.. den Frieden zu verhandeln?
Vielleicht doch.
Doch just zu dieser Zeit setzen sich die Positionen der Hardliner durch. Soweit ich das derzeit überblicke auch im UK und in Frankreich.
Wie hätten sie geeignet sein sollen?
Bethmann war kein außenpolitischer Dilletant. Ihm musste klar sein, dass seine Amtskollegen auf Seiten der Entente vor ganz ähnlichen Schwierigkeiten standen.
Man konnte ja durchaus via der Schweiz, der Niederlande und Dänemark die britischen und französischen Presseerzeugnisse beziehen und sich darüber einen Eindruck davon machen, wie aufgeheizt die Stimmung auch dort bereits war.
Bethmann musste klar sein, dass seine Amtskollegen innenpolitisch vor den gleichen Problemen standen wie er, sich also einer mitunter annexionslüsternen, aufgepeitschtenn Öffentlichkeit gegenüber sahen.
Und das waren keine vom Kaiser ernannten, nur dem Kaiser verantwortlichen Regierungen, die einen derartig großen Spielraum hatten, sich mit der Öffentlichkeit wenn nötig anzulegen.
Das musste ihm klar sein und wenn das der Fall war, konnte er schwerlich erwarten, dass seine Amtskollegen dort den ersten Schritt zu Konkretisierungen gingen wenn er selbst das nicht tat, denn auch die wollten gerne politisch überleben.
Wäre Bethmann der eigenen annexionistischen Partei im Inland entschieden entgegengetreten und hätte einen konkreten, mäßigen Vorschlag auf den Tisch gelegt, hätte das vielleicht Seine Amtskollegen im Ausland dazu motiviert im Namen der Vernunft das Gleiche zu tun und sich wenigstens an den Tisch zu setzen.
Wenn er aber nicht bereit war diesen Schritt zu gehen, konnte er das auch von anderen kaum erwarten.
Da lasse ich im Übrigen auch die auch die Abstimmungsprobleme mit den Verbündeten nicht gelten.
Von den Zentralmächten war 1916 keine in der Lage den Krieg ohne deutsche Unterstützung weiter zu führen, heißt auch ein Sonderfriede zwischen Deutschland und der Entente hätte einen allgemeinen Frieden zur Folge haben müssen, da die anderen Partner gar nicht umhein gekommen wären, sich dem sofort anzuschließen.
Einfach nur Absichtsbekundungen auszutauchen, während man vor den eigenen Annexionisten kuschte, konnte zu nichts führen.
Wenn man wirklich Frieden wollte, konnte das nur umgesetzt werden, wenn man bereit war, den zur Not gegen die eigenen Annexionisten durchzupeitschen und nötigenfalls auch gegen die Interessen der eigenen Bündnispartner, so radikal diese Konsequenz auch ist.
Die war Bethmann nicht bereit zu ziehen und deswegen konnte dabei nichts herauskommen.
Wenn er das ernstlich versucht hätte und damit gescheitert und anschließend als Kanzler gegangen worden wäre, dann könnte man ihm hier verdienstvolles und zweckgerichtetes Handeln attestieren.
So aus meiner Sicht aber kaum, unbeschadet seiner Einstellung, möglicherweise aufrichtig das Ende des Krieges und einen Ausgleich gewollt zu haben.