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genau das ist das Problem bei der Feudalisierung: je mächtiger der Adel wurde, umso problematischer war es für den Kaiser, sich die Loyalität der mächtigen Adeligen zu sichern. Dasselbe Problem der Feudalisierung, wenn auch mit anderen militärischen Strukturen, hatten schon die Karolinger und danach überhaupt die mitteleuropäischen Könige (und Kaiser) des Mittelalters.Indem sie in die Abhängigkeit von Großgrundbesitzern gerieten, konnten diese Adligen zunehmend über sie verfügen, d. h. sie verkamen zu Gefolgschaften des Adels und der Kaiser musste sich mit mächtigen Adligen arrangieren, wenn er deren abhängige Bauern haben wollte.
2. die Feudalisierung und daraus folgende Schwächung der Armee (Da die Wehrbauern nunmehr weniger dem Kaiser als dem Adel dienten, und man gezwungen war auf weniger effektive Söldnerheere zurückzugreifen)
Die Stratioten verloren ihre Lebensgrundlage, denn sie mussten sich in Friedenszeiten aus ihren Gütern selbst versorgen und auch ihre Ausrüstung selbst finanzieren. Dieses Wehrbauernsystem hatte auch noch weitere Vorteile gehabt, z. B. dass die Stratioten zu Übungen einberufen werden konnten und dass sie dem Kaiser gegenüber normalerweise sehr loyal waren, weil sie ihm ihre Güter verdankten und auf seinen Schutz vor den Großgrundbesitzern angewiesen waren. Indem sie in die Abhängigkeit von Großgrundbesitzern gerieten, konnten diese Adligen zunehmend über sie verfügen, d. h. sie verkamen zu Gefolgschaften des Adels und der Kaiser musste sich mit mächtigen Adligen arrangieren, wenn er deren abhängige Bauern haben wollte.
Im Gegensatz zu den Stratioten wurden sie auch nicht als reguläre Einheiten für Feldzüge zusammengezogen und mitgenommen
Sie bildeten hauptsächlich leichte Infanterie und leichte Kavallerie
Zusammenfassend könnte man also sagen, dass
1. die brisante geografische Lage zwischen Asien und Europa (Die ja zumindest offenkundig der Grund für die Verwüstung während des 4. Kreuzzuges verantwortlich war, aber vielleicht auch so zusagen als Tor nach Europa für die Osmanen von besonderem Interesse war (bloße Vermutung, würde aber ja doch recht nahe liegen)
2. die Feudalisierung und daraus folgende Schwächung der Armee (Da die Wehrbauern nunmehr weniger dem Kaiser als dem Adel dienten, und man gezwungen war auf weniger effektive Söldnerheere zurückzugreifen)
3. die (wirtschaftliche) Abhängigkeit von Venedig (später Genua)
4. eine Reihe unfähiger Kaiser (Die dann ja auch für die Feudalisierung verantwortlich gemacht werden können)
Kerngründe waren, die eine tragende Rolle beim Niedergang von Byzanz darstellten?
Diesen Punkt halte ich für etwas überbewertet. Im Gegenteil hatte der Verlust dieser Provinzen für das Reich sogar auch Vorteile: Einerseits wurde das Reich homogener, mit dem Verlust derjenigen Provinzen, in denen der Monophysitismus besonders stark war, ging auch innenpolitisches Konfliktpotential verloren. Andererseits wurde man durch die Grenzverkürzung auch einige Bedrohungen los: Die lange Grenze nach Arabien musste schon vor dem Aufstieg des Islam gegen (teilweise mit den Persern verbündete) Beduinenstämme verteidigt werden, wobei es unter den teils mit den Oströmern, teils mit den Persern verbündeten Arabern auch immer wieder zu Stellvertreterkriegen gekommen war. Ägypten wurde in der Spätantike immer wieder im Süden und Südwesten von fremden Völkerschaften heimgesucht. Africa befand sich seit seiner Wiedereroberung durch Belisar in einem ständigen Abwehrkampf gegen die Berber, der die wirtschaftliche Nutzung des fruchtbaren Gebietes arg beeinträchtigte, außerdem erwies sich dieses Exarchat als besonders usurpationsträchtig.Ein weiterer wichtiger Aspekt wurde in der Aufstellung oben gar nicht erwähnt: Mit dem Verlust der vorderasiatischen und vor allem ägyptischen Provinzen verlor Byzanz wirtschaftlich lebenswichtige Ressourcen. Diese Provinzen zählten zu den ökonomisch, steuerlich und demografisch bedeutendsten, sodass ihr Verlust an die expandierenden Araber im 7. Jh. eine außerordentliche Schwächung der Byzantiner bedeutete.
"Gefährlich nahe an die Reichshauptstadt herangerückt" ist wohl doch etwas übertrieben. Gefährlich nahe waren am Balkan Slawen und Bulgaren an Konstantinopel herangerückt; sie machten immer wieder das unmittelbare Umland unsicher und konnten jederzeit zur Belagerung übergehen. Aber im Osten Kleinasiens hatte sich nicht wirklich viel geändert: Diese Region bildete schon in der Antike die Grenze zum großteils von den Persern beherrschten Mesopotamien und zu Armenien. In der Spätantike war auch Kolchis (also der Westen des heutigen Georgien) zwischen Oströmern und Persern heftig umkämpft gewesen - auch vor dem Hintergrund, dass die Oströmer einen Zugang der Perser zum Schwarzen Meer unbedingt verhindern mussten, um sich nicht dem Risiko auszusetzen, dass irgendwann vor Konstantinopel eine persische Flotte auftaucht. Man musste Syrien nicht unbedingt erobern, um in Kleinasien einfallen zu können, im Gegenteil, wenn man von Syrien aus in Kleinasien eindringen wollte, machte man es sich eher schwerer, weil man dann durch die berüchtigte Kilikische Pforte musste. Eine geeignete und öfters benützte Verbindung Kleinasiens zum Osten war auch das Tal des Araxes im nordöstlichen Kleinasien.Auch geopolitisch war der Verlust des Vorderen Orients ein Warnsignal. Die Reichsgrenze verlief nun entlang des Taurus und war damit gefährlich nahe an die Reichshauptstadt herangerückt. Wer nämlich den Taurus überschreiten konnte, dem lag das Innere Kleinasiens nahezu wehrlos zu Füßen.
Diesen Punkt halte ich für etwas überbewertet. Im Gegenteil hatte der Verlust dieser Provinzen für das Reich sogar auch Vorteile: Einerseits wurde das Reich homogener, mit dem Verlust derjenigen Provinzen, in denen der Monophysitismus besonders stark war, ging auch innenpolitisches Konfliktpotential verloren. Andererseits wurde man durch die Grenzverkürzung auch einige Bedrohungen los: Die lange Grenze nach Arabien musste schon vor dem Aufstieg des Islam gegen (teilweise mit den Persern verbündete) Beduinenstämme verteidigt werden, wobei es unter den teils mit den Oströmern, teils mit den Persern verbündeten Arabern auch immer wieder zu Stellvertreterkriegen gekommen war. Ägypten wurde in der Spätantike immer wieder im Süden und Südwesten von fremden Völkerschaften heimgesucht. Africa befand sich seit seiner Wiedereroberung durch Belisar in einem ständigen Abwehrkampf gegen die Berber, der die wirtschaftliche Nutzung des fruchtbaren Gebietes arg beeinträchtigte, außerdem erwies sich dieses Exarchat als besonders usurpationsträchtig.
Das Reich wurde in Bezug auf seine Einnahmen und insbesondere in Bezug auf seine Versorgung der Großstädte mit Lebensmitteln drastisch geschwächt. Insbesondere der Verlust Ägyptens war ökonomisch schwerwiegend.
Der letzte Satz dieser Einschätzung fasst den Tatbestand gut zusammen: Angesichts der bedrohlichen äußeren Entwicklung war Byzanz nur noch ein kleiner römischer Vorposten inmitten eines Meers von Arabern, Türken und Slawen. Deshalb koppelte es seine Identität fest an das antike Rom und die byzantinische Gesellschaft folgte diesem Staatskonzept bis zur Erstarrung - und zwar bewuss!Also wirkt Byzanz, trotz aller Änderungen im einzelnen, insgesamt statisch; es blieb zeit seiner Existenz auf die Vergangenheit fixiert. Die wenigen Versuche, Erstarrung und Verkrustung zu durchbrechen - etwa der Bilderstreit (Ikonoklasmus) im 8. Jh, die angestrebte Westöffnung des Reiches unter Manuel Komnenos im 12. oder die Bemühungen während des 14. Jahrhunderts, das westliche Denkgebäude der Scholastik für Byzanz zu erschließen - brachten nicht den gewünschten Erfolg und führten im Gegenteil eher zu einem härteren Widerstand gegen solche Neuerungen: Byzanz versuchte um so verzweifelter, die Vergangenheit wiederzubeleben, um sich seiner Identität zu versichern, je trostloser die zeitgenössische Realität wurde. [...]
Dieses ideologische Beharrungsvermögen wird durch die Kontinuität der staatlichen Institutionen erleichtert: Byzanz hat nie eine echte Revolution erlebt, sondern seine Entwicklung vollzog sich in winzigen, unmerklichen Schritten. Die Trägheit dieser Prozesse förderte das Weiterbestehen und die Erstarrung in Tradition bis hin zum Selbstbetrug ... Unbestreitbar ist, dass die Begrenztheit und Langsamkeit der Entwicklung den Eindruck von Statik vermittelt. Die Fassade von Byzanz blieb gleich, und zwar deshalb, weil die Byzantiner wollten, dass sie gleich blieb.
(Ralph-Johannes Lilie, Byzanz. Geschichte des Oströmischen Reiches, München 1999, S. 10 f.)
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