Warum heißen Indianer Indianer?

....
Das Zitat enthält ja einen auffälligen Schreibfehler - statt "gente" steht dort "gentre. Ich habe vorhin in der Form danach gegoogelt - in allen Sprachen 13.500 Ergebnisse... Allerdings eingegrenzt auf Ergebnisse nur in deutscher Sprache: 11.700....

Aha, es hat also mal ein Vollpfosten was aufgeschnappt und auf seine Webseite gesetzt - und viele, viele weitere [...] haben es abgeschrieben. Und alle halten es für die reine, lautere Wahrheit, weil: stand doch so auf der oder jener Seite.

Um es sehr erhellend gegenüberzustellen:
"una gentre en dios"
alle Sprachen: 13.500 Ergebnisse
deutsch: 11.700 Ergebnisse

"una gente en dios"
alle Sprachen: 414 Ergebnisse
deutsch: 300 Ergebnisse.

Allein daran ist schon zu sehen, wie seriös das ist und wie ernst das genommen werden sollte...

Das ist wahrscheinlich die berühmte Gentrifizierung.

In Wirklichkeit haben die Indianer ihren Namen von den Schwaben. So wie auch die Handies.
 
Ursprung der etymologischen Erklärung soll die Autobiografie "The Wind Is My Mother: The Life and Teachings of a Native American Shaman." des "Medizinmannes" und Priesters der "Native American Church" genannt Bear Heart sein.

Auhauaha, und das bei Wikipedia....

Zunächst einmal: wenn auf dem Etikett "Schamane" draufsteht, ist kein Indianer drin. Indianer haben eigene Bezeichnungen und gebrauchen den Begriff "Schamane" nicht.

Bear Heart gehört ebenfalls zu den Personen, die gezielt einen weißen Kundenkreis angesprochen haben (zb Visionssuche für $ 600). Außerdem sind widersprüchliche Aussagen zu seiner ethnischen Zugehörigkeit von ihm bekannt: mal war er Muskoke (Creek), mal Navaho. Auf der englischen Wikiseite wird in Klammern sein angeblicher Name und Titel genannt; da steht an letzter Stelle "Tustanaki", was in der Sprache der Muskoke allerdings nicht Medizinmann, sondern Kriegsanführer bedeutet.

Ob er überhaupt Indianer war, kann ich jetzt nicht sagen, aber die wechselnde ethnische Zugehörigkeit deutet sehr darauf hin, daß er Weißer war.

Hier gibt es weitere Informationen:

"Bearheart" & the Bear Tribe
 
Nur keine Aufregung .....:devil:
Nun, ich habe von Cooper bis Welskopf - Henrich alles verschlungen ,
was man so üblicherweise zu Indianern las - da waren die Akteure auch
solche und solche ( nicht die "edlen Wilden von Karl May) :rofl:

Die bekannten Hinweise auf Kriege der Stämme untereinander dürften
durchaus auch auf tiefe ideologische Konflikte hinweisen - vielleicht
verzichtet man nur darauf, dies als auch dort existierenden Rassismus
zu benennen ?
Um so tiefer dürften die Konflikte zwischen Indianern und Weißen
bestanden haben - schließlich gerieten dabei sehr unterschiedliche
Lebensweisen , Verhaltensweisen und Kulturen aneinander - oder?
Also vermute ich mal, das beiderseits Rassismus im Spiel war und
bedenkenlos praktiziert wurde .

Was mich jedoch seit jeher verwundert, ist die Sprachdifferenzierung zwischen den Stämmen.
Worauf ist dies zurückzuführen ?
Angeblich gab es gemeinsames Verständnis für Zeichensprache ,
übergreifendes Verständnis für gemalte Aufzeichnungen oder
verbreitete Fähigkeit, die Inhalte von " Wampum" - Gürteln
(hoffentlich die richtige Bezeichnung) zu erkennen .
Warum dann diese offenbar tiefe Sprachbarriere ?
Nach Welskopf - Henrich konnten Lakota weder mit Crow, Assiniboine,
noch mit Blackfeet reden - außer in Zeichensprache.

Gibt es eine Erklärung dazu ?
 
Nur keine Aufregung .....:devil:
Nun, ich habe von Cooper bis Welskopf - Henrich alles verschlungen ,
was man so üblicherweise zu Indianern las - da waren die Akteure auch
solche und solche ( nicht die "edlen Wilden von Karl May) :rofl:

Die bekannten Hinweise auf Kriege der Stämme untereinander dürften
durchaus auch auf tiefe ideologische Konflikte hinweisen - vielleicht
verzichtet man nur darauf, dies als auch dort existierenden Rassismus
zu benennen ?
Um so tiefer dürften die Konflikte zwischen Indianern und Weißen
bestanden haben - schließlich gerieten dabei sehr unterschiedliche
Lebensweisen , Verhaltensweisen und Kulturen aneinander - oder?
Also vermute ich mal, das beiderseits Rassismus im Spiel war und
bedenkenlos praktiziert wurde .

Gibt es eine Erklärung dazu ?

Vermutungen helfen nicht weiter, besser sind Fakten. Die Kriege indianischer Stämme untereinander waren mit ziemlicher Sicherheit nicht Ausdruck ideologischer Konflikte, sondern "Biberkriege" und Stellvertreterkriege europäischer Mächte. Die bei Cooper öfters erwähnten "Mingos", aber auch die Delaware oder Lenni lennapee, bei denen der Romanheld Hawkeye aufwuchs, mussten etliche Male ihre Siedlungsräume verlassen.

Die Pilgerväter in Massachusetts wären vermutlich verhungert, hätten die Wamponaog ihnen nicht geholfen. Metacomet war anfangs Verbündeter der Briten von denen er den Namen King Philipp bekam. Er führte den im Verhältnis zur Bevölkerungszahl verlustreichsten Krieg in Nordamerika um die überlieferte lebensform fortsetzen zu können, um seine Heimat zu verteidigen, und das Gleiche taten die Powhattan in Virginia unter Powhattans Bruder Opechancanu, dessen Nichte Pocahontas noch den Briten John geheiratet hatte. Lediglich die Kolonien von Pennsylvania und New Jersey konnten sich rühmen, keine Verträge mit Indianern gebrochen zu haben. Weiße, die in Gefangenschaft von Indianern gerieten, wurden von Indianerstämmen adoptiert, um Verluste auszugleichen. Es gibt Berichte von weiblichen Gefangenen im Franzosen- und Indianerkrieg, die von einem Initiationsritus berichteten. Einige Tage nach der Gefangennahme mussten sie eine menschliche Gasse schreiten, erwarteten dabei das Schlimmste, wurden aber nur leicht berührt und von den Frauen der Iroquois als Stammesmitglieder begrüßt. Während des Unabhängigkeitskrieges flüchtete ein gefangener Hesse zu Indianern und es gab auch nicht wenige entflohene schwarze Sklaven, die zu Indianern flüchteten und von Indianern adoptiert wurden, was auch daran lag, dass diese Kenntnisse der Sprache und Mentalität der Weißen besaßen. Das sptricht eher gegen eine grundsätzliche rassistische Einstellung auf Seiten der Indianer. Anders sah es freilich aus, wenn solche Gefangene dann "befreit" wurden.Besonders Frauen, die Jahre bei indianischen Stämmen verbracht hatten, waren oft total unten durch.

Ich habe in einem früheren Thread über die Undergroundrailroad darauf hingewiesen, dass im Rat der Cherokee Nation heute noch Cherokee vertreten sind, die von Afro-Amerikanern und Indianern abstammen
 
Nun, ich habe von Cooper bis Welskopf - Henrich alles verschlungen, was man so üblicherweise zu Indianern las - da waren die Akteure auch solche und solche ( nicht die "edlen Wilden von Karl May)

Die gab es bei Karl May auch nur in arg überschaubarer Anzahl; die negativen Schilderungen von Indianern überwiegen durchaus. Positiv werden zb diejenigen Indianer geschildert, die Deutsche als 'Lehrer' akzeptieren. Bei anderen, die zb im Gegenteil zu ihrer Ethnie allgemein von May positiv gezeichnet werden, handelt es sich um isolierte Einzelexemplare, so daß dadurch fast der Eindruck eines 'Betriebsunfalls' aufkommt.

Von den genannten Autoren ist jedenfalls Welskopf-Henrich die einzige, die Indianer als Menschen schildert, bei denen eben wie überall auf der Welt die globusübliche Normalverteilung menschlicher Eigenschaften vorkommt und sie weder als grausame, blutdürstige Wilde verteufelt, noch als edle Wilde überzeichnet.

Die bekannten Hinweise auf Kriege der Stämme untereinander dürften durchaus auch auf tiefe ideologische Konflikte hinweisen - vielleicht verzichtet man nur darauf, dies als auch dort existierenden Rassismus zu benennen ?
Welche ideologischen Konflikte sollten deiner Ansicht nach zwischen verschiedenen indianischen Ethnien auftreten? Und gleich in einer Ausprägung, die die Beschreibung „tiefe ideologische Konflikte“ rechtfertigen könnten?

Daneben sollte man sich natürlich auch zum Begriff Rassismus informieren, zb dazu, unter welchen Umständen von Rassismus zu sprechen ist und unter welchen nicht sowie über die verschiedenen Definitionen des Begriffs, wie zB die von Albert Memmi:

„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden des Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“
Albert Memmi: Rassismus. Hamburg 1992, S. 103

Weitere Informationen liefert Wikipedia, wobei insbesondere der englische Artikel empfehlenswert ist, der zu weiteren Stichworten verlinkt wie Institutional Racism, White Supremacy, stereotypes.

Racism - Wikipedia, the free encyclopedia
Rassismus ? Wikipedia

Die Konstruktion eines Rassismus zwischen verschiedenen indianischen Ethnien kann noch nicht einmal als gewagt bezeichnet werden. Die von Scorpio angesprochene Adoptionspraxis war ja über Jahrhunderte geübte Praxis, in die Weiße einbezogen wurden und dies spricht somit deutlich sowohl gegen einen „Rassismus“ indianischer Ethnien untereinander sowie gegen einen auf Weiße gerichteten Rassismus. Zusätzlich waren exogame Ehen bei vielen Ethnien nicht ungewöhnlich bzw gefordert, so daß viele Angehörige einer exogamen Ethnie über einen oder sogar beide Elternteile mit benachbarten Ethnien verwandt sein konnten.

Also vermute ich mal, das beiderseits Rassismus im Spiel war und bedenkenlos praktiziert wurde .
Diese Frage erledigt sich zb mit der Lektüre der beiden WP-Artikel.

Was mich jedoch seit jeher verwundert, ist die Sprachdifferenzierung zwischen den Stämmen.
Worauf ist dies zurückzuführen ?
Worauf ist es zurückzuführen, daß es allgemein auf der Welt verschiedene Sprachfamilien gibt?

Angeblich gab es gemeinsames Verständnis für Zeichensprache , übergreifendes Verständnis für gemalte Aufzeichnungen oder verbreitete Fähigkeit, die Inhalte von " Wampum" - Gürteln (hoffentlich die richtige Bezeichnung) zu erkennen .
Warum dann diese offenbar tiefe Sprachbarriere ?
Ich kann nicht nachvollziehen, wo du da ein Problem hast. Offenbar bist du der Ansicht, daß sich auf einem bzw. zwei Kontinenten lebende Völker alle in einer Sprache höchstens mit unterschiedlichen Dialekten verständigen können müßten. Wenn du dich aber mal mit dem Globus befaßt, ist dies nirgendwo gegeben.

Welches „übergreifendeVerständnis für gemalte Aufzeichnungen“ meinst du, zb auf Nordamerika bezogen?
Wampum-Gürtel waren nicht im gesamten Bereich von Nordamerika verbreitet. Die darauf wiedergegebenen Symbole gaben zumeist den Inhalt von Verträgen wieder, wobei der Wortlaut jeweils auswendig gelernt wurde und die Symbole als eine Art Gedächtnisstütze fungierten.

Nach Welskopf - Henrich konnten Lakota weder mit Crow, Assiniboine, noch mit Blackfeet reden - außer in Zeichensprache.
Zunächst mal bin ich verwundert, daß du dies mit einer Romanautorin belegen magst, auch wenn Welskopf-Henrich in diesem Genre zu den Besseren gehört.

Zum anderen: Lakota, Crow und Assiniboine gehören zur selben Sprachfamilie, alles drei sind Siouan-Sprachen. Lakota und Crow haben sich offensichtlich vor längerer Zeit getrennt, da beide Sprachen gegenseitig nicht verständlich sind. Weitere nicht mehr gegenseitig verständliche Siouan-Sprachen in der Umgebung sind zb Hidatsa und Mandan.
Die Assiniboine sprechen Nakoda, das mit Lakota und Dakota eng verwandt ist; die Sprachen sind weitgehend gegenseitig verständlich; die Assiniboine haben sich so 1600-irgendwas von den Dakota getrennt.

Bei den Siksika oder Blackfoot sieht es anders aus – nicht Blackfeet, sondern Blackfoot: die Blackfeet oder Sihasapa sind Teil der Lakota.

Die Siksika sprechen eine Sprache aus der Algonkin-Familie, ebenso wie die Kainah und Pikuni, mit denen sie eine Konföderation bildeten. Später wurden die Sarsi in die Konföderation aufgenommen, die eine Athapaska-Sprache sprechen.
Weitere Algonkin-Sprecher in der Umgebung der Lakota wären zb Cree, Ojibway, Cheyenne.

Gibt es eine Erklärung dazu ?
Durch die getrennte Weiterentwicklung von Sprachen nimmt die gegenseitige Verständlichkeit immer weiter ab – wir verstehen schließlich auch kein Indisch mehr, und auch keine baltischen oder slawischen Sprachen, obwohl diese Trennung vermutlich zeitlich weit später lag.
 
Nun, die diskutierte Seite ist nicht besonders gut, höflich ausgedrückt.
Rassistischer als manche Äußerungen hier ist sie aber vom Grunde her auch nicht. Wenn schon von den verschiedenen eingeborenen Völkern Nordamerikas gesprochen werden soll, dann bitte aber auch nicht von "den Weißen" oder den "Europäern". Das ist nämlich genauso rassistisch (oder nicht).
Abgesehen davon ist die Buchstabenkombination PC gerade im Bereich Internet im Deutschen schon besetzt. Sie bedeutet "Personal Computer". Für "political correktness" fällt mir nur ein:
"ich kenne keine schwarzen weißen und braunen Menschen, nur grüne. Die hellgrünen bleiben vorn, die dunkelgrünen nach hinten".
Für mich ist diese Art der neuen Sprache nichts anderes als Verschleierung von Mißständen, so was ähnliches wie ein marodes Gebäude mit frischem Putz salonfähig zu machen.
 
Exkurs zum Thema Stereotype über Indianer

Stereotypen sind zunächst einmal Kategorien, die wir aufstellen, um unsere Umwelt einzuordnen und überschaubar zu halten. Werden diese Stereotypen jedoch rigide und lassen abweichende Wahrnehmungen nicht oder weitgehend nicht (mehr) zu, sind es Vorurteile, die aktiv diskriminieren.

Über Indianer gibt es verschiedene Stereotype, die sich grob in zwei Gruppen zusammenfassen lassen: der edle Wilde und der grausame Wilde.
Der edle Wilde ist friedlich, spirituell, der mystische Wächter des Landes, der urtümliche Umweltschützer.
Der grausame Wilde ist ua die blutrünstige, unbeherrschte, mörderische Bestie, die Frauen und Kinder skalpiert, harmlose weiße Siedler und Postkutschen überfällt.

Beiden ist gemeinsam, daß sie kindisch, naiv, unzivilisierbar, nicht bildungsfähig, faul und unberechenbar sind. Nach der militärischen Eroberung können sowohl der grausame wie auch der edle Wilde in der Zuschreibung zum Dieb, zum Bettler werden, der nicht arbeiten kann und will, sondern auf Zahlungen seitens der Regierung wartet. Der kindische Grundcharakter des Indianers ist ebenfalls in allen Stereotypen vorhanden und äußert(e) sich zb in dem Konzept des Präsidenten als „Großer Weißer Vater“, der für seine „roten Kinder“ sorgt. Ebenso wie Kinder können Indianer nicht beurteilen, was gut für sie ist; sie können keine „erwachsenen“, informierten, reifen Entscheidungen treffen, was ihnen daher durch weiße Personen abgenommen werden muß. Hierdurch werden Indianer entmündigt und auf eine primitive Entwicklungsstufe verwiesen, die je nach Ausprägung des Stereotyps einen weniger bis kaum noch oder gar nicht mehr menschlichen Status zuweist. Dies wird bei allen Stereotype zb durch weitere Aspekte wie zb Stoik und Gefühllosigkeit, insbesondere Humorlosigkeit unterfüttert.

Eine weitere Entmenschlichung fand über die (weitgehend) historischen Bezeichnungen statt, mit denen indianische Menschen belegt wurden. So wurden Frauen als Squaw bezeichnet – dieses Wort ist aus der Sprachfamilie Algonkin übernommen. Heute gilt dieser Begriff bei Indianern in Nordamerika als Beschimpfung und wird als unflätige Bezeichnung eines weiblichen Körperteils gesehen (zu deutsch: das F-Wort). Indianische Kinder wurden mit der Bezeichnung „Papoose“ belegt; dieses Wort kommt aus einer Algonkin-Sprache und bedeutet tatsächlich „Kind“. Indianische Männer wurden dagegen sehr unverblümt als „Buck“ bezeichnet; dies ist ein aus der Zoologie entlehnter Begriff (zu deutsch: Bock oder Rammler). Das Anwenden einer gesonderten Terminologie anstelle der üblichen Begriffe Frau, Mann, Kind wird üblicherweise bei Tieren vorgenommen und erzeugt ebenfalls eine Abwertung der so bezeichneten Personen und entmenschlicht diese.

Das zuerst entstandene Stereotyp ist das des grausamen Wilden, der für das Überleben der weißen Bevölkerung eine beständige Gefahr darstellt und wie eine Ungezieferplage ausgerottet werden muß. Als im Osten der USA die indianische Bevölkerung weitgehend vertrieben war und nicht mehr zum täglichen Anblick gehörte, kam das Stereotyp des edlen Wilden und damit im Zusammenhang auch das der zum Untergang verurteilten edlen Rasse. Gerade dort, wo Indianer keine Bedrohung mehr darstellten, konnte dieses Stereotyp greifen, das Indianer als malerische Artefakte der Wildnis und damit der Vergangenheit sieht (somit auch in Europa).

Die Gruppen unterteilen sich jeweils. Zu den negativen Stereotypen gehören:

Die Bestie
ist der marodierende, unzähmbare Indianer, der gottlose Heide, der völlig unzuverlässig und unberechenbar ist und dem man nicht trauen kann. Es mangelt ihm an Mitgefühl und Moral, Lug und Betrug gehören untrennbar zu seiner „Natur“. Er muß vernichtet werden, damit das Leben der weißen Gesellschaft sicher ist. Dieses Stereotyp ist so entmenschlicht, daß es Indianer als quasi unfähig zur menschlichen Sprache darstellt – die Bestie gibt Grunzlaute, Kriegsgeheul, Wutschreie von sich und spricht (sofern überhaupt) in kurzen, abgehackten Sätzen.(Man denke da zb an die Schilderungen von Karl May mit Howgh und Uff.)

Der betrunkene Indianer
Dieses Stereotyp transportiert, daß Indianer eine minderwertige Rasse sind, denen es an Würde, Ehre und Moral mangelt. Der betrunkene Indianer ist faul, schmutzig, sorgt nicht für seine Familie, sondern bettelt.
Das Stereotyp beinhaltet ebenfalls, daß Reservationsindianer als Mündel des Staates von den schwer erarbeiteten Steuergeldern der Weißen leben und ihnen auf der Tasche liegen.

Die lächerliche Figur
ist eine entwürdigende und entmenschlichende Karikatur, die indianische Kulturen und Individuen als wertlos und primitiv darstellt. Die LF ist minderwertig und so dumm, daß sie ihre Dummheit selbst nicht begreifen kann. Sie erkennt nicht, daß man sie verspottet und fühlt sich im Gegenteil wichtig und gebauchpinselt, ist prahlerisch, macht sich wichtig, hat keine Einsicht in ihre tatsächlichen Fähigkeiten und ihre reale Stellung. Zivilisierbar und bildungsfähig ist die LF ebenso wenig wie die vorhergehenden Stereotype. Die LF spricht nur gebrochenes Englisch und kann sich keine grammatischen Kenntnisse aneignen.

Die Squaw
ist primitiv, (alt,) häßlich, unkultiviert, es mangelt ihr völlig an Anmut und Erotik. Sie ist lediglich eine Gebärmaschine und Arbeitstier. Das Bild der indianischen Frau als Arbeitstier wiederum dient als Bestätigung der Zuschreibung der indianischen Männer als faul und arbeitsunwillig.

Die Gruppe der positiven Stereotype:

Der tapfere Krieger
Friedlich, tötet nur Wild oder um seine Familie zu verteidigen, umweltbewußt, spirituell. Lebt in Harmonie mit einer angeblichen Wildnis, als sei er ein Adler oder Bär und kein Mensch. Als mythische Ikone der Vergangenheit mangelt es dem TK an Menschlichkeit; er wird daher als stoisch, ohne Gefühle und insbesondere als humorlos beschrieben, wodurch er trotz der vorgeblich positiven Sichtweise gleichzeitig minderwertig wird. Dieses Stereotyp glorifiziert gleichzeitig die traditionelle Lebensweise, so daß es auch einen exzessiven traditionellen Kleidungsstil umfaßt, Adlerfederhaube eingeschlossen.

Auch die Sprache des TK ist auffällig. Während seine Gegenstücke (Monster, besoffener Indianer, lächerliche Figur) die englische Sprache nur unvollkommen beherrschen, spricht der TK überall und in allen Lebenslagen druckreif und schwülstig (à la: „Mein Herz steigt in die Lüfte wie ein Adler, da ich dich erblicke, mein weißer Bruder“). Diese Sprechweise wird bei Indianern heute als „Tonto-Speak“ bezeichnet.

Die indianische Prinzessin
Pocahontas gehört in diese Kategorie, die also hauptsächlich in die Vergangenheit gehört und mythisch verklärt wird. Zu dieser vorgeblich positiven Darstellung gehört auch, daß Pocahontas und andere so verklärte Indianerinnen europäische Interessen unterstützten. Gleichzeitig wird ihr eine animalische Sexualität zugeschrieben, die sie zu einer beständigen Gefahr für weiße Männer macht bzw als verbotene Phantasie weißer Männer fungiert.

Die heute in den USA vielfach gerne reklamierte Indian Princess als Ur-Ur-....-Großmutter befindet sich in gefahrloser zeitlicher Entfernung und resultiert nicht in einer Zuordnung des Betreffenden als „Halfbreed“ - das für diese geltende Stereotyp behauptet(e), daß Halfbreeds von beiden „Rassen“ nur die schlechtesten Eigenschaften erben würden, womit diese Gruppe Menschen als besonders verachtenswert und noch minderwertiger als „reinblütige“ Indianer charakterisiert wurde. Nicht zuletzt ist dies der Hintergrund, warum viele Romane/Filme mit dem vorzeitigen Tod der Indian Princess entweder kurz vor oder kurz nach der Hochzeit mit dem weißen Helden enden.

Trotz der vordergründig positiven Zuschreibungen sind auch TK und IP nicht wirklich zivilisierbar und nicht bildungsfähig und es mangelt ihnen grundlegend an Realismus - sie wollen zb nicht einsehen, daß die Zeiten ihrer traditionellen Lebensweise vorbei sind bzw sind der Meinung, sie könnten sich in die weiße Gesellschaft hineinbewegen und würden von dieser aufgenommen. Vor allem bleiben sie auch weiterhin unberechenbar und können sich zb im Handumdrehen zum grausamen, blutrünstigen Wilden oder zum Säufer wandeln (zb durch Schicksalsschläge); die Zeit tut dann das Ihre, um aus der Indian Princess die abstoßende Squaw zu machen.
 
Mir fehlt da noch der Erfinder des Umweltschutzes, der biologisch-dynamische Ökologe schlechthin, der beständig mahnende Kapitalismuskritiker, der mit seinen übernatürlichen Gaben diverse Weltenden und Zivilisationsuntergänge vorhersagen kann.

Ist doch erwähnt:

Der edle Wilde ist friedlich, spirituell, der mystische Wächter des Landes, der urtümliche Umweltschützer.[...]

Der tapfere Krieger
Friedlich, tötet nur Wild oder um seine Familie zu verteidigen, umweltbewußt, spirituell.
Das gehört mit in das Stereotyp des edlen Wilden. Natürlich kann man die Gruppe der negativen und positiven Stereotype dann noch feiner aufschlüsseln, als ich es oben vorgenommen habe; ich wollte den Text aber einigermaßen überschaubar halten.

Ebenfalls nicht ausdrücklich erwähnt habe ich zb den Indianer als "Arbeitsunfähigen", der mit Zwangsarbeit bzw Arbeit generell Probleme hat, da Arbeit für Indianer angeblich 'spielerischen' Charakter habe, was wiederum die Zuschreibung als naiv, unzivilisierbar, ungeeignet für die zivilisierte Gesellschaft stützt. Und zwar in der Gegenwart wie auch auf die Vergangenheit bezogen: damit lassen sich die Leistungen indianischer Völker (Städtebau, Agrartechniken) wegdrücken und gegenstandslos machen. Es ist überdies ein Stereotyp, das auch heute noch in vielen Köpfen herumgeistert.
 
Ist doch erwähnt:

Das gehört mit in das Stereotyp des edlen Wilden.

ist der "edle Wilde" als Chiffre der Kritik an korrupter Zivilisation ein Stereotyp? Man sollte nicht vergessen, woher die idealistische (und auch idealisierte!) Vorstellung des unschuldigen Naturzustands stammt: primär aus der Spätaufklärung, aber zuvor fanden sich ähnliche Vorstellungen schon in der Antike. Kurzum ist der "edle Wilde" nicht ursprünglich an die indigenen Völker des nordamerikanischen Kontinents geknüpft!

Aber davon abgesehen ist die Zusammenfassung von stereotypen und auch einfach nur typisierten Zuschreibungen seitens der erobernden/verdrängenden "Zivilisation", so wie du sie zusammengefasst hast, sehr interessant -- wenn ich es richtig überschaue, so sind das Zuschreibungen speziell aus dem späten 18. und hauptsächlich aus dem 19. Jh. Und wenn ich es weiterhin richtig verstanden habe, so sind die impliziten Wertungen dieser Zuschreibungen eine heutige Perspektive.

Was mir da noch am Rande einfällt: ist nicht von Berthold Brecht der kleine Text mit der Frage an einen nordamerikanischen "Indianer", wie dieses Land vor der Zeit der USA hieß, und der Indianer antwortete "wir nannten es unser"?
 
ist der "edle Wilde" als Chiffre der Kritik an korrupter Zivilisation ein Stereotyp? Man sollte nicht vergessen, woher die idealistische (und auch idealisierte!) Vorstellung des unschuldigen Naturzustands stammt: primär aus der Spätaufklärung, aber zuvor fanden sich ähnliche Vorstellungen schon in der Antike. Kurzum ist der "edle Wilde" nicht ursprünglich an die indigenen Völker des nordamerikanischen Kontinents geknüpft!

Schaustu bitte auf die Überschrift meiner Ausführungen. Daß und wo überall dieses Stereotyp zuvor und danach Anwendung fand, war nicht das Thema. Wenn du aber schon auf den Pfennig schaust: in der Renaissance wurde diese Sichtweise in Europa zusammen mit anderen Details aus der Antike wieder aufgewärmt und ist von dort in die USA weitergereist. Ebenfalls nicht behauptet habe ich, daß dieses Stereotyp nur mit indigenen Völkern Amerikas zu tun hätte. Es ist aber schön zu sehen, wo und wann genau auf Pfennige geschaut wird und wo und wann nicht. Nun, zumindest bietet es Anlaß, mal wieder ein Ausrufezeichen zu verwenden.

-- wenn ich es richtig überschaue, so sind das Zuschreibungen speziell aus dem späten 18. und hauptsächlich aus dem 19. Jh. Und wenn ich es weiterhin richtig verstanden habe, so sind die impliziten Wertungen dieser Zuschreibungen eine heutige Perspektive.
Nein, das überschaust du nicht richtig: einige Stereotype sind bereits früher entstanden, bereits in der Zeit der ersten Gründung von Ansiedlungen, und wurden beibehalten. Und nein, das hast du nicht richtig verstanden: die Wertungen sind nicht lediglich die heutige Perspektive - oder möchtest du ernsthaft andeuten, daß ein Stereotyp wie das des grausamen, blutgierigen Mörders etwa im 18. Jahrhundert positiv belegt sein konnte?

Was mir da noch am Rande einfällt: ist nicht von Berthold Brecht der kleine Text mit der Frage an einen nordamerikanischen "Indianer", wie dieses Land vor der Zeit der USA hieß, und der Indianer antwortete "wir nannten es unser"?
Ach, von dem soll er auch sein?
Und da du den Begriff Indianer so nett in Anführungszeichen setzt: daß auch dies eine Fremdzuschreibung ist, dürfte allgemein bekannt sein, daher auch mir. Allerdings bin ich Mitglied in zwei Projekten mit indigener Mehrheit, die einen No-NA-Award dafür erhalten haben, daß sie die Bezeichnung "Native American" nicht verwenden - diese Bezeichnung wird nämlich auch bei Indianern teils kritisch gesehen, da jeder auf dem Kontinent geborene Mensch ein native American ist. Dort wird zb der Begriff "indigenous" verwendet, oder "ndn", sofern es eine generellere Bezeichnung sein soll.
 
Und nein, das hast du nicht richtig verstanden: die Wertungen sind nicht lediglich die heutige Perspektive - oder möchtest du ernsthaft andeuten, daß ein Stereotyp wie das des grausamen, blutgierigen Mörders etwa im 18. Jahrhundert positiv belegt sein konnte?
zumindest würde ich nicht behaupten, dass ein edler umweltbewußter Wilder eine Erfindung des 18. Jhs. wäre... :winke:
auch kann ich mich nicht entsinnen, irgendeinen grausamen blutgierigen Mörder als positiv konnotiert angedeutet zu haben...
...kann es sein, dass du in Beiträge etwas hineinlesen willst, was dort gar nicht drin steht?
 
Ich finde die ganze Diskussion bezeichned für ein massives Dilemma um den Begriff "Indianer". Wenn ich an den Anfang des Threads erinnern darf, so hing von der Entdeckung der "Neuen Welt" der Begriff "Indianer" ab.

Dieser Begriff mag schon kurze Zeit nach der Informationsverbreitung der Entdeckung im europäischen Sprachgebrauch existiert haben. Aber er meinte (damals) etwas völlig anderes als das, was heute darunter verstanden wird.

Hierfür habe ich fünf Epochen entwickelt die jeweils zwar unscharf und fließend im Übergang sind, aber in ihrer Gesamtheit schon deutlich machen, was ich meine. Ich maße mir nicht an, die Epochen zu datieren, weil das allein schon diskussionswürdig ist. Die Namen der Epochen sind plakativ gewählt.

I.Epoche "Indianer sind Inder"

Hier dachte man tatsächlich, man hätte es mit Indien und Asien zu tun.

II.Epoche "Indianer sind die Einheimischen der Neuen Welt"

Hier erkannte man, dass dies nicht Indien oder Asien sein konnte, sondern ein "neuer" Erdteil.

III.Epoche "Der Indianer hat keine Kultur"

Hier beginnt die (gedankliche) Spaltung zwischen "Indianern" die große Kulturdenkmäler errichteten und solchen, die das nicht taten. Merkwürdigerweise bezeichnen wir die Inkas, Mayas, Azteken etc. nicht als "Indianer". Der Begriff "Indianer" beginnt exklusiver zu werden und wird nur noch für nordamerikanischen Steppen- oder Präriebewohner oder südamerikanische Urwaldbewohner benutzt. "Indianer" sind primitive Wilde, die keine bedeutenden Bauwerke errichteten, die den Europäern im
Hinblick auf Rom oder Griechenland als Merkmal einer Zivilisation dienten (Kulturrassismus). Der Begriff "Indianer" bekommt langsam seine heutige (landläufige) Prägung.

IV.Epoche "Karl May und der Wilde Westen"

Hier spielten die Träume nach Fernweh, europäische Alltagsflucht und der Gedanke vom "idyllischen Urzustand" die treibende Kraft. Vor dem Hintergrund des langsam ausgehenden langen 19.Jahrhundert, der gewachsenen industriellen Revolution, Arbeiterausbeutung und neuen Technologien (Eisenbahn, Verbrennungsmotor) wird gedanklich nach dem Gegenpol, der zu einer Entschleunigung des Industriezeitalters, das selbst gerade an Fahrt aufnimmt und zunehmend beschleunigt, gesucht.

V.Epoche "Der Indianer als Opfer"

Eine neue Sensibilität hält Einzug. Man erkennt die Verbrechen gegen die "Indianer" an. Der Landraub wird als das angesehen, was er war: ein Raub. Von staatlicher Seite ist man auf "Entschädigung" und "Einigung" aus und gewisse "Privilegien" werden zugestanden (Gegenwart).

---

Durch diese Epochen ging der Begriff "Indianer". Er verallgemeinerte (die Stämme Nord- und Südamerikas), er grenzte aus (Inkas, Mayas, Azteken etc.).

Hat er tatsächlich dieselbe Bedeutung wie 1492?

Was denkt ihr dazu? :grübel:
 
Wie Du ja selbst in Deiner Unterteilung schon darlegst ist der Begriff natürlich erheblichen Wandlungen unterworfen-die ursprüngliche Bedeutung von 1492 wurde spätestens in dem Moment obsolet in dem klar wurde,daß Amerika nicht Asien war.
Eine weitere Differenzierung des Begriffs würde ich darin sehen,ob er im iberischen oder anglo-amerikanischen Kulturkreis verwendet wird
Im hispano-amerikanischen Umfeld ist Indio auch eine Abstammungsbezeichnung für reine Indianer im Gegensatz zu Mestizen,Mulatten, Creolen .
Inwieweit hier dieEpochen III und IV überhaupt existent waren , ist auch fraglich.
Die Spanier waren sich der kulturen ,die sie vernichteten wohl bewußt- es gab relativ früh Inka- und Aztekenprinzen mit spanischen Adelstiteln, man integrierte also Teile der Herrscherkaste ins eigene Werte- und Sozialsystem, was man mit "kulturlosen Wilden" nicht getan hätte
 
...
Die Formulierung auf der Seite lautet:
1. Nein, diese Bezeichnung wurde *nicht* von allen Ethnien in den Kulturarealen Prärie und Plains verwendet. Sie ist der Sprache der Lakota und Dakota entnommen. Es ist in der Tat rassistisch, "den Indianern" - ob insgesamt oder pro Kulturareal - nur eine Sprache zugestehen zu wollen und die anderen existierenden mal eben unter den Tisch fallen zu lassen. Dieses Ignorieren anderer Sprachen und Kulturen fußt auf Stereotypen über Indianer, aber nicht auf Tatsachen.

1.a. Nein, nicht nur für männliche Weiße.

2. "In der Indianerliteratur"? In welcher denn? (Es soll ja auch Literatur geben, die nicht in Stereotypen und Platitüden steckenbleibt.)
Wenn ich mich in meiner Muttersprache einigermaßen auskenne, sind Begriffe wie zb "Chinesenliteratur", "Afrikanerliteratur", "Franzosenliteratur" unbekannt. Warum es dann andererseits "Indianerliteratur" geben sollte, erschließt sich nicht wirklich. Dieser Sprachgebrauch ist rassistisch geprägt.

3. Die Bezeichnung "Bleichgesicht" gab und gibt es meines Wissens bei keiner indianischen Ethnie. Dies ist eine Zuschreibung, die von weißer Seite aus vorgenommen wurde, als Gegensatz zur ebenfalls von weißer Seite kreierten "Rothaut".

4. Ach, die Weißen "erschienen" den Indianern "nicht geheuer"? Das Verb "erschienen" deutet zunächst einmal an, daß diese Sicht nicht auf Tatsachen beruht, es "scheint" ja nur so - und bereits hiermit wird den Indianern kollektiv Fähigkeit und Recht zur Beurteilung abgesprochen. "Nicht geheuer" kann es einem vielleicht im finsteren Wald oder im dunklen Keller sein, wenn man zuviel Phantasie hat. Auch mit dieser Formulierung wird die Wahrnehmung der Weißen durch 'die Indianer' herabgewertet.

Eine naheliegendere Formulierung wäre: "sie lehnten die Weißen ab" - und genau diese Ablehnung wird den Indianern durch das Ausweichen auf "erschienen ... nicht geheuer" erst gar nicht zugestanden.. Wäre ja auch ungeheuerlich - Nichtweiße erlauben sich ein Urteil über Weiße. Genau dies wird durch die Formulierung transportiert, wodurch sie rassistische Obertöne erhält.
...

So sehr ich Deinen sonstigen Ausführungen in diesem und anderen posts auch zustimmen kann, hier scheint mir eine, sorry, etwas böswillige Interpretation vorzuliegen, die semantisch nicht sonderlich überzeugend ist, beispielsweise bei der Analyse des Wortes "erschienen". Es ist offensichtlich, daß die zitierte Internetseite nicht gerade vor Fachwissen über Indianer strotzt und viele Infos schlicht falsch oder zumindest ungenau sind. Dies zu ignorieren, obwohl man den Frager (zu Recht) gerade darauf stößt, und den hier in Rede stehenden Textteil der Seite dergestalt zu verstehen, daß wider besseres Wissen aus rassistischen Gründen Fehlinformationen gegeben werden, erscheint schon recht künstlich.

@ Tristan: bei einer Analyse des Begriffes "Indianer" muß man berücksichtigen, daß es zu allen Zeiten gleichzeitig unterschiedliche Verständnisse der damit bezeichneten Menschen gab. Die angebotenen Epochen erscheinen mir von den inhaltlichen Definition auch nicht gleichwertig zu sein. Vielfach würden sie nebeneinander gelten. Wenn Du z.B. der Meinung bist, die Auffassung, viele, vor allem nordamerikanische Indianervölker hätten keine den europäischen oder mesoamerikanischen vergleichbare Bauten errichtet und seien daher auf einer geringeren Zivilisationsstufe gestanden, sei überholt, kann ich dem nicht zustimmen. Da Du das als "Kulturrassismus" bezeichnest (obwohl Du von Zivilisationsniveaus sprichst), scheinst Du anderer Meinung zu sein, aber das bedeutet keinen allgemeinen Sinneswandel außerhalb bestimmter ideologischer Kreise. Übrigens werden Mayas, Inkas und Azteken durchaus oft als "Indianer" bezeichnet.

Ich hoffe jedenfalls, die Periode "Indianer als Opfer" geht schnell vorüber, wenn sie denn gerade gelten sollte, sie ist wissenschaftlich genauso unredlich wie die "Indianer als blutrünstiger heidnischer Wilder", u.a. weil sie innerindianische Konflikte ausblendet oder relativiert. Die Indianer waren genug normaler Mensch, um auch ohne Weiße Krieg führen zu können.
 
Zurück
Oben