Aber hätten geistliche Territorien nicht die Modernisierung des Reiches gestört?
Ich bin mir nicht sicher,ob ein Erzbischof z.B. die Religionsfreiheit in seinen Herrschaftsgebiet dulden würde.
Hm, ich hatte die Religionsfreiheit nicht unbedingt als ein Problem im HRR angesehen. Im Großen und Ganzen verbürgte ja der Westfälische Frieden bereits, dass die Untertanen von ihren Landesherren nicht zum Konvertieren gezwungen wurden. Deswegen, so die Argumente einiger Zeitgenossen, sei die Revolution in Dtl. nicht nötig gewesen.
Ausnahmen waren in der Pfalz und in Österreich, wobei die Gegenreformation in Österreich durch den Westfälischen Frieden sogar legitimiert war, weil darin Österreich von der Normaljahresregel ausdürcklich ausgenommen worden war. Das war natürlich ebenso wie bei den Reichskreisen und anderen Aspekten für das Reich ein Nachteil. Einheitlichkeit war damit nicht zu erreichen.
Ausgenommen der Finanzierung des Reichskammergerichtes, waren ansonsten die Lasten, welche das Reich auferlegte ziemlich ungleich verteilt, da sich einige Reichsstände erlaubten, sich nicht zu beteiligen und auf der anderen Seite dem Reich die Autorität bzw. die Mittel zur Durchsetzung der Autorität fehlten.
Ich denke nicht, dass die religiösen Unterschiede für das Ende des HRR eine so große Rolle gespielt haben und entsprechend auch nicht, dass eine Reform, welcher Art auch immer, das Reich hätte retten können.
Das Hauptproblem war doch der Dualismus zwischen Preußen und Österreich. Solange es Preußen gelang, eine mächtige Opposition gegen den Kaiser zusammen zu scharen, war eine Reform nicht möglich, denn nach außen hin, konnte sich Preußen als Wahrer der Libertät, dass heißt der Freiheit der Reichsstände aufspielen. Man denke an den Fürstenbund.
Obwohl die Karten für eine Isolation oder Ausschaltung Preußens schlecht waren, wurden an Joseph II. große Erwartungen geknüpft und der Tod seiner Mutter sogar m.E. beinahe von Fortschrittlichen gefeiert, da man mit der Alleinherrschaft Josephs die Chancen für einen Neuanfang sah.
Ich selber sehe das aber anders als die Zeitgenossen, die in Joseph wohl v.a. den aufgeklärten Monarchen schätzten. Ich sehe es eher so, dass ein Kaiser, dem der Sinn der kaiserlichen Würde und dem was dazu gehörte so eigentlich nicht mehr begreiflich war, eigentlich auch nicht glaubhaft sein konnte.
Die Frage wäre auch, ob nicht ein Kaiser, der weder Habsburger noch Hohenzoller gewesen wäre, besser geeignet gewesen wäre, da er eben nicht verdächtigt worden wäre, Deutschland seinen Hausmachtinteressen zu unterwerfen. Das Problem war, dass solch ein Kaiser nicht über die genügende Macht im Hintergrund verfügt hätte, um eigenständig zu herrschen. Karl VII. war ja nach damaliger Meinung ein Herrscher aus Frankreichs Gnaden; Frankreich, bzw. Belle-Isle und andere französische Vertreter, hatte ja sogar diplomatisch auf die Kaiserwahl eingewirkt. Wie es ausgegangen wäre, wenn Karl VII. nicht vom Beginn seines Kaisertums an schwer krank gewesen wäre und nach der Anerkennung durch Maria Theresia hätte weiter regieren können, bleibt nur zu vermuten. Letztlich war Bayern in Folge der hochfliegenden Pläne von Karl Albrecht und seinem Vorgänger einfach pleite und die Schuldenlast ging dann sogar an den Nachfolger vom Erben von Karl Albrecht z.T. über.
Was sehen wir denn als
gelungen im 18.Jh. am Reich an?
Was
fehlte dem Reich?
Ich denke mal, mit den Faktoren käme man zu einer Art Gutachten, was man hätte wohl ändern müssen.