Warum kein Frieden 1917?

Das ist richtig, aber für diese Darstellung gibt es zumindest eine Primärquelle in Gestalt einer vertraulichen Mitteilung Bethmann-Hollwegs:

"Lehnen unsere Feinde es ab, sich auf Friedensversammlungen einzulassen – und hiermit müssen wir rechnen – so fällt auf sie das Odium für die Fortsetzung des Krieges. Die Kriegsmüdigkeit [ . . . ] wird dann noch wachsen und den auf den Frieden hindrängenden Elementen neue Anhänger zuführen. Auch in Deutschland und bei seinen Verbündeten ist der Wunsch nach Frieden rege geworden. Die Ablehnung unseres Friedensangebotes, die Erkenntnis, daß die Fortsetzung des Kampfes lediglich durch die Schuld unserer Gegner unvermeidlich ist, würde als ein neuer Ansporn zu äußerster Kraftanstrengung und Entsagung für die siegreiche Beendigung des Krieges wirksam sein."


https://ghdi.ghi-dc.org/pdf/deu/1006_Deutsche_Friedensan_193.pdf

Dieses Zitat kannte ich noch nicht. Aber ich habe oben ja schon geschrieben gehabt, das man sich auf deutscher Seite auch Gedanken gemacht hatte, was geschehen solle, wenn das Angebot abgelehnt werden würde und das es beschlossene Sache war, das dann der uneingeschränkte U-Bootkrieg wieder aktiviert wird.
 
Können wir einen Reset machen?
Fangen wir mit dem Friedensangebot der Mittelmächte vom 12. Dezember 1916 an?

Wozu?

Ich habe dazu doch eine ganze Menge geschrieben und auch Quellen genannt. Ich habe die militärische Ausgangslage erläutert und und auch den Zeitpunkt, ab wann Bethmann mit seinen Vertrauten an den Plan der Friedensnote zu arbeiten begann.

Ich habe aber eben die Reaktion der Alliierten und deren Motive in den Mittelpunkt gestellt und das wurde abgeblockt.

Es wird lediglich die Note der Verbündeten und deren Fehler ins Kreuzfeuer der Kritik genommen. Nachdem nun ElQuijote durch eine besondere Beharrlichkeit mein Thema und Fragestellung blockiert hat, melden sich seine Unterstützer und geben dem Thema die Richtung, in der ich überhaupt nicht gewollt habe. Es ist sehr schade, das es nicht möglich, über deutsche Fehler, über deutsche Untaten hinaus, nicht zu diskutieren.


Eine Stellungnahme zu den Alliierten ist nach 182 Beiträgen immer noch nicht zu erhalten gewesen. Warum ist das bloß so? Sind wir 100 Jahre nach Ende des Krieges immer noch nicht in der Lage unbefangen über diese Thematik zu diskutieren.
Müssen wir 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges immer noch eine Nabelschau pflegen?
 
Ist das der Zimmermann, der per Telegramm im Januar 1917, also keine 3 Wochen nach der Ablehnung der Entente auf das deutsche "Friedensangebot", Mexiko dazu einlud sich den Mittelmächten anzuschließen und die USA anzugreifen, falls diese die Neutralität aufgeben würden?

Gleich vorweg. Das Vorgehen Zimmermans ist einfach nur bekloppt und eine üble Sache. Aber die Alliierten haben sich auch darum bemüht, andere Staaten gegen Deutschland in den Krieg zu bewegen.
Davon abgesehen, man hat sich auf deutscher Seite, ich sagte es schon, natürlich auch Gedanken darüber gemacht, was geschieht, wenn die Alliierten ablehnen.
 
zu #166

Überprüfe doch bitte einmal ernsthaft selbst. Es ist nicht das erste Mal, das so so entschieden negativ gegen mich auftrittst. Was du alles hier vom Stapel gelassen hast. Von einen so langjährigen Moderator erwarten, das man beim Thema bleibt, nicht immer ausweicht, konsequent die Fragestellung nicht aufgreift und so letzten Endes die Diskussion abwürgt. Das hast du mir vor nicht langer Zeit vorgeworfen. Du wirst persönlich, kritisierst mein Diskussionsstil, wirst dabei verletzend und gibst nie zu, das du mal einen Fehler machst.

Ehrlich?

Kannst au auch für Besucher verbergen.

Dieser Beitrag ist eine Antwort auf ein Beitrag von @El Quijote, die hier gelöscht wurde. Weshalb die Antwort stehen geblieben ist; ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
 
Man darf ja nicht vergessen, viele Franzosen haben bis heute Bismarck nicht verwunden.
Es ist ein bisschen so, imperialistische Politik von der eigenen Seite ist gut, von den anderen aber nicht :(
Melenchon: Der Bismarck-Hering, das deutsche Gift
[mod]kommerzieller Link entfernt[/mod]

Ist es nicht populistisch, wenn man einen Populisten, der bei Parlamentswahlen gerade mal auf sieben Prozent kommt als symptomatisch präsentiert?
Mélenchon ist linker Europa-Kritiker, er richtet sich gegen die im Frankreich unter Hollande übliche Orientierung am modèle allemand. Das ist die unter Merkel fortgeführte Agenda-Politik Schröders.
Der Titel bezieht sich auf einen ‚Privat’-Besuch Hollandes bei Merkel. Bei dem er nach dem Eintrag ins Goldene Buch Stralsunds ein Fass Bismarckheringe geschenkt bekam. Da in der Politik symbolische Kommunikation eine große Rolle spielt, war das entweder unbedacht oder eine Spitze gegen Frankreich, zu der Hollande gute Miene machen musste. Anschließend machte man noch eine Bootsrundfahrt auf der Nordwind. Auch das wurde bemerkt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind
Mélenchon greift das Wort poisson, Fisch auf und macht daraus poison, Gift. Gerichtet ist das gegen die Übernahme deutscher Agendapolitik durch die Regierung Hollande.
 
Was denn sonst? Wieso glaubst du, dass dieses angebotslose „Friedensangebot“, indem die Mittelmächte keinerlei Konzessionen machten, sich faktenwidrig als Opfer darstellten, obwohl sie die ersten waren, die ihren, teils sogar neutralen Nachbarn, den Krieg erklärt hatten und nun fadenscheinig auf ihre Stärke und die Schwäche ihrer Gegner hinwiesen denn von irgendjemandem ernst genommen werden konnte, der weiter denkt, als von 12 bis Mittag?


Wenn man handeln will, macht man ein Angebot.
Des Weiteren ist der militärische Erfolg doch zu hinterfragen. Siehe die Brussilow-Offensive und die Folgen für ÖU. Wäre das neutrale Rumänien nicht so schlecht vorbereitet von seiner Neutralität in den Krieg eingetreten, hätte Falkenhayn es nicht so leicht besiegen und die Erfolge Brussilows nicht so leicht zunichte machen können.
An der Westfront herrschte ein Patt, weil die Briten und Franzosen nicht in der Lage waren, ihre Erfolge bei der Somme-Schlacht zu nutzen.
Dummheit auf beiden Seiten mit menschenverheizenden Marerialschlachten. Erfolge?


Nichts dergleichen stand zur Debatte. Die Mittelmächte argumentierten aus einer behaupteten Position der Stärke. Es gab keine Angebote und somit auch keines, welches auch nur annähernd einem Status quo ante nahe gekommen wäre.


Dass man, wenn man einen Handel abschließen will, auch ein Angebot machen muss?


Diese Begründungen - oder zumindest ihre Plausibilität - müssen an mir vorbeigegangen sein. Bist du sicher, dass du sie genannt hast? Oder dass sie plausibel war? Gebetsmühlenartige Wiederholung ist ja nun kein Qualitätsmarker (freilich auch nicht das Gegenteil).


Nein. Du verwechselst nach wie vor Ursache und Wirkung.
Ursache ist, dass ein Friedensangebot so formuliert war, dass es als Nebelkerze verstanden werden musste. Dieses ignorierend ziehst du die Schkussfokgerung, dass die Alliierten alleine für den Fortgang des Krieges verantwortlich waren.
Vor dem britischen Unterhaus sagte Lloyd George Folgendes:

[…]
Sind wir imstande dieses Ziel zu erreichen, wenn wir die Einladung des deutschen Reichskanzlers annehmen?
Was sind die Vorschläge? Es bestehen keine Vorschläge!
Wenn wir mit Deutschland, das sich selbst als Sieger ausruft, ohne irgendetwas über diese Vorschläge zu wissen, die es die Absicht hat zu machen, würden wir die Köpfe in eine Schlinge stecken, deren Strick Deutschland in der Hand hält. England ist nicht ganz unerfahren in solchen Dingen.
Nicht zum ersten Mal bekämpfen wir einen großen Militärdespotismus und nicht zum ersten Mal wird es uns gelingen, diesen Militärdespotismus zu zerknicken. Es war stets eine beliebte Angewohnheit unter den Größten der Despoten, sich als Hüter des Friedensengels auszugeben, wenn sie glaubten, ihren abscheulichen Plänen nützen zu können. Auf diese Weise pflegten Despoten […] ihre Truppen für neue Eroberungen zu organisieren […] der Aufruf zum geschah dann stets im Namen der Menschheit. […]
Wir begreifen, dass wir, bevor wir eine solche Einladung in günstige Erwähnung nehmen, wissen müssen, ob Deutschland bereit ist, der einzige Bestimmung zuzustimmen, unter der es möglich ist, den europäischen Frieden zu erlangen und aufrecht zu erhalten […]:
Allgemeine Entschädigung, vollkommene Wiederherstellung und zweckentsprechende Garantien.
[…]​

Das entspricht im Übrigen weitgehend der Wiederherstellung des Status quo Ante, was Lloyd George hier formuliert. Nun mag man kritisieren, dass die allgemeine Entschädigung über den Status quo ante hinausgeht. Aber letztlich geht man mit Maximalforderungen in Verhandlungen und kommt i.d.R mit Kompromissen wieder heraus.

Die Historiker, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, sprechen aber von einen Friedensangebot oder einer Friedensinitiative.

Die solltest du alle über ihren Irrtum belehren und um Korrektur in ihrer Büchern bitten.
 
Die Historiker, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, sprechen aber von einen Friedensangebot oder einer Friedensinitiative.

Die solltest du alle über ihren Irrtum belehren und um Korrektur in ihrer Büchern bitten.
Ich bin ja immer gerne bereit auch Minderheitenpositionen einzunehmen, wenn ich es im Zweifel für notwendig halte. Ich sehe hier allerdings weder warum "den Historikern" (wieder so allgemein, ohne konkrete Namen) widersprechen sollte. Ob nun Friedensofferte, Friedensangebot oder Friedensinitiative - wir diskutieren doch nicht darüber, wie das Kind genannt wurde, sondern darüber, wie ernst man diesen Text nehmen konnte. Und da bleiben nun mal die Mankos, dass Deutschland
  • die Mittelmächte faktenwidrig als Opfer darstellte
  • keinerlei Zugeständnisse anbot
  • sich bei einem Patt zum Sieger erklärte
Ich müsste den ungenannten Historikern also nur dann widersprechen, wenn sie sich so leicht beeindrucken ließen:

„Es geht erst einmal darum, das es überhaupt eine Note gegeben hat, Das ist postiv hervorzuheben.“
Oder:
„Es war trotzdem ein Friedensangebot.“
 
Die Historiker, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, sprechen aber von einen Friedensangebot oder einer Friedensinitiative.

Die solltest du alle über ihren Irrtum belehren und um Korrektur in ihrer Büchern bitten.

Ich bin ja immer gerne bereit auch Minderheitenpositionen einzunehmen, wenn ich es im Zweifel für notwendig halte.
Im Übrigen gilt:

Wissenschaftlich aber überholt zu werden, ist - es sei wiederholt - nicht nur unser aller Schicksal, sondern unser aller Zweck.​

Max Weber: Wissenschaft als Beruf, 1919.
 
Deine negative Sichtweise bleibe dir unbenommen.

Fakt ist, es wurde ein Angebot gemacht, auch wenn du dich bemühst das alles klein zu reden und auch wenn das Angebot nicht konkret war, hätte dies alles im Gespräch ausgelotet werden können. Aber es wurde ja sehr, sehr schnell abgelehnt. Und genau hierüber weigerst du dich zu sprechen. Du arbeitest dich lieber an den "Nichtangebot" ab. Alles andere blendest du aus. Sehr bedauerlich.


Wenn du meine Beiträge aufmerksam gelesen hättest, würdest du die Namen der Historiker, zumindest die ich genannt habe, kennen. Beispielsweise Holger Afflerbach oder Wolfgang Steglich oder Kielmannsegg oder Nipperdey oder Hildebrandt. Hast du hier eigentlich schon Quellbelege benannt?

Du hast es erfolgreich geschafft, die Diskussion mit meiner Fragestellung in die von dir gewünschte Bahn zu lenken. Weg von der Ablehnung der Alliierten hin zu der unvollständigen Note der Verbündeten.

Da hierzu jetzt unendlich viel gesagt worden ist, kannst du dich ja einmal dazu bequemen nun zu der Ablehnung Stellung zu beziehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fakt ist, es wurde ein Angebot gemacht,
Ende Februar haben die Russen Zelenskij auch nach Minsk eingeladen. Nach deiner Logik wäre nun Zelenskij am Verlauf des Krieges seit März Schuld, weil er diese Einladung ausgeschlagen hat.
Das ist doch, was ich die ganze Zeit kritisiere, dass du dich mit der bloßen Existenz des Schriftstücks zufriedengibst dich aber einer inhaltlichen Auseinandersetzung damit rigoros verweigerst. Und diese Blauäugigkeit zu benennen verbittest du dir dann auch noch.

Man stelle sich in einem russischen Geschichtsforum im Jahr 2128 einen User T. Turgotowitsch Turgotjew vor, der im Hinblick auf die Einladung Zelenskijs nach Minsk darauf beharrt: „Es war trotzdem ein Friedensangebot.“
 
Was hat hier denn bitte die Tagespolitik zu suchen? Ihr, die Moderation, habt doch diese Threads dichtgemacht. Und davon einmal abgesehen halte ich den Vergleich nicht für glücklich. Frankreich und England waren keine Opfer, aber das würde jetzt zur Kriegsschuldfrage führen und die ist hier nicht das Thema.
 
Wenn du meine Beiträge aufmerksam gelesen hättest, würdest du die Namen der Historiker, zumindest die ich genannt habe, kennen. Beispielsweise Holger Afflerbach oder Wolfgang Steglich oder Kielmannsegg oder Nipperdey oder Hildebrandt. Hast du hier eigentlich schon Quellbelege benannt?
Ich habe sogar aus den Quellen direkt zitiert.
Ich habe zitiert/paraphrasiert aus
- der Friedensofferte
- der Unterhausrede von Lloy George
- der Ablehnungsnote der Alliierten
- dem Tagesbefehl, der die Soldaten über die Friedensofferte informierte
- der Reaktion Wilhelms II. auf die abschlägige Antwort.
Dieser Textanalyse hast du dich mit vagen Hinweisen auf „die Historiker“ verweigert. Immerhin nennst du sie jetzt endlich mal. Allerdings: Solange du ihre Argumentation nicht wiedergibst, ist das formal nichts weiter als ein argumentum ad verecundiam (Autoritätsargument) - und da wären wir dann wieder bei Weber, Wissenschaft als Beruf: „Wissenschaftlich … überholt zu werden ist … nicht nur unser aller Schicksal, sondern unser aller Zweck.“

Kennst du das Historikerbonmot: „Literaturkenntnis schützt vor dem Gang ins Archiv“? ;)
 
Was hat hier denn bitte die Tagespolitik zu suchen? Ihr, die Moderation, habt doch diese Threads dichtgemacht. Und davon einmal abgesehen halte ich den Vergleich nicht für glücklich. Frankreich und England waren keine Opfer, aber das würde jetzt zur Kriegsschuldfrage führen und die ist hier nicht das Thema.
Ich diskutiere keine Tagespolitik, sondern versuche dir einen Sachverhalt, für den du den Blick verstellt hast, durch eine aktuelle Analogie zugänglich zu machen.
 
^^
@El Quijote: Vorsicht bei solchen Argumentationsmustern!
Du musst Dir vorstellen, dass diese typische geisteswissenschaftliche Argumentation zwischen Perspektiven hin-und her zu springen in anderen Wissenschaftsbereichen ein Tabu ist.
 
Ich habe sogar aus den Quellen direkt zitiert.
Ich habe zitiert/paraphrasiert aus
- der Friedensofferte
- der Unterhausrede von Lloy George
- der Ablehnungsnote der Alliierten
- dem Tagesbefehl, der die Soldaten über die Friedensofferte informierte
- der Reaktion Wilhelms II. auf die abschlägige Antwort.
Dieser Textanalyse hast du dich mit vagen Hinweisen auf „die Historiker“ verweigert. Immerhin nennst du sie jetzt endlich mal. Allerdings: Solange du ihre Argumentation nicht wiedergibst, ist das formal nichts weiter als ein argumentum ad verecundiam (Autoritätsargument) - und da wären wir dann wieder bei Weber, Wissenschaft als Beruf: „Wissenschaftlich … überholt zu werden ist … nicht nur unser aller Schicksal, sondern unser aller Zweck.“

Kennst du das Historikerbonmot: „Literaturkenntnis schützt vor dem Gang ins Archiv“? ;)

Liest du meine Beiträge überhaupt?
Steglich und Afflerbach sind von mir genannt worden.

Jetzt bist du mal an der Reihe. Äußere dich endlich zur alliierten Haltung und deren Motive. Nach bald 200 Beiträgen sollte das möglich sein.
 
Ist es nicht populistisch, wenn man einen Populisten, der bei Parlamentswahlen gerade mal auf sieben Prozent kommt als symptomatisch präsentiert?

Komisch, bei den viel wichtigeren Präsidentschaftswahlen ist er laut Wiki deutlich erfolgreicher:
2017 erhielt er 19,6 % der Stimmen, 2022 knapp 22 % der abgegebenen Stimmen
 
Wilhelm II. seine Reaktion ist ja wohl nicht unerklärlich; nach so einer Absage.

Aber, was fällt dir dazu ein, das beispielsweie Lloyd George die Note von Wilson als eine Art Beleidigung auffasste?

Die deutsche sollte ganz schnell vom Tisch; damit diese keine unerwünschte Reaktionen in der Bevölkerung hervorrufen könnte?

Ich habe hier einige Fragen aufgeworfen, auf die du nicht eingehen willst. So funktioniert keine Diskussion.
 
Das ist aber doch nur ein Beispiel.

...Und ja, Lloyd George, Clemenceau die ganze Bande ist kritikwürdig! Ja, der Versailler Vertrag war ein "Diktat-Waffenstillstand, der Europa niemals den Frieden geben konnte, den es so dringend gebraucht hätte.
Ja, es ist zutreffend, dass die öffentliche Meinung auch in F und GB korrumpiert, verhetzt, hysterisch war.
...Und ja, es ist auch nicht völlig aus der Luft gegriffen, anzunehmen dass selbst ein konstruktiver, fairer und akzeptabler Friedensvorschlag der Mittelmächten abgelehnt worden wäre.

Im Sykes-Picot Abkommen von 1916 einigten sich F und GB auf die Aufteilung des OR, Verhandlungen mit I und Russland führten sogar zu einem Plan, die Türkei auf Anatolien zu beschränken. In F wurde seit Juli 1916 nicht nur die Annexion Elsass-Lothringens, sondern auch der Saar und des Rheinlands gefordert. Die Briten waren entschlossen, die wirtschaftliche Dominanz des DR zu brechen. Bei einer interalliierten Wirtschaftskonferenz Juni 1916 in Paris waren gemäßigte Leute wie Lansdowne in der Minderheit, die Scharfmacher gaben den Ton an. Im September 1916 gab Lloyd George das "Knockout-Interview, in dem er die Meinung der Mehrheit formulierte. "The fight must be to a finish-to a knockout"

Auch bei den Mittelmächten war der Spielraum für einen Verhandlungsfrieden geringer geworden. Seit Frühjahr 1916 nahm die Agitation der Rechten zugunsten extremer Kriegsziele zu. Die Annexionisten konnten 1916 Ludendorff auf ihre Seite ziehen. Bethmann Hollweg wurde kritisiert wegen zu großem Entgegenkommen gegenüber der SPD. Bethmann Hollwegs Vorstellungen waren maßvoll verglichen mit denen der Rechten. Sie bewegten sich aber in utopischen Dimensionen und sahen Annexionen vor. Als die Leitung Oktober 1916 ein Friedensangebot formulierte, dachte man keineswegs daran, sich mit dem Status Quo zu begnügen. Nach Verhandlungen der Mittelmächte untereinander einigte man sich auf ein Kriegszielprogramm, das zur Grundlage des deutschen Friedensangebots gemacht werden sollte. Dazu gehörte die Anerkennung des Königreichs Polen als Satellitenstaat, Annexionen von Teilen Kurlands und Litauens, indirekte Herrschaft über Belgien, die man in Sonderverhandlungen mit König Albert lösen wollte, Annexion von Longwy-Briey, gegen territoriale Entschädigungen in Lothringen, sowie eventuell Annexion von Französisch-Kongo, Rückgewinnung der deutschen Kolonien, Österreich-Ungarn verlangte, dass Serbien, Montenegro und Albanien Satellitenstaaten der Donaumonarchie werden sollten.

Bei der riesigen Kluft zwischen den Kriegszielen der Entente und der Mittelmächte war die Chance auf einen Kompromiss gering. Hier: Hegemonie in Europa durch einen Schutzgürtel von Satellitenstaaten, verbunden mit kolonialer Expansion, Dort: Zertrümmerung des DR, Aufsplitterung der Donaumonarchie, Aufteilung des OR und der deutschen Kolonien.

Gemessen an der Kriegslage befanden sich die Mittelmächte in der vorteilhafteren Position für die Aufnahme von Verhandlungen. Sie hatten gegnerisches Territorium besetzt, waren im Besitz zahlreicher Faustpfänder. Sie konnten es auf eine Friedenskonferenz eher ankommen lassen, als die Entente. Es lag naturgemäß in ihrem Interesse, sich ihre günstige Ausgangsposition nicht durch vorzeitiges Offenlegen ihrer Bedingungen zu schmälern.

Dem entsprach der Wortlaut des Friedensvorschlags. Er war in ziemlich anmaßender Sprache abgefasst, erwähnte die Kriegsziele mit keinem Wort, wollte das erst bei einer Konferenz der Parteien klären. Die Friedens-Initiative der Mittelmächte war in der auftrumpfenden Sprache des Siegers abgefasst. Im Grunde war die Botschaft: Wir sind die Guten! Wir siegen! Der Krieg ist uns aufgezwungen worden! Alles Weitere später, akzeptiert einstweilen die Hegemonie des DR!

Kein Staatsmann in D, F oder Belgien hätte solche Forderungen akzeptieren können, hätte der öffentlichen Meinung die Annahme solcher Forderungen plausibel machen können.

Wenn die Ententemächte das Angebot als taktischen Schachzug ablehnten, weil es keine konkreten Vorschläge enthielt, war das freilich ein Vorwand. In Wirklichkeit waren die Alliierten zu diesem Zeitpunkt gar nicht zu einem Kompromissfrieden bereit, selbst wenn die Mittelmächte den Status Quo ante angeboten hätten.

Die Bemühungen, Wilson von einer Friedensaktion abzuhalten, sprechen in diesem Zusammenhang Bände. Die Entente war entschlossen, zunächst mit allen Mitteln die Kriegswende herbeizuführen. Unter diesen Umständen hatte weder das Friedensangebot der Mittelmächte, noch der Vermittlungsvorschlag Wilsons, mit dem dieser am 18. Dezember 1916 doch noch hervortrat eine Chance.

Die USA hätten Ende 1916 durchaus die Möglichkeit gehabt, die Westmächte auch gegen ihren Willen an den Verhandlungstisch zu zwingen. Wilson selbst scheint dazu u. U. gegebenenfalls auch bereit gewesen zu sein. Es war ein unverzeihlicher Fehler, dass die deutsche politische Leitung die Chance zu Verhandlungen versäumte, indem sie Wilsons Forderung nach Offenlegung der Kriegsziele rundheraus ablehnte und sich lediglich dazu bereit erklärten, ihm die eigenen Kriegsziele als persönliche Information mitzuteilen. Als sich diese Führung während noch die Verhandlungen über den Friedensschritt Wilsons im Gange waren, sich am 9. Januar 1917 dem gemeinsamen Druck der Marine und der 3. OHL beugte und sich bereit erklärte, den unbeschränkten U-Bootkrieg endgültig zum 1. Februar 1917 zu erklären, besiegelte sie die Niederlage und liquidierte die Möglichkeit, politisch zu einem Kompromiss zu gelangen.
 
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