Also, setze ich für Saltus in ermangelung eines anderen lateinischen Wortes "germanischer Adelsitz/ Freienhof" oder "Bauernschaft" , eine Siedlungsform die heute noch westlich der Leine üblich ist, dann macht das Saltus plötzlich Sinn. Diese Form der Siedlung ist den Römern ja wohl unbekannt, ergibt freie Flächen , auch für den Krieg usw.
Dann wäre Saltus Teutoburgensis die Teutoburger Bauernschaft. Leider wissen wir aber immer noch nicht , wen oder was "Teutoburg" bezeichnet.
Laut dem Griechisch-lateinischen etymologischen Wörterbuch von Alois VaniCek. Erschienen bei Teubner, 1877, hat „Saltus“ auch die Bedeutung von Bruch² , was (laut dem deutschen Wörterbuch in sechs Bänden von Brockhaus-Wahrig) die Bedeutung von Sumpfland, gar von bewaldetem Sumpf, hat.
Speziell bezieht sich das auf die von Tacitus erwähnten Befehl des Germanicus an seinen Legaten Caecina: „Præmisso Cæcina ut occulta saltuum scrutaretur pontesque et aggeres umido paludum et fallacibus campis imponeret“ ( Publius Cornelius Tacitus, Annales 60,1-62,1).
“
(„Caecina wurde vorausgeschickt, um mögliche Schlupfwinkel <von germanischen Stammeskriegern> in den Bruchwäldern zu durchsuchen und um Übergänge <über Wasserläufe> wie auch Dammwege über moorige Böden anzulegen“)
Wenn man die Stelle bei Tacitus „ … haud procul Teutoburgiensi saltu, in quo reliquiæ Vari legionumque insepultæ dicebantur“ (ebd.) ansieht als eine Änderung eines früheren Kopisten aus „haud procul Teutobrugiensi saltu“, käme man auf eine Übersetzung, die lautete etwa „unweit des Sumpflandes mit Namen Teutebruk“. Dieser Name bestünde aus dem Grundwort „Brug/Bruk, im heutigem Niederdeutschen entspräche dem „Brook“ bzw. Brok, aus dem sich „Bruch²“ hergeleitet hat, sowie aus dem Bestimmungswort „Teuto-„ in der Bedeutung „Grenze, Grenzregion“. Der Name „Teutobrug“ wiese somit auf die Bewohner des Bruchwaldgebietes im Oberlauf von Ems und Lippe, die Brukterer, zum anderen trüge es die Bedeutung der ausgedehnten Ödlandregion westlich des Osnings, die heute „Senne“ (aus „Sint-hidi“ für „Große Heide“) heißt. Bekanntlich rühmten germanische Stämme sich großer Einöden, die ihr Stammesgebiet von dem eines Nachbarstammes trennte, hierzu könnte die Senne gehört haben, die vor rund 2000 Jahren im westlichen und südwestlichen Teil in großen Bruchwaldzonen zwischen den Quell- und Unterlaufzonen der Ems und Lippe bestanden haben dürfte, die teils zusammenhängend waren, aber an den westlichen Rändern der Brüche auch trockene, höher gelegene Flächen mit germanischen d.h. brukterischen, Streusiedlungen aufwiesen. Man mag das Bestimmungswort „Teuto-„ allerdings auch auf „Volks-„ in der Bedeutung „Dem Stamme gehörend“ beziehen. Nach dieser Alternative wäre der „Teutoburgiensis Saltus“ eine vom Stamme der Brukterer gemeinsam zu nutzende Allmende. In der heutigen Zeit würde man statt „Teuto-„ in etwa „Diet-„ und statt des Grundwortes „-brug/bruk“ wohl das niederdeutsche „-brock“ und das hochdeutsche „-bruch“ erwarten dürfen. Und tatsächlich könnten dem entsprechen der Flurname „Diebrock“ (früher der einstige Bruchwald „Dietebrock“) in einer westlichen Gemarkung von Herford, sowie der Flurname „Dietebruch“ in Hessen-Nassau (Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung Zehnter Band, Wiesbaden 1870, S. 676). Das Lager des Varus befand sich jedenfalls in einer öden, von sumpfigen Bruchwaldgebieten durchzogenen Gegend, welche als Grenzwildnis die Siedlungsgebiete der Cherusker, Brukterer, Marser und Chatten voneinander trennte. Das Todeslager des Varus lag nach dieser These inmitten eines bewaldeten Sumpfgebietes ( Velleius Paterculus: „inclusus silvis, paludibus“, Historia Romana 117-119), natürlich auf einer erhöhten, trockenen Fläche. Und das alles traf vor rund 2000 Jahren auf die Gegend der Senne nördlich von Paderborn zu. Vom wahrscheinlichen Ort des Standlagers der Varuslegionen gab es nur einen Weg zurück – Richtung Lippe und Richtung Rhein. Sicher nicht auf absurden Umwegen nach Paderborn und von da durch das Eggegebirge und weiter nach Norden bis zum Wiehengebirge (die Senne war damals ohne ausgedehnte Pionierarbeiten völlig unpassierbar). Damit ist die These von Kalkriese als Ort der Vernichtung der Varuslegionen nicht mehr plausibel.
Und tatsächlich sind noch heute deutliche Spuren eines großen Mehrlegionenlagers auf dem Wilhelmsberg nordöstlich des Nachschublagers Aliso erkennbar, im nordöstlichen Teil allerdings teilweise überbaut. Das vermutliche Lager des Varus lehnt sich, wie es scheint, mit dem südlichen Wall an einen kleinen, in die Lippe einmündenden Bachlauf an, der seinen Ursprung weiter östlich in einem kleinen Bruchwaldsee hat. Im Luftbild zeichnet sich etwa 90 Meter vom früheren Westtor sogar eine rundliche Erhebung ab, wohl der ehemalige Tumulus, unter welchem die Gebeine der niedergemetzelten Legionäre beigesetzt wurden.
Grundwassermoorböden mit einer Torfmächtigkeit von 30-80 cm gab es früher großflächig in der Unteren Senne, z.B. die Espelner Wiesen, die Lauerwiesen, der Rengeringsbruch sowie der Sander Bruch unweit Paderborns). Erst nach dem 2. Weltkriege wurden in diesen Bereichen verstärkt Grundwasserabsenkungen vorgenommen, um die Flächen besser bewirtschaften zu können (Quelle:
Moore).
Da in Sumpfgebieten hauptsächlich Erlen, aber auch Grauweiden, wachsen, lag es nicht weit von Erlenbewuchs aufweisenden Überschwemmungszonen, den Flussauen (s. anliegendes Foto). Tatsächlich finden sich Hinweise der römischen Quellen auf einen Fluss „Elison“ bzw. „Aliso“, der in die Lippe mündet. Wenn man annimmt, es sei die heutige Alme gewesen, mit „ad caput Juliae“ sei die Einmündung der Pader in die Lippe gemeint, gelangt man ganz zwangsläufig zur hochwasserfreien Halbinsel, die heute von Schloss Neuhaus eingenommen wird.
In die Alme mündet, weiter von deren Mündung in die Lippe entfernt, die Ellerbeke (aus altsächsischem „Aliran-Beke“ - „Erlenbach“), dessen urgermanische Vorstufe „Alisan-Aha“ (Erlenwasser) gewesen sein müsste. In germanischer Zeit dürfte die ganze Fluss-Strecke von der heutigen Almemündung bis zur Quelle der Ellerbeke als ein durchgehender Fluss angesehen worden sein. Der Name „Alme“ hingegen kann sich nur auf den Oberlauf der heutigen Alme beziehen, denn deren Name, der „Ulme“ bedeutet, weist auf Bäume hin, die in Flussauen nicht gedeihen. Laut Paul Höfer sind abweichende Namen für Oberlauf und Unterlauf gerade der Fließgewässer im in Frage stehenden Raum sehr häufig.
Auf der besagten hochwasserfreien, von drei Wasserläufen (Lippe, Elison, Pader –Julia) geschützten Fast-Insel Neuhaus wird das so gut wie uneinnehmbare römische Kastell „Aliso - Elison“ mehrfach erwähnt. Im Jahre 16 haben die Truppen des Germanicus die das Kastell Aliso belagernden Germanen vertrieben, um aber auch festzustellen, dass diese sowohl den Grabhügel mit den Gebeinen der Varuslegionäre als auch den Drususaltar zerstört hatten. Hieraus drängt sich die hohe Wahrscheinlichkeit auf, dass beide Landmale sozusagen in Sichtweite von Aliso lagen, jedenfalls unweit des Belagerungsringes der Germanen. Es kann sich allenfalls um eine Entfernung von wenigen hundert Metern gehandelt haben. In einem Halbkreis von ca. 3-500 Metern in nördlicher bis südlicher Richtung von Neuhaus - Aliso dürfte sich also das Lager des Varus befunden haben, da der Grabhügel der Varuslegionäre nicht weit von einem der Wälle des Todeslagers gelegen haben muss. Das Lager selbst wurde nach Tacitus unzerstört aufgefunden, wohl als gebannter, den Göttern geweihter Ort, der mit einem Tabu belegt war.
Nach den vorhergehenden Erkenntnissen bleibt für eine angebliche Endphase einer „Varusschlacht“ bei Kalkriese kein Raum mehr. Es darf mit Grund vermutet werden, dass hier vielleicht ein Zusammenstoß mit einer Einheit der Strafexpedition des Tiberius im Jahre nach der Eroberung des Varuslagers von innen heraus stattgefunden hat.