahrhunderte später sprachen die Menschen dort eine germanische Sprache, schrieben Latein, hudigten einer vorderasiatischen Religion und behaupteten von den Trojanern abzustammen.:grübel:
Wer denn "der Ahne" ist, hängt weniger von der tatsächlichen Abstammung ab, als vom aktuellen Prestige der mutmaßlichen Vorfahren. Das Prestige der Germanen hat nach 1945, infolge der nationalsozialistischen Vereinnahmung, stark gelitten. In Folge dessen rückten beispielsweise die Keltenrezeption ein wenig mehr in den Vordergrund. Trotzdem war der Abstammungsgedanke von Germanen nie ganz verschwunden. Bedenklich stimmt mich, dass der slawische Anteil an der Ethnogenese der Deutschen, bis heute relativ unbekannt ist und nie in dem Maße gewürdigt wurde, wie er es verdient hätten.
Mir scheint es so, als ob noch immer das Prestige darüber entscheidend, wenn die Deutschen als ihre Ahnen sehen. Im Moment scheinen ja die Wikinger populär zu sein und werden von nichtwissenschaftlicher Seite gern als "Ahnen" der Deutschen gesehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was bitte soll ein germanische Element denn sein,:confused: mir fällt da eigentlich nur die Sprache ein.

germanisches Element = Germanen, von denen wir abstammen, im Vergleich zum romanisch-keltischen und slawischen Element unserer Abstammung

Heißt: Niemand bestritt in den letzten Jahrhunderten, dass (romanisierte) Kelten und Slawen ihren Anteil bei der deutschen Volkwerdung hatten, aber die Germanen waren in der Überzahl, was uns abstammungstechnisch mehr zu Germanen denn zu Slawen oder Kelten macht.

Die Franzosen sind keltischen Ursprungs mit kleineren germanischen Einschlägen, deren Kultur und vor allem Sprache romanisch ist. Sie sind aber kein römisches und kein germanisches, sondern ein keltisches Volk, oder etwa nicht? Und genauso sind wir trotz kleinerer keltischer und slawischer Einschläge ein germanisches Volk, oder nicht?

Ich finde du machst es dir zu einfach so und verlierst dabei auch die historische Entwicklung die zur Entwicklung unseres modernen Staatswesen geführt hatt, vollständig aus den Augen.
Z.b. hat die Eroberung von Napoleon einige wirklich grundlegende Veränderungen im Natinalbewußtsein der "Deutschen" geführt.

1) Was um alles in der Welt hat das "moderne Staatswesen" und die Entwicklung, die dazu geführt hat, mit unserer Herkunft zu tun? Ob wir heute in einer kleindeutschen Republik oder einem Großkalifat Westindien leben, ändert nichts an unseren Vorfahren.

2) Du schreibst Deutsche gerne in Anführungszeichen, nicht? Jedenfalls: Was hat denn Napoleon am Nationalbewusstsein der Deutschen geändert? Die Antwort würde mich brennend interessieren.
Ich kann nämlich keine Änderung erkennen, lediglich die Breitenwirkung wurde etwas verstärkt, aber die ändert sich in unregelmäßigen Abständen ohnehin. Heute fühlen sich bspw. wieder weniger Menschen (hauptsächlich) als Deutsche als noch vor 100 Jahren.

Wo aber die "grundlegenden Veränderungen" sein sollen, interessiert mich wirklich. Ich jedenfalls sehe wenig Unterschied, ob ich Ulrich von Hutten und Conrad Celtis oder Ernst Moritz Arndt und Hoffmann von Fallersleben lese.

Man kann das Gedankenexperiment natürlich auch variieren. Wenn du in einen Raum 75 Römer sperrst, 15 Germanen und 10 Rus, wer passt sich da wem an? Die Deutschen den Italienern? Und wen werden sie als Ahnherren bezeichnen? Oder hat das vielleicht doch etwas mit einer multikulturellen Prägung zu tun?

Die anderen würden sich den Römern anpassen, und ihre Nachfahren würden die Römer als Ahnherren verehren, weil der nichtrömische Anteil an ihrer Abstammung wesentlich geringer ist.

Anders wäre es, wenn 49 Römer und 51 Germanen zusammengesperrt würden: In dem Fall würden die Nachfahren sich als römisch-germanisches Mischvolk sehen, als eine neue Ethnie.

Wenn Du anderer Meinung bist und Dich als teilweise rumänisch ansähest, wenn Deine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter aus Rumänien stammte, kannst Du das gerne tun. ;)
 
@Simpl: Und genauso sind wir trotz kleinerer keltischer und slawischer Einschläge ein germanisches Volk, oder nicht?

Wenn du mit "Germanisch" die Sprache meinst, ja. Aber da du dich vermutlich auf die Abstammung beziehen möchtest, klares Nein. Die ollen Germanen sind EINE, aber nicht unbedingt DIE Hauptkomponente. So klein war der Anteil der anderen (Slawen, Kelten, Romanen, Balten) am deutschen Volk nicht, wie du es darstellst.
 
germanisches Element = Germanen, von denen wir abstammen, im Vergleich zum romanisch-keltischen und slawischen Element unserer Abstammung

Natürlich muss man das so sehen!

Wenn auch die Germanen nicht mit den Deutschen gleichzusetzen sind, so sind sie doch ganz unbestreitbar unsere "Ahnen".

Das deutsche Volk ging aus den germanischen Stämmen, Verbänden und Stammesschwärmen hervor, die zwischen Rhein und Elbe siedelten, denn eine andere Bevölkerungsbasis gab es nicht. Es gab auch nach der Zeitenwende keine Invasion oder das Einströmen nichtgermanischer Stämme in diesen Siedlungsraum, sieht man einmal von der Abwanderung einzelner germanischer Gruppen zur Zeit der Völkerwanderung ab und von der Überschichtung der Slawen jenseits der Elbe-Saale-Linie seit dem 10./11. Jh.

Dass die Erhnogenese der Deutschen erst seit dem 10. Jh. Jh. als längerer Prozess erfolgte, versteht sich dabei von selbst.
 
Wenn du mit "Germanisch" die Sprache meinst, ja. Aber da du dich vermutlich auf die Abstammung beziehen möchtest, klares Nein. Die ollen Germanen sind EINE, aber nicht unbedingt DIE Hauptkomponente. So klein war der Anteil der anderen (Slawen, Kelten, Romanen, Balten) am deutschen Volk nicht, wie du es darstellst.
Da kann man sich nur anschließen !:winke:
Wenn auch die Germanen nicht mit den Deutschen gleichzusetzen sind, so sind sie doch ganz unbestreitbar unsere "Ahnen".
Fast genau das postulierte auch Kossina! Ein wenig später war es dann Ideologie der Abstammung der Deutschen im 3. Reich.


Das deutsche Volk ging aus den germanischen Stämmen, Verbänden und Stammesschwärmen hervor, die zwischen Rhein und Elbe siedelten, denn eine andere Bevölkerungsbasis gab es nicht.
Was haben wir denn heute noch mit den Menschen der ausgehenden Spätantike/Frühmittealter gemeinsam.
Eigentlich doch fast gar nichts außer das wir geographisch gesehen in den gleichen Landstrichen leben.
Und die Geschichte der "Deutschen" bis in dort hin langzumachen, ist wohl doch eher ein schlechter Scherz.:rofl:.
Die Franzosen sind keltischen Ursprungs mit kleineren germanischen Einschlägen,
Schau doch mal unter dem Begriff gallo-römisch nach. Immerhin haben die Römer Gallien erobert und stark romanisiert.

Was hat denn Napoleon am Nationalbewusstsein der Deutschen geändert? Die Antwort würde mich brennend interessieren.
Antwort:
NAPOLEON UND DIE DEUTSCHEN zeigt, dass ausgerechnet ein fremder Kaiser, der französische Jahrhundertherrscher, die Deutschen durch Eroberungen und Reformen in ihr nationales Zeitalter katapultierte. Bonaparte räumt mit dem Alten Reich und seiner territorialen Zersplitterung im Zusammenwirken mit den deutschen Fürsten auf. Grundlegende Veränderungen finden statt mit und gegen Napoleon. Aus der territorialen Zersplitterung gehen am Ende größere deutsche Staaten hervor. Als Reformer sät Napoleon das Verlangen nach Freiheit, als Tyrann weckt er das deutsche Nationalgefühl. Kaum ein Kaiser zuvor hat je soviel dazu beigetragen, dass die Deutschen einander näher kommen. Wider willen wird er zum Erwecker der Nation
1) Was um alles in der Welt hat das "moderne Staatswesen" und die Entwicklung, die dazu geführt hat, mit unserer Herkunft zu tun? Ob wir heute in einer kleindeutschen Republik oder einem Großkalifat Westindien leben, ändert nichts an unseren Vorfahren.
Ohne die Entwicklung des modernen Staatswesen und vor allem durch die in dieser Zeit erst stattfindende Rückbesinnung auf die "Germanen", im übrigen gefördert durch den Evolutionismus,die entstehenden akademischen Altertumswissenschaften und nicht zuletzt auch durch die "Deutsch-Franz. Feindschaft" würdest du heute die Germanen nicht als deine Ahnen ansehen.
Vrgl. das Hermannsdenkmal als ein Ausdruck dieses Zeitgeistes:
Hermannsdenkmal ? Wikipedia
 
Was haben wir denn heute noch mit den Menschen der ausgehenden Spätantike/Frühmittealter gemeinsam. Eigentlich doch fast gar nichts außer das wir geographisch gesehen in den gleichen Landstrichen leben.

Es ging bei meiner Feststellung nicht darum, was wir mit den Germanen gemeinsam haben. Es ging lediglich um die unbestreitbare Tatsache, dass sich zwischen der Zeitenwende und den Jahrhunderten danach zahlreiche germanische Stämme im Raum des heutigen Deutschland befanden. Aus dieser Bevölkerungsgrundlage ging nach dem 10. Jh. das deutsche Volk hervor.

Wer fragt, was vor dem 10. Jh. war, muss in der Tat antworten: germanische Stämme!
 
Fast genau das postulierte auch Kossina! Ein wenig später war es dann Ideologie der Abstammung der Deutschen im 3. Reich.

Bei Dir dauert es noch nicht mal drei Sätze, bis Du mit der Nazitodschlagkeule "argumentiertst". Mir ist die Keule aber schlicht egal: Nur weil die Nationalsozialisten deutsch sprachen, ist deutsch deswegen keine verteufelnswerte Sprache.
Und nur weil die Nationalsozialisten wie Ulrich von Hutten und andere logischerweise schlussfolgerten, dass wir nicht von den Chinesen oder den nordamerikanischen Indianern abstammen, sondern von den Germanen, ist diese Idee genauso wenig schlecht wie die deutsche Sprache.

Was haben wir denn heute noch mit den Menschen der ausgehenden Spätantike/Frühmittealter gemeinsam.
Eigentlich doch fast gar nichts außer das wir geographisch gesehen in den gleichen Landstrichen leben.
Und die Geschichte der "Deutschen" bis in dort hin langzumachen, ist wohl doch eher ein schlechter Scherz.:rofl:.

Ich kann nicht sagen, ob es ein Scherz ist, denn hier in diesem Thread hat das noch keiner getan. Ich jedenfalls kann mich nicht erinnern, dass jemand von einem 2.000-jährigen deutschen Volk sprach.

Anscheinend hast Du große Probleme damit, jemandes Vorfahren von ihm selbst zu unterscheiden. Da helfen Dir blödgrinsende Smileys auch nicht. Die Germanen sind unsere Vorfahren, das haben wir mit ihnen auch heute noch gemeinsam, denn meine Vorfahren ändern sich nicht, nur weil wir heute das Jahr 2008 statt dem Jahr 1008 schreiben.
Aber kein Mensch hier hat auch nur mit einem Wort behauptet, die Germanen seien schon die ersten Deutschen gewesen. Oder kannst Du mir eine entsprechende Stelle zeigen.

NAPOLEON UND DIE DEUTSCHEN zeigt, dass ausgerechnet ein fremder Kaiser, der französische Jahrhundertherrscher, die Deutschen durch Eroberungen und Reformen in ihr nationales Zeitalter katapultierte. (...) Als Reformer sät Napoleon das Verlangen nach Freiheit, als Tyrann weckt er das deutsche Nationalgefühl. Kaum ein Kaiser zuvor hat je soviel dazu beigetragen, dass die Deutschen einander näher kommen. Wider willen wird er zum Erwecker der Nation

Na, gut zitiert hast Du. Du hast von großen, weitreichenden Veränderungen im Nationalbewusstsein erzählt, aber Napoleon hat das deutsche Zusammengehörigkeitsgefühl nicht erfunden und nicht verändert, er hat ihm lediglich größere Breitenwirkung gegeben.

Hier muss ich einfach mal jemanden zitieren. Person A schrieb an Person B einen Brief, in der Person A Person B dafür kritisierte, Person C, eine Italienierin, zu unterstützen, obwohl diese Deutschland beleidigt habe. Der Anfang ist äußerst vulgär geraten, aber ich möchte den ganzen Ausschnitt zitieren und nichts zensieren:

"Ein Weichlein, ein Schwuler, ein Wichser, einer, der sich einen blasen lässt, ein Epileptiker beschimpft die Deutschen, feindet die Deutschen an, geht auf die Deutschen los! Ich lobe die Gewandtheit seiner Rede, seinen sauberen und schlichten Stil lobe ich, sein Geschimpfe ist mir verhasst, ich ertrage es nicht, ich halte es nicht aus. Du, Person A, den Deutschland ernährt hat, bist unwürdig, wenn du das gleichmütig ertragen kannst; ich schäme mich nicht, Deutscher zu sein. Du siehst, dass die Musen [wie] einst aus Griechenland nach Latium, nun aus Latium nach Deutschland gewandert sind, und dennoch wagt Person C sich zu rühmen, dass er jene (...) Rede geschrieben habe, die Italien lese, Deutschland aber nicht kapiere.

Liest sich doch fast wie ein nationalistischer Brief aus dem 19. Jahrhunert, als der gute Napoleon uns unser Nationalbewusstsein gegeben hat. Vielleicht hat Ernst Moritz Arndt den Brief geschrieben. Oder doch Theodor Körner. Lass mich mal nachsehen: nein! Der Brief wurde doch tatsächlich 1498 von Conrad Leonberg an Jost Galtz von Ruffach geschrieben, weil Letzterer Campano lobte, der in Leonbergs Augen ein Feind Deutschlands sei. Und das gut 300 Jahre vor Napoleon. Wie das? Weil Napoleon, wie ich schon gesagt habe, das deutsche Nationalbewusstsein nicht schuf (das gab es schon lange vor ihm) und auch in seiner Zusammensetzung nicht veränderte, sondern lediglich seine Breitenwirkung im Volk verstärkte. Im 15. Jh. kümmerte sich der einfache Bauer nicht um Patriotismus, im 19. Jh. wurde das geändert.
(Heute sind wir wieder soweit, dass es den Bauer wohl eher nicht kümmert.)

Ohne die Entwicklung des modernen Staatswesen und vor allem durch die (...)

Und wen würde ich dann als meine Ahnen betrachten? Die Han-Chinesen? Oder vielleicht doch die Ägypter? Könnten aber auch die Karthager sein, nicht?
Politik schafft keine Ahnen, sie kann natürlich das Bewusstsein verändern. Ob ich die Germanen göttisch verehre oder sie als hassenswerte Barbaren ansehe, das hängt von der politischen Entwicklung ab.
Maglor hat das auch schön beschrieben, wie die Sicht auf die Ahnen von der Politik beeinflusst wird.

Ja, die Sicht auf die Ahnen und ihre Beurteilung hängt von der Politik ab, aber die Tatsache, von wem ich abstamme, ändert sich nicht. Ob ich meinen Ur-Großvater als Helden oder als Strauchdieb bezeichne, ändert nichts daran, dass er mein Ur-Großvater ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Simplicus
Bei Dir dauert es noch nicht mal drei Sätze, bis Du mit der Nazitodschlagkeule "argumentiertst". Mir ist die Keule aber schlicht egal
Das was ich angegeben habe ist nun mal ein historischer Fakt, da ist mir egal wenn du das so nicht sehen willst.
Bleib halt bei deiner Meinung.

Ich jedenfalls kann mich nicht erinnern, dass jemand von einem 2.000-jährigen deutschen Volk sprach.
Dazu folgendes:
Das deutsche Volk ging aus den germanischen Stämmen, Verbänden und Stammesschwärmen hervor, die zwischen Rhein und Elbe siedelten, denn eine andere Bevölkerungsbasis gab es nicht

Das halte ich für eine viel zu einfach Sicht auf die Entwicklung der "Deutschen".
Selbst im Frühmittelalter und darauf bezieht sich die obige Aussage, lebten nicht nur Germanen im Fränkischen Reich sondern auch u.A. romanisierte Gallier, Römische Bürger aus den verschiedensten Teilen des Reiches.
Auch danach gab es immer wieder kleinere und größerer Bevölkerungsverschiebungen.
U.a. wären die Hugenotten anzuführen, immerhin ca. 50.000 Menschen, die im 17 Jh. nach Deutschland flüchteten.
Die Sorben wären eine weitere Gruppe die nicht in die als Germanisch angesehen werden kann.

Ein fundamentales Hindernis, das jeden Versuch erschwert, das gängige Verständniss europäischer Völker zu revidieren, besteht darin, daß diese Wahrnehmung so tief in das europöische Bewußtsein eingedrungen sind, daß sie nicht länger als historische Rekonstruktion verstanden werden, sondern vielmehr als evidente und essentielle Komponenten der nationalen Identität. Sie liegen außerhalb des Bereiches der Geschichte, in jender Region kollektiven Gedächtnisses, die aufgrund ihres mystischen Charakters um so einflußreicher sind.
Geary 2002, S.177
 
Maglor hat das auch schön beschrieben, wie die Sicht auf die Ahnen von der Politik beeinflusst wird.

Ja, die Sicht auf die Ahnen und ihre Beurteilung hängt von der Politik ab, aber die Tatsache, von wem ich abstamme, ändert sich nicht. Ob ich meinen Ur-Großvater als Helden oder als Strauchdieb bezeichne, ändert nichts daran, dass er mein Ur-Großvater ist.

Für mich geht in diesem Thread Geschichte der Germanen und Ahnenforschung arg durcheinander.

Niemand bestreitet, dass wir heute in einem Gebiet leben, in dem vor 2000 Jahren auch germanische Stämme lebten, neben anderen Gruppen, die bereits genannt wurden.
Germanisch sprechende Stämme lebten auch in Skandinavien und setzten nach England über. Die Beispielreihe ließe sich beliebig fortsetzen und gilt ebenso umgekehrt, z.B. wanderten slawisch sprechende Gruppen zur Elbe und sprachen irgendwann germanisch.

Ich habe mich in letzter Zeit ziemlich stümperhaft an meiner Ahnenforschung versucht, da ich keine adeligen Vorfahren habe, ein ziemlich aussichtsloser Versuch.
Jeder hat 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern usw.
Meine 8 Urgrosseltern müssen irgendwann und irgendwo im 19. Jahrhundert gelebt haben, das wird bei dir @Simplicius vielleicht ähnlich sein.
Von den 4 Urgrosseltern der mütterlichen Linie kenne ich wenigstens die Namen + Geburtsorte, 1 Uropa muß immerhin 400 km gewandert sein.
Von den anderen 4 Urgrosseltern weiß ich so gut wie nichts, nur anhand des Nachnamens und der Verteilung vermute ich auch eine weitere Wanderung.
Wenn ich die 400 km-Erkenntnisse auf die letzten 2000 Jahre hochrechne, kann ich wahrscheinlich halb Eurasien zu meinen Ahnen rechnen.
Wenn ich dagegen die wandernden Urgrossväter als einmalige Ausnahmen betrachte und ansonsten absolute Ortstreue unterstelle, bin ich bei der Verdoppelung der Anzahl der Vorfahren mit jeder Generation, wahrscheinlich zahlenmäßig mit halb Deutschland verwandt.
Diesen Ahnenschwund hat jemand im Forum schon mal gerechnet, ich finde den Thread jetzt leider nicht.
Ist für das Thema auch unerheblich, da sich die Rechnung auf eine angenommene Ortstreue / Minimalwanderung stützen muß.

Mit all dem möchte ich nur feststellen, dass ich dieses Ahnenbedürfnis durchaus verstehen kann und da wohl niemand von uns seinen Stammbaum anhand von Belegen auf Arminius zurückführen kann, versuchen es einige eben kollektiv.
Dafür gab es im 19./frühen 20. Jahrhundert handfeste politische Gründe.
Bei uns ist diese kollektive Ahnenforschung etwas aus der Mode gekommen, auf dem Balkan scheint das anders zu sein, die Gründe dafür sind eher tagespolitisch, gehören also nicht ins GF.
 
Das deutsche Volk ging aus den germanischen Stämmen, Verbänden und Stammesschwärmen hervor, die zwischen Rhein und Elbe siedelten, denn eine andere Bevölkerungsbasis gab es nicht.

@ Geist
Wenn du mich schon so zerstückelt zitierst, solltest du auch folgende Schlussfolgerung im gleichen Beitrag nicht auslassen:

Dass die Erhnogenese der Deutschen erst seit dem 10. Jh. Jh. als längerer Prozess erfolgte, versteht sich dabei von selbst.

Es ist also unredlch zu sagen, ich hätte die Germanen mit den Deutschen gleichgesetzt!

Richtig bleibt, dass aus der Bevölkerungsgrundlage germanischer Stämme, die von der Zeitenwernde (und zuvor) im Raum des heutigen Deutschland siedelten, das deutsche Volk hervorging. Dass diese Ethnogenese ein langer und komplizierter Prozess war, habe ich bereits oben und mehrfach betont.

An dieser Tatsache ändern auch die überschichteten Slawen östlich der Elbe-Saale-Linie nichts, auch nicht die romanisierten Gruppen westlich des Rheins und südlich der Donau.
 
Im Folgenden möchte ich ein kurzes Gedankenexperiment niederschreiben, das zwar nicht besonders gut ist, aber wenigstens etwas veranschaulichend wirkt: Wenn Du in einen Raum 75 Deutsche, 15 Franzosen und 10 Briten einsperrst, so dass sie miteinander leben müssen und sich untereinander vermehren: Wer wird sich zwangsläufig wem anpassen?
Und dann machst Du das Zimmer nach 100 Jahren auf: Welche Sprache werden die Nachkommen sprechen

"Zwangsläufig" ist da sicher nix, aber wenn wir das mal realistisch durchdenken wollen, können wir davon ausgehen, daß die Deutschen und die Franzosen nahezu alle mehr oder weniger Englisch können - zumindest die der jüngeren und für die Vermehrung besonders geeigneten Generation. Andererseits ist damit zu rechnen, daß von den Franzosen und Briten nur die wenigsten Deutsch können. Das Englische hat also gute Chancen, als Sprache der gesamten Gemeinschaft akzeptiert zu werden und somit für die nächste Generation die Sprache Nr. 1 zu werden.

und wen werden sie als ihre Ahnherren bezeichnen: die Briten, die Franzosen oder doch die Deutschen?
Wenn sie ihre Tassen einigermaßen im Schrank haben, werden sie - Sprache hin oder her - weder "die" Briten noch "die" Franzosen noch "die" Deutschen als ihre Ahnherren bezeichnen, sondern das Gemisch, das 100 Jahre zuvor in den Raum gesperrt wurde.
 
Eine Frage des Zusammenhangs und von Offenheit

Ächz, mir geht in diesem Strang auch zu vieles durcheinander. Das fängt beim Zitieren an, wo ich nachsuchen muss wer alles für diese (nicht zugeordneten) Zitate verantwortlich ist. Eine mühevolle und überflüssige Arbeit, indem beim Zitieren einfach nicht der Urheber rausgelöscht wird. Es würde mich freuen, die Urheber von Zitaten aus dem Forum mitzitiert zu bekommen. Danke J

Die rein „genealogische Seite“ der hier besprochenen Thematik erinnert mich an die unseligen Nebenwellen des gerade abgeschlossenen Wahlkampfes um das Präsidentenamt in den USA. Da hat doch tatsächlich jemand die Zeit aufgebracht um verkünden zu können, dass Barak Obama und Hillary Clinton im 9. Grad (Erinnerung, bitte trüge mich nicht…) miteinander verwandt sind. War es der Gleiche oder jemand Anderes, der (weiterhin) behauptete, dass Frau Clinton ähnlich nah mit der „Königin der Herzen: Lady Diana“ verwandt sei…
Was sagt uns das? Man muss nur lange genug zurückgehen und die ganze Menschheit ist miteinander eng genug verwandt um sich daraus seine „Lieblingsvorfahren“ heraussuchen zu können. Ist das so wichtig?

Ein unstrittiger Punkt dagegen dürfte sein, dass noch etwa 1918 die führenden Köpfe der ersten österreichischen Republik sich als Deutsche sahen, weswegen sie diese Republik als „Deutsch-Österreich“ ausriefen und den Anschluss an das Deutsche Reich forderten. Ein Bewusstsein dieser Art dürfte im heutigen Österreich eher in der Minderheit sein…

Wie von Rena8 bereits angesprochen, durchdringen sich in diesem Strang nach meiner Ansicht unvermeidbar die Themen: Geschichte, Genealogie, Tagespolitik, und Regionalgeschichte zu einem Amalgam, dass nicht völlig zu trennen ist. Wie auch an meinem Beispiel zu Österreich zu sehen ist.

Nahezu jeder der Diskutanten dürfte unter seinen Vorfahren (auch) germanische haben, lebt in einem Gebiet, in dem die/eine deutsche Sprache gesprochen wird und das zumindest teilweise einem Territorium angehört, in welchem sich das Deutsche Volk nach dem 10. Jht. bildete – was damals noch ein Teil eines übergeordneten „Heiligen Römischen Reiches“ war. Der Zusatz „Deutscher Nation“ kam erst deutlich später auf und dokumentiert ein entsprechendes Bewusstsein gewisser Kreise jener Zeit.

Geschichte und Entwicklung ist immer ein dynamischer Prozess, zu dem auch Krisen und Umwälzungen gehören. Wer etwas Anderes behauptet, sitzt dem gleichen Irrtum auf wie die Nazis. Jene glaubten ernsthaft man könne die Abstammung von Menschen so sortieren, dass man (IHR) deutsches Volk zurechtreduzieren könne. Eben auf jene Germanen des Arminius oder einer ähnlich lange zurückliegenden Zeit. Diese Idee ist von Grund auf so Aberwitzig, dass sie Absurd ist. Leicht abzulesen an den oben genannten „Verwandtschaftsgraden“ zwischen Hillary Clinton, einer englischen Prinzessin und eines bisherigen Senators (für Illinois), gebürtig in Hawaii mit europäisch/afrikanischen Wurzeln. Dabei würden Frau Clinton wie Herr Obama sich selbst (m.E. zu Recht) als Amerikaner (genauer: US-Amerikaner) bezeichnen. Setzt man diese „Abstammungen“ gegen den Anspruch der Nazis für „Rassenreinheit“, wird deren unsinniger gedanklicher Ansatz offensichtlich.

Die Germanische Geschichte ist (m.E.) eine von vielen vordeutschen Quellen. Ein Bestandteilen der deutschen Identität – und nicht nur der Deutschen! Entsprechend unverkrampft sollte man damit umgehen. Kein „oller Germane“ kann ein Nazi gewesen sein, während sich die Nazis sich auf sie als ihre Ahnherren beriefen und ihr „Erbe“ anzutreten behaupteten. Dafür können die Germanen nichts! Lassen wir sie also in Frieden ruhen.
Wer bei dem Wort „Germanen“ im Kontext mit den „Deutschen“ jeweils zusammenzuckt, hat gute, aber tagespolitische Gründe dafür. Ein sofortiger Aufschrei ist m.E. übertrieben. Man sollte den Nazi-Kontext nicht vergessen und erst einschreiten, wenn sich diese Zielgebung bestätigt. Ansonsten ist es ein antrainierter Reflex, wie bei den berühmten „Pawlowschen Hunden“. Der im Startpost diese Strangs erwähnte „Höhlenforscher“ dagegen hat allen Grund misstrauisch zu sein. In diesem schönen Forum aber können wir uns eher entspannen und die Differenzen als das sehen was sie sind: Kleinere Verschiebungen in der Gewichtung von Ereignissen. Dass im Deutschen die „Eindeutschung“ von Menschen in Sprache und Kultur traditionell als „Germanisierung“ bezeichnet wird hat seinen Ursprung einzig in der Tatsache, dass Deutsch eine (von vielen) heute noch gesprochene Sprache mit deutlichen germanischen Wurzeln ist. Auch die deutsche Sprache ist kein „rein germanisches Produkt“, was an der Unzahl von Lehnwörtern u.ä. aus anderen Sprachen erkennbar ist. Trotzdem kommt keiner auf die Idee unsere Sprache als eine lateinische Sprache (oder Slawische, wasimmer) zu bezeichnen. Sprache wird zum Glück als weniger politisch angesehen als Geschichte, dabei ist auch sie ein Teil von Identität und Geschichte gleichermaßen.
 
In Ergänzung zu meinen Aussagen weiter Oben sehe ich dennoch germanische Stämme als Kristallisationskeim für die Entstehung der Ethnogese zu den Deutschen.

Dazu kommen weitere Faktoren, darunter die Christianisierung unter einer recht einheitlichen, katholischen Kirche (im Gegensatz zur ursprünglich nur mit Rom assoziierten Fränkischen "Reichskirche"), das gemeinsame Dach des "Heiligen Römischen Reiches", antikes, römisches Erbe und weitere Punkte mehr. Bei dieser Aufzählung habe ich wenig mehr als aus der Hüfte geschossen.
 
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