Dieter, da kann ich Dir in Bezug auf Österreich-Ungarn nicht ganz zustimmen!
Es gab in den Habsburger-Staaten nie eine einheitliche Staatssprache, der einzige der das versuchte war Joseph II. Ansonsten war sich die Dynastie der Heterogenität ihrer Länder durchaus bewusst und legte ein enormes Geschick in der Integration lokaler Eliten in den Herrschaftsapparat an den Tag.
Nach dem Ausgleich von 1867 gab es zwar Magyarisierungs-Tendenzen in der ungarischen Reichshälfte (in den Ländern der Stephanskrone um genau zu sein), diese richtete sich übrigens auch gegen die deutschsprachige Minderheit im heute zu Österreich gehörenden Burgenland. In der cisleithanischen Hälfte hingegen gab es keine bewußte Germanisierungspolitik.
ABER (deswegen schreib ich ja "bewußte"):
In dieser Hälfte gaben bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 30 Mio (Ö-U Gesamt 52 Mio) 9-10 Mio Deutsch als Muttersprache (12 in ganz Ö-U) an, die zweitgrößte Gruppe waren die Tschechen mit 6 Mio, Polen mit 5 Mio. Deutsch war also nicht nur die meistgesprochene Sprache, sondern auch jene der Hauptstadt bzw. der großen Städte und galt als "lingua franca" der Monarchie. Eine von oben verordnete Einheitssprache war es hingegen nicht.
Die Polen - nach den Tschechen die größte slawische Sprachgruppe in Österreich - waren sogar eine Stütze der Monarchie, die im Reichsrat vertretenen polnischen Parteien waren meist auf Seite der Regierung.