Was wurde im Mittelalter gegessen?

Ich muss dieses Thema nochmal aufleben lassen.

butterkeks schrieb:
Getränke: Dünnbier (Wasser wuerde in der Regel als ungenießbar angesehen)

Wasser wurde nicht getrunken? Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.:grübel:

Und ich hab gleich noch eine Frage: Was wurde speziell in Schottland gegessen?
 
William Wallace schrieb:
Wasser wurde nicht getrunken? Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.:grübel:
In Mesopotamien bevorzugte man auch alkoholische Getränke gegenüber Wasser. Irgendwie hat man bemerkt, dass ein stoff darin (ich nenne ihn mal Ethanol) das Kranktheitsrisiko senkte (Wirkung auf Mikroben). Auch Essig soll aus diesem Grund beliebt gewesen sein:S
Was würdest du trinken Wasser aus dem Bach nebenan oder Bier aus einem sauberen Gefäß (wobei unsere hygienischen Vorstellungen nicht den damaligen entsprechen.)
 
Themistokles schrieb:
Auch Essig soll aus diesem Grund beliebt gewesen sein:S
Verzieh' nicht so das Gesicht ;) Stell Dir keine Essigessenz vor, sondern sowas wie Apfelessig. na gut - mein absoluter Favorit ist es auch nicht, aber trinkbar ist das Zeuch schon ...

Bye
Suedwester
 
Naja, wann hatte man damals noch Zeit sich sein eigenes Bier zu brauen?
Und haben damals nicht nur Adelige und Klöster Bier brauen dürfen?
 
(Bier-)Brauen war zwar ein Privileg, das Grundherren wie Adel und Klöster innehatten, aber diese haben das natürlich als nutzbare Einkommensquelle behandelt und dementsprechend gegen Entgelt an Interessenten verliehen. Auf dem flachen Land gab es in fast jedem Dorf eine Brauerei mit entsprechendem Braumonopol und Ausschank ("Dorfkrug"), in den Städten entwickelte sich das Brauen und ein entsprechender Bierhandel zu einem vollwertigen Gewerbe. Interessanterweise war das Braugewerbe aber kaum einmal zünftig organisiert - sicherlich ein Hinweis darauf, dass hier das Braurecht jedermann zustand (oder zugestanden hatte und gewohnheitsrechtlich fortgeschrieben wurde).

Der durchschnittliche Bierkonsum pro Person lag übrigens bei etwa 300 bis 400 Litern jährlich.
 
*hüstel*
:eek:fftopic:
Auch heute noch darf jeder Deutsche Staatsbürger über 18 Jahren 200 Liter Bier zum nichtkommerziellen gebrauch herstellen. Und das kann richtig lekker sein :D
:eek:fftopic: ENDE
Bye
Suedwester
 
Wasser, Malz, Hopfen und Hefe wuerde ich sagen. Das Verfahren wird sich nicht weiter veraendert haben, denke ich mir, oder?
 
Hopfen und Hefe sind zwei Bestandteile, die erst im Laufe des Mittelalters ihren Einzug in das Bierbrauen gefunden und sich erst im Spät-MA endgültig durchgesetzt haben. Vor dem Hopfenbier und lange Zeit noch parallel dazu wurde das Gruetbier gebraut, bei dessen Zubereitung stattdessen Kräuter (z.B. Wacholder oder Lorbeer) verwendet wurden.

Für den einfachen Bauern war es eher problematisch, komplexere Betriebsanlagen wie Brauhäuser oder Malzmühlen einzurichten und zu betreiben, da diese landesherrlichem Bann unterstanden und deshalb nicht selber betrieben, sondern nur gegen Gebühr genutzt werden konnten. Bereits das Gruetrecht war ein Regalrecht.
 
Also heutzutage braucht man ein paar Plastikeimer samt Deckel oder wenn mans auf High-Tech machen will, ne ausrangierte Waschmaschine ;)

Bierbrauen ist seit den Ägyptern belegt. Man braucht eigentlich nur ein Gefäß, welches man Luftdicht abschließen kann, optimalerweise sollte es noch halbwegs warm stehen. Wer noch die alten Gurkenfäßer unserer Großeltern kennt, weiß, wie einfach das zu machen ist.
Bier im heutigen Sinne ist wirklich relativ "neu". Die Kräuterbiere waren im MA Gang und Gebe (schreibt man das heutzutage mit e pder ä?) Nicht umsonst gibt es ja (unbestätigte?) Gerüchte, daß das Pilsener nicht nur aus der Stadt Pilsen kommt, sondern auch mit Bilsenkraut angesetzt wurde.
Entsprechend der schwankenden Herstellungsbedingungen war die (Alkohol-) Qualität natürlich extrem schwankend. Insgesamt war der Alkoholgehalt auch deutlich geringer, wahrscheinlich nur um etwa 1%. Und wenn der erste Aufguss abgelassen war, kam nochmal Wasser drauf und das Ergebnis war der "Kofend", leicht alkoholhaltig (unter 0,1%), aber immernoch keimtötend genug, um lange lagerbar zu sein. Das Zeug war Alltagsgetränk für jedermann (auch Kinder), Suppengrundlage etc etce etc ... und firmierte unter "Bier". Aber sowas wurde glaube ich schon gesagt.

Tja, und wenn jetzt die Frage nach den Quellen kommt: Seminar "Landwirtschaft und Ernährung in der frühen Neuzeit", Uni Leipzig 1993. Da hatte ich das Glück mal ein Jahr im 16. Jahrhundert auf einem Gut in der Nähe von Eisenberg bezüglich der Essgewohnheiten auszuwerten ... da jetzt noch die Skripte rauszusuchen, ist mir im Moment zu nervig. Wenn ich die überhaupt noch habe ...

Bye
Suedwester


PS.: In den Winterferien mach ich in "meiner" Schule für die Kids 2 Wochen mittelalterliches Handwerk und mittelalterliches Kochen. Damit liegt das Thema eh grad bei mir an. Nur Bier brauebn ist mir untersagt worden ;) Aber der Sommer kommt bestimmt ;)
 
Ich erlaube mir an der Stelle zwei kurze Anmerkungen zum Thema Bier...

Wie Herold und Suedwester bereits richtig dargelegt haben, handelte es sich damals nicht um Bier nach heutigen Maßstäben, sondern meist um sog. Kräuterbier bzw. Kräuterbiere.
Wir dürfen in dem Zusammenhang nicht leichtfertig darüber hinwegsehen, daß das uns bekannte und bis heute gültige Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516 stammt bzw. für dieses Jahr belegt ist - und das ist (wenn auch nur um einige Jahre) bereits nicht mehr Mittelalter, sondern Frühe Neuzeit.

Außerdem wurde Bier damals auch nicht wie heute als Getränk optional zum Essen dazu oder auch einfach so in geselliger Runde konsumiert, sondern war ein fester Bestandteil der Nahrung; es galt als Grundnahrungsmittel. So ist übrigens auch der von Herold bereits genannte Durchschnittsverbrauch vor diesem Hintergrund zu verstehen...
 
Timotheus hat im Premiumbereich mal das Rezept für Brotsuppe geschrieben (schmeckt lecker). Die Gewürze mahen dabei einen Recht ausgefallenen Eindruck.
Welche Schicht im MA kam denn tatsächlich an Ingwer und Muskat ran?
 
Themistokles schrieb:
Timotheus hat im Premiumbereich mal das Rezept für Brotsuppe geschrieben (schmeckt lecker). Die Gewürze mahen dabei einen Recht ausgefallenen Eindruck.
Welche Schicht im MA kam denn tatsächlich an Ingwer und Muskat ran?

Danke für die Wertschätzung; ich esse die bei unseren Aktivitäten auch gern :)

Ingwer und Muskat war natürlich nichts, was die einfachen Leute (oder von mir aus das gemeine Volk) als Gewürze nahmen.
Das war schon etwas für Adel, Geistlichkeit etc., zumal auch noch gesagt werden muß, daß man dazu gewöhnlich gute Kontakte Richtung Byzanz und Orient brauchte... und selbst dort waren diese Gewürze nicht gerade billig...

Anm.: Du mußt bedenken, daß wir eine Gruppe von reisenden Angehörigen des Johanniterordens darstellen, die in gewisser Weise schon einer derart priviligierten Schicht angehörten (auch wenn sie persönlich keinen Besitz hatten).
 
Muskat kam mit Arabischen Händlern nach Nordafrika und so etwa ab dem 10. Jahrhundert nach Europa. Ingwer ging einen ähnlichen Weg. Der Handel mit den betreffenden Regionen (Vorderasien, Nordafrika) dürfte zum großen Teil über die Mittelmeeranrainer (Norditalienische Stadtstaaten, später in der Neuzeit ganz massiv Spanien) und Dank ihrer Rolle als "global player" über Nordeuropa und die Wikinger (oder wie immer man sie nennen will) gegangen sein. Einer der wichtigsten Fernhandelsplätze Europas im Früh- und Hochmittelalter war ja Gotland, und nachweislich sind auch Arabische Händler (oder zumindest einer, Ahmad Ibn Fadlān, der allerdings mit Vorsicht zu geniessen ist) in den baltischen Raum gekommen.
Auf Grund der weiten Handelswege mit entsprechendem Aufwand, Risiken etc dürften diese und andere exotische gewürze nur für "Pfeffersäcke" ;) und den höheren Adel erschwinglich gewesen sein. Spannenderweise kommt Muskat aber mit den Pestwellen des 14. Jh. in den Ruf, ein passendes Abwehrmittel gegen die Pest zu sein und taucht wohl auch in duieser Drehe als gewürz für Bier (hatten wir das nicht gerade?) auf. Das deudet darauf, dass es zu einer "massenhaften" Verwendung gekommen sein könnte und der Handel sich entsprechend intensivierte. Da habe ich allerdings noch nicht weiter nachgefragt ...

Bye erstmal
Suedwester
 
timotheus schrieb:
Ingwer und Muskat war natürlich nichts, was die einfachen Leute (oder von mir aus das gemeine Volk) als Gewürze nahmen.
Das war schon etwas für Adel, Geistlichkeit etc., zumal auch noch gesagt werden muß, daß man dazu gewöhnlich gute Kontakte Richtung Byzanz und Orient brauchte... und selbst dort waren diese Gewürze nicht gerade billig...
Der Bauer hatte also praktisch nur Brotpamps mit Ei und eventuell Petersilie.
 
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