Sorry, etwas unstrukturiert:
Ashigaru schrieb:
@ tejason: das ist schon ziemlich klasse und nachvollziehbar, dein Text. Kannst du mir auch Autoren nennen, worauf du dich stützt?
Danke. Fast alle Quellen aus dieser Zeit stützen sich auf Berichte von 'römischen' Kirchendienern, was man nicht vergessen sollte. Der Aufstieg der Karolinger ist eng mit ihrem Bündnis zu Papst und Mönchen verbunden. Das Buch "Die Karolinger" von Pierre Riche um den Aufstieg dieses Hauses in Franken hat einzelne Kapitel zu diesem Problemen. Die krichlichen Veröffentlichungen sind am Ergebnis interessiert, weniger an dem Wie!
Gregor von Tours mit seiner "Historia Francorum" ist die Hauptquelle für das frühe fränkische Merowingerreich bist 591. Es gibt eine Reihe von Büchern zu seinem Werk.
Chlodwig (der Franke) und Theoderich (der Gote) sind zwei Schlüsselfiguren des frühen Mittelalters/Spätantike. Ein sehr interessantes Thema, womit ich mich aber eher aus gotischer Sicht befasst habe. Der Gegensatz Arianer-Katholik durchzieht die Völkerwanderungszeit und die Geschichte des ostgotischen Italienreiches. Die Querelen des Brudervolkes in Spanien (Westgoten) bis sie zum Katholizismus konvertieren spricht einige Probleme an. Über die Arianer und die Erfolge der Arianer in Innerdeutschland gibt es keine Literatur, da sie die ewige, göttliche Natur Jesus Christus leugnen, gelten sie als Ketzer. Da die Goten strenge Christen waren, die Gebiete südlich der Donau hatten und das arianische Thüringerreich stützen, sowie diesen theologisch unter die Arme griffen ist es klar das es arianische Christen in Innerdeutschland gegeben haben muss. Flächendeckend waren die Erfolge aber ebenso wenig wie jene der fränkischen Reichskirche...
Bonifatius ist das nächste Thema über das es eine Unzahl an Literatur gibt.
http://www.bautz.de/bbkl/b/bonifatius_w.shtml (mit Literaturhinweisen)
http://www.heiliger-bonifatius.de/home/html/leben___werk.html#300
Wenn in der Lebensbeschreibung dieses Mannes von arianischen Kleingemeinden gesprochen wird, kann man sicher sein das es die Häretiker auch gab! Bei der schlechten Ausbildung der fränkischen Priester, die der Angelsachse immer beklagt wäre es auch verwunderlich wenn diese den Unterschied zwischen Arianern und Katholiken immer erkannt hätten.
721 zog Bonifatius nach Hessen. Dieses Gebiet gehörte politisch zum Frankenreich, war aber stark von Einfällen heidnischer Stämme, allen voran durch Sachsen, bedroht. Die fränkische Kirche, bestand schon länger als die englische, kümmerte sich aber kaum um die Missionierung, und die Völker der Hessen und Thüringer waren nicht interessiert, den Glauben der Besatzer näher kennenzulernen. Es gab hier auch keine Bistümer und keine Bischöfe....
Bonifatius hatte auch persönliche Feinde, weniger unter den Heiden, als vielmehr beim fränkischen Klerus. So machte ihm Gerold von Mainz die missionierten Gebiete streitig. Bonifatius wandte sich daraufhin an den Papst, der wiederum setzte sich mit Karl Martell in Verbindung, der den fränkischen Bischof dann wohl zur Ordnung rief. Jedenfalls wird von weiteren Auseinandersetzungen mit ihm nichts mehr berichtet. 725 wandte sich Bonifatius der Mission in Thüringen zu, das in Rom als schon missioniert galt. Aber nach dem Martyrium von Kilian, Kolonat und Totnan im Jahre 689 war, aufgrund fehlender Kirchenstrukturen, das Christentum vielfach wieder von heidnischen Gebräuchen überwuchert. Es wird von Priestern berichtet, die sowohl die hl. Messe feierten als auch Donar opferten. Ebenso wird von Priestern erzählt, die in Unzucht lebten und das Volk gegen den Bischof aufhetzten. Es kam sogar soweit, dass sie einen Aufstand gegen Bonifatius anzettelten, den Bonifatius aber überwinden konnte. Die Anführer wurden vor Gericht gestellt. Ein anderes Problem war politischer Art. Die äußerlich christlichen Frankenherzöge Theobald und Heden hatten ein drückendes Willkür-Regiment geführt und so das thüringische Volk gegen sich aufgebracht....
Ein anderes Beispiel ist Bischof Clemens, der mit seiner Frau und zwei Kindern zusammenlebte, alle möglichen Irrlehren verbreitete und, da er mächtige Beschützer hatte, Bonifatius lange Zeit zu schaffen machte. Die Bischöfe Milo von Trier und Reims und Gewilip von Mainz hatten ihre Bistümer von ihren Vätern geerbt, und während Gewilip durch einen Synodenbeschluss abgesetzt werden konnte, blieb Milo noch über die Lebzeiten des Bonifatius hinaus im Amt. Er starb auf einer Eberjagd vermutlich im Jahre 757.
Man muss sich überlegen das die Alamannia bereits seit Chlodwig zum fränkischen Reich gehörte, die heidnischen Relikte aber bis ins 7.Jahrhundert unübersehbar sind. Der Synkretismus dauerte noch länger! Der Friesenherzog Radbod etwa fragte einen Missionar ob denn auch seine heidnischen Vorfahren im Himmel seien. Auf die Antwort, das diese wohl verdammt seien, er selbst aber die Erlösung erreichen könne gab er brüsk zurück: ~Dann gehe ich lieber dahin wo meine ehrwürdigen Vorfahren sind als mit geringen Menschen zusammen im christlichen Himmel zu wohnen.
Zum Mönchstum und ihre Bindung an den Papst im Westen sind allen voran die Benediktiner interessant. Hier vom SWR, Schulfernsehen ein paar Schlagworte:
http://www.kath.ch/orden/geschichtederorden.htm
Zu iroschottischen Traditionen findest du hier etwas:
Link gelöscht
Ein echter Hinweis ist der Begleitkatalog zur Ausstellung von 1997 "Die Alamannen". Lesenswert die Beiträge von Dieter Quast "Opferplätze und Heidnische Götter", sowie "Missionierung, Krisen und Reformen" von Sönke Lorenz.
Ashigaru schrieb:
Wo und wie sind arianische Gemeinden in Austrien belegt? Aufgrund der archäologischen Fundlage gehe ich eher mal davon aus, dass zumindest in Hessen eine heidnische Bevölkerung war, darauf deutet das Fundgut und die Ausgestaltung von Gräbern sowie das völlige Fehlen von Kirchenbauten vor dem 8. Jhdt. hin. Was die iro-schottische Mission betrifft: Schwind geht für Hessen von einer späten iro-schottischen Mission aus, weil es für das 7. Jahrhundert in der Region an Indizien fehlt.
Arianische Fundplätze werden sich kaum von katholischen Fundplätzen unterscheiden. Baptisterien wurden von beiden Glaubensrichtungen gebaut. Viele Arianer hat es wohl sowieso nicht gegeben. Die werden sich gehütet haben sich offen als Arianer zu outen. 'Ein Heide kann gerettet werden, ein Ketzer aber muss brennen!' - Ähnlich haben Rechtgläubige oft gedacht. Kirchenbauten erfordern eine Organisation und einen Geldgeber. Das kann nur der Adel sein. Schwind hat sicher recht das die Hessen überwiegend Heidnisch waren. Wandermönche hinterlassen selten große, gut organisierte Gemeinden. Außer Steinkreuzen hinterlassen sie selten etwas sichtbares. Die ernsthaften Versuche wie jener des Frankenapostels (der Landschaft Franken) Kilian fanden ja auch nur im Süden statt. Ohne ständige Klöster ist ihre Wirkung doch nicht sonderlich tief gehend. Im Vergleich damit zeigt sich ja der Erfolg der Klöster.
Erst indem die Klöster erscheinen gibt es eine anhaltende Missionierung, die den Adel zwar bevorzugt, die 'Gemeinen' aber nicht ausschließt. Erst indem Klöster zu Grundherren werden missionieren sie nicht nur, sondern organisieren die Kirchengemeinden und arbeiten gegen das Heidentum. Dazu müssen sie ausser Grundherrschaft auch eine gewisse Attraktivität haben. Sie kennen bereits die 3-Felder-Wirtschaft. Sie bringen moderne Anbaumethoden, vielleicht gar neue Nutzpflanzen mit sich. In ihren Bibliotheken stapelt sich das überlieferte Wissen. Kräutergärten kommen auch den Umwohnern zugute. Seele und Körper bilden eine Einheit, die beide behandelt werden wollen. Die großartigen Bauten und Kirchen beeindrucken die Umwohner. Das mithilfe von Frondienst gebaut und gewirtschaftet wird wird Beispielgebend für den örtlichen Adel. Im Gegensatz zum Adel wirtschaften die ersten Mönchsgenerationen aber selbst! Die Klöster als Reichsklöster, wohin die Abgaben ihres reich gegliederten Streubesitzes fließen geben auch Impulse für Stadtgründungen. In Hessen sind das Hersfeld und Fulda. Ein Roman in dem von diesen Wechselwirkungen auch die Rede ist, ist Ken Follets "Die Säulen der Erde".
Rezension:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,2189843,00.html
Ashigaru schrieb:
Das ist eine mögliche Erklärung, der ich mich anschließen würde. Allerdings fehlt mir völlig die Idee, mit Hilfe welcher Indizien/Arbeiten ich das belegen kann. Vielleicht noch Ideen?
Die Wirkung der Klöster kann bei den mittelalterlichen Chronisten nachgelesen werden. Sie betonen die Heiligenverehrung und die entsprechenden Wunder. Jeder Gründungsbericht zu einem Kloster strotzt nur so von Berichten über erfolgreichen Ausbau des Klosters und die Missionserfolge. Hier kannst du beliebig zugreifen. Heiligenlegenden zum Gründer sind auch Quellen dazu, etwa über Bonifatius und Sturmi. Zum Thema passt vermutlich das Buch "Die Benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster Hessens" von Schwertfeger. Später auch in Sachsen das berühmte Kloster Corvey. Die Sachsengeschichte des Widukind von Corvey handelt natürlich auch von deren Missionierung.
Von tiefgreifender Wirkung für das Reich wie das Christentum sind die Klosterbibliotheken und Adelsklöster. Sturmi, der Gründer des Klosters Fulda etwa starb an den Folgen einer Erkrankung die er sich bei einem Feldzug gegen die Sachsen an der Seite Karls des Großen zuzog. Das war im Jahre 779, wo er vermutlich bereits 74 Jahre alt war! Freiwillig hat er das sicher nicht gemacht.