Vor 20 Jahren - letzter Mauermord

Das stand ja alles auch nur auf dem Papier.
Machen wir uns doch nichts vor.
Es hat doch keinen Sinn über Gesetzestexte zu reden, wenn die Wirklichkeit anders aussah.


So hat das wohl Breschnew, Honecker und Kollegen auch gesehen. Papier, wertlos, da beschrieben.:cool:


Weizsäcker sieht das, wie mehrfach gesagt anders. Er war ja damals mitten im Geschehen.
Ich lese mal heute Abend nach.
Kann ich Dir seine Argumentation näher bringen.
 
Konnten sie eine Notwendigkeit irgendwie begründen?
Ich wußte jetzt gerade keine konkreten Begründungen, ich wußte nur, daß Krenz es immer mit der weltpolitischen Lage begründet hat, so wie hier:
E. Krenz schrieb:
Zu keiner Zeit des Bestehens beider deutscher Staaten hat die BRD eine internationale Verurteilung der DDR wegen ihres Grenzregimes beantragt, weder in der UNO und ihren Organen noch bei der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Trotz genauer Kenntnis aller Einzelheiten des DDR-Grenzregimes schloß die Regierung der Bundesrepublik Deutschland 1972 mit der DDR den Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen beiden Staaten. Kanzler Kohl und Staatsratsvorsitzender Honecker vereinbarten noch am 12. März 1985, daß die »Unverletzlichkeit der Grenzen und die Achtung der territorialen Integrität und der Souveränität ... grundlegende Bedingung für den Frieden sind.« Das Grenzgesetz der DDR unterschied sich nicht von den entsprechenden gesetzlichen Regelungen der Bundesrepublik. (...)
Die Grenze zwischen der DDR und der BRD war aber nicht - wie die Bundesrepublik behauptet - eine »innerdeutsche«. Real existierten auf deutschem Boden zwei Staaten. Ihre Grenze war Teil jener Trennlinie, die Churchill schon im März 1946 den eisernen Vorhang quer durch den Kontinent« nannte. Deutschland wurde bekanntlich nicht auf Beschluß des SED-Politbüros geteilt, sondern weil es den Zweiten Weltkrieg angezettelt hatte. Die Grenze war Symbol der Teilung Europas. Auf beiden Seiten befanden sich derart viel Truppen und Waffen, daß ein kleiner Grenzzwischenfall zu einer kriegerischen Auseinandersetzung hätte führen können. Im Oktober 1961 stellten an der Berliner Grenze die USA ihre Panzer den Kampfwagen der UdSSR gegenüber. Die Zuständigkeit der jeweils anderen Supermacht für die Grenze war den Hauptbeteiligten USA und UdSSR vollkommen klar. (...)
Ich rechtfertige nicht den Tod von Menschen. An die Toten und Verletzten an der Grenze beider Weltsysteme denke ich mit dem Gefühl eines Mannes, der weiß, daß die Macht der DDR allein nicht ausreichte, Blutvergießen an der wohl heißesten Grenze des Kalten Krieges vollständig zu verhindern. Jeder Tote hat mich immer betroffen gemacht, hat mich zum Nachdenken veranlaßt, wie Zwischenfälle an der Grenze verhindert werden können. Daß dies nicht immer gelang, zähle ich zur Negativseite meiner Lebensbilanz. Das Regime an der Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Vertrages und denen der NATO läßt sich aber nicht auf subjektive Schuld reduzieren. Ohne Spaltung Europas keine Spaltung Deutschlands. Ohne den Beitritt der BRD zur NATO keine Mitgliedschaft der DDR im Warschauer Vertrag. Ohne Vertragszugehörigkeit keine Bündnisdisziplin...
http://www.glasnost.de/docs00/0011krenz.html
Also allgemeines bla bla.

E. Krenz schrieb:
...Innerdeutsch waren die Landesgrenzen innerhalb der Bundesrepublik. Die Grenze zur DDR war völkerechtlich als Staatsgrenze anerkannt. Zudem gab es einen Grundlagenvertrag zwischen beiden deutschen Staaten, in dem die Unverletzlichkeit der Grenzen gegenseitig anerkannt war. Eine andere Sache sind Tiote und Vereltzte an der Grenze. Jeder Tote war einer zuviel. Ich habe stets betont, daß ich es als meine Lebensniederlage betrachte, daß wir in der DDR nicht in der Lage waren, Tote und Verletzte im Kalten Krieg zu verhindern. (...) Wofür ich mitverantwortlich bin - nämlich, daß die DDR gescheitert ist - wird mich in der Bundesrepublik niemand bestrafen. Wofür ich nicht schuldig bin, nämlich, daß Deutschland gespalten wurde und infolge dessen ein Grenzrime entstand, das leider auch Opfer brachte, wurde ich vor Gericht gestellt. Mir wurde unterstellt, ich hätte am "ideologischen Schießbefehl" mitgewirkt. Angenommen diesrer Begriff wäre richtig, so bleibt doch, daß mir keine individuelle Schuld nachgewiiesen werden konnte. Wenn es diesen Begriff nicht gegeben hätte, wäre das Grenzregime nicht anders gewesen. Die Ursache war bekanntlich die deutsche Spaltung., für die die Großmächte genau so verantwortlich waren wie beide deutsche Staaten.
http://de.ddr2.wikia.com/wiki/Egon_Krenz
wieder allgemeines bla bla
 
Meiner Meinung nach waren sie als politisches Vollzugsorgan völlig festgelegt,
auch wenn einige als Ökonomen das beste daraus zu machen suchten.
Das war nun schlichtweg unmöglich.

Im wesentlichen politische Vorgaben verhinderten ökonomische Stabilität, zB

- Honeckers Wohnungsbauprogramm der 70er
-Verstaatlichung bis dahin bilanzmässig erfolgreicher kleiner und
mittlerer Unternehmen
- Finanzierung der Ölversorgung ( Pipeline " Freundschaft " und " Trasse ")
- Störfreimachung durch Wiedereinführung der Braunkohle für die
meisten Industrien für Prozesswärme- Erzeugung
- Halten der subventionierten Preise ( Mieten , Nahrungsmittel )
- Militärkosten
- Abfluss der Devisen

Jetzt könnte man noch untersuchen , inwiefern die von den Russen
diktierten Preise im RGW , für Projektbeteiligung ( Trasse ) , EDV -RGW-
Programm , Exportgüter nach Russland oder Militärgüter den Niedergang
noch beschleunigten.

Im Kapitalismus und in der spätkapitalistischen "Sozialen Marktwirtschaft" ist Arbeit eine "Ware", die sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Ist das Angebot an Arbeitskräften groß, vermindern sich die Löhne und verschlechtern sich die Arbeitszeiten. Ist das Angebot an Arbeitskräften gering, steigen Löhne und Gehälter und es können seitens der Arbeitnehmer günstigere Arbeitszeiten ausgehandelt werden. Das alles hat nichts mit Ideologie, sondern mit den Mechanismen des Marktes zu tun.

Die marxistische Auffassung von "Arbeit" ist natürlich eine völlig andere. Nach ihr ist Arbeit das konstitutive Merkmal menschlichen Seins. Zugleich ist sie der einzige produktive Faktor, der die aus der Natur gewonnenen Ressourcen umformt und einen "Mehrwert" schafft, der weit über den zu seiner Erhaltung erforderlichen Güterverbrauch hinausgeht. Diesen "Mehrwert" würden sich in einem auf Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhenden kapitalistischen Wirtschaftssystem die Kapitaleigner aneignen, mit der Konsequenz wachsender Absatzschwierigkeiten und steigender Massenarbeitslosigkeit.

Im Gegensatz dazu sei unter sozialistischen Produktionsbedingungen die rationelle Nutzung des Faktors "Arbeit" sichergestellt, weil jeder arbeitswilligen Person ein Arbeitsplatz garantiert und damit das "Recht auf Arbeit" stets verwirklicht werde, das in der DDR den Status eines verfassungsmäßig garantierten Grundrechts hatte. Vollbeschäftigung sei damit eine der großen "Errungenschaften" des Sozialismus.

Als Beleg für die Überlegenheit des Sozialismus wurde auf die offiziellen Statistiken verwiesen, die in der DDR seit 1960 keine Arbeitslosen mehr auswiesen. Fehlende Registrierung und formale Arbeitsplatzgarantie verhindern jedoch nicht automatisch eine Verschwendung menschlicher Arbeitskraft, wie sie in marktwirtschaftlichen Systemen durch die Arbeitslosenzahlen dokumentiert wird. Wie wir heute wissen, gab es in allen sozialistischen Staaten eine verdeckte Arbeitslosogkeit: Hunderttausende von Arbeitsplätzen waren weitgehend unproduktiv und wären in kommerziellen Unternehmen gestrichen worden.

Man könnte hier einwenden, dass im Sozialismus eben auch solche Beschäftigungsverhältnisse ihre Berechtigung hatten, da sie den Menschen das Gut "Arbeit" garantierten. Der Preis war jedoch eine zunehmende Verarmung des Staates, die sich in einem sinkenden Lebensstandard der gesamten Bevölkerung und einem schleichenden Verfall dokumentierte: Fabriken, Maschinen, Städte sowie die gesamte Infrastruktur konnten mangels eines ausreichenden Kapitalstocks nicht mehr erneuert werden und zerfielen.

Nur unter idealtypische Bedingungen hätte eine solche Wirtschaftsweise vielleicht funktionieren können, doch diese Betrachtungsweise akademisch.
 
[/B]was willst du mir mit Deinen Zahlen sagen?

Um den Druck abzubauen, weist SED-Chef Honecker an, die Zahl der monatlichen Genehmigungen von bisher 1.000 auf 2.000 bis 3.000 Ausreisen zu erhöhen.

Das war 1988. Du meinst, dass das vorher nicht möglich gewesen sei.
Meine Zahlen sagen aus, dass vor 1988, besonders 1984, mehr als 3000/Monat ausreisen durften.
 
Um die Sache abzuschließen (für mich)
Der KSZE-Prozess war vom Ostblock angestossen worden, da sich insbesondere die Sowjetunion mangels Friedensvertrag ihre Kriegseroberungen garantieren lassen wollte.
Faktisch gehört er zur "neuen Ostpolitik" der damaligen Bundesregierungen seit 1967.

Der Westen, insbesondere die BRD haben darin auf die Gebiete jenseits von Oder und Neisse verzichtet, die Heimat der Heimatvertriebenen!, ohne viel dafür zu bekommen. Außer dem "Korb III".
Es gab fürchterlich Krach in der BRD, Bundestagswahlen mit Wahlbeteiligungen über 90%!
Nochmals, man verzichtete auf Rechte, (Schlesien, Pommern, Ostpreußen usw.) ohne Vordergründig etwas dafür zu bekommen! außer dem Korb III, der dann aber letztlich ursächlich für den Zusammenbruch des Ostblocks wurde.
Ich wiederhole es, ab Ende der 60er machten alle damaligen Bundesregierungen eine sehr kluge Ostpolitik. Die sehr viele, auch ich, keineswegs immer begriffen haben.
Die Entwicklung mit ihrer Dynamik die 1989 einsetzte, hat freilich keiner vorausgesehen, aber sie war nur auf Grund dieser Politik überhaupt möglich.

OT:
Was aus diesem Thread wurde, hätte mir, war mir eigentlich auch, von Anfang an klar sein müssen.
Ich war das aber irgendwie meinem Schwager, meinen Schwiegereltern schuldig.
 
...Der Westen, insbesondere die BRD haben darin auf die Gebiete jenseits von Oder und Neisse verzichtet, die Heimat der Heimatvertriebenen!, ohne viel dafür zu bekommen. Außer dem "Korb III"...man verzichtete auf Rechte, (Schlesien, Pommern, Ostpreußen usw.) ohne Vordergründig etwas dafür zu bekommen! außer dem Korb III, der dann aber letztlich ursächlich für den Zusammenbruch des Ostblocks wurde...
Wiki schrieb:
Korb III: Grundsätze der Zusammenarbeit im humanitären und anderen Bereichen, Erleichterung von menschlichen Kontakten über die Blockgrenzen hinweg, Informationsaustausch
Gerade in einer Diktatur, in der Informationen der Bevölkerung vorenthalten werden, um der eigenen Propaganda Gehör zu verschaffen, sind Kontakte und unabhängige Informationen besonders wichtig. Das weiß ich, als jemand, der in einer Diktatur aufwachsen mußte, aus eigener Erfahrung. Wir hatten das "Westfernsehen" und auch die westlichen Radiosender aus Westberlin, die uns ausreichend mit echten Informationen versorgten. so daß man auch ausreichend informiert war. Das wollte ich nur noch los werden.
 
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