Gandolf schrieb:
.Bei der These, die Alliierten hätten den Versailler Vertrag in Bezug auf die Abrüstung selbst gebrochen, handelt es sich um eine Legende. Auch fehlt jeder Anhalt dafür, dass die Alliieren WEGEN EIGENER VERTRAGSBRÜCHE die von Hitler toleriert hätten oder kannst du Quellen nennen aus denen sich dies ergeben soll?
!
Widerspruch!
Deutschland hat die Genfer Abrüstungskonferenz schon 1928 unter Protest verlassen.
Im November 1932 hat man dann Deutschland die militärische Gleichberechtigung versprochen, die von Dir zitierte 5-Mächte Erklärung, worauf wieder eine Delegation nach Genf geschickt wurde. Im Dezember 1933 wurde dann Deutschland eine "5-jährige Bewährungsfrist" auferlegt. Auf Antrag Frankreichs, mit Unterstützung Englands. Was Hitler als Anlaß nimmt, die Delegation aus Genf abzuziehen und aus dem Völkerbund auszutreten.
England macht in der Folge den Vermittlungsvorschlag, das Militärpotential Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Polens jeweils auf etwa die gleiche Höhe zu bringen. Wenn die Aufgerüsteten nicht abrüsten wollen, sollen die Abgerüsteten wenigstens nur beschränkt aufrüsten. Deutschland ist einverstanden. Frankreich lehnt empört ab.
Am 4. März 1935 kündigt England erstmals seit 1918 Aufrüstungsmaßnahmen an.
Am 10. März 1935 erklärt Göring, dass Deutschland eine starke Luftwaffe habe. Was zu dem Zeitpunkt allerdings reine Propaganda ist.
Am 6. März 1935 verkündet Frankreich die Herabsetzung des Wehrdienstalters und die gleichzeitige Verlängerung des Wehrdienstes von einem auf zwei Jahre. Was einer Verdoppelung der Kopfstärke entspricht. Am 15. März 1935 stimmt das franz. Parlament zu.
Am 16. März verkündet Hitler daraufhin die Wiedereinführung der allg. Wehrpflicht.
Er hat penibel darauf geachtet immer erst auf Schritte der anderen Mächte zu reagieren.
Aber selbstverständlich sind die Westmächte empört. Aber am empörtesten ist erstaunlicherweise der Duce! Er lädt nach Stresa, wo energische Maßnahmen gegen Deutschland beschlossen werden sollen. Dort wird am 11. April 1935 "der einmütige Wille" aller dreier kundgetan "der einseitigen Aufkündigung von Verträgen durch Deutschland" zukünftig mit "geeigneten Mitteln" entgegenzutreten.
Allerdings hat die Konferenz zwei Schönheitsfehler, der Duce hat sich Englands und Frankreichs Zustimmung zum Abessinienkrieg erhandelt, geheim natürlich, und Englands Außenminister war am 25./26. März in Berlin, wo ihm Hitler ein Flottenabkommen vorschlug, Deutschlands Flotte maximum 35% der britischen. Was im Juni 1935 (2 Monate nach Stresa!) zum Flottenabkommen mit England führte. Das führt zu riesiger Empörung in Frankreich, England hat Frankreich vorher nicht über die Verhandlungen informiert, und weigert sich hinterher auch dem Verbündeten Mitteilungen über den genauen Inhalt des Abkommens zu machen.
Die faktische Verweigerung der Abrüstung würde ich sehr wohl als Vertragsbruch sehen.
Mit dem Flottenabkommen bricht England dann selbst den Versailler Vertrag.
Die Gründe liegen nicht in einer "Schwäche" der Westmächte, sondern darin, dass keiner alleine handeln wollte, und jedem etwas anderes wichtig war. Vielleicht auch darin, dass (inoffiziell) die Meinung herrschte, dass manches, beispielweise die Wiederaufrüstung, auf Dauer sowieso nicht verweigert werden könne.
Grüße Repo