Davon abgesehen, kann man Rommels Zeit in Afrika wohl unter der Feststellung subsumieren, dass er nicht den Vorsatz hatte, Kriegsverbrechen zu begehen; warum hätte sich das in Italien ändern sollen? Der einzige mir ersichtliche Grund wäre der als Verrat empfundene Seitenwechsel der Italiener gewesen. Denn ich denke, wir werden beide einig sein, dass Rommel kein Opportunist oder Feigling war, der wie so viele andere Wehrmachtsoffiziere verbrecherische Befehle aus Kadavergehorsam oder zur Vermeidung von Karrierenachteilen weitergeleitet hat.
Man könnte das auch umdrehen:
So lange Rommel formal unter italienischem Oberbefehl stand und in der italienischen Kolonie Libyen kämpfte, war schon aus diplomatischen Gründen Zurückhaltung geboten. Dahinter in Libyen darauf zu achten, dass die eigenen Truppen möglichst nicht in Ausschreitungen und Zerstörungen verwickelt wurden, konnte auch einfach die Einsicht stehen, dass es von italienischer Seite möglicherweise nicht gut aufgenommen wäre und für Ärger zwischen den beiden Achsen-Partnern hätte sorgen können, wenn deutsche Truppen auf italienischem Territorium angefangen hätten sich derart zu verhalten.
Im Besonderen, was die einheimische Bevölkerung (gefangene Findtruppen wären ein anderes Thema) angeht, hätte das als Einmischung in die inneren Verhältnisse Italiens aufgefasst werden können.
Es könnte also durchaus sein, dass die Motivation dafür zu sorgen, dass die deutschen Truppen in Nordafrika sich möglichst wenig in so etwas vertrickten nicht grundsätzlich eine Ablehnung dieser Methoden entsprach, sondern möglicherweise mehr der Kalulation folgte nichts zu tun, worüber sich Mussolini und die italienischen Stellen hätten echauffieren können, weil es sich womöglich als selbstherrlicher Eingriff in die italienischeen Verhältnisse hätte verstehen lassen.
Wenn das die Motivation gewesen wäre, wäre sie in Italien entfallen gewesen, weil man nach dem Seitenwechsel Italiens auf diplomatische Empfindlichkeiten keine Rücksicht mehr nehmen musste.
Warum aber kam es in seinem italienischen Verantwortungsbereich anscheinend (?) zu keinen Massakern? Wenn man unterstellt, dass die weisungswidrige Milde nicht Rommels Willen entsprach, müsste man sich fragen, warum er nicht persönlich Befehl gegeben hat, die in der Weisung angesprochene Härte auszuüben, oder wie es gar zu dem der Weisung völlig zuwider laufenden Agreement für die Region Turin kommen konnte.
Lief das Agreement betreffend der Region Turin dem ausdrücklich zuwider?
Würde ich nicht unbedingt so sehen. Die Weisungen/Befehle die bisher in der Diskussion waren, waren ja keine Anordnungen unterschiedsloser Massaker, sondern sie richteten sich explizit gegen solche italienische Soldaten und Offiziere, die kämpfend Widerstand leisteten.
Nun musste das auf Soldaten, die sich irgendwo in die Alpen geflüchtet hatten ja nicht unbedingt zutreffen.
Dorthin konnte man sich ja auch mit dem Vorsatz flüchten, sich einfach nur vor den einrückenden Deutschen zu verstecken und so weit ich das überblicke, gab es keinen Befehl italienische Soldaten oder Offiziere zu töten, so lange diese nicht gegen die deutschenn Truppen kämpften, sondern nur desertierten/abtauchten oder sich bewaffnet in die Berge zurück zogen, aber ohne dort gegen die Deutschen aktiv zu werden.
Eine Amnestie für Truppen, die sich zunächst der Entwaffnung entzogen hatten, ohne aber aktiv gegen die Deutschen Verbände vorzugehen, würde ich nicht unbedingt als zuwiderlaufend betrachten, auch eine Amnestie für sich gegen eine Entwaffnung wehrende Soldaten, die in so abgelegenen Gebietenn unterwegs waren, dass man ihnen durchaus glauben konnte, dass sie einfach von den Ereignissen nicht unterrichtet und die Kapitulationsaufforderung noch nicht bis zu ihnen durchgedrungen war nicht.
Gerade in den Gebirgsregionen konnte es ja durchaus vorkommen, dass Radio- und Funkübertragungen nicht an bestimmten Stellen einfach nicht vernünftig empfangen werden konnten.
Warum kam es in seinem Verantwortungsbereich zu keinen Massakern?
Zunächstmal war er ja nur relativ kurze Zeit in Italien, so dass er mit dem Partisanenkrieg dort in der Spätphase dees Krieges nur relativ wenig bis keine Berührung gehabt haben dürfte.
Wenn man davon ausgeht, dass in den ersten Monaten sich ein Großteil Norditaliens wegen der deutschen Invasion erstmal im Schockzustand befand und die Situation erstmal realisieren und darüber nachdenken musste, wie damit umzugehen war und dass es dann möglicherweise nochmal einige Zeit daurte, bis entsprechende Widerstandsnetzwerke entstanden waren, kann es durchaus sein, dass Rommel mit diesem Phänomen wenig Berührung hatte.
Dannn würde ich jetzt darüber hinaus fragen: wie würden einzelne Soldaten oder Offiziere, die anno 1943 den Kampf nun an der Seite der Alliierten gegen die Deutschen fortsetzen wollten (denn nur um die ging es ja), sich verhalten haben?
Ich würde meinen, da die Alliierten Truppen Teile des italienischen Südens kontrollierten und sich Badoglio und der König dahin flüchteten, wäre es für Widerstandskämpder aus den Reihen der Regulären Armee wahrscheinlich das logischste gewesen, sich zunächst nach Süden durchzuschlagen um dort gegebenenfalls unter Alliierten Komando eine italienische Legion zu bilden oder derartiges.
Jedenfalls wären die Alliierten im Süden in der Lage einen solchen Kampf logistisch zu unterstützen, während im Norden selbst absehbar irgendwann der Nachschub ausgegangen wäre.
Wenn man darüber hinaus noch vorraussetzt, dass reguläre Soldaten, Partisanen in der Regel für perfide halten dürften und aus ihrer Grundhaltung heraus den symetrischen Kampf einer Guerilliataktik vorziehen, wäre es auch von dem her logisch gewesen.
Im Süden aber war Kesselrings Bereich, dass heißt, dass es in Kesselrings Bereich zu größeren Verbrechen kam, während es bei Rommel eher ruhig blieb, muss nicht nur mit der Haltung der Kommandierenden zu tun haben, sondern kann auch einfach daran liegen, dass die Soldaten und Offiziere, die gegen die deutschen Kämpfen wollten in größerer Zahl aus Rommls Bereich hinaus in Kesselrings Bereich hineinströmten mit dem Ziel sich zu den alliierteen Linien durchzuschlagen und sich deren Truppen anzuschließen.
Und dann kommt natürlich noch dazu, wer die Massaker verübte.
Es gibt auf Wikipedia eine Auflistung der größeren bekannten Massaker der Deutschen in Italien:
de.wikipedia.org
Schaut man sich die an, gab es Massaker, die von Verbänden der Wehrmmacht allein oder unter ihrer Mitwirkung verübt wurden, vor allem die "Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring", aber auch andere Einheiten.
Der weitaus größte Teil der umfangreicheren Massaker ging aber auf das Konto von SS-Einheiten und teilweise auch auf das von Einheiten von Sicherheitspolizi und SD.
Man kann also sagen, dass die Wehrmacht auch in Italien sicher nicht sauber war, allerdings wurde der Großteil jedenfalls der größeren Massaker von Einheiten verübt, bei denen, jedenfalls für mich fraglich ist, inwieweit diese den Kommandostrukturen der Wehrmacht überhaupt unterstanden und inwiefern, die Befhlshaber der Wehrmacht in diesem Bereich dafür im Einzelnen direkt verantwortlich waren.
Die Forumlierung "Im Befehlsbereich anderer kam es zu weit mehr Verbrechen und Massakern", klammert diese Betrachtung aus.
Denn dass etwas geographisch gesehen im Abschnitt/Befehlsbereich/Kommandobereich eines Generals oder militärischen Kommandierenden, bedeutet bei den Parallelstrukturen von Wehrmacht und SS oder der Involvierung von Polizeieinheiten, wie ich das sehe nicht unbedingt gleichzitig auch die Verantwortlichkeit des entsprechenden Generals für alle diese Ereignisse.