In einer TV Dokumentation über berühmte Römer hies es,dass Nerowahrscheinlich ein erfolgreicher Künstler geworden wäre, wenn er nicht dummerweise schon Kaiser gewesen wäre.
Somit war er nur ein Herrscher mit sehr exentrischen Allüren.
Da ist wohl etwas dran! Nero hat jedenfalls durchaus eine professionelle Gesangs- und Instrumentalausbildung bei Terpnos, einer anerkannten Koryphäe absolviert. Er betrieb Atmungs- und Gesangsübungen und unterzog sich dabei einer Diät. Terpnos war sozusagen der Quantz der Antike, und an Kunstfertigkeit wird es Nero vermutlich durchaus mit einem anderen königlichen Dilettanten, dem Preußenkönig Friedrich II. aufgenommen haben. Auf Menzels Bild "Flötenkonzert" in Sanssoucci ist es nur ein Kammerherr, der hingerissen der Musik lauscht, während Quantz zu Boden blickt und ein anderer Zuhörer gelangweilt an die Decke blickt.
Von Nero ist überliefert, dass einige seiner Zuhörer, einen Herzanfall simulierten, um herausgetragen zu werden. Andererseits hat der griechische Osten Nero Beifall geklatscht, obwohl er sich dort als Kunsträuber aufführte, der eines Hermann Görings würdig war. 67 n. Chr ließ er die olympischen Spiele um ein Jahr vorverlegen und gewann die königsdisziplin des Vierergespanns, da alle Rennställe ihm gehörten. Er selbst fuhr ein Gespann, wurde aber aus dem Wagen geschleudert. Dennoch hat ihm der griechische Osten und auch die Parther ihm über den Tod hinaus ein positives Andenken bewahrt, denn Nero war ein aufrichtiger Philhellene. Noch zur Zeit Domitians erregte ein falscher Nero Aufsehen und gewann Anhänger, wovon sich in der Apokalypse des Johannes noch ein Abglanz findet wo die Wiederkehr des Antichristen prophezeit wird.
Ein unbefangener Zeuge, der Kaiser Trajan sagte, dass das Quinquennium Neronis, die ersten fünf Regierungsjahre der vielversprechendste Anfang aller Caesaren gewesen war. Sicher kam dabei dem Duumvirat Seneca/Burrus viel Verdienst zu, doch verstand es Nero durchaus fähige Leute zu rekrutieren, denn die meisten seiner Minister, darunter viele Freigelassene, setzten ihre Karriere unter den Flaviern fort. Für seine "Kulturprojekte" konnte er T. Petronius Niger gewinnen, der Jahre hindurch als "Arbiter elegantiae" an Neros Hof gezogen wurde, bis er wie Seneca 66 n. Chr zum Suizid getrieben wurde, den petronius im Stile eines Epikureers inszenierte. Bei seinem Versuch, den Senat zu entmachten,war Nero recht erfolgreich, und es waren schließlich die Legionen in den Provinzen, nicht der Senat, der ihn entmachtete. Er konnte durchaus zu Recht damit prahlen, dass noch kein Herrscher sich so viel erlauben konnte wie er.
Dabei verlor er allerdings immer mehr die Bodenhaftung und setzte sich zu oft über die Spielregeln hinweg. Kaiser vor und auch nach Nero haben sich künstlerisch oder literarisch betätigt. Augustus schrieb ein Drama über Ajax, dass er allerdings vernichten ließ. Germanicus hatte einige literarische werke hinterlassen, Caligula hatte als Gladiator, Wagenlenker und Ballettänzer dilettiert. Claudius war ein ernsthafter Historiker, der eine Universalgeschichte Etruriens und Karthagos veröffentlichte und eine Geschichte der Bürgerkriege. Hadrian malte, Elagabal und Severus Alexander beherrschten mehrere Instrumente. sich künstlerisch zu betätigen, war nicht ehrenrührig, sofern man das privat oder vor geladenem Publikum tat. Auch den Rennsport oder die Gladiatur konnte ein Aristokrat ausüben, er durfte es nur nicht öffentlich tun.
Titus und Hadrian betrieben Gladiaturfechten, so wie heute mancher manager Boxen oder Wing Tsun betreibt. Ein Kaiser aber, der wie Nero, Caligula oder Commodus öffentlich als rennfahrer, Venator, Gladiator oder Virtuose auftrat, verletzte nach römischem Kodex die Würde des Prinzipats.