Warum ist das Christentum eine monogame Religion?

Kassia schrieb:
Hmmm, derjenige, der die Frage gestellt hat, hat sich gar nicht mehr geäußert, ob er mit einer der Antworten zufrieden war / ist. Stattdessen debattieren wir hier, ob eine Mandarine eher rund oder eher orange ist....
Man kann das historisch erklären, theologisch, soziologisch, juristisch, evolutionsbiologisch u.a.m. Vielleicht gibt es einfach nicht DIE eine Erklärung für das Phänomen Monogamie!?

Nur so eine Zwischenbemerkung. Debattiert ruhig weiter :confused:

Kassia
Im Geschichtsforum erklären wir sowas nur historisch. Sonst kriegen wir von den Mods eins über die Rübe.:devil:
 
fingalo schrieb:
Im Geschichtsforum erklären wir sowas nur historisch. Sonst kriegen wir von den Mods eins über die Rübe.:devil:


Auch von-den-Mods-eins-über-die-Rübe ist immer wieder mal erquickend und labend*, nicht nur am Abend. Alte Forenweisheit.








* Ich hatte schon "labernd" geschrieben, aber den Fehler gerade noch rechtzeitig bemerkt!
 
fingalo schrieb:
Jesus selbst hatte eine sehr ambivalente Stellung zur Ehe, was weitreichende Folgen hatte: Auf der einen Seite radikalisierte er die Sexualmoral in der Ehe durch die Ausweitung des Ehebruchsbegriffs


Zu dieser These hätte ich jetzt doch gerne mal einen Quelltext.:)
 
Irene schrieb:
Zu dieser These hätte ich jetzt doch gerne mal einen Quelltext.:)

Da wird man in der Bergpredigt schnell fündig, die steht bei Matthäus:

Matthäus-Evangelium Kapitel 5 schrieb:
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
[...]
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entläßt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entläßt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
 
Irene schrieb:
Ja, die Texte kenne ich, aber inwiefern radikalisieren sie die Sexmoral in der Ehe?

Das liegt doch faktisch auf der Hand: es geht darum, wann die eheliche Treue verletzt ist.
Weil das AT sagt "Du sollst nicht die Ehe brechen", womit der Vollzug des Ehebruchs gemeint ist, während laut Jesus bereits der Gedanke an Ehebruch Sünde ist bzw. Ehebruch auch durch Verkehr mit einer geschiedenen Frau vorliegt.
 
timotheus schrieb:
Das liegt doch faktisch auf der Hand: es geht darum, wann die eheliche Treue verletzt ist.
Weil das AT sagt "Du sollst nicht die Ehe brechen", womit der Vollzug des Ehebruchs gemeint ist, während laut Jesus bereits der Gedanke an Ehebruch Sünde ist bzw. Ehebruch auch durch Verkehr mit einer geschiedenen Frau vorliegt.

Ja, hab ich schon begriffen, dass gilt für abschweifen, aus der Ehe ausbrechen. Begehre nicht des anderen Weib.......
Ich meine den obigen Satz - Radikalisierung der Sexualmoral in der Ehe. Das sind zwei verschiedene Dinge.
 
Irene schrieb:
aber inwiefern radikalisieren sie die Sexmoral in der Ehe?
Inwieweit dieses Wörtlein auf die Goldwaage zu legen ist, kann Dir wohl nur Fingalo beantworten.
Ich glaube kaum, daß er sensationell andere Quellentexte aufzubieten hat als Timotheus oder ich.
 
Irene schrieb:
Ja, hab ich schon begriffen, dass gilt für abschweifen, aus der Ehe ausbrechen. Begehre nicht des anderen Weib.......
Ich meine den obigen Satz - Radikalisierung der Sexualmoral in der Ehe. Das sind zwei verschiedene Dinge.

Das verstehe ich jetzt nicht... :sorry:
Das eine bedingt doch mE das andere - also durch den Ehebruch ist doch auch die Sexualmoral in der Ehe deutlich verletzt.
Oder bin ich jetzt zu sehr im Katholizismus verwurzelt?
 
Wenn ich in dieser religiösen Diskussion mal eine geschichtliche Bemerkung machen darf, indem ich zunächst einen früheren Beitrag dieses Threads zitiere:
Klaus schrieb:
Geschichtlich sehe ich es aber so, dass eine Gesellschaft immer an denjenigen Gott glaubt, der sie am besten funktionieren lässt.
...
Und die Monogamie ? Für eine ortsfeste Gesellschaft mit hoher Bevölkerungsdichte schafft eine stabile Kleinfamilie offenbar die beste Basis.

Es gibt bei uns Menschen und unseren Verwandten (Affen) drei zwischengeschlechtliche Basismodelle :

1. Promiskuität
2. Paschatum
3. Monogamie

Je nach äußeren Bedingungen kann ein jedes das beste Modell für die jeweilige Gemeinschaft sein, wenn das Ziel "Überleben" heißt, also einen Überschuss an gesunden Nachkommen zu erzeugen und bis ins Erwachsenenalter durchzubringen.

Unter harten Umweltbedingungen eignet sich die Monogamie am besten für die Brutpflege; auch für den Mann, denn was nützt es ihm, seine Gene breit zu streuen, wenn alle seine Kinder verhungern ? Allerdings lohnt sich der Deal für ihn nur dann, wenn er sich seiner Vaterschaft sicher ist. Daher erlangte die eheliche Treue einen so hohen Stellenwert.

Ein weiterer Grund dürfte der individuelle Besitz und die Vererbung von landwirtschaftlicher Fläche sein. In so ein System ist nur in einer monogamen Gesellschaft mit klaren Abstammungslinien Ordnung zu bringen.

Bei nomadischen Völkern, wie den Arabern zu Mohameds Zeiten, kann Polygamie die bessere Überlebensstrategie sein, da die Gene des "besten" Mannes mehrfach genutzt werden können. Auch lässt sich eine umherziehende Sippe so möglicherweise besser organisieren als mit mehreren gleichberechtigten Kleinfamilienvätern.
 
Klaus schrieb:
Wenn ich in dieser religiösen Diskussion mal eine geschichtliche Bemerkung machen darf

Wenn ich hier mal einen Hinweis zum Thema machen darf: Es geht hier um das Christentum...
 
hyokkose schrieb:
Inwieweit dieses Wörtlein auf die Goldwaage zu legen ist, kann Dir wohl nur Fingalo beantworten.
Ich glaube kaum, daß er sensationell andere Quellentexte aufzubieten hat als Timotheus oder ich.

Wenn man davon ausgeht, dass eine solche Auslegung wie von Timo generell getroffen wurde, leiten sich daraus auch vielleicht einige Interpretationsfehler her. Z.b. Einmal die Bergpredigt und Jesus Haltung zur Ehe, die aber mehr oder weniger ein Hinweis darauf sein dürfte, was jeder Mensch für sich als Sünde ansehen muß. Also sich verinnerlichen, radikal kann man Jesus Ansichten eher nicht nennen, da er keine Sanktionen daraus ableitet, außer, dass der Mensch eine Sünde begeht und Gott gegenüber dafür verantwortlich ist. Siehe Jesus Eingreifen zugunsten der Ehebrecherin, die gesteinigt werden sollte.
Dass er die Ehe als solche favorisiert ist auch ersichtlich, aber kein Hinweis, unbedingt monogam zu leben. Der Hinweis, der hier schon kam, beide ein Fleisch also monogam ist eher eine mathematisch-philosophische Sichtweise. Und dass Jesus Scheidungen als solche verwirft und quasi die Heirat mit einer geschiedenen Frau/geschiedenen Mann verbietet, verweist auch nicht unbedingt auf das Bestehen auf Monogamie. Auch in polygamen Verbindungen ist eine Scheidung an bestimmte Regeln gebunden und eher ungern gesehen.
Scheidungen bringen in allen Epochen und Gesellschaften finanzielle Einbußen mit sich, ebenso Schwierigkeiten, zu entscheiden, wo gehören die Nachkommen hin. Also weniger religiös als mehr dem Zusammenleben und Erstarken der Gesellschaftsstruktur geschuldet.
Nichts desto trotz wurden aber gerade diese beiden Aspekte im kathol. Glauben fest verankert. Unauflöslichkeit der Ehe und Sexualverkehr auch in der Ehe nur zum Zwecke der Zeugung von Nachkommen. Weder das noch ein Befehl zur Monogamie ist aber irgendwo in der Bibel nachzuweisen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also was die Verschärfung der Sexualmoral in der Ehe angeht, müssen wir bei Paulus schauen. Der verbietet zwar den innerehelichen Geschlechtsverkehr nicht, im Gegenteil er empfiehlt sogar:
1 Korinther 7 schrieb:
Den Unverheirateten und den Witwen sage ich: es ist gut, wenn sie bleiben wie ich [also unverheiratet]. Wenn sie aber nicht enthaltsam leben können, sollen sie heiraten.
Aber er schreibt auch
1 Korinther 7 schrieb:
Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine
Paulus ist also insofern Realist, dass er die allgemeinen ehelichen Praktiken nicht verbietet und das Begehren aus der 'Illegalität' oder Heimlichkeit herausholen möchte, aber er lässt auch keinen Zweifel daran, dass es besser wäre, sexuell enthaltsam zu leben: "Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren."

Im Übrigen findet sich das, was Fingalo geschrieben hat:
Die Ehe wurde (und wird) als Abbild des Verhältnisses von Jesus zu seiner Kirche gesehen. Die Kirche als Braut Christi.
im Epheser-Brief wieder:
Epheser 5 schrieb:
Ihr Frauen ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist.
 
El Quijote schrieb:
Paulus ist also insofern Realist, dass er die allgemeinen ehelichen Praktiken nicht verbietet und das Begehren aus der 'Illegalität' oder Heimlichkeit herausholen möchte, aber er lässt auch keinen Zweifel daran, dass es besser wäre, sexuell enthaltsam zu leben: "Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren."

Aber in diesem Punkt kann man doch weder Paulus noch die Bibel ernst nehmen. Die Menschen existieren nicht um einer Religion willen, die Religion ist von Menschen geschaffen. Von daher die Bibel auf alle Christen auszudehnen, weil es Männer wie Paulus gab, die offenbar Asketen von Natur aus waren oder was weiß ich für Gründe hatten, ist mehr als merkwürdig. Liebet und vermehret euch heißt es und das dürfte wohl auch der Sinn eines jeden Geschöpfes auf dieser Erde sein, seine Art zu erhalten. Nach Paulus seinen Maximen wäre tatsächlich schnell das Ende der Welt dagewesen, da die Menschheit ausgestorben wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irene schrieb:
Aber in diesem Punkt kann man doch weder Paulus noch die Bibel ernst nehmen. Die Menschen existieren nicht um einer Religion willen, die Religion ist von Menschen geschaffen.

Hier wiederum ginge das Ganze dann in Glaubensfragen über...

Irene schrieb:
Von daher die Bibel auf alle Christen auszudehnen, weil es Männer wie Paulus gab, die offenbar Asketen von Natur aus waren oder was weiß ich für Gründe hatten, ist mehr als merkwürdig. Liebet und vermehret euch heißt es und das dürfte wohl auch der Sinn eines jeden Geschöpfes auf dieser Erde sein, seine Art zu erhalten. Nach Paulus seinen Maximen wäre tatsächlich schnell das Ende der Welt dagewesen, da die Menschheit ausgestorben wäre.

Naja, das ist aber jetzt schon etwas zu sehr auf eine Aussage fixiert.
In einem der Briefe an Timotheus (ich meine den Heiligen, nicht mich :cool: ) - ich habe die Bibel gerade nicht zur Hand - sagt er ja andererseits:
"Es wäre gut, alle wären unverheiratet wie ich.
Damit es aber keine Unzucht gibt, soll jeder Mann eine Frau haben und jede Frau einen Mann."

Anm.: Da ich es gerade - wie erwähnt - nicht in der Einheitsübersetzung nachschlagen kann, kann es sein, daß der genaue Wortlaut in der Schrift etwas abweicht. Der Sinn der Aussage stimmt jedoch...
 
timotheus schrieb:
Hier wiederum ginge das Ganze dann in Glaubensfragen über...



Naja, das ist aber jetzt schon etwas zu sehr auf eine Aussage fixiert.
In einem der Briefe an Timotheus (ich meine den Heiligen, nicht mich :cool: ) - ich habe die Bibel gerade nicht zur Hand - sagt er ja andererseits:
"Es wäre gut, alle wären unverheiratet wie ich.
Damit es aber keine Unzucht gibt, soll jeder Mann eine Frau haben und jede Frau einen Mann."
Anm.: Da ich es gerade - wie erwähnt - nicht in der Einheitsübersetzung nachschlagen kann, kann es sein, daß der genaue Wortlaut in der Schrift etwas abweicht. Der Sinn der Aussage stimmt jedoch...

Ganz sicher ist das jetzt keine Glaubensfrage, es betrifft das Christentum, die Monogamie und Paulus. Ganz spitz frage ich jetzt mal, erhebt sich da Paulus nicht eigentlich über Gott und dessen Strategie? Vielleicht eine Schwäche, nicht gleichzeitig dem Willen Gottes was Eva anbelangt nachkommen zu können und sich ganz dem Glauben zu widmen. Diese Empfehlung an alle Christen hätte er sich besser verkneifen sollen.
Wozu schuf Gott den Menschen (Adam) und wozu gab er ihm dann Eva, wohl doch nicht, damit die beiden von Früh bis Abend nur Gott anbeten, um dann am Ende auszusterben? Nicht ich fixiere mich auf den einen Satz, wie es aussieht, hat sich das spätere Christentum (Kirche) auf diesen einen Satz fixiert und daraus Gesetze abgeleitet, wahrscheinlich auch die Monogamie.
 
Irene schrieb:
Nach Paulus seinen Maximen wäre tatsächlich schnell das Ende der Welt dagewesen, da die Menschheit ausgestorben wäre.

Irgendwo hier im Forum hatten wir letzthin über den Endzeitglauben des frühen Christentums gesprochen, ich habe mit Bedacht den Satz "Die Zeit ist kurz." mitzitiert. Für Paulus macht es offensichtlich keinen Sinn jetzt noch so kurz vor dem Ende der Zeiten Kinder zu zeugen.

Irene schrieb:
Von daher die Bibel auf alle Christen auszudehnen, weil es Männer wie Paulus gab, die offenbar Asketen von Natur aus waren oder was weiß ich für Gründe hatten, ist mehr als merkwürdig.

Da hast Du mich falsch verstanden. Dass Paulus die sexuelle Enthaltsamkeit zwar fordert, aber nicht erzwingt, zeigt, dass er anders gestrickt war, als sein Umfeld. Es war aber zuletzt nach der Verschärfung der innerehelichen Sexualmoral gefragt, ich habe versucht, das biblisch zu beantworten.
 
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