Was wurde im Mittelalter gegessen?

Ähm ... mit Ei ... hmmm ... soweit ich weiß war Geflügelhaltung gar nicht sooooo entwickelt. Aaaaber - das ist regional soetwas von verschieden. Man kann wenn man entsprechende Quellen durchsucht, riesige Unterschiede in den regionalen Nahrungsgewohnheiten finden. Eigentlich gab es nur eine einzige Konstante: Getreide.
 
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Irland:

Eggs

Eggs were in common use and consumed in large quantities especially those of ducks and wild birds (Sea-birds). Goose eggs were considered a delicacy and were used on special occasions such as Easter and mid summer's day. Eggs were cooked by frying them on hot stones with butter or they were boiled or poached in a hot bath of water with salt and fermented fruit juice. (Danaher, K 1972)

http://www.ravensgard.org/prdunham/irishfood.html
 
Stimmt. Wie Du schon sagtest, man ass eigentlich alles, was nicht schnell genug weg kam. Interessant und hocherstaunlich finde ich immerwieder die gigantischen engen an Seefisch, die durch halb Europa gekarrt wurden. Allein der logistische Aufwand! Stockfisch aus Nordnorwegen ist heute noch eine Volksfest-Delikatesse in Italien (hab' ich irgendwann mal gesehen).
In dem von mir schon erwähnten frühneuzeitlichen (!) Gut war es so, dass in dem ausgewerteten Jahr 1 Hahn, 1/2 Schwein und 11.000 Heringe gegessen worden. Nicht umsonst gibt es heute noch in vielen Orten eine "Friesenstrasse" ...
 
Suedwester schrieb:
...und nachweislich sind auch Arabische Händler (oder zumindest einer, Ahmad Ibn Fadlān, der allerdings mit Vorsicht zu geniessen ist) in den baltischen Raum gekommen.
Ibn Fađlān gelangte vermutlich nur bis zu den Wolga-Bulgaren und hatte dort flüchtigen Kontakt zu den Rūs. Jedenfalls geben seine Überlieferung keine weiterführenden Reisen her. Wie weit nach Norden er tatsächlich gelangte, darüber ist m.E. nichts bekannt - es handelt sich allenfalls um Spekulationen!
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=103430&postcount=3
 
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Hatte der nicht Haithabu besucht? Hilf mir mal auf die Sprünge - der hatte doch diese Schiffsbestattung beschrieben ... wo war die?
 
Wo die war, weiß man nicht genau. Es wird an der Wolga oder einem Nebenfluss gewesen sein. Wirklich, viel mehr als Wolga gibt seine Reisebeschreibung nicht her. Und ich gehe davon aus, dass er recht weit südlich geblieben ist. Aber wir sind jetzt schon extrem OT ;)
 
Suedwester schrieb:
Interessant und hocherstaunlich finde ich immerwieder die gigantischen Mengen an Seefisch,

Erstaunlich ist das allemal, verständlicher wird es allerdings dann, wenn man bedenkt, dass ein nicht geringer Teil des Jahres aus Fastentagen bestand und an diesen üblicherweise Fisch verzehrt wurde. Allein schon ein Tag pro Woche plus die vierzigtätige Fastenzeit machen ein Viertel des Jahres aus. Wenn man dann noch weitere Feiertage oder persönliche Fastenperioden dazunimmt, wird das gar noch mehr. Unter diesen Bedingungen konnte die Bevölkerung Europas schon gewaltige Mengen an Fisch verschlingen!
 
Soweit ist das schon klar :) Nur müssen die ganzen Fischlein erstmal gefangen, konserviert und transportiert werden. Und wenn man mal von der für die lokale Versorgung gedachten Fischteiche absieht, finde ich das immer wieder eine ungeheure Leistung. Sowohl im Kleinen als auch im Großen, heißt den Aufwand, einen hering aus der Nordsee nach Thüringen zu bringen bis hin zum Aufstieg der Hanse in dessen Fahrwasser. Naja, wie ich schon immer sage: Die hatten damals eben keinen Fernseher. :D
 
Suedwester schrieb:
Hatte der nicht Haithabu besucht? Hilf mir mal auf die Sprünge - der hatte doch diese Schiffsbestattung beschrieben ... wo war die?

Du vermischst da was. Über die Schiffsbestattung berichtet Ibn Fadlan, aber der Besuch von Haithabu gehört zu den Berichten von Ibrahim ibn Ya´qub al-Tartuschi, einem jüdischen Kaufmann in Diensten des Kalifats von Cordoba.:winke:
 
Da wir gerade beim Thema Fasttage und Fischverzehr sind,

eine Anekdote von einer Führung aus dem Kloster Eberbach (Rheingau).

Dort sollen Donnerstag abends Fleischstücke auf einer Schnur aufgereiht und in den Eberbach gehängt worden sein, um Freitag morgens als Fisch an Land gezogen zu werden.
 
Und dazu habe ich - leider mit einiger Verspätung - auch noch eine mehrfach berichtete Praxis...

Jürgen schrieb:
Da wir gerade beim Thema Fasttage und Fischverzehr sind,

eine Anekdote von einer Führung aus dem Kloster Eberbach (Rheingau).

Dort sollen Donnerstag abends Fleischstücke auf einer Schnur aufgereiht und in den Eberbach gehängt worden sein, um Freitag morgens als Fisch an Land gezogen zu werden.

Aufgrund dessen, daß Fisch als Speise an Fastentagen erlaubt war, wurde lt. Überlieferung in vielen Regionen all das zu Fisch erklärt, was im Wasser schwamm.
Dies hatte dann zum Ergebnis, daß bspw. Biber als Fastenmahlzeit gegessen wurde.
 
Weiss jemand hier, wie ein Festmahl auf einer burg aufgebaut war, was es da bei einem Bankett so alles zu essen gab?
Und wie sah die Kost an den normalen tagen aus?
Aß man da auch so üppig, und was genau war damals denn üblich auf den burgen?
 
Zu dieser Frage empfehle ich das (zugegebenermaßen extrem populärwissenschaftliche) Buch: Breuers, Dieter: Ritter, Mönch und Bauersleut. Eine unterhaltsame Geschichte des Mittelalters, und darin das Kapitel Chefkoch Guillaume auf der Suche nach 300 Igeln und Eichhörnchen, S. 468 - 474 und ...und alle zehn Jahre eine Hungersnot, S. 475 - 484.
 
El Quijote schrieb:
Zu dieser Frage empfehle ich das (zugegebenermaßen extrem populärwissenschaftliche) Buch: Breuers, Dieter: Ritter, Mönch und Bauersleut. Eine unterhaltsame Geschichte des Mittelalters, ...

Zustimmung, wiewohl Breuers den populärwissenschaftlichen Charakter seines Buches zu Beginn auch deutlich macht und zudem ja durchaus Fachliteratur konsultiert hat.

Aber noch eine Ergänzung für LadyAlienor - allerdings weniger zur Zusammenstellung des Essens selbst, sondern zur Essenspraxis bzw. dem Eßbesteck...
Ich erlaube mir also etwas freuzügig, das Thema von "Was wurde gegessen?" zu "Wie wurde gegessen?" abzuwandeln :pfeif:

Im Mittelalter war es NICHT üblich, daß das Besteck auf dem Tisch bereitlag bzw. aufgetafelt wurde, sondern es wurde selbst vom Esser mitgeführt und dann an der Tafel aus dem Beutel am Gürtel gezogen.
Dies galt auch für Tafeln bei Adligen und ebenso für das Essen in Herbergen u.ä. Unterkünften!

Von Fall zu Fall unterschiedlich war es beim Eßgeschirr:
Zum einen hatte man damals - vor allem auf Reisen - ein hölzernes Brettchen und eine Schüssel (aus Holz oder Tonware) dabei.
Bei Banketten war es mitunter aber auch üblich, daß "Teller" aus Brot aufgelegt waren - diese wurden nach dem Mahl dann entweder auch noch gegessen oder aber weiter "verfüttert" (an Hunde und/oder an Bettler).
In Herbergen u.ä. Unterkünften gab es aber auch Tischplatten mit Vertiefungen, die dann als Eßnapf verwendet wurden.

Das Besteck bestand übrigens nur aus zwei Teilen: Löffel (aus Holz) und Messer; zur Verdeutlichung habe ich ein Bild einer Eßmesserrekonstruktion angehängt.
Gabeln als Teil des Eßbestecks gab es nicht, wohl aber in Form eines Astes oder Bratspießes mit zwei Zinken, um Fleischstücke übers Feuer halten und drehen zu können, dann in kleinerer Ausgabe als Küchenwerkzeug oder zum Verteilen z.B. von Fleischstücken auf der Tafel.

EDIT - Noch eine wichtige Anmerkung: Da der Löffel natürlich v.a. für Eintöpfe, Suppen und Breie verwendet wurde und das Messer eigentlich nur zum Zurechtschneiden dient, wurde i.a. und ständeübergreifend bis ins 17. Jh. (z.B. König Louis XIV.) mit den Händen bzw. Fingern gegessen...
 

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Lagertaugliche Mittelalterrezepte

In vielen Rezeptesammlungen, die mittelalterliche Rezepte für die moderne Küche aufgearbeitet haben, findet man für das Gros der Rezepte eine Zubereitung im Backofen vorgeschlagen. :S

Mangels Strom ist das auf einem Markt oder im mittelalterlichen Lager natürlich völlig undenkbar. Hat jemand lagerfeuertaugliche Rezepte, die man auf dem Rost/ Spieß oder Dreibein ohne Probleme nachkochen kann?



Zitat: Themistokles
Der Bauer hatte also praktisch nur Brotpamps mit Ei und eventuell Petersilie.

Es gab auch damals schon jede Menge leckerer Küchenkräuter, mit denen man würzen konnte.
 
Ich habe mal aus Langeweile etwas rumgewühlt.



"Er mokierte sich auch nicht wie seine Brüder über den täglich gereichten Brei. Diese rBrei war ein Tribut des Vaters an vergangene Zeiten. Eigentlich hätten sie statt Brei etwas mehr Fleisch auftischen können, aber der Brei gemahnte an jene schlechten Jahre, in denen die Familie in die unteren Schichten abzurutschen drohte, damalas, als das unglückselige Papier erfunden wurde ..."
Mehr gibt es hier.
http://www.trimalchios-fest.de/mittelalter.html
 
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